Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

manch Kloster wieder abnahme/ oder neue zu bauen verwehrete. Denn wer nur in den damahligen abergläubischen Zeiten/ denen Geistlichen eine scheele Mine machte/ der hatte dafür entweder einen geistlichen Bann/ oder sonst einen heßlichen Zunahmen am Halse. Diese können die Scribenten der damahligen Zeiten selber nicht leugnen / wie solches aus angeführten Orte gar deutlich erhellet. Daß die neuern dergleichen Sachen also nachbethen/ darf man sich nicht befremden lassen/ weil Aberglaube und Eigennutz noch immer seine Verehrer findet. Daher muß man sich billig über den sonst gelehrten Adelzreiter verwundern/ daß er seinen Annalibus nicht nur eine menge dergleichen Dinge einfliessen lassen/ sondern auch/ dach schöne Werck mit einer Menge Fabeln zu besudeln sich gefallen lassen/ welche Dinge/ gewiß in keine Civil Historie gehören/ weil selbiger/ und der Republic wenig dran lieget/ ob man weiß/ wenn der und der Heilige gelebet/ und was er vor Wunder gethan haben solle/ indem es besser/ alle solche Dinge mit einem behörigen Stillschweigen zu ügergehen. Eben dieses/ und weil der Aventinus in seinen Annalibus solche unnöthige Dinge verschwiegen/ die Laster hingegen der Geistlichen offenhertzig aufgedecket hat/ ist die Uhrsache/ daß sowohl besagter Adelzreiter als auch der Jesuit Brunner in seinen Annalibus selben hin und wieder anzäpffen/ und dessen fidem, ob schon ohne Grund/ verdächtig machen wollen. Jedoch so ferne einiger Vorgeben Grund hat/ daß nemlich besagter Adelzreiter, seine Annales nicht durchgehends selbst verfertiget/ sondern das meiste seine Secretarien ausarbeiten lassen; so darf man die hinein gerathene Münchereyen jenem gelährten Manne in soweit nicht zurechnen. Einerley Bewandnüß hat es auch mit des Brunneri seinen Annalibus, die zwar noch mit einem feinem Judicio verfertiget/ es hat aber solche der Autor ebenfals mit nicht wenigen / verlegenen Fabeleyen beschmitzet. Ob nun aber wohl das Hertzogthum Bayern bey dieses Luitpoldi seiner Familie anfänglich nicht beständig verbliebe/ so kam es doch nachher wieder auf solche. Denn bis auf die Achts Erklärung Heinrich des Löwen/ Hertzogs in Sachsen/ war selbiges rechtmässiger Weise bey dem Sächsischen Hause gewesen/ welchem es die Kayserin Agnes durch ihren Printzen Ottonem II. zubrachte. Erwehnter Heinrich der Löwe aber/ muste um keiner andern Uhrsach willen sich in die Acht erklären lassen/ als weil er den Kayser Fridrich I. zu mächtig fiel/ und dieser die Kayserliche Würde auf sein Haus gerne erblich gebracht hätte/ daher einen formidablen Fürsten im Reiche nicht leiden kunte/ ob es wohl an dem/ daß Heinrich diesem Herrn ungemeine Dienste gethan/ und verschiedene mahl bey der Kayserl. Cron hatte erhalten helffen. Solchergestalt bekam Otto III, Graf von Wittelsbach/ und Nachkommen des Luitpoldi, die

vid. Otto Frising. l. 6. Chron. C. 18.
v. Latius. Brunn. Ann. P. 2. l. 2. in f. l. 3. 4. 5. P. 3. l. 2.
v. Schaffnab. ad annum 1601.
v. adelz. P. 1. l. 21. 22.

