Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.Lehre beytragen helffen. Churfürst Johann Fridrich war der unglückl. Herr/ der um der Religion willen/ die Chur verliehren muste. Ob nun wohl nicht zu leugnen/ daß bey dieser Sache nicht eine sonderliche fatalität mit vorgewaltet haben solte; so ist doch auch dies gewiß/ daß auf Seiten der Churfürstl. Generale, wo nicht eine Untreu/ doch wenigstens eine ungemeine Nachlässigkeit vorhanden gewesen/ indem sie von des Feindes an-march nicht eher Nachricht gehabt/ oder vielleicht haben wollen/ als bis solcher bereits die Elbe passiret war Doch auch über diese nicht würde haben setzen können / wenn nicht die Verrätherey eines Bauren ihm darzu behülflich gewesen wäre / welchem des Churfürsten seine Soldaten ein paar Pferde sollen entwendet haben / worüber dieser Bube in die Rachbegierde verfiel/ daß er in das Kayserl. Lager lieff/ und eine Furth zu weisen sich anerbothe/ wenn man ihm seine verlohrnen Pferde bezahlen wolte/ welches der Kayser nicht nur thate/ sondern ihm auch noch 100. Ducaten darzu verehrete. Als Churfürst Mauritius mehr besagtem Kayser Carolo V. so hart auf den Leib gienge/ und ihn aus Insprug zu fliehen nöhtigte / gab er zwar den gefangenen Churfürsten die Freyheit hinzugehen/ wohin er wolte; welches aber der großmühtige Herr abschluge/ sonder Zweiffel/ weil er nicht heimlich/ sondern Fürstlich loßgelassen zu seyn begehrete. Der unvergleichliche Hertzog Bernhard/ der jüngern Weymarischen Linie/ wird in seinem Ruhm so lange leben/ als die Welt zu stehen verordnet ist. In dem 30. Jährigen Teutschen Kriege/ war er einer der vornehmsten Teutschen Helden/ der denen kayserlichen das Feld bisweilen überaus enge machte. Insonderheit ist die Belager- und Eroberung der treflichen Festung Breisach merckwürdig/ in deren Entsatz die Kayserlichen zu viermahlen Schläge bekamen/ dergestalt/ daß der unvergleichliche Ohrt/ durch Hunger gezwungen/ sich endlich ergeben muste. Hertzog Bernhard hat diese Stadt vermuhtlich/ zu einem sonderbahren Vorhaben sich ausersehen/ allein/ eben dieses fiel der Cron Franckreich/ deren Alliirter er damahls war/ gantz ungelegen/ die Breisach selber gerne haben wolte/ daher muste dieser grosser Held 1639. nicht sonder sehr starcke Vermuhtung beygebrachten Gifts/ gantz unverhoft seinen Geist aufgeben. nach seinem Tode/ wuste es der Cardinal Richelieu so künstlich zu karten/ daß Armee und Festung/ ohne grossen Wiederstand in Frantzösische Hände geriehte. Hertzog ERNESTUS ist/ wegen seiner ungemeinen und gar ausnehmenden Gottesfurcht berühmt / weswegen er auch den Nahmen Pius, oder der Fromme führet/ welchen er weit besser verdienet/ als wann die Schmeichler den Kayser Carl. Magnum, den Constantinum, eben auch so den Ludovicum pium, und andere mit dergleichen Nahmen belegen. Dann diese Herren haben solche prächtige Zusätze nur deswegen bekommen / weil sie entweder denen München in allen nach ihrem Willen gele- Hortled. von dem Uhrspr. P. 2. l. 3. c. XI. Sleidan. l. 17.
Lehre beytragen helffen. Churfürst Johann Fridrich war der unglückl. Herr/ der um der Religion willen/ die Chur verliehren muste. Ob nun wohl nicht zu leugnen/ daß bey dieser Sache nicht eine sonderliche fatalität mit vorgewaltet haben solte; so ist doch auch dies gewiß/ daß auf Seiten der Churfürstl. Generale, wo nicht eine Untreu/ doch wenigstens eine ungemeine Nachlässigkeit vorhanden gewesen/ indem sie von des Feindes an-march nicht eher Nachricht gehabt/ oder vielleicht haben wollen/ als bis solcher bereits die Elbe passiret war Doch auch über diese nicht würde haben setzen können / wenn nicht die Verrätherey eines Bauren ihm darzu behülflich gewesen wäre / welchem des Churfürsten seine Soldaten ein paar Pferde sollen entwendet haben / worüber dieser Bube in die Rachbegierde verfiel/ daß er in das Kayserl. Lager lieff/ und eine Furth zu weisen sich anerbothe/ wenn man ihm seine verlohrnen Pferde bezahlen wolte/ welches der Kayser nicht nur thate/ sondern ihm auch noch 100. Ducaten darzu verehrete. Als Churfürst Mauritius mehr besagtem Kayser Carolo V. so hart auf den Leib gienge/ und ihn aus Insprug zu fliehen nöhtigte / gab er zwar den gefangenen Churfürsten die Freyheit hinzugehen/ wohin er wolte; welches aber der großmühtige Herr abschluge/ sonder Zweiffel/ weil er nicht heimlich/ sondern Fürstlich loßgelassen zu seyn begehrete. Der unvergleichliche Hertzog Bernhard/ der jüngern Weymarischen Linie/ wird in seinem Ruhm so lange leben/ als die Welt zu stehen verordnet