Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

empfinge/ dessen Wände unversehens niederfielen/ und den knienden König allen Zuschauern vor Augen stellete/ worüber bey denen Teutschen ein ungemein Gelächter/ bey denen Böhmen/ aber nichts als Wuth und Rache entstund / wie denn auch des Königes Gemahlin/ die Kunigunda, ihn nicht eher an ihre Seite wieder lassen wolte / bevor bey den Schimpff gerochen hätte. Also kam es zu einem neuen Kriege/ und bey den Städtlein Laa in Oesterreich/ zu demjenigen Treffen/ darinnen die Böhmen geschlagen/ und der König Ottocar von zweyen von Adel Meuchel-mörderischer Weise/ mit vielen Wunden jämmerlich ermordet worden. Solcher gestalt/ hatte sich Rudolphus auf dem Thron befestiget: Und weil Oesterreich/ als ein Reichs-Lehn war vacant worden/ so suchte er sein Haus nunmehro desto höher zu bringen/ derowegen er seinen ältesten Sohn/ Albertum mit Oesterreich/ und dazu gehörigen Provintzien/ den andern aber/ Rudolphum, mit dem Hertzogthum Schwaben beliehe/ welche Linie doch bald/ nemlich in dessen Sohn/ Johanne Anno 1313. wieder ausgienge. Der Käyser hätte Böhmen vermuthlich auch gerne angegriffen; Doch da die Reichs-Stände/ zu der/ an seine Söhne beschehenen Belehnung/ nicht allzu gute Minen machten; so hielte er vor rahtsamer/ solches des erschlagenen Königs Printzen/ dem Wenceslao zu lassen/ jedoch muste er die Käyserliche Printzessin Juttam heyrathen. Damit auch der Käyser in dem Reiche destomehr Gönner bekäme/ und die Käyserliche Würde auf seinem Hause um so besser befestiget würde/ als brachte er es dahin / daß die Printzessin Mechtildis, Ludovico II. Churfürsten zur Pfaltz/ die Printzessin Agnes, Alberto II. Churfürsten zu Sachsen/ die Printzessin Hedwig, Ottoni, Churfürsten zu Brandenburg/ und die Printzessin Catharina dem Hertzoge in Bayern/ ehlich beygeleget ward/ welche letztere/ nachmahls der König in Ungarn heyrathete. Dieses/ war gewiß ein sehr kluger Staats-Streich/ wie denn auch das Haus Oesterreich/ diese Maxime, von selbiger Zeit an beständig beobachtet/ und sich desfals nach Taciti Lehre gerichtet hat/ daß/ wer empor kommen wolle / durch Heyrathen darzu den bequemsten und besten Weeg finde/ daher es auch meistens auf sothane Art zu seiner jetzigen Grösse gestiegen. Wer hat auch eben das Gesetz gegeben/ daß ein grosser Herr bloß durch die Waffen seine Macht zu vermehren/ suchen solle? Immittelst ist vorgedachter Albertus, der Stamm-Vater des jetzo blühenden Oesterreichischen Hauses/ der nach seines Herrn Vatern Tode / von einigen zwar zum Käyser erwählet ward/ an Adolpho aber Grafen von Nassau / einen Gegen-Käyser bekam/ jedoch solchen in der Schlacht bey Speyer überwand / und ums Leben brachte/ wo-

Dubrav. Rer. Bohem. l. 17.
Tac. in Vit. Agric. c. 6.

empfinge/ dessen Wände unversehens niederfielen/ und den knienden König allen Zuschauern vor Augen stellete/ worüber bey denen Teutschen ein ungemein Gelächter/ bey denen Böhmen/ aber nichts als Wuth und Rache entstund / wie denn auch des Königes Gemahlin/ die Kunigunda, ihn nicht eher an ihre Seite wieder lassen wolte / bevor bey den Schimpff gerochen hätte. Also kam es zu einem neuen Kriege/ und bey den Städtlein Laa in Oesterreich/ zu demjenigen Treffen/