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Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.

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VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen.
zeigen grade die Thomsschen Ergebnisse, welche ohnehin oft genug
statt klarer Nichtigkeitsbeweise bloße "Vielleicht" oder Möglichkeiten
oder subjective Verdächtigungen zum Ausdruck gelangen lassen.
Wir empfehlen statt solcher unverbesserlichen Skepsis a tout prix
unser umsichtigeres Verfahren, wonach Bereitschaft zur Anerkennung
seltenerer und wenig beobachteter, aber immerhin doch möglicher
Vorgänge mit scharfer Kritik zusammenzuwirken hat. Das Resultat
einer solchen Verfahrungsweise wird im Allgemeinen schwerlich anders
lauten können als unsre obige Behauptung, wonach ein ungefähr
120jähriges Lebensalter immer noch in manchen Fällen, ein nahezu
150jähriges zwar höchst selten, aber doch auch immer noch gelegent-
lich von der heutigen Menschheit erreicht wird. Oder biblisch ge-
sprochen: zum Alter eines Mose und Aaron dringen immer noch
einzelne Personen empor; als Ausnahme seltenster Art mag dann
und wann auch wohl noch ein Alter ähnlich demjenigen Jakobs
beobachtet werden.

Der Contrast ist grell genug Vom Durchschnittsalter der
Noachiden trennen unser höchstes Alter schon Jahrhunderte; von
dem der Sethiten mehr als ein halbes Jahrtausend. Man hat
allerdings zu wenig behauptet, wenn man auf eine Million Menschen
des heutigen Europa nur einen einzigen Hundertjährigen kommen
lassen wollte;1) vielmehr dürfen sehr wahrscheinlich auf eine Million
noch mindestens zehn Centenarier gerechnet werden, denn eine auf
Volkszählungsergebnisse gestützte statistische Berechnung von Waldstein
ergab jüngst allein für Oesterreich-Ungarn die Ziffer von 100
Frauen und 86 Männern im hundertsten Lebensjahre, ferner 41
Frauen und 37 Männer von hundertundeinjährigem, sowie 83
Frauen und 60 Männer von noch höherem Alter.2) Jmmerhin

1) So C. E. Fürer, Die Lebensalter des Menschen in den verschiednen
Geschichtsperioden der Erde und der Menschheit, -- Beweis d. Glaubens 1868,
S. 184.
2) Max Waldstein, Die höchsten Altersklassen der menschlichen Bevölkerung.
Wien 1879 (vgl. "Ausland" 1879, Nr. 28).
Zöckler, Urstand. 17

VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen.
zeigen grade die Thomsſchen Ergebniſſe, welche ohnehin oft genug
ſtatt klarer Nichtigkeitsbeweiſe bloße „Vielleicht‟ oder Möglichkeiten
oder ſubjective Verdächtigungen zum Ausdruck gelangen laſſen.
Wir empfehlen ſtatt ſolcher unverbeſſerlichen Skepſis à tout prix
unſer umſichtigeres Verfahren, wonach Bereitſchaft zur Anerkennung
ſeltenerer und wenig beobachteter, aber immerhin doch möglicher
Vorgänge mit ſcharfer Kritik zuſammenzuwirken hat. Das Reſultat
einer ſolchen Verfahrungsweiſe wird im Allgemeinen ſchwerlich anders
lauten können als unſre obige Behauptung, wonach ein ungefähr
120jähriges Lebensalter immer noch in manchen Fällen, ein nahezu
150jähriges zwar höchſt ſelten, aber doch auch immer noch gelegent-
lich von der heutigen Menſchheit erreicht wird. Oder bibliſch ge-
ſprochen: zum Alter eines Moſe und Aaron dringen immer noch
einzelne Perſonen empor; als Ausnahme ſeltenſter Art mag dann
und wann auch wohl noch ein Alter ähnlich demjenigen Jakobs
beobachtet werden.

