Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.IX. Das Alter des Menschengeschlechts. Geologe Dawson, bekannt durch seine Forschungen über das s. g.Eozoon, vindicirt zwar diesem angeblichen Erstling der Organismen- welt -- der übrigens unter der Hand der neuesten Forscher aus einem Urthier, Eozoon, vielmehr eine Urpflanze, Eophyllon, wer- den zu sollen scheint -- also überhaupt dem organischen Leben auf unsrem Planeten, ein nach Millionen von Jahren zählendes Alter, erklärt aber mit Bezug auf die Versuche, das Alter der frühesteu Spuren des Menschengeschlechts aus Erosionserscheinungen u. dgl. muthmaaßlich zu bestimmen: "Das Alles (die Aushöhlung von Flußthälern, Ablagerung von Sand und Erde in Höhlen, Tropf- steinbildung etc.) ist so veränderlich und ungewiß, daß, obschon man sagen mag, es bleibe ein Eindruck von hohem Alter über die Zeit unsrer Geschichtskenntniß hinaus im Geiste unsrer Geologen zurück, doch kein absolutes Alter als wahrscheinlich bewiesen worden ist; und während Einige auf Grund des angeblich Klargestellten das Alter des Menschen auf eine halbe Million von Jahren ausdehnen möchten, scheinen dennoch die ältesten Ueberreste unsre herkömmlichen 6000 Jahre nicht zu überschreiten". Mit specieller Rücksicht auf Amerika sagt eben dieser Gelehrte, in bestimmtem Gegensatze zu den extravagant hohen Altersbestimmungen gewisser nordamerikanischen Geologen und Schädelforscher: "Die wirkliche amerikanische Race, obgleich in Form und Gesichtsbildung den paläokosmischen Menschen (Europa's) nahe verwandt, kann keinen Anspruch auf hohes Alter- thum machen; selbst ihre ältesten Glieder, die Dammerbauer (mound- builders) des Ohio und Mississippi, ruhen im modernen Alluvium der Flüsse und können kein geologisches Alter in Anspruch nehmen."1) Selbst eine Reihe von Forschern, denen sich irgend Etwas wie 1) Osc. Fraas, Beiträge zur Culturgeschichte, aus schwäbischen Höhlen
entnommen (Archiv f. Anthrop. V, 172 ff.). -- Quenstedt, Klar und Wahr, S. 161 f. -- Pfaff, Die neuesten Forschungen u. Theorien auf dem Gebiet der Schöpfungsgeschichte, S. 76, sowie: Allgemeine Geologie (Leipz. 1873), S. 285 f. -- Dawson, Natur und Bibel (Gütersloh 1877), S. 104 ff. IX. Das Alter des Menſchengeſchlechts. Geologe Dawſon, bekannt durch ſeine Forſchungen über das ſ. g.Eozoon, vindicirt zwar dieſem angeblichen Erſtling der Organismen- welt — der übrigens unter der Hand der neueſten Forſcher aus einem Urthier, Eozoon, vielmehr eine Urpflanze, Eophyllon, wer- den zu ſollen ſcheint — alſo überhaupt dem organiſchen Leben auf unſrem Planeten, ein nach Millionen von Jahren zählendes Alter, erklärt aber mit Bezug auf die Verſuche, das Alter der früheſteu Spuren des Menſchengeſchlechts aus Eroſionserſcheinungen u. dgl. muthmaaßlich zu beſtimmen: „Das Alles (die Aushöhlung von Flußthälern, Ablagerung von Sand und Erde in Höhlen, Tropf- ſteinbildung ꝛc.) iſt ſo veränderlich und ungewiß, daß, obſchon man ſagen mag, es bleibe ein Eindruck von hohem Alter über die Zeit unſrer Geſchichtskenntniß hinaus im Geiſte unſrer Geologen zurück, doch kein abſolutes Alter als wahrſcheinlich bewieſen worden iſt; und während Einige auf Grund des angeblich Klargeſtellten das Alter des Menſchen auf eine halbe Million von Jahren ausdehnen möchten, ſcheinen dennoch die älteſten Ueberreſte unſre herkömmlichen 6000 Jahre nicht zu überſchreiten‟. Mit ſpecieller Rückſicht auf Amerika ſagt eben dieſer Gelehrte, in beſtimmtem Gegenſatze zu den extravagant hohen Altersbeſtimmungen gewiſſer nordamerikaniſchen Geologen und Schädelforſcher: „Die wirkliche amerikaniſche Race, obgleich in Form und Geſichtsbildung den paläokosmiſchen Menſchen (Europa’s) nahe verwandt, kann keinen Anſpruch auf hohes Alter- thum machen; ſelbſt ihre älteſten Glieder, die Dammerbauer (mound- builders) des Ohio und Miſſiſſippi, ruhen im modernen Alluvium der Flüſſe und können kein geologiſches Alter in Anſpruch nehmen.‟1) Selbſt eine Reihe von Forſchern, denen ſich irgend Etwas wie 1) Osc. Fraas, Beiträge zur Culturgeſchichte, aus ſchwäbiſchen Höhlen
