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Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.

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IX. Das Alter des Menschengeschlechts.
aber in Wirklichkeit wie die darin gefundnen römischen Münzen aus
der Zeit Kaiser Antonins des Frommen nebst andren Jndicien
zeigten, frühesten aus dem 3. oder 4. Jahrhundert unsrer christlichen
Zeitrechnung her. Als nur wenig älter erwiesen sich zwei andre,
in einem Torfmoore bei Flensburg aufgefundene Boote, bei denen
gleichfalls die in ihnen vorfindlichen römischen Kaisermünzen den durch
die Dicke der Torfschicht erzeugten Schein zu zerstören dienten.1)

Jn die hier betrachteten Untersuchungsgebiete, insbesondere die
Pfahlbauten- und die Gräberforschung eng hineinverflochten ist die
berühmte Hypothese der drei Culturperioden: des Stein-,
Bronze- und Eisenzeitalters, deren bereits früher gelegentlich gedacht
werden mußte. Auch dieses Fündlein moderner paläontologischer
Weisheit -- ausgedacht zuerst um die Mitte der 40er Jahre durch
den Etatsrath Thomsen (+ 1865), den Begründer des in seiner
Art vortrefflichen Museums nordischer Alterthümer zu Kopenhagen,
und weiterhin durch ihn, Worsaae, Nilsson, Hildebrand, Müller
und andre verdiente Alterthumsforscher der skandinavischen Länder
in weiteren Kreisen zu Ehren gebracht2) -- ist vielfach als Rüst-
kammer zur Schmiedung von Waffen gegen die biblische Zeitrechnung
benutzt oder doch mitbenutzt worden, hat jedoch seine Rolle nach
dieser Seite hin bereits völlig ausgespielt. Das Dreiperioden-
System, soweit es zunächst als maaßgebend für Mittel- und Nord-
europas Culturentwicklung durch jene Forscher aufgestellt worden, ist
während des letzten Jahrzehnts den wuchtigen Streichen einer Reihe
deutscher Kritiker wie Hostmann, Ecker, Lindenschmitt, Graf Wurm-
brand etc., gänzlich erlegen. Trotz des verzweifelten Widerstands
seiner dänischen Urheber beginnt es neuestens bei unbefangneren
Autoritäten auch des Auslands wie dem französischen Archäologen
Alexandre Bertrand, dem englischen Metallurgen Percy, bei St.
John Day etc. seinen Credit zu verlieren. Man ist an maßgebender

1) M. "Urgeschichte der Erde" etc., S. 143 (nebst Note 12).
2) Vgl. das bekannte, als Führer durch jenes Museum dienende Schriftchen:
"Das Museum für nordische Alterthümer in Kopenhagen" (1876), S. 11 ff.

IX. Das Alter des Menſchengeſchlechts.
aber in Wirklichkeit wie die darin gefundnen römiſchen Münzen aus
der Zeit Kaiſer Antonins des Frommen nebſt andren Jndicien
zeigten, früheſten aus dem 3. oder 4. Jahrhundert unſrer chriſtlichen
Zeitrechnung her. Als nur wenig älter erwieſen ſich zwei andre,
in einem Torfmoore bei Flensburg aufgefundene Boote, bei denen
gleichfalls die in ihnen vorfindlichen römiſchen Kaiſermünzen den durch
die Dicke der Torfſchicht erzeugten Schein zu zerſtören dienten.1)

