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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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ten Völcker genauer untersuchet haben / sey angemercket worden/ daß solche gute Leute allzu patriotisch und partheylich geschrieben/ und der Meynung gewesen/ es möchte vielleicht den alten Pommerschen und Mecklenburgischen Fürsten zur Schande und Unehre gereichen / so man ihren Uhrsprung den alten beruchtigten Slaven oder Wenden zuschriebe.

Nun urtheile werda will und kan/ bey welchem Volcke dieser beyden mehr barbarisch Wesen und weniger Geschicklichkeit ehemahls anzutreffen gewesen? oder welcher Vorzug grösser sey so man seinen Ursprung herleite von denen Barbarischen Slaven oder von denen Barbarischen Gothen/ Wandaliern und Teutschen; keine der beyden sind ohne Laster/ keine ohne äusserliche Tugenden gewesen/ beyde mit abscheulicher Abgötterey befleckt.

Ja/ so man wolte eine Vergleichung zwischen beyden anstellen/ so möchten vielleicht die alten Wandalische oder Gothische Teutschen von den Wendischen Unteutschen Slaven in gewissen Fällen an Tugenden übertroffen werden. Beym Helmoldo verdienen die Wenden das Lob der Humanität/ Gast-Freyheit und Ehrbahrkeit. Hingegen werden die alten Sachsen und Teutschen von den Wenden des Geitzes/ des Diebstals und anderer Laster beschuldiget/ wie aus dem Adamo, Helmoldo, Cramero zu ersehen. Daher offenbahr wird/ daß es mit unserer alten Könige und Fürsten Ehre und Renomee nicht streite/ so man ihren Nahmen und Geschlecht von den berühmten Slaven oder Wenden herleitet.

Unterdessen bleibt es nunmehr ausgemacht/ daß unsere alte Wendische Herren / Könige und Fürsten/ keines anderen als Sarmatischen Uhrsprunges seyn/ und ist dieses auch daher wahrscheinlich/ weil sie in alten Zeiten fast lauter Slavische oder Wendische Nahmen geführet/ immerdar auch dergleichen Sprache und Sitten gehabt; ja von solchem Altväterischen Wesen nicht anders/ als mit ihren äussersten Ruin abzubringen gewesen/ obgleich andere benachbahrte im X. XI. XII. Seculo viel eher und leichter Christliche Teutsche Sitten angenommen.

Weil für andern sonderlich der gelehrte Preussische Polyhistor Christophorus Hartknoch in seinen Originibus Pomeranicis den Micralium widerleget/ hat man sich die Freyheit genommen/ kurtz vorhin desselben Worte sich vollkommen allhie zu bedienen/ so wie sie §. 18. oder in des Martini Rangonis Pomerania diplomas. pag. 55. anzutreffen seyn.
Die uhralten Nahmen der Wendischen Könige und Fürsten/ als Vitislaus oder Witzlaff/ Miecislaus oder Mitzlaff/ Mestibojus oder Mistevoy/ Slaomir/ Trasich/ Rurich/ Gestomisle/ Tabomisle/ Sventeploch / Gneus/ Wartislaff/ Pribislaff/ Jaroslaff und dergleichen mehr/ sind offenbahr aus der Wendischen/ zum Theil auch Rußischen Stamm-Wurtzel. Wie schwehr es gehalten unsre alte Wendische Fürsten ven ihrem Schlavischen Wesen endlich abzubringen/ erhellet aus dem Helmoldo und Adame Bremensi, auch Alberto Crantzio, it. Nicolas Marescalce.

ten Völcker genauer untersuchet haben / sey angemercket worden/ daß solche gute Leute allzu patriotisch und partheylich geschrieben/ und der Meynung gewesen/ es möchte vielleicht den alten Pommerschen und Mecklenburgischen Fürsten zur Schande und Unehre gereichen / so man ihren Uhrsprung den alten beruchtigten Slaven oder Wenden zuschriebe.

Nun urtheile werda will und kan/ bey welchem Volcke dieser beyden mehr barbarisch Wesen und weniger Geschicklichkeit ehemahls anzutreffen gewesen? oder welcher Vorzug grösser sey so man seinen Ursprung herleite von denen Barbarischen Slaven oder von denen Barbarischen Gothen/ Wandaliern und Teutschen; keine der beyden sind ohne Laster/ keine ohne äusserliche Tugenden gewesen/ beyde mit abscheulicher Abgötterey befleckt.

Ja/ so man wolte eine Vergleichung zwischen beyden anstellen/ so möchten vielleicht die alten Wandalische oder Gothische Teutschen von den Wendischen Unteutschen Slaven in gewissen Fällen an Tugenden übertroffen werden. Beym Helmoldo verdienen die Wenden das Lob der Humanität/ Gast-Freyheit und Ehrbahrkeit. Hingegen werden die alten Sachsen und Teutschen von den Wenden des Geitzes/ des Diebstals und anderer Laster beschuldiget/ wie aus dem Adamo, Helmoldo, Cramero zu ersehen. Daher offenbahr wird/ daß es mit unserer alten Könige und Fürsten Ehre und Renomée nicht streite/ so man ihren Nahmen und Geschlecht von den berühmten Slaven oder Wenden herleitet.

