Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

oben in der Classe der Alten/ Mittlern/ und Neuen Genealogisten erzehlet worden. Generalissimi aber heissen diejenigen/ die ihren Genealogischen Schristen zu gleich auch verschiedene ausserhalb Europa gelegene hohe Häuser mit einverleibet/ es mögen solche nun gleich bereits vergangen seyn/ oder annoch blühen. Dergleichen Arbeit haben verrichtet/ Henninges, Reineccius, und Hübner in angeführten ihren Wercken: Speciales seind/ die ihre Arbeit nur einem hohen Hause gewidmet/ und deren finden sich so viele/ als hohe und berühmte Familien inn- und ausserhalb Teutschland seyn/ und welche der Verfasser der Durchlauchtigen Welt ziemlich fleissig angemercket hat. Von jedem aber/ der angeführten Genealogisten, wil man seine unvorgreiflche Gedancken alhie kürtzlich eröffnen/ jedoch darbey auf das feyerlichste protestiren/ daß man gantz nicht gesonnen/ jemanden dadurch zu nahe zu treten/ sondern es ist blos pro libertate reipublicae literariae von ihnen Henninges geurtheilet worden. Des Henninges kostbahres Theatrum Genealogicum demnach betreffend/ so bestehet solches insgemein in 4. oder auch in 5. folio Bänden/ nachdem nemlich der Besitzer selbiges binden lassen/ denn der 6. Band/ ist eine Genealogia specialis. Man muß den Fleiß/ den der Mann an dieses Werck gewendet hat/ billig loben / gleichwohl wenn dessen innerliche Güte betrachtet wird/ so kömmt solche mit dem unmässigen Preise nicht überein. Denn nicht zugedencken/ daß eine Menge impertinenter Dinge drinne zu befinden/ die das Werck nur unnöhtig vergrössert und theuer gemachet haben/ so ist es auch hin und wieder mit vielen Fabeln angefüllet/ daher es bey den wenigsten Familien deren wahren Uhrsprung anweiset. Wiewohl dieses letztere dem Autori perdoniret werden könte/ denn er in einen solchen/ nehmlich im XVI. Seculo lebete/ alwo er mit diesem Genealogischen Wercke das Eyß brechen muste/ es hat aber sonderlich diesen grossen Fehler/ daß sich der Autor an das Mährgen von den 4. Monarchien gehalten/ und darnach seine Elaboration eingetheilet hat. Wenn also die unnützen und fabelhaften Dinge hinweg gethan würden/ so verdiente solches allerdings eine neue Reineccius Auflage. Reineccii Syntagma Heroicum, hat eben diesen Fehler/ und bestehet solches aus 3. Tomis in Folio. Denn Lieber/ wem helffen doch der alten Griechen und Römer/ wie auch der vormahligen Asiatischen Monarchen ihre Genealogien? Sie nützen ja weder in die Historie noch sonsten viel/ weil alles höchst ungewiß ist/ und auf lauter zweiffelhafte Muthmassungen ankömmt. Hätten beyde diese Autores ihren Fleiß auf genauere Untersuchung der Europaeischen. hohen Häuser angewendet/ sie würden Rittershusius. gewiß weit besser gethan haben. Ritterhusii Corpus Genealogicum, nebst dessen darzu gehörigen Exegesi, beyde in folio, gehet diesen zweyen so weit vor/ als Schwartz und Weiß von einander differiren. Dieser gelehrte Mann, lebete im verwichenen Seculo- und weil er mohl sahe/ daß seine

oben in der Classe der Alten/ Mittlern/ und Neuen Genealogisten erzehlet worden. Generalissimi aber heissen diejenigen/ die ihren Genealogischen Schristen zu gleich auch verschiedene ausserhalb Europa gelegene hohe Häuser mit einverleibet/ es mögen solche nun gleich bereits vergangen seyn/ oder annoch blühen. Dergleichen Arbeit haben verrichtet/ Henninges, Reineccius, und Hübner in angeführten ihren Wercken: Speciales seind/ die ihre Arbeit nur einem hohen Hause gewidmet/ und deren finden sich so viele/ als hohe und berühmte Familien inn- und ausserhalb Teutschland seyn/ und welche der Verfasser der Durchlauchtigen Welt ziemlich fleissig angemercket hat. Von jedem aber/ der angeführten Genealogisten, wil man seine unvorgreiflche Gedancken alhie kürtzlich eröffnen/ jedoch darbey auf das feyerlichste protestiren/ daß man gantz nicht gesonnen/ jemanden dadurch zu nahe zu treten/ sondern es ist blos pro libertate reipublicae literariae von ihnen Henninges geurtheilet worden. Des Henninges kostbahres Theatrum Genealogicum demnach betreffend/ so bestehet solches insgemein in 4. oder auch in 5. folio Bänden/ nachdem nemlich der Besitzer selbiges binden lassen/ denn der 6. Band/ ist eine Genealogia specialis. Man muß den Fleiß/ den der Mann an dieses Werck gewendet hat/ billig loben / gleichwohl wenn dessen innerliche Güte betrachtet