manch Kloster wieder abnahme/ oder neue zu bauen verwehrete. Denn wer nur in den damahligen abergläubischen Zeiten/ denen Geistlichen eine scheele Mine machte/ der hatte dafür entweder einen geistlichen Bann/ oder sonst einen heßlichen Zunahmen am Halse. Diese können die Scribenten der damahligen Zeiten selber nicht leugnen / wie solches aus angeführten Orte gar deutlich erhellet. Daß die neuern dergleichen Sachen also nachbethen/ darf man sich nicht befremden lassen/ weil Aberglaube und Eigennutz noch immer seine Verehrer findet. Daher muß man sich billig über den sonst gelehrten Adelzreiter verwundern/ daß er seinen Annalibus nicht nur eine menge dergleichen Dinge einfliessen lassen/ sondern auch/ dach schöne Werck mit einer Menge Fabeln zu besudeln sich gefallen lassen/ welche Dinge/ gewiß in keine Civil Historie gehören/ weil selbiger/ und der Republic wenig dran lieget/ ob man weiß/ wenn der und der Heilige gelebet/ und was er vor Wunder gethan haben solle/ indem es besser/ alle solche Dinge mit einem behörigen Stillschweigen zu ügergehen. Eben dieses/ und weil der Aventinus in seinen Annalibus solche unnöthige Dinge verschwiegen/ die Laster hingegen der Geistlichen offenhertzig aufgedecket hat/ ist die Uhrsache/ daß sowohl besagter Adelzreiter als auch der Jesuit Brunner in seinen Annalibus selben hin und wieder anzäpffen/ und dessen fidem, ob schon ohne Grund/ verdächtig machen wollen. Jedoch so ferne einiger Vorgeben Grund hat/ daß nemlich besagter Adelzreiter, seine Annales nicht durchgehends selbst verfertiget/ sondern das meiste seine Secretarien ausarbeiten lassen; so darf man die hinein gerathene Münchereyen jenem gelährten Manne in soweit nicht zurechnen. Einerley Bewandnüß hat es auch mit des Brunneri seinen Annalibus, die zwar noch mit einem feinem Judicio verfertiget/ es hat aber solche der Autor ebenfals mit nicht wenigen / verlegenen Fabeleyen beschmitzet. Ob nun aber wohl das Hertzogthum Bayern bey dieses Luitpoldi seiner Familie anfänglich nicht beständig verbliebe/ so kam es doch nachher wieder auf solche. Denn bis auf die Achts Erklärung Heinrich des Löwen/ Hertzogs in Sachsen/ war selbiges rechtmässiger Weise bey dem Sächsischen Hause gewesen/ welchem es die Kayserin Agnes durch ihren Printzen Ottonem II. zubrachte. Erwehnter Heinrich der Löwe aber/ muste um keiner andern Uhrsach willen sich in die Acht erklären lassen/ als weil er den Kayser Fridrich I. zu mächtig fiel/ und dieser die Kayserliche Würde auf sein Haus gerne erblich gebracht hätte/ daher einen formidablen Fürsten im Reiche nicht leiden kunte/ ob es wohl an dem/ daß Heinrich diesem Herrn ungemeine Dienste gethan/ und verschiedene mahl bey der Kayserl. Cron hatte erhalten helffen. Solchergestalt bekam Otto III, Graf von Wittelsbach/ und Nachkommen des Luitpoldi, die

vid. Otto Frising. l. 6. Chron. C. 18.
v. Latius. Brunn. Ann. P. 2. l. 2. in f. l. 3. 4. 5. P. 3. l. 2.
v. Schaffnab. ad annum 1601.
v. adelz. P. 1. l. 21. 22.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0251" n="208"/>
manch Kloster wieder                      abnahme/ oder neue zu bauen verwehrete. Denn wer nur in den damahligen                      abergläubischen Zeiten/ denen Geistlichen eine scheele Mine machte/ der hatte                      dafür entweder einen geistlichen Bann/ oder sonst einen heßlichen Zunahmen am                      Halse. Diese können die Scribenten der damahligen Zeiten selber nicht leugnen /                      wie solches aus angeführten Orte gar deutlich erhellet. <note place="foot">vid.                          Otto Frising. l. 6. Chron. C. 18.</note> Daß die neuern dergleichen Sachen                      also nachbethen/ darf man sich nicht befremden lassen/ weil Aberglaube und                      Eigennutz noch immer seine Verehrer findet. Daher muß man sich billig über den                      sonst gelehrten Adelzreiter verwundern/ daß er seinen Annalibus nicht nur eine                      menge dergleichen Dinge einfliessen lassen/ sondern auch/ dach schöne Werck                      mit einer Menge Fabeln zu besudeln sich gefallen lassen/ welche Dinge/ gewiß                      in keine Civil Historie gehören/ weil selbiger/ und der Republic wenig dran                      lieget/ ob man weiß/ wenn der und der Heilige gelebet/ und was er vor Wunder                      gethan haben solle/ indem es besser/ alle solche Dinge mit einem behörigen                      Stillschweigen zu ügergehen. Eben dieses/ und weil der Aventinus in seinen                      Annalibus solche unnöthige Dinge verschwiegen/ die Laster hingegen der                      Geistlichen offenhertzig aufgedecket hat/ ist die Uhrsache/ daß sowohl                      besagter Adelzreiter als auch der Jesuit Brunner in seinen Annalibus selben hin                      und wieder anzäpffen/ und dessen fidem, ob schon ohne Grund/ verdächtig machen                      wollen. Jedoch so ferne einiger Vorgeben Grund hat/ daß nemlich besagter                      Adelzreiter, seine Annales nicht