Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Bayern nachgesaget/ daß er zur Zeit des Kriegs von dem Nimwegischen Frieden neutral bliebe.

Als mir der Kayser den Vorwurff gethan/ daß ich keine Erkentlichkeit vor diejenigen Wohlthaten/ welche mein Haus von dem seinem empfangen/ hätte/ so ist Ihro Kayserliche Majest. Vorsatz nicht wohl gewest/ etwas höher in die Geschichte zu gehen. Man würde sonst daselbst finden/ daß mein Haus schon eines der berühmtesten in Teutschland gewest/ da das von Habsburg noch nicht sonderlich bekannt war. Eine der ersten Begebenheiten/ welche dem Hause Habsburg ein Ansehen gemachet/ war der Sieg/ welchen der Kayser Ludwig aus Bayern/ gegen einen Oestereichischen Printz/ so ihn zur unrechter Zeit angrif / befochte/ worbey auch dieser sein Gefangener bliebe. Diese ersten Zeiten sind eben dem Hause Oestereich nicht so vortheilig und geneigt/ denn/ sie sind denenjenigen/ worinnen Ottocarus lebete/ ein wenig zu nahe/ und es würde Seiner Kayserl. Majest. nicht eben zu grossen Nutzen gedeyen/ wenn man untersuchte/ unter was vor einem Titul Sie und Ich/ diejenigen Provintzen / aus welchen unsere Länder bestehen/ besitzen.

Ich glaube auch nicht einmahl/ daß der Kayser des Vorhabens gewest/ und bis in das 16. Seculum zurücke zu gehen: Ich wil sagen/ bis an die unbillige cession, welche sich der Kayser Maximilianus I. anno 1505. über Kufstein und eine grosse Anzahl Bayerische Städte und Güter/ die er an Oestereich und an Tyrol verknüpfte/ machen ließ; noch dis an den Krieg/ welcher sich/ wegen der Religion in dem Reiche entspann. Der Hertzog in Bayern/ Wilhelm/ welcher die vereinigten Fürsten gegen die Protestanten des Schmalckaldischen Bundes anführet / ward nicht eben so wohl vor die Dienste/ die er dem Hause Oestereich erwiesen / belohnet/ daß man glauben könte/ man habe von ihm reden hören.

Man muß also die Wohlthaten/ welche mein Haus/ von dem Hause Oestereich empfangen/ in dem vorigen 17. Seculo suchen/ aber das ist sehr verdrießlich / daß der Wienerische Hof von der Chur-Würde und der Ober-Pfaltz/ welche mein Groß-Vater Maximilian von dem Kayser Ferdinando II. bekam/ eher hat reden hören / bevor er noch die Dienste/ welche eben dieser Maximilianus dem Hause Oestereich erwiesen/ betrachtet und erwogen. Demnach ist es nöhtig/ daß wir untersuchen/ worinne denn eigentlich diese hoch gepriesene Wohlthaten bestehen; Da also Friedrich/ der Churfürst von Pfaltz/ welcher aus dem Bayerischen Hause war/ aus Böhmen/ worinne er sich zum König machen wolte/ war vertrieben worden/ hatte man ihn in die Acht erkläret/ und aller seiner Länder beraubet. Solchemnach konte man meinem Groß-Vater Maximilian die Chur-Würde/ so man Friedrichen genommen/ ohne die gröste Ungerechtigkeit zu begehen/ nicht versagen.

Diese Würde ist schon von langen Zeiten auf dem Bayerischen Hause;

Bayern nachgesaget/ daß er zur Zeit des Kriegs von dem Nimwegischen Frieden neutral bliebe.

Als mir der Kayser den Vorwurff gethan/ daß ich keine Erkentlichkeit vor diejenigen Wohlthaten/ welche mein Haus von dem seinem empfangen/ hätte/ so ist Ihro Kayserliche Majest. Vorsatz nicht wohl gewest/ etwas höher in die Geschichte zu gehen. Man würde sonst daselbst finden/ daß mein Haus schon eines der berühmtesten in Teutschland gewest/ da das von Habsburg noch nicht sonderlich bekannt war. Eine der ersten Begebenheiten/ welche dem Hause Habsburg ein Ansehen gemachet/ war der Sieg/ welchen der Kayser Ludwig aus Bayern/ gegen einen Oestereichischen Printz/ so ihn zur unrechter Zeit angrif / befochte/ worbey auch dieser sein Gefangener bliebe. Diese ersten Zeiten sind eben dem Hause Oestereich nicht so vortheilig und geneigt/ denn/ sie sind denenjenigen/ worinnen Ottocarus lebete/ ein wenig zu nahe/ und es würde Seiner Kayserl. Majest. nicht eben zu grossen Nutzen gedeyen/ wenn man untersuchte/ unter was vor einem Titul Sie und Ich/ diejenigen Provintzen / aus welchen unsere Länder bestehen/ besitzen.

