Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.dische Vorfahren herhole weil solche beyde Nationes Slavisch und eines Uhrsprunges/ obgleich in mancherley Horden zertheilet gewesen. Denn Rußland war vor Zeiten der Ort/ woraus alle Sarmatische Völcker ursprünglich hergekommen/ und in Pohlen und so weiter eingedrungen. Und wiewohl im XII. Seculo solche Wendische oder Slavische nation, fürnehmlich in diesen Mecklenburgischen und Pommerschen Landen/ gäntzlich vertilget worden; so sind doch noch viele vornehme Geschlechte übrig geblieben/ davon Nahme und Ursprung Wendisch oder Slavisch ist; Insonderheit führen nicht nur die Durchlauchtigsten Hertzogen von Mecklenburg mit Recht den alten Titul und Wappen von den alten Wendischen Königen/ sondern können auch daher ihr hohes Geschlecht und Fürstlich-Königliche Ahnen/ über tausend Jahr/ in unverrückter Ordnung herrechnen. Zwar scheinen einige gelehrte und bewährte Geschicht-Verfasser in diesem Punct uns entgegen zu sey/ welche indem sie vom Uhrsprunge der Obetriten und Wenden etwas zu Papier gebracht haben/ fast behaupten wollen/ daß unsere Fürsten und Könige vor Zeiten nicht von den Scythischen und Sarmatischen Slaven sondern noch von den alten Wandalischen und Gothischen Teutschen/ ihren Uhrsprung genommen. Insonderheit will dieses der berühmte Pommerische Historicus Johannes Micreaelius in seinem stattlichen Buche welches er das alte Pommer-Land nennet. Allein es wird dem ungeacht erlaubet seyn allhier zu erinnern/ wie vorlängst von andern dergleichen Männern/ welche die origines der al- Der bewährte Bangertus ad Helmoldum pag. 9. gebraucht sich kürtzlich dieser Worte: Venedi ex Livonia & Russia, & vicinis terris progressi, cupide intraverunt & omnem hanc oram maris Balthici a Vestula ad Albim complevere. Wie solches zam Theil aus D. Nicolai Marschalcks alten gedruckten Annalibus Herulorum: und noch eigentlicher aus M. Bernhardi. Latomi geschriedenen Genealo-Chronico Meclenburgensi; am deutlichsten aber aus Joh. Friderici Chemnitii Epitome Gene alogico-Historica, oder Stamm Baum der Fürsten und Hertzogen von Mecklenburg MSC. zu eriehen. Derselbige Mieraelius handelt zwar eigentlich nur von der alten Pommerschen Fürsten Geschlechte/ und will nicht zugeben/ daß dieselben von den undeutschen Sarmaten herstammen/ sondern ist Lib. II. pag. 207. 209. seines alten Pomme[unleserliches Material] Landes nebst andern dieser Meinung / daß Fürst Suantiborus von den alten Teutschen Gothen und Wandaliern her entsprossen sey. Aber weil die alten Pommerschen Fürsten mit den Mecklenburgern eines Geschlechtes und von gleichem Uhrsprunge gewesen/ so giebt diese Meynung Anlaß zu statuiren daß die Mecklenburgischen Fürsten und alte Könige auch eines alten Wandalischen und Gothischen Geblütes seyn mögen / Dazu hufst nicht wenig/ wann man in den Mecklenburgischen Annalibus die Wandalier mit Wenden fast immerdar confundiret und verinischet siehet / welches vorlängst von accuraten Historicis angemercket/ und mit Recht getadelt worden.
dische Vorfahren herhole weil solche beyde Nationes Slavisch und eines Uhrsprunges/ obgleich in mancherley Horden zertheilet gewesen. Denn Rußland war vor Zeiten der Ort/ woraus alle Sarmatische Völcker ursprünglich hergekommen/ und in Pohlen und so weiter eingedrungen. Und wiewohl im XII. Seculo solche Wendische oder Slavische nation, fürnehmlich in diesen Mecklenburgischen und Pommerschen Landen/ gäntzlich vertilget worden; so sind doch noch viele vornehme Geschlechte übrig geblieben/ davon Nahme und Ursprung Wendisch oder Slavisch ist; Insonderheit führen nicht nur die Durchlauchtigsten Hertzogen von Mecklenburg mit Recht den alten Titul und Wappen von den alten Wendischen Königen/ sondern können auch daher ihr hohes Geschlecht und Fürstlich-Königliche Ahnen/ über tausend Jahr/ in unverrückter Ordnung herrechnen. Zwar scheinen einige gelehrte und bewährte Geschicht-Verfasser in diesem Punct uns entgegen zu sey/ welche indem sie vom Uhrsprunge der Obetriten und Wenden etwas zu Papier gebracht haben/ fast behaupten wollen/ daß unsere Fürsten und Könige vor Zeiten nicht von den Scythischen und Sarmatischen Slaven sondern noch von den alten Wandalischen und Gothischen Teutschen/ ihren Uhrsprung genommen. Insonderheit will dieses der berühmte Pommerische Historicus Johannes Micreaelius in seinem stattlichen Buche welches er das alte Pommer-Land nennet. Allein es wird dem ungeacht erlaubet seyn allhier zu erinnern/ wie vorlängst von andern dergleichen Männern/ welche die