ist. In dem 30. Jährigen Teutschen Kriege/ war er einer der vornehmsten Teutschen Helden/ der denen kayserlichen das Feld bisweilen überaus enge machte. Insonderheit ist die Belager- und Eroberung der treflichen Festung Breisach merckwürdig/ in deren Entsatz die Kayserlichen zu viermahlen Schläge bekamen/ dergestalt/ daß der unvergleichliche Ohrt/ durch Hunger gezwungen/ sich endlich ergeben muste. Hertzog Bernhard hat diese Stadt vermuhtlich/ zu einem sonderbahren Vorhaben sich ausersehen/ allein/ eben dieses fiel der Cron Franckreich/ deren Alliirter er damahls war/ gantz ungelegen/ die Breisach selber gerne haben wolte/ daher muste dieser grosser Held 1639. nicht sonder sehr starcke Vermuhtung beygebrachten Gifts/ gantz unverhoft seinen Geist aufgeben. nach seinem Tode/ wuste es der Cardinal Richelieu so künstlich zu karten/ daß Armeé und Festung/ ohne grossen Wiederstand in Frantzösische Hände geriehte. Hertzog ERNESTUS ist/ wegen seiner ungemeinen und gar ausnehmenden Gottesfurcht berühmt / weswegen er auch den Nahmen Pius, oder der Fromme führet/ welchen er weit besser verdienet/ als wann die Schmeichler den Kayser Carl. Magnum, den Constantinum, eben auch so den Ludovicum pium, und andere mit dergleichen Nahmen belegen. Dann diese Herren haben solche prächtige Zusätze nur deswegen bekommen / weil sie entweder denen München in allen nach ihrem Willen gele- Hortled. von dem Uhrspr. P. 2. l. 3. c. XI. Sleidan. l. 17.
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Lehre beytragen helffen. Churfürst Johann Fridrich war der unglückl. Herr/ der um der Religion willen/ die Chur verliehren muste. Ob nun wohl nicht zu leugnen/ daß bey dieser Sache nicht eine sonderliche fatalität mit vorgewaltet haben solte; so ist doch auch dies gewiß/ daß auf Seiten der Churfürstl. Generale, wo nicht eine Untreu/ doch wenigstens eine ungemeine Nachlässigkeit vorhanden gewesen/ indem sie von des Feindes an-march nicht eher Nachricht gehabt/ oder vielleicht haben wollen/ als bis solcher bereits die Elbe passiret war Doch auch über diese nicht würde haben setzen können / wenn nicht die Verrätherey eines Bauren ihm darzu behülflich gewesen wäre / welchem des Churfürsten seine Soldaten ein paar Pferde sollen entwendet haben / worüber dieser Bube in die Rachbegierde verfiel/ daß er in das Kayserl. Lager lieff/ und eine Furth zu weisen sich anerbothe/ wenn man ihm seine verlohrnen Pferde bezahlen wolte/ welches der Kayser nicht nur thate/ sondern ihm auch noch 100. Ducaten darzu verehrete. Als Churfürst Mauritius mehr besagtem Kayser Carolo V. so hart auf den Leib gienge/ und ihn aus Insprug zu fliehen nöhtigte / gab er zwar den gefangenen Churfürsten die Freyheit hinzugehen/ wohin er wolte; welches aber der großmühtige Herr abschluge/ sonder Zweiffel/ weil er nicht heimlich/ sondern Fürstlich loßgelassen zu seyn begehrete. Der unvergleichliche Hertzog Bernhard/ der jüngern Weymarischen Linie/ wird in seinem Ruhm so lange leben/ als die Welt zu stehen verordnet ist. In dem 30. Jährigen Teutschen Kriege/ war er einer der vornehmsten Teutschen Helden/ der denen kayserlichen das Feld bisweilen überaus enge machte. Insonderheit ist die Belager- und Eroberung der treflichen Festung Breisach merckwürdig/ in deren Entsatz die Kayserlichen zu viermahlen Schläge bekamen/ dergestalt/ daß der unvergleichliche Ohrt/ durch Hunger gezwungen/ sich endlich ergeben muste. Hertzog Bernhard hat diese Stadt vermuhtlich/ zu einem sonderbahren Vorhaben sich ausersehen/ allein/ eben dieses fiel der Cron Franckreich/ deren Alliirter er damahls war/ gantz ungelegen/ die Breisach selber gerne haben wolte/ daher muste dieser grosser Held 1639. nicht sonder sehr starcke Vermuhtung beygebrachten Gifts/ gantz unverhoft seinen Geist aufgeben. nach seinem Tode/ wuste es der Cardinal Richelieu so künstlich zu karten/ daß Armeé und Festung/ ohne grossen Wiederstand in Frantzösische Hände geriehte. Hertzog ERNESTUS ist/ wegen seiner ungemeinen und gar ausnehmenden Gottesfurcht berühmt / weswegen er auch den Nahmen Pius, oder der Fromme führet/ welchen er weit besser verdienet/ als wann die Schmeichler den Kayser Carl. Magnum, den Constantinum, eben auch so den Ludovicum pium, und andere mit dergleichen Nahmen belegen. Dann diese Herren haben solche prächtige Zusätze nur deswegen bekommen / weil sie entweder denen München in allen nach ihrem Willen gele-
Hortled. von dem Uhrspr. P. 2. l. 3. c. XI. Sleidan. l. 17.
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