Jn die hier betrachteten Unterſuchungsgebiete, insbeſondere die
Pfahlbauten- und die Gräberforſchung eng hineinverflochten iſt die
berühmte Hypotheſe der drei Culturperioden: des Stein-,
Bronze- und Eiſenzeitalters, deren bereits früher gelegentlich gedacht
werden mußte. Auch dieſes Fündlein moderner paläontologiſcher
Weisheit — ausgedacht zuerſt um die Mitte der 40er Jahre durch
den Etatsrath Thomſen († 1865), den Begründer des in ſeiner
Art vortrefflichen Muſeums nordiſcher Alterthümer zu Kopenhagen,
und weiterhin durch ihn, Worſaae, Nilsſon, Hildebrand, Müller
und andre verdiente Alterthumsforſcher der ſkandinaviſchen Länder
in weiteren Kreiſen zu Ehren gebracht2) — iſt vielfach als Rüſt-
kammer zur Schmiedung von Waffen gegen die bibliſche Zeitrechnung
benutzt oder doch mitbenutzt worden, hat jedoch ſeine Rolle nach
dieſer Seite hin bereits völlig ausgeſpielt. Das Dreiperioden-
Syſtem, ſoweit es zunächſt als maaßgebend für Mittel- und Nord-
europas Culturentwicklung durch jene Forſcher aufgeſtellt worden, iſt
während des letzten Jahrzehnts den wuchtigen Streichen einer Reihe
deutſcher Kritiker wie Hoſtmann, Ecker, Lindenſchmitt, Graf Wurm-
brand ꝛc., gänzlich erlegen. Trotz des verzweifelten Widerſtands
ſeiner däniſchen Urheber beginnt es neueſtens bei unbefangneren
Autoritäten auch des Auslands wie dem franzöſiſchen Archäologen
Alexandre Bertrand, dem engliſchen Metallurgen Percy, bei St.
John Day ꝛc. ſeinen Credit zu verlieren. Man iſt an maßgebender

1) M. „Urgeſchichte der Erde‟ ꝛc., S. 143 (nebſt Note 12).
2) Vgl. das bekannte, als Führer durch jenes Muſeum dienende Schriftchen:
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[313/0323] IX. Das Alter des Menſchengeſchlechts. aber in Wirklichkeit wie die darin gefundnen römiſchen Münzen aus der Zeit Kaiſer Antonins des Frommen nebſt andren Jndicien zeigten, früheſten aus dem 3. oder 4. Jahrhundert unſrer chriſtlichen Zeitrechnung her. Als nur wenig älter erwieſen ſich zwei andre, in einem Torfmoore bei Flensburg aufgefundene Boote, bei denen gleichfalls die in ihnen vorfindlichen römiſchen Kaiſermünzen den durch die Dicke der Torfſchicht erzeugten Schein zu zerſtören dienten. 1) Jn die hier betrachteten Unterſuchungsgebiete, insbeſondere die Pfahlbauten- und die Gräberforſchung eng hineinverflochten iſt die berühmte Hypotheſe der drei Culturperioden: des Stein-, Bronze- und Eiſenzeitalters, deren bereits früher gelegentlich gedacht werden mußte. Auch dieſes Fündlein moderner paläontologiſcher Weisheit — ausgedacht zuerſt um die Mitte der 40er Jahre durch den Etatsrath Thomſen († 1865), den Begründer des in ſeiner Art vortrefflichen Muſeums nordiſcher Alterthümer zu Kopenhagen, und weiterhin durch ihn, Worſaae, Nilsſon, Hildebrand, Müller und andre verdiente Alterthumsforſcher der ſkandinaviſchen Länder in weiteren Kreiſen zu Ehren gebracht 2) — iſt vielfach als Rüſt- kammer zur Schmiedung von Waffen gegen die bibliſche Zeitrechnung benutzt oder doch mitbenutzt worden, hat jedoch ſeine Rolle nach dieſer Seite hin bereits völlig ausgeſpielt. Das Dreiperioden- Syſtem, ſoweit es zunächſt als maaßgebend für Mittel- und Nord- europas Culturentwicklung durch jene Forſcher aufgeſtellt worden, iſt während des letzten Jahrzehnts den wuchtigen Streichen einer Reihe deutſcher Kritiker wie Hoſtmann, Ecker, Lindenſchmitt, Graf Wurm- brand ꝛc., gänzlich erlegen. Trotz des verzweifelten Widerſtands ſeiner däniſchen Urheber beginnt es neueſtens bei unbefangneren Autoritäten auch des Auslands wie dem franzöſiſchen Archäologen Alexandre Bertrand, dem engliſchen Metallurgen Percy, bei St. John Day ꝛc. ſeinen Credit zu verlieren. Man iſt an maßgebender 1) M. „Urgeſchichte der Erde‟ ꝛc., S. 143 (nebſt Note 12). 2) Vgl. das bekannte, als Führer durch jenes Muſeum dienende Schriftchen: „Das Muſeum für nordiſche Alterthümer in Kopenhagen‟ (1876), S. 11 ff.

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Zitationshilfe: Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zoeckler_lehre_1879/323>, abgerufen am 21.11.2024.