wird/ so kömmt solche mit dem unmässigen Preise nicht überein. Denn nicht zugedencken/ daß eine Menge impertinenter Dinge drinne zu befinden/ die das Werck nur unnöhtig vergrössert und theuer gemachet haben/ so ist es auch hin und wieder mit vielen Fabeln angefüllet/ daher es bey den wenigsten Familien deren wahren Uhrsprung anweiset. Wiewohl dieses letztere dem Autori perdoniret werden könte/ denn er in einen solchen/ nehmlich im XVI. Seculo lebete/ alwo er mit diesem Genealogischen Wercke das Eyß brechen muste/ es hat aber sonderlich diesen grossen Fehler/ daß sich der Autor an das Mährgen von den 4. Monarchien gehalten/ und darnach seine Elaboration eingetheilet hat. Wenn also die unnützen und fabelhaften Dinge hinweg gethan würden/ so verdiente solches allerdings eine neue Reineccius Auflage. Reineccii Syntagma Heroicum, hat eben diesen Fehler/ und bestehet solches aus 3. Tomis in Folio. Denn Lieber/ wem helffen doch der alten Griechen und Römer/ wie auch der vormahligen Asiatischen Monarchen ihre Genealogien? Sie nützen ja weder in die Historie noch sonsten viel/ weil alles höchst ungewiß ist/ und auf lauter zweiffelhafte Muthmassungen ankömmt. Hätten beyde diese Autores ihren Fleiß auf genauere Untersuchung der Europaeischen. hohen Häuser angewendet/ sie würden Rittershusius. gewiß weit besser gethan haben. Ritterhusii Corpus Genealogicum, nebst dessen darzu gehörigen Exegesi, beyde in folio, gehet diesen zweyen so weit vor/ als Schwartz und Weiß von einander differiren. Dieser gelehrte Mann, lebete im verwichenen Seculo- und weil er mohl sahe/ daß seine

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div>
        <p><pb facs="#f0032"/>
oben in der Classe der                      Alten/ Mittlern/ und Neuen Genealogisten erzehlet worden. Generalissimi aber                      heissen diejenigen/ die ihren Genealogischen Schristen zu gleich auch                      verschiedene ausserhalb Europa gelegene hohe Häuser mit einverleibet/ es mögen                      solche nun gleich bereits vergangen seyn/ oder annoch blühen. Dergleichen                      Arbeit haben verrichtet/ Henninges, Reineccius, und Hübner in angeführten ihren                      Wercken: Speciales seind/ die ihre Arbeit nur einem hohen Hause gewidmet/ und                      deren finden sich so viele/ als hohe und berühmte Familien inn- und ausserhalb                      Teutschland seyn/ und welche der Verfasser der Durchlauchtigen Welt ziemlich                      fleissig angemercket hat. Von jedem aber/ der angeführten Genealogisten, wil                      man seine unvorgreiflche Gedancken alhie kürtzlich eröffnen/ jedoch darbey auf                      das feyerlichste protestiren/ daß man gantz nicht gesonnen/ jemanden dadurch                      zu nahe zu treten/ sondern es ist blos pro libertate reipublicae literariae von                      ihnen <note place="left">Henninges</note> geurtheilet worden. Des Henninges                      kostbahres Theatrum Genealogicum demnach betreffend/ so bestehet solches                      insgemein in 4. oder auch in 5. folio Bänden/ nachdem nemlich der Besitzer                      selbiges binden lassen/ denn der 6. Band/ ist eine Genealogia specialis. Man                      muß den Fleiß/ den der Mann an dieses Werck gewendet hat/ billig loben /                      gleichwohl wenn dessen innerliche Güte betrachtet wird/ so kömmt solche mit dem                      unmässigen Preise nicht überein. Denn nicht zugedencken/ daß eine Menge                      impertinenter Dinge drinne zu befinden/ die das Werck nur unnöhtig vergrössert                      und theuer gemachet haben/ so ist es auch hin und wieder mit vielen Fabeln                      angefüllet/ daher es bey den wenigsten Familien deren wahren Uhrsprung                      anweiset. Wiewohl dieses letztere dem Autori perdoniret werden könte/ denn er                      in einen solchen/ nehmlich im XVI. Seculo lebete/ alwo er mit diesem                      Genealogischen Wercke das Eyß brechen muste/ es hat aber sonderlich diesen                      grossen Fehler/ daß sich der Autor an das Mährgen von den 4. Monarchien                      gehalten/ und darnach seine Elaboration eingetheilet hat. Wenn also die                      