Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.auch unstreitig die allerälteste ist/ es mag nun dieses einigen so paradox vorkommen/ und sie ihrer Hebräischen Sprache so viel douceur und veneration erweisen und machen / als sie wollen/ indem jenes/ wann die wahre Beschaffenheit des Eyß-grauen Alterthums/ ohne Vorurtheil überleget wird/ der Wahrheit weit gemässer fällt / als wenn eine viel hundert Jahr nachher erst entstandene Sprache und Volck zum Uhrheber und Stam-Mutter der andern/ so gar wider alle Eigenschaft der Geschichte angegeben werden wil. Indessen ist doch gewiß/ daß weder die Sachsen / noch die Meißner aus Asien herzuhohlen/ sondern man muß vielmehr/ beyder Völcker Uhrsprung/ in Teutschland selber suchen. Denn/ weil die alten Völcker / in Beylegung eines Namens/ womit sie bedeutet werden wollen/ mit tiefsinnigen Nachsinnen/ oder weit hergehohlten Ursachen/ sich nicht lange die Köpfe zerbrachen; sondern entweder von ihrer Landes Gegend/ oder von Lebens Art / Kleidung und Gewehr/ den Namen annahmen: oder von andern bekamen/ so ist auch ausser Zweiffel/ daß die Sachsen entweder von einer gewissen Art Gewehres / dessen sie sich in ihren Kriegen bedienten/ oder von ihren Sitz den Namen erhalten/ gleichwie die Holt-Saten/ oder Holt-Sassen von ihrem holtzigten Lande/ das wir jetzund Holstein heissen/ also genennet worden. Beydes kan Grund haben/ und weil die Friesen und Dänen noch bis jetzo eine gewisse Art grosser Messer-Sachs nennen/ mit dem vielleicht / das im Hochteutschen jetzo gebräuchliche Wort Axt einstimmet/ sintemahl die Veränderung der dialecten und Versetzung der Buchstaben eine gar bekannte Sache ist; so können die Sachsen/ so wol von diesem/ als von jenem benahmset worden seyn. Doch es lieget endlich des Vaterlandes Wohlfahrt nicht daran/ wo der Uhrsprung des Nahmens herkomme/ genug/ daß er Teutscher Ankunft/ auch das Volck selbst aus Teutschland ist/ und ehemahls in Holsteinischen und der Elbe seinen Sitz hatte. Die Kriege/ die die Sachsen in Engelland/ und denn auch in Teutschland/ so wol wider die Thüringer/ als auch wider Carolum M. geführet / seynd aus denen Historien nur allzu bekannt/ daher mit deren Erzehlung sich lange aufzuhalten/ nicht nöthig ist. Die Römer lerneten sie erst im 2 Jahr-hundert nach Christi Gebuhrt kennen; Allein/ daraus folget kein Schluß / als ob sie vorher nicht in der Welt gewesen wären/ indem diese und die Griechen / um niemanden/ als nur üm sich selber bekümmerten/ und vor lauterm Stoltz meineten/ es lohne sich der Mühe nicht/ von denen Barbarn/ wie sie alle andere Völcker/ aus Hochmuth schalten/ viel Wesens zu machen/ daher ihre Erdbeschreiber es auch dabey bewenden liessen/ daß dieses oder jenes Land unterm Himmel läge; was aber vor Einwohner es habe/ war/ ihrer Einbildung nach / eben nicht nöhtig zu erkundigen. Da also nicht geleugnet werden kan/ daß die Sachsen/ eine der v. Pontan. orig. Franc. c. 2. v. Reinec. de orig. Misu. v. Neuwald de antiq. Westph. Colon. c. 14.
auch unstreitig die allerälteste ist/ es mag nun dieses einigen so paradox vorkommen/ und sie ihrer Hebräischen Sprache so viel douceur und veneration erweisen und machen / als sie wollen/ indem jenes/ wann die wahre Beschaffenheit des Eyß-grauen Alterthums/ ohne Vorurtheil überleget wird/ der Wahrheit weit gemässer fällt / als wenn eine viel hundert Jahr nachher erst entstandene Sprache und Volck zum Uhrheber und Stam-Mutter der andern/ so gar wider alle Eigenschaft der Geschichte angegeben werden wil. Indessen ist doch gewiß/ daß weder die Sachsen / noch die Meißner aus Asien herzuhohlen/ sondern man muß vielmehr/ beyder Völcker Uhrsprung/ in Teutschland selber suchen. Denn/ weil die alten Völcker / in Beylegung eines Namens/ womit sie bedeutet werden wollen/ mit tiefsinnigen Nachsinnen/ oder weit hergehohlten Ursachen/ sich nicht lange die Köpfe zerbrachen; sondern entweder von ihrer Landes Gegend/ oder von Lebens Art / Kleidung und Gewehr/ den Namen annahmen: oder von andern bekamen/ so ist auch ausser Zweiffel/ daß die Sachsen entweder von einer gewissen Art Gewehres / dessen sie sich in ihren Kriegen bedienten/ oder von ihren Sitz den Namen erhalten/ gleichwie die Holt-Saten/ oder Holt-Sassen von ihrem holtzigten Lande/ das wir jetzund Holstein heissen/ also genennet worden. Beydes kan Grund haben/ und weil die Friesen und Dänen noch bis jetzo eine gewisse Art grosser Messer-Sachs nennen/ mit dem vielleicht / das im Hochteutschen jetzo gebräuchliche Wort Axt einstimmet/ sintemahl die Veränderung der dialecten und Versetzung der Buchstaben eine gar bekannte Sache ist; so können die Sachsen/ so wol von diesem/ als von jenem benahmset worden seyn. Doch es lieget endlich des Vaterlandes Wohlfahrt nicht daran/ wo der Uhrsprung des Nahmens herkomme/ genug/ daß er Teutscher Ankunft/ auch das Volck selbst aus Teutschland ist/ und ehemahls in Holsteinischen und der Elbe seinen Sitz hatte. Die Kriege/ die die Sachsen in Engelland/ und denn auch in Teutschland/ so wol wider die Thüringer/ als auch wider Carolum M. geführet / seynd aus denen Historien nur allzu bekannt/ daher mit deren Erzehlung sich lange aufzuhalten/ nicht nöthig ist. Die Römer lerneten sie erst im 2 Jahr-hundert nach Christi Gebuhrt kennen; Allein/ daraus folget kein Schluß / als ob sie vorher nicht in der Welt gewesen wären/ indem diese und die Griechen / um niemanden/ als nur üm sich selber bekümmerten/ und vor lauterm Stoltz meineten/ es lohne sich der Mühe nicht/ von denen Barbarn/ wie sie alle andere Völcker/ aus Hochmuth schalten/ viel Wesens zu machen/ daher ihre Erdbeschreiber es auch dabey bewenden liessen/ daß dieses oder jenes Land unterm Himmel läge; was aber vor Einwohner es habe/ war/ ihrer Einbildung nach / eben nicht nöhtig zu erkundigen. Da also nicht geleugnet werden kan/ daß die Sachsen/ eine der v. Pontan. orig. Franc. c. 2. v. Reinec. de orig. Misu. v. Neuwald de antiq. Westph. Colon. c. 14.
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auch unstreitig die allerälteste ist/ es mag nun dieses einigen so paradox vorkommen/ und sie ihrer Hebräischen Sprache so viel douceur und veneration erweisen und machen / als sie wollen/ indem jenes/ wann die wahre Beschaffenheit des Eyß-grauen Alterthums/ ohne Vorurtheil überleget wird/ der Wahrheit weit gemässer fällt / als wenn eine viel hundert Jahr nachher erst entstandene Sprache und Volck zum Uhrheber und Stam-Mutter der andern/ so gar wider alle Eigenschaft der Geschichte angegeben werden wil. Indessen ist doch gewiß/ daß weder die Sachsen / noch die Meißner aus Asien herzuhohlen/ sondern man muß vielmehr/ beyder Völcker Uhrsprung/ in Teutschland selber suchen. Denn/ weil die alten Völcker / in Beylegung eines Namens/ womit sie bedeutet werden wollen/ mit tiefsinnigen Nachsinnen/ oder weit hergehohlten Ursachen/ sich nicht lange die Köpfe zerbrachen; sondern entweder von ihrer Landes Gegend/ oder von Lebens Art / Kleidung und Gewehr/ den Namen annahmen: oder von andern bekamen/ so ist auch ausser Zweiffel/ daß die Sachsen entweder von einer gewissen Art Gewehres / dessen sie sich in ihren Kriegen bedienten/ oder von ihren Sitz den Namen erhalten/ gleichwie die Holt-Saten/ oder Holt-Sassen von ihrem holtzigten Lande/ das wir jetzund Holstein heissen/ also genennet worden. Beydes kan Grund haben/ und weil die Friesen und Dänen noch bis jetzo eine gewisse Art grosser Messer-Sachs nennen/ mit dem vielleicht / das im Hochteutschen jetzo gebräuchliche Wort Axt einstimmet/ sintemahl die Veränderung der dialecten und Versetzung der Buchstaben eine gar bekannte Sache ist; so können die Sachsen/ so wol von diesem/ als von jenem benahmset worden seyn. Doch es lieget endlich des Vaterlandes Wohlfahrt nicht daran/ wo der Uhrsprung des Nahmens herkomme/ genug/ daß er Teutscher Ankunft/ auch das Volck selbst aus Teutschland ist/ und ehemahls in Holsteinischen und der Elbe seinen Sitz hatte. Die Kriege/ die die Sachsen in Engelland/ und denn auch in Teutschland/ so wol wider die Thüringer/ als auch wider Carolum M. geführet / seynd aus denen Historien nur allzu bekannt/ daher mit deren Erzehlung sich lange aufzuhalten/ nicht nöthig ist. Die Römer lerneten sie erst im 2 Jahr-hundert nach Christi Gebuhrt kennen; Allein/ daraus folget kein Schluß / als ob sie vorher nicht in der Welt gewesen wären/ indem diese und die Griechen / um niemanden/ als nur üm sich selber bekümmerten/ und vor lauterm Stoltz meineten/ es lohne sich der Mühe nicht/ von denen Barbarn/ wie sie alle andere Völcker/ aus Hochmuth schalten/ viel Wesens zu machen/ daher ihre Erdbeschreiber es auch dabey bewenden liessen/ daß dieses oder jenes Land unterm Himmel läge; was aber vor Einwohner es habe/ war/ ihrer Einbildung nach / eben nicht nöhtig zu erkundigen. Da also nicht geleugnet werden kan/ daß die Sachsen/ eine der
v. Pontan. orig. Franc. c. 2.
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Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/108>, abgerufen am 16.02.2025. |