Der Contraſt iſt grell genug Vom Durchſchnittsalter der
Noachiden trennen unſer höchſtes Alter ſchon Jahrhunderte; von
dem der Sethiten mehr als ein halbes Jahrtauſend. Man hat
allerdings zu wenig behauptet, wenn man auf eine Million Menſchen
des heutigen Europa nur einen einzigen Hundertjährigen kommen
laſſen wollte;1) vielmehr dürfen ſehr wahrſcheinlich auf eine Million
noch mindeſtens zehn Centenarier gerechnet werden, denn eine auf
Volkszählungsergebniſſe geſtützte ſtatiſtiſche Berechnung von Waldſtein
ergab jüngſt allein für Oeſterreich-Ungarn die Ziffer von 100
Frauen und 86 Männern im hundertſten Lebensjahre, ferner 41
Frauen und 37 Männer von hundertundeinjährigem, ſowie 83
Frauen und 60 Männer von noch höherem Alter.2) Jmmerhin

1) So C. E. Fürer, Die Lebensalter des Menſchen in den verſchiednen
Geſchichtsperioden der Erde und der Menſchheit, — Beweis d. Glaubens 1868,
S. 184.
2) Max Waldſtein, Die höchſten Altersklaſſen der menſchlichen Bevölkerung.
Wien 1879 (vgl. „Ausland‟ 1879, Nr. 28).
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[257/0267] VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen. zeigen grade die Thomsſchen Ergebniſſe, welche ohnehin oft genug ſtatt klarer Nichtigkeitsbeweiſe bloße „Vielleicht‟ oder Möglichkeiten oder ſubjective Verdächtigungen zum Ausdruck gelangen laſſen. Wir empfehlen ſtatt ſolcher unverbeſſerlichen Skepſis à tout prix unſer umſichtigeres Verfahren, wonach Bereitſchaft zur Anerkennung ſeltenerer und wenig beobachteter, aber immerhin doch möglicher Vorgänge mit ſcharfer Kritik zuſammenzuwirken hat. Das Reſultat einer ſolchen Verfahrungsweiſe wird im Allgemeinen ſchwerlich anders lauten können als unſre obige Behauptung, wonach ein ungefähr 120jähriges Lebensalter immer noch in manchen Fällen, ein nahezu 150jähriges zwar höchſt ſelten, aber doch auch immer noch gelegent- lich von der heutigen Menſchheit erreicht wird. Oder bibliſch ge- ſprochen: zum Alter eines Moſe und Aaron dringen immer noch einzelne Perſonen empor; als Ausnahme ſeltenſter Art mag dann und wann auch wohl noch ein Alter ähnlich demjenigen Jakobs beobachtet werden. Der Contraſt iſt grell genug Vom Durchſchnittsalter der Noachiden trennen unſer höchſtes Alter ſchon Jahrhunderte; von dem der Sethiten mehr als ein halbes Jahrtauſend. Man hat allerdings zu wenig behauptet, wenn man auf eine Million Menſchen des heutigen Europa nur einen einzigen Hundertjährigen kommen laſſen wollte; 1) vielmehr dürfen ſehr wahrſcheinlich auf eine Million noch mindeſtens zehn Centenarier gerechnet werden, denn eine auf Volkszählungsergebniſſe geſtützte ſtatiſtiſche Berechnung von Waldſtein ergab jüngſt allein für Oeſterreich-Ungarn die Ziffer von 100 Frauen und 86 Männern im hundertſten Lebensjahre, ferner 41 Frauen und 37 Männer von hundertundeinjährigem, ſowie 83 Frauen und 60 Männer von noch höherem Alter. 2) Jmmerhin 1) So C. E. Fürer, Die Lebensalter des Menſchen in den verſchiednen Geſchichtsperioden der Erde und der Menſchheit, — Beweis d. Glaubens 1868, S. 184. 2) Max Waldſtein, Die höchſten Altersklaſſen der menſchlichen Bevölkerung. Wien 1879 (vgl. „Ausland‟ 1879, Nr. 28). Zöckler, Urſtand. 17

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Zitationshilfe: Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zoeckler_lehre_1879/267>, abgerufen am 22.11.2024.