Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Sicherste Regel zur Gott gefälligen.
und das Leben. Ihn hast du uns zum Mu-
ster der Nachahmung vorgesetzt. Auf Ihn
sollen wir sehen, nach ihm uns bilden, seiner
Stimme gehorchen und in seine Fußstapfen
treten. Wer ihm willig und standhaft nach-
folget, der kann nicht irre gehen, und des Ziels
der Vollkommenheit eben so wenig verfehlen,
als Er desselben verfehlet hat. O möchte ich
solches auch heute thun, um ihm, meinem
Vorbilde, täglich ähnlicher und gleichförmiger
werden! Möchte ich ihm im Geiste stets nach-
gehen, und es mir lebhaft vorstellen, wie er
jeden Tag seines Lebens auf Erden an-
gefangen, fortgesetzet und vollendet hat!

Sein erster und sein letzter Gedanke, die
Seele aller seiner Gedanken und Empfindun-
gen, warst du, o Gott, sein Vater und unser
Vater. Deinen Willen zu thun, ihn unverzüg-
lich und freudig zu thun, deine großen Ab-
sichten zu befördern, und das ihm aufgetragene
Werk zu vollbringen: das war seine Speise,
seine Freude, das Grundgesetz seines ganzen
Verhaltens. Den Menschen, seinen Brü-
dern, zu helfen und wohlzuthun: das war sein
liebstes, sein unaufhörliches Geschäffte. Theil-
nehmung, Mitleiden, Wohlwollen, Liebe be-

gleiteten

Sicherſte Regel zur Gott gefälligen.
und das Leben. Ihn haſt du uns zum Mu-
ſter der Nachahmung vorgeſetzt. Auf Ihn
ſollen wir ſehen, nach ihm uns bilden, ſeiner
Stimme gehorchen und in ſeine Fußſtapfen
treten. Wer ihm willig und ſtandhaft nach-
folget, der kann nicht irre gehen, und des Ziels
der Vollkommenheit eben ſo wenig verfehlen,
als Er deſſelben verfehlet hat. O möchte ich
ſolches auch heute thun, um ihm, meinem
Vorbilde, täglich ähnlicher und gleichförmiger
werden! Möchte ich ihm im Geiſte ſtets nach-
gehen, und es mir lebhaft vorſtellen, wie er
jeden Tag ſeines Lebens auf Erden an-
gefangen, fortgeſetzet und vollendet hat!

Sein erſter und ſein letzter Gedanke, die
Seele aller ſeiner Gedanken und Empfindun-
gen, warſt du, o Gott, ſein Vater und unſer
Vater. Deinen Willen zu thun, ihn unverzüg-
lich und freudig zu thun, deine großen Ab-
ſichten zu befördern, und das ihm aufgetragene
Werk zu vollbringen: das war ſeine Speiſe,
ſeine Freude, das Grundgeſetz ſeines ganzen
Verhaltens. Den Menſchen, ſeinen Brü-
dern, zu helfen und wohlzuthun: das war ſein
liebſtes, ſein unaufhörliches Geſchäffte. Theil-
nehmung, Mitleiden, Wohlwollen, Liebe be-

gleiteten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0228" n="206"/><fw place="top" type="header">Sicher&#x017F;te Regel zur Gott gefälligen.</fw><lb/>
und das Leben. Ihn ha&#x017F;t du uns zum Mu-<lb/>
&#x017F;ter der Nachahmung vorge&#x017F;etzt. Auf Ihn<lb/>
&#x017F;ollen wir &#x017F;ehen, nach ihm uns bilden, &#x017F;einer<lb/>
Stimme gehorchen und in &#x017F;eine Fuß&#x017F;tapfen<lb/>
treten. Wer ihm willig und &#x017F;tandhaft nach-<lb/>
folget, der kann nicht irre gehen, und des Ziels<lb/>
der Vollkommenheit eben &#x017F;o wenig verfehlen,<lb/>
als Er de&#x017F;&#x017F;elben verfehlet hat. O möchte ich<lb/>
&#x017F;olches auch heute thun, um ihm, meinem<lb/>
Vorbilde, täglich ähnlicher und gleichförmiger<lb/>
werden! Möchte ich ihm im Gei&#x017F;te &#x017F;tets nach-<lb/>
gehen, und es mir lebhaft vor&#x017F;tellen, <hi rendition="#fr">wie er<lb/>
jeden Tag &#x017F;eines Lebens auf Erden an-<lb/>
gefangen, fortge&#x017F;etzet und vollendet hat!</hi></p><lb/>
              <p>Sein er&#x017F;ter und &#x017F;ein letzter Gedanke, die<lb/>
Seele aller &#x017F;einer Gedanken und Empfindun-<lb/>
gen, war&#x017F;t du, o Gott, &#x017F;ein Vater und un&#x017F;er<lb/>
Vater. Deinen Willen zu thun, ihn unverzüg-<lb/>
lich und freudig zu thun, deine großen Ab-<lb/>
&#x017F;ichten zu befördern, und das ihm aufgetragene<lb/>
Werk zu vollbringen: das war &#x017F;eine Spei&#x017F;e,<lb/>
&#x017F;eine Freude, das Grundge&#x017F;etz &#x017F;eines ganzen<lb/>
Verhaltens. Den Men&#x017F;chen, &#x017F;einen Brü-<lb/>
dern, zu helfen und wohlzuthun: das war &#x017F;ein<lb/>
lieb&#x017F;tes, &#x017F;ein unaufhörliches Ge&#x017F;chäffte. Theil-<lb/>
nehmung, Mitleiden, Wohlwollen, Liebe be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gleiteten</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0228] Sicherſte Regel zur Gott gefälligen. und das Leben. Ihn haſt du uns zum Mu- ſter der Nachahmung vorgeſetzt. Auf Ihn ſollen wir ſehen, nach ihm uns bilden, ſeiner Stimme gehorchen und in ſeine Fußſtapfen treten. Wer ihm willig und ſtandhaft nach- folget, der kann nicht irre gehen, und des Ziels der Vollkommenheit eben ſo wenig verfehlen, als Er deſſelben verfehlet hat. O möchte ich ſolches auch heute thun, um ihm, meinem Vorbilde, täglich ähnlicher und gleichförmiger werden! Möchte ich ihm im Geiſte ſtets nach- gehen, und es mir lebhaft vorſtellen, wie er jeden Tag ſeines Lebens auf Erden an- gefangen, fortgeſetzet und vollendet hat! Sein erſter und ſein letzter Gedanke, die Seele aller ſeiner Gedanken und Empfindun- gen, warſt du, o Gott, ſein Vater und unſer Vater. Deinen Willen zu thun, ihn unverzüg- lich und freudig zu thun, deine großen Ab- ſichten zu befördern, und das ihm aufgetragene Werk zu vollbringen: das war ſeine Speiſe, ſeine Freude, das Grundgeſetz ſeines ganzen Verhaltens. Den Menſchen, ſeinen Brü- dern, zu helfen und wohlzuthun: das war ſein liebſtes, ſein unaufhörliches Geſchäffte. Theil- nehmung, Mitleiden, Wohlwollen, Liebe be- gleiteten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/228
Zitationshilfe: Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/228>, abgerufen am 04.12.2024.