durchgehends selbst verfertiget/ sondern das                      meiste seine Secretarien ausarbeiten lassen; so darf man die hinein gerathene                      Münchereyen jenem gelährten Manne in soweit nicht zurechnen. Einerley Bewandnüß                      hat es auch mit des Brunneri seinen Annalibus, die zwar noch mit einem feinem                      Judicio verfertiget/ es hat aber solche der Autor ebenfals mit nicht wenigen /                      verlegenen Fabeleyen beschmitzet. Ob nun aber wohl das Hertzogthum Bayern bey                      dieses Luitpoldi seiner Familie anfänglich nicht beständig verbliebe/ so kam es                      doch nachher wieder auf solche. <note place="foot">v. Latius. Brunn. Ann. P. 2.                          l. 2. in f. l. 3. 4. 5. P. 3. l. 2.</note> Denn bis auf die Achts Erklärung                      Heinrich des Löwen/ Hertzogs in Sachsen/ war selbiges rechtmässiger Weise bey                      dem Sächsischen Hause gewesen/ welchem es die Kayserin Agnes durch ihren                      Printzen Ottonem II. zubrachte. <note place="foot">v. Schaffnab. ad annum                          1601.</note> Erwehnter Heinrich der Löwe aber/ muste um keiner andern                      Uhrsach willen sich in die Acht erklären lassen/ als weil er den Kayser                      Fridrich I. zu mächtig fiel/ und dieser die Kayserliche Würde auf sein Haus                      gerne erblich gebracht hätte/ daher einen formidablen Fürsten im Reiche nicht                      leiden kunte/ ob es wohl an dem/ daß Heinrich diesem Herrn ungemeine Dienste                      gethan/ und verschiedene mahl bey der Kayserl. Cron hatte erhalten helffen.                          <note place="foot">v. adelz. P. 1. l. 21. 22.</note> Solchergestalt bekam                      Otto III, Graf von Wittelsbach/ und Nachkommen des Luitpoldi, die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0251] manch Kloster wieder abnahme/ oder neue zu bauen verwehrete. Denn wer nur in den damahligen abergläubischen Zeiten/ denen Geistlichen eine scheele Mine machte/ der hatte dafür entweder einen geistlichen Bann/ oder sonst einen heßlichen Zunahmen am Halse. Diese können die Scribenten der damahligen Zeiten selber nicht leugnen / wie solches aus angeführten Orte gar deutlich erhellet. Daß die neuern dergleichen Sachen also nachbethen/ darf man sich nicht befremden lassen/ weil Aberglaube und Eigennutz noch immer seine Verehrer findet. Daher muß man sich billig über den sonst gelehrten Adelzreiter verwundern/ daß er seinen Annalibus nicht nur eine menge dergleichen Dinge einfliessen lassen/ sondern auch/ dach schöne Werck mit einer Menge Fabeln zu besudeln sich gefallen lassen/ welche Dinge/ gewiß in keine Civil Historie gehören/ weil selbiger/ und der Republic wenig dran lieget/ ob man weiß/ wenn der und der Heilige gelebet/ und was er vor Wunder gethan haben solle/ indem es besser/ alle solche Dinge mit einem behörigen Stillschweigen zu ügergehen. Eben dieses/ und weil der Aventinus in seinen Annalibus solche unnöthige Dinge verschwiegen/ die Laster hingegen der Geistlichen offenhertzig aufgedecket hat/ ist die Uhrsache/ daß sowohl besagter Adelzreiter als auch der Jesuit Brunner in seinen Annalibus selben hin und wieder anzäpffen/ und dessen fidem, ob schon ohne Grund/ verdächtig machen wollen. Jedoch so ferne einiger Vorgeben Grund hat/ daß nemlich besagter Adelzreiter, seine Annales nicht durchgehends selbst verfertiget/ sondern das meiste seine Secretarien ausarbeiten lassen; so darf man die hinein gerathene Münchereyen jenem gelährten Manne in soweit nicht zurechnen. Einerley Bewandnüß hat es auch mit des Brunneri seinen Annalibus, die zwar noch mit einem feinem Judicio verfertiget/ es hat aber solche der Autor ebenfals mit nicht wenigen / verlegenen Fabeleyen beschmitzet. Ob nun aber wohl das Hertzogthum Bayern bey dieses Luitpoldi seiner Familie anfänglich nicht beständig verbliebe/ so kam es doch nachher wieder auf solche. Denn bis auf die Achts Erklärung Heinrich des Löwen/ Hertzogs in Sachsen/ war selbiges rechtmässiger Weise bey dem Sächsischen Hause gewesen/ welchem es die Kayserin Agnes durch ihren Printzen Ottonem II. zubrachte. Erwehnter Heinrich der Löwe aber/ muste um keiner andern Uhrsach willen sich in die Acht erklären lassen/ als weil er den Kayser Fridrich I. zu mächtig fiel/ und dieser die Kayserliche Würde auf sein Haus gerne erblich gebracht hätte/ daher einen formidablen Fürsten im Reiche nicht leiden kunte/ ob es wohl an dem/ daß Heinrich diesem Herrn ungemeine Dienste gethan/ und verschiedene mahl bey der Kayserl. Cron hatte erhalten helffen. Solchergestalt bekam Otto III, Graf von Wittelsbach/ und Nachkommen des Luitpoldi, die vid. Otto Frising. l. 6. Chron. C. 18. v. Latius. Brunn. Ann. P. 2. l. 2. in f. l. 3. 4. 5. P. 3. l. 2. v. Schaffnab. ad annum 1601. v. adelz. P. 1. l. 21. 22.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/251
Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/251>, abgerufen am 21.11.2024.