Ich glaube auch nicht einmahl/ daß der Kayser des Vorhabens gewest/ und bis in das 16. Seculum zurücke zu gehen: Ich wil sagen/ bis an die unbillige cession, welche sich der Kayser Maximilianus I. anno 1505. über Kufstein und eine grosse Anzahl Bayerische Städte und Güter/ die er an Oestereich und an Tyrol verknüpfte/ machen ließ; noch dis an den Krieg/ welcher sich/ wegen der Religion in dem Reiche entspann. Der Hertzog in Bayern/ Wilhelm/ welcher die vereinigten Fürsten gegen die Protestanten des Schmalckaldischen Bundes anführet / ward nicht eben so wohl vor die Dienste/ die er dem Hause Oestereich erwiesen / belohnet/ daß man glauben könte/ man habe von ihm reden hören.

Man muß also die Wohlthaten/ welche mein Haus/ von dem Hause Oestereich empfangen/ in dem vorigen 17. Seculo suchen/ aber das ist sehr verdrießlich / daß der Wienerische Hof von der Chur-Würde und der Ober-Pfaltz/ welche mein Groß-Vater Maximilian von dem Kayser Ferdinando II. bekam/ eher hat reden hören / bevor er noch die Dienste/ welche eben dieser Maximilianus dem Hause Oestereich erwiesen/ betrachtet und erwogen. Demnach ist es nöhtig/ daß wir untersuchen/ worinne denn eigentlich diese hoch gepriesene Wohlthaten bestehen; Da also Friedrich/ der Churfürst von Pfaltz/ welcher aus dem Bayerischen Hause war/ aus Böhmen/ worinne er sich zum König machen wolte/ war vertrieben worden/ hatte man ihn in die Acht erkläret/ und aller seiner Länder beraubet. Solchemnach konte man meinem Groß-Vater Maximilian die Chur-Würde/ so man Friedrichen genommen/ ohne die gröste Ungerechtigkeit zu begehen/ nicht versagen.