Unterdessen bleibt es nunmehr ausgemacht/ daß unsere alte Wendische Herren / Könige und Fürsten/ keines anderen als Sarmatischen Uhrsprunges seyn/ und ist dieses auch daher wahrscheinlich/ weil sie in alten Zeiten fast lauter Slavische oder Wendische Nahmen geführet/ immerdar auch dergleichen Sprache und Sitten gehabt; ja von solchem Altväterischen Wesen nicht anders/ als mit ihren äussersten Ruin abzubringen gewesen/ obgleich andere benachbahrte im X. XI. XII. Seculo viel eher und leichter Christliche Teutsche Sitten angenommen.

Weil für andern sonderlich der gelehrte Preussische Polyhistor Christophorus Hartknoch in seinen Originibus Pomeranicis den Micralium widerleget/ hat man sich die Freyheit genommen/ kurtz vorhin desselben Worte sich vollkommen allhie zu bedienen/ so wie sie §. 18. oder in des Martini Rangonis Pomerania diplomas. pag. 55. anzutreffen seyn.
Die uhralten Nahmen der Wendischen Könige und Fürsten/ als Vitislaus oder Witzlaff/ Miecislaus oder Mitzlaff/ Mestibojus oder Mistevoy/ Slaomir/ Trasich/ Rurich/ Gestomisle/ Tabomisle/ Sventeploch / Gneus/ Wartislaff/ Pribislaff/ Jaroslaff und dergleichen mehr/ sind offenbahr aus der Wendischen/ zum Theil auch Rußischen Stamm-Wurtzel. Wie schwehr es gehalten unsre alte Wendische Fürsten ven ihrem Schlavischen Wesen endlich abzubringen/ erhellet aus dem Helmoldo und Adame Bremensi, auch Alberto Crantzio, it. Nicolas Marescalce.
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[406/0454] ten Völcker genauer untersuchet haben / sey angemercket worden/ daß solche gute Leute allzu patriotisch und partheylich geschrieben/ und der Meynung gewesen/ es möchte vielleicht den alten Pommerschen und Mecklenburgischen Fürsten zur Schande und Unehre gereichen / so man ihren Uhrsprung den alten beruchtigten Slaven oder Wenden zuschriebe. Nun urtheile werda will und kan/ bey welchem Volcke dieser beyden mehr barbarisch Wesen und weniger Geschicklichkeit ehemahls anzutreffen gewesen? oder welcher Vorzug grösser sey so man seinen Ursprung herleite von denen Barbarischen Slaven oder von denen Barbarischen Gothen/ Wandaliern und Teutschen; keine der beyden sind ohne Laster/ keine ohne äusserliche Tugenden gewesen/ beyde mit abscheulicher Abgötterey befleckt. Ja/ so man wolte eine Vergleichung zwischen beyden anstellen/ so möchten vielleicht die alten Wandalische oder Gothische Teutschen von den Wendischen Unteutschen Slaven in gewissen Fällen an Tugenden übertroffen werden. Beym Helmoldo verdienen die Wenden das Lob der Humanität/ Gast-Freyheit und Ehrbahrkeit. Hingegen werden die alten Sachsen und Teutschen von den Wenden des Geitzes/ des Diebstals und anderer Laster beschuldiget/ wie aus dem Adamo, Helmoldo, Cramero zu ersehen. Daher offenbahr wird/ daß es mit unserer alten Könige und Fürsten Ehre und Renomée nicht streite/ so man ihren Nahmen und Geschlecht von den berühmten Slaven oder Wenden herleitet. Unterdessen bleibt es nunmehr ausgemacht/ daß unsere alte Wendische Herren / Könige und Fürsten/ keines anderen als Sarmatischen Uhrsprunges seyn/ und ist dieses auch daher wahrscheinlich/ weil sie in alten Zeiten fast lauter Slavische oder Wendische Nahmen geführet/ immerdar auch dergleichen Sprache und Sitten gehabt; ja von solchem Altväterischen Wesen nicht anders/ als mit ihren äussersten Ruin abzubringen gewesen/ obgleich andere benachbahrte im X. XI. XII. Seculo viel eher und leichter Christliche Teutsche Sitten angenommen. Weil für andern sonderlich der gelehrte Preussische Polyhistor Christophorus Hartknoch in seinen Originibus Pomeranicis den Micralium widerleget/ hat man sich die Freyheit genommen/ kurtz vorhin desselben Worte sich vollkommen allhie zu bedienen/ so wie sie §. 18. oder in des Martini Rangonis Pomerania diplomas. pag. 55. anzutreffen seyn. Die uhralten Nahmen der Wendischen Könige und Fürsten/ als Vitislaus oder Witzlaff/ Miecislaus oder Mitzlaff/ Mestibojus oder Mistevoy/ Slaomir/ Trasich/ Rurich/ Gestomisle/ Tabomisle/ Sventeploch / Gneus/ Wartislaff/ Pribislaff/ Jaroslaff und dergleichen mehr/ sind offenbahr aus der Wendischen/ zum Theil auch Rußischen Stamm-Wurtzel. Wie schwehr es gehalten unsre alte Wendische Fürsten ven ihrem Schlavischen Wesen endlich abzubringen/ erhellet aus dem Helmoldo und Adame Bremensi, auch Alberto Crantzio, it. Nicolas Marescalce.

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/454>, abgerufen am 22.11.2024.