origines der al- Der bewährte Bangertus ad Helmoldum pag. 9. gebraucht sich kürtzlich dieser Worte: Venedi ex Livonia & Russia, & vicinis terris progressi, cupide intraverunt & omnem hanc oram maris Balthici a Vestula ad Albim complevere. Wie solches zam Theil aus D. Nicolai Marschalcks alten gedruckten Annalibus Herulorum: und noch eigentlicher aus M. Bernhardi. Latomi geschriedenen Genealo-Chronico Meclenburgensi; am deutlichsten aber aus Joh. Friderici Chemnitii Epitome Gene alogico-Historica, oder Stamm Baum der Fürsten und Hertzogen von Mecklenburg MSC. zu eriehen. Derselbige Mieraelius handelt zwar eigentlich nur von der alten Pommerschen Fürsten Geschlechte/ und will nicht zugeben/ daß dieselben von den undeutschen Sarmaten herstammen/ sondern ist Lib. II. pag. 207. 209. seines alten Pomme[unleserliches Material] Landes nebst andern dieser Meinung / daß Fürst Suantiborus von den alten Teutschen Gothen und Wandaliern her entsprossen sey. Aber weil die alten Pommerschen Fürsten mit den Mecklenburgern eines Geschlechtes und von gleichem Uhrsprunge gewesen/ so giebt diese Meynung Anlaß zu statuiren daß die Mecklenburgischen Fürsten und alte Könige auch eines alten Wandalischen und Gothischen Geblütes seyn mögen / Dazu hufst nicht wenig/ wann man in den Mecklenburgischen Annalibus die Wandalier mit Wenden fast immerdar confundiret und verinischet siehet / welches vorlängst von accuraten Historicis angemercket/ und mit Recht getadelt worden.
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dische Vorfahren herhole weil solche beyde Nationes Slavisch und eines Uhrsprunges/ obgleich in mancherley Horden zertheilet gewesen. Denn Rußland war vor Zeiten der Ort/ woraus alle Sarmatische Völcker ursprünglich hergekommen/ und in Pohlen und so weiter eingedrungen.
Und wiewohl im XII. Seculo solche Wendische oder Slavische nation, fürnehmlich in diesen Mecklenburgischen und Pommerschen Landen/ gäntzlich vertilget worden; so sind doch noch viele vornehme Geschlechte übrig geblieben/ davon Nahme und Ursprung Wendisch oder Slavisch ist; Insonderheit führen nicht nur die Durchlauchtigsten Hertzogen von Mecklenburg mit Recht den alten Titul und Wappen von den alten Wendischen Königen/ sondern können auch daher ihr hohes Geschlecht und Fürstlich-Königliche Ahnen/ über tausend Jahr/ in unverrückter Ordnung herrechnen.
Zwar scheinen einige gelehrte und bewährte Geschicht-Verfasser in diesem Punct uns entgegen zu sey/ welche indem sie vom Uhrsprunge der Obetriten und Wenden etwas zu Papier gebracht haben/ fast behaupten wollen/ daß unsere Fürsten und Könige vor Zeiten nicht von den Scythischen und Sarmatischen Slaven sondern noch von den alten Wandalischen und Gothischen Teutschen/ ihren Uhrsprung genommen. Insonderheit will dieses der berühmte Pommerische Historicus Johannes Micreaelius in seinem stattlichen Buche welches er das alte Pommer-Land nennet.
Allein es wird dem ungeacht erlaubet seyn allhier zu erinnern/ wie vorlängst von andern dergleichen Männern/ welche die origines der al-
Der bewährte Bangertus ad Helmoldum pag. 9. gebraucht sich kürtzlich dieser Worte: Venedi ex Livonia & Russia, & vicinis terris progressi, cupide intraverunt & omnem hanc oram maris Balthici a Vestula ad Albim complevere.
Wie solches zam Theil aus D. Nicolai Marschalcks alten gedruckten Annalibus Herulorum: und noch eigentlicher aus M. Bernhardi. Latomi geschriedenen Genealo-Chronico Meclenburgensi; am deutlichsten aber aus Joh. Friderici Chemnitii Epitome Gene alogico-Historica, oder Stamm Baum der Fürsten und Hertzogen von Mecklenburg MSC. zu eriehen.
Derselbige Mieraelius handelt zwar eigentlich nur von der alten Pommerschen Fürsten Geschlechte/ und will nicht zugeben/ daß dieselben von den undeutschen Sarmaten herstammen/ sondern ist Lib. II. pag. 207. 209. seines alten Pomme_ Landes nebst andern dieser Meinung / daß Fürst Suantiborus von den alten Teutschen Gothen und Wandaliern her entsprossen sey. Aber weil die alten Pommerschen Fürsten mit den Mecklenburgern eines Geschlechtes und von gleichem Uhrsprunge gewesen/ so giebt diese Meynung Anlaß zu statuiren daß die Mecklenburgischen Fürsten und alte Könige auch eines alten Wandalischen und Gothischen Geblütes seyn mögen / Dazu hufst nicht wenig/ wann man in den Mecklenburgischen Annalibus die Wandalier mit Wenden fast immerdar confundiret und verinischet siehet / welches vorlängst von accuraten Historicis angemercket/ und mit Recht getadelt worden.
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