Diese Würde ist schon von langen Zeiten auf dem Bayerischen Hause;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0277" n="234"/>
Bayern                      nachgesaget/ daß er zur Zeit des Kriegs von dem Nimwegischen Frieden neutral                      bliebe.</p>
        <p>Als mir der Kayser den Vorwurff gethan/ daß ich keine Erkentlichkeit vor                      diejenigen Wohlthaten/ welche mein Haus von dem seinem empfangen/ hätte/ so                      ist Ihro Kayserliche Majest. Vorsatz nicht wohl gewest/ etwas höher in die                      Geschichte zu gehen. Man würde sonst daselbst finden/ daß mein Haus schon eines                      der berühmtesten in Teutschland gewest/ da das von Habsburg noch nicht                      sonderlich bekannt war. Eine der ersten Begebenheiten/ welche dem Hause                      Habsburg ein Ansehen gemachet/ war der Sieg/ welchen der Kayser Ludwig aus                      Bayern/ gegen einen Oestereichischen Printz/ so ihn zur unrechter Zeit angrif                     / befochte/ worbey auch dieser sein Gefangener bliebe. Diese ersten Zeiten sind                      eben dem Hause Oestereich nicht so vortheilig und geneigt/ denn/ sie sind                      denenjenigen/ worinnen Ottocarus lebete/ ein wenig zu nahe/ und es würde                      Seiner Kayserl. Majest. nicht eben zu grossen Nutzen gedeyen/ wenn man                      untersuchte/ unter was vor einem Titul Sie und Ich/ diejenigen Provintzen /                      aus welchen unsere Länder bestehen/ besitzen.</p>
        <p>Ich glaube auch nicht einmahl/ daß der Kayser des Vorhabens gewest/ und bis in                      das 16. Seculum zurücke zu gehen: Ich wil sagen/ bis an die unbillige cession,                      welche sich der Kayser Maximilianus I. anno 1505. über Kufstein und eine grosse                      Anzahl Bayerische Städte und Güter/ die er an Oestereich und an Tyrol                      verknüpfte/ machen ließ; noch dis an den Krieg/ welcher sich/ wegen der                      Religion in dem Reiche entspann. Der Hertzog in Bayern/ Wilhelm/ welcher die                      vereinigten Fürsten gegen die Protestanten des Schmalckaldischen Bundes anführet                     / ward nicht eben so wohl vor die Dienste/ die er dem Hause Oestereich erwiesen                     / belohnet/ daß man glauben könte/ man habe von ihm reden hören.</p>
        <p>Man muß also die Wohlthaten/ welche mein Haus/ von dem Hause Oestereich                      empfangen/ in dem vorigen 17. Seculo suchen/ aber das ist sehr verdrießlich /                      daß der Wienerische Hof von der Chur-Würde und der Ober-Pfaltz/ welche mein                      Groß-Vater Maximilian von dem Kayser Ferdinando II. bekam/ eher hat reden hören                     / bevor er noch die Dienste/ welche eben dieser Maximilianus dem Hause                      Oestereich erwiesen/ betrachtet und erwogen. Demnach ist es nöhtig/ daß wir                      untersuchen/ worinne denn eigentlich diese hoch gepriesene Wohlthaten bestehen;                      Da also Friedrich/ der Churfürst von Pfaltz/ welcher aus dem Bayerischen Hause                      war/ aus Böhmen/ worinne er sich zum König machen wolte/ war vertrieben                      worden/ hatte man ihn in die Acht erkläret/ und aller seiner Länder beraubet.                      Solchemnach konte man meinem Groß-Vater Maximilian die Chur-Würde/ so man                      Friedrichen genommen/ ohne die gröste Ungerechtigkeit zu begehen/ nicht                      versagen.</p>
        <p>Diese Würde ist schon von langen Zeiten auf dem Bayerischen Hause;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0277] Bayern nachgesaget/ daß er zur Zeit des Kriegs von dem Nimwegischen Frieden neutral bliebe. Als mir der Kayser den Vorwurff gethan/ daß ich keine Erkentlichkeit vor diejenigen Wohlthaten/ welche mein Haus von dem seinem empfangen/ hätte/ so ist Ihro Kayserliche Majest. Vorsatz nicht wohl gewest/ etwas höher in die Geschichte zu gehen. Man würde sonst daselbst finden/ daß mein Haus schon eines der berühmtesten in Teutschland gewest/ da das von Habsburg noch nicht sonderlich bekannt war. Eine der ersten Begebenheiten/ welche dem Hause Habsburg ein Ansehen gemachet/ war der Sieg/ welchen der Kayser Ludwig aus Bayern/ gegen einen Oestereichischen Printz/ so ihn zur unrechter Zeit angrif / befochte/ worbey auch dieser sein Gefangener bliebe. Diese ersten Zeiten sind eben dem Hause Oestereich nicht so vortheilig und geneigt/ denn/ sie sind denenjenigen/ worinnen Ottocarus lebete/ ein wenig zu nahe/ und es würde Seiner Kayserl. Majest. nicht eben zu grossen Nutzen gedeyen/ wenn man untersuchte/ unter was vor einem Titul Sie und Ich/ diejenigen Provintzen / aus welchen unsere Länder bestehen/ besitzen. Ich glaube auch nicht einmahl/ daß der Kayser des Vorhabens gewest/ und bis in das 16. Seculum zurücke zu gehen: Ich wil sagen/ bis an die unbillige cession, welche sich der Kayser Maximilianus I. anno 1505. über Kufstein und eine grosse Anzahl Bayerische Städte und Güter/ die er an Oestereich und an Tyrol verknüpfte/ machen ließ; noch dis an den Krieg/ welcher sich/ wegen der Religion in dem Reiche entspann. Der Hertzog in Bayern/ Wilhelm/ welcher die vereinigten Fürsten gegen die Protestanten des Schmalckaldischen Bundes anführet / ward nicht eben so wohl vor die Dienste/ die er dem Hause Oestereich erwiesen / belohnet/ daß man glauben könte/ man habe von ihm reden hören. Man muß also die Wohlthaten/ welche mein Haus/ von dem Hause Oestereich empfangen/ in dem vorigen 17. Seculo suchen/ aber das ist sehr verdrießlich / daß der Wienerische Hof von der Chur-Würde und der Ober-Pfaltz/ welche mein Groß-Vater Maximilian von dem Kayser Ferdinando II. bekam/ eher hat reden hören / bevor er noch die Dienste/ welche eben dieser Maximilianus dem Hause Oestereich erwiesen/ betrachtet und erwogen. Demnach ist es nöhtig/ daß wir untersuchen/ worinne denn eigentlich diese hoch gepriesene Wohlthaten bestehen; Da also Friedrich/ der Churfürst von Pfaltz/ welcher aus dem Bayerischen Hause war/ aus Böhmen/ worinne er sich zum König machen wolte/ war vertrieben worden/ hatte man ihn in die Acht erkläret/ und aller seiner Länder beraubet. Solchemnach konte man meinem Groß-Vater Maximilian die Chur-Würde/ so man Friedrichen genommen/ ohne die gröste Ungerechtigkeit zu begehen/ nicht versagen. Diese Würde ist schon von langen Zeiten auf dem Bayerischen Hause;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/277
Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/277>, abgerufen am 16.07.2024.