entnommen (Archiv f. Anthrop. V, 172 ff.). — Quenſtedt, Klar und Wahr, S. 161 f. — Pfaff, Die neueſten Forſchungen u. Theorien auf dem Gebiet der Schöpfungsgeſchichte, S. 76, ſowie: Allgemeine Geologie (Leipz. 1873), S. 285 f. — Dawſon, Natur und Bibel (Gütersloh 1877), S. 104 ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0327" n="317"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">IX.</hi> Das Alter des Menſchengeſchlechts.</fw><lb/> Geologe <hi rendition="#g">Dawſon,</hi> bekannt durch ſeine Forſchungen über das ſ. g.<lb/> Eozoon, vindicirt zwar dieſem angeblichen Erſtling der Organismen-<lb/> welt — der übrigens unter der Hand der neueſten Forſcher aus<lb/> einem <hi rendition="#g">Urthier,</hi> Eozoon, vielmehr eine <hi rendition="#g">Urpflanze,</hi> Eophyllon, wer-<lb/> den zu ſollen ſcheint — alſo überhaupt dem organiſchen Leben auf<lb/> unſrem Planeten, ein nach Millionen von Jahren zählendes Alter,<lb/> erklärt aber mit Bezug auf die Verſuche, das Alter der früheſteu<lb/> Spuren des Menſchengeſchlechts aus Eroſionserſcheinungen u. dgl.<lb/> muthmaaßlich zu beſtimmen: „Das Alles (die Aushöhlung von<lb/> Flußthälern, Ablagerung von Sand und Erde in Höhlen, Tropf-<lb/> ſteinbildung ꝛc.) iſt ſo veränderlich und ungewiß, daß, obſchon man<lb/> ſagen mag, es bleibe ein Eindruck von hohem Alter über die Zeit<lb/> unſrer Geſchichtskenntniß hinaus im Geiſte unſrer Geologen zurück,<lb/> doch kein abſolutes Alter als wahrſcheinlich bewieſen worden iſt;<lb/> und während Einige auf Grund des angeblich Klargeſtellten das<lb/> Alter des Menſchen auf eine halbe Million von Jahren ausdehnen<lb/> möchten, ſcheinen dennoch die älteſten Ueberreſte unſre herkömmlichen<lb/> 6000 Jahre nicht zu überſchreiten‟. Mit ſpecieller Rückſicht auf<lb/> Amerika ſagt eben dieſer Gelehrte, in beſtimmtem Gegenſatze zu den<lb/> extravagant hohen Altersbeſtimmungen gewiſſer nordamerikaniſchen<lb/> Geologen und Schädelforſcher: „Die wirkliche amerikaniſche Race,<lb/> obgleich in Form und Geſichtsbildung den paläokosmiſchen Menſchen<lb/> (Europa’s) nahe verwandt, kann keinen Anſpruch auf hohes Alter-<lb/> thum machen; ſelbſt ihre älteſten Glieder, die Dammerbauer (<hi rendition="#aq">mound-<lb/> builders</hi>) des Ohio und Miſſiſſippi, ruhen im modernen Alluvium<lb/> der Flüſſe und können kein geologiſches Alter in Anſpruch nehmen.‟<note place="foot" n="1)">Osc. <hi rendition="#g">Fraas,</hi> Beiträge zur Culturgeſchichte, aus ſchwäbiſchen Höhlen<lb/> entnommen (Archiv f. Anthrop. <hi rendition="#aq">V,</hi> 172 ff.). — <hi rendition="#g">Quenſtedt,</hi> Klar und Wahr,<lb/> S. 161 f. — <hi rendition="#g">Pfaff,</hi> Die neueſten Forſchungen u. Theorien auf dem Gebiet<lb/> der Schöpfungsgeſchichte, S. 76, ſowie: Allgemeine Geologie (Leipz. 1873), S.<lb/> 285 f. — <hi rendition="#g">Dawſon,</hi> Natur und Bibel (Gütersloh 1877), S. 104 ff.</note></p><lb/> <p>Selbſt eine Reihe von Forſchern, denen ſich irgend Etwas wie<lb/> religiös motivirter Conſervatismus oder bibelgläubige Befangenheit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [317/0327]