unnützen und fabelhaften Dinge hinweg gethan würden/ so verdiente solches                      allerdings eine neue <note place="left">Reineccius</note> Auflage. Reineccii                      Syntagma Heroicum, hat eben diesen Fehler/ und bestehet solches aus 3. Tomis in                      Folio. Denn Lieber/ wem helffen doch der alten Griechen und Römer/ wie auch                      der vormahligen Asiatischen Monarchen ihre Genealogien? Sie nützen ja weder in                      die Historie noch sonsten viel/ weil alles höchst ungewiß ist/ und auf lauter                      zweiffelhafte Muthmassungen ankömmt. Hätten beyde diese Autores ihren Fleiß auf                      genauere Untersuchung der Europaeischen. hohen Häuser angewendet/ sie würden                          <note place="left">Rittershusius.</note> gewiß weit besser gethan haben.                      Ritterhusii Corpus Genealogicum, nebst dessen darzu gehörigen Exegesi, beyde in                      folio, gehet diesen zweyen so weit vor/ als Schwartz und Weiß von einander                      differiren. Dieser gelehrte Mann, lebete im verwichenen Seculo- und weil er mohl                      sahe/ daß seine
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0032] oben in der Classe der Alten/ Mittlern/ und Neuen Genealogisten erzehlet worden. Generalissimi aber heissen diejenigen/ die ihren Genealogischen Schristen zu gleich auch verschiedene ausserhalb Europa gelegene hohe Häuser mit einverleibet/ es mögen solche nun gleich bereits vergangen seyn/ oder annoch blühen. Dergleichen Arbeit haben verrichtet/ Henninges, Reineccius, und Hübner in angeführten ihren Wercken: Speciales seind/ die ihre Arbeit nur einem hohen Hause gewidmet/ und deren finden sich so viele/ als hohe und berühmte Familien inn- und ausserhalb Teutschland seyn/ und welche der Verfasser der Durchlauchtigen Welt ziemlich fleissig angemercket hat. Von jedem aber/ der angeführten Genealogisten, wil man seine unvorgreiflche Gedancken alhie kürtzlich eröffnen/ jedoch darbey auf das feyerlichste protestiren/ daß man gantz nicht gesonnen/ jemanden dadurch zu nahe zu treten/ sondern es ist blos pro libertate reipublicae literariae von ihnen geurtheilet worden. Des Henninges kostbahres Theatrum Genealogicum demnach betreffend/ so bestehet solches insgemein in 4. oder auch in 5. folio Bänden/ nachdem nemlich der Besitzer selbiges binden lassen/ denn der 6. Band/ ist eine Genealogia specialis. Man muß den Fleiß/ den der Mann an dieses Werck gewendet hat/ billig loben / gleichwohl wenn dessen innerliche Güte betrachtet wird/ so kömmt solche mit dem unmässigen Preise nicht überein. Denn nicht zugedencken/ daß eine Menge impertinenter Dinge drinne zu befinden/ die das Werck nur unnöhtig vergrössert und theuer gemachet haben/ so ist es auch hin und wieder mit vielen Fabeln angefüllet/ daher es bey den wenigsten Familien deren wahren Uhrsprung anweiset. Wiewohl dieses letztere dem Autori perdoniret werden könte/ denn er in einen solchen/ nehmlich im XVI. Seculo lebete/ alwo er mit diesem Genealogischen Wercke das Eyß brechen muste/ es hat aber sonderlich diesen grossen Fehler/ daß sich der Autor an das Mährgen von den 4. Monarchien gehalten/ und darnach seine Elaboration eingetheilet hat. Wenn also die unnützen und fabelhaften Dinge hinweg gethan würden/ so verdiente solches allerdings eine neue Auflage. Reineccii Syntagma Heroicum, hat eben diesen Fehler/ und bestehet solches aus 3. Tomis in Folio. Denn Lieber/ wem helffen doch der alten Griechen und Römer/ wie auch der vormahligen Asiatischen Monarchen ihre Genealogien? Sie nützen ja weder in die Historie noch sonsten viel/ weil alles höchst ungewiß ist/ und auf lauter zweiffelhafte Muthmassungen ankömmt. Hätten beyde diese Autores ihren Fleiß auf genauere Untersuchung der Europaeischen. hohen Häuser angewendet/ sie würden gewiß weit besser gethan haben. Ritterhusii Corpus Genealogicum, nebst dessen darzu gehörigen Exegesi, beyde in folio, gehet diesen zweyen so weit vor/ als Schwartz und Weiß von einander differiren. Dieser gelehrte Mann, lebete im verwichenen Seculo- und weil er mohl sahe/ daß seine Henninges Reineccius Rittershusius.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/32
Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/32>, abgerufen am 21.11.2024.