IX. Das Alter des Menſchengeſchlechts.
Geologe Dawſon, bekannt durch ſeine Forſchungen über das ſ. g.
Eozoon, vindicirt zwar dieſem angeblichen Erſtling der Organismen-
welt — der übrigens unter der Hand der neueſten Forſcher aus
einem Urthier, Eozoon, vielmehr eine Urpflanze, Eophyllon, wer-
den zu ſollen ſcheint — alſo überhaupt dem organiſchen Leben auf
unſrem Planeten, ein nach Millionen von Jahren zählendes Alter,
erklärt aber mit Bezug auf die Verſuche, das Alter der früheſteu
Spuren des Menſchengeſchlechts aus Eroſionserſcheinungen u. dgl.
muthmaaßlich zu beſtimmen: „Das Alles (die Aushöhlung von
Flußthälern, Ablagerung von Sand und Erde in Höhlen, Tropf-
ſteinbildung ꝛc.) iſt ſo veränderlich und ungewiß, daß, obſchon man
ſagen mag, es bleibe ein Eindruck von hohem Alter über die Zeit
unſrer Geſchichtskenntniß hinaus im Geiſte unſrer Geologen zurück,
doch kein abſolutes Alter als wahrſcheinlich bewieſen worden iſt;
und während Einige auf Grund des angeblich Klargeſtellten das
Alter des Menſchen auf eine halbe Million von Jahren ausdehnen
möchten, ſcheinen dennoch die älteſten Ueberreſte unſre herkömmlichen
6000 Jahre nicht zu überſchreiten‟. Mit ſpecieller Rückſicht auf
Amerika ſagt eben dieſer Gelehrte, in beſtimmtem Gegenſatze zu den
extravagant hohen Altersbeſtimmungen gewiſſer nordamerikaniſchen
Geologen und Schädelforſcher: „Die wirkliche amerikaniſche Race,
obgleich in Form und Geſichtsbildung den paläokosmiſchen Menſchen
(Europa’s) nahe verwandt, kann keinen Anſpruch auf hohes Alter-
thum machen; ſelbſt ihre älteſten Glieder, die Dammerbauer (mound-
builders) des Ohio und Miſſiſſippi, ruhen im modernen Alluvium
der Flüſſe und können kein geologiſches Alter in Anſpruch nehmen.‟ 1)
Selbſt eine Reihe von Forſchern, denen ſich irgend Etwas wie
religiös motivirter Conſervatismus oder bibelgläubige Befangenheit
1) Osc. Fraas, Beiträge zur Culturgeſchichte, aus ſchwäbiſchen Höhlen
entnommen (Archiv f. Anthrop. V, 172 ff.). — Quenſtedt, Klar und Wahr,
S. 161 f. — Pfaff, Die neueſten Forſchungen u. Theorien auf dem Gebiet
der Schöpfungsgeſchichte, S. 76, ſowie: Allgemeine Geologie (Leipz. 1873), S.
285 f. — Dawſon, Natur und Bibel (Gütersloh 1877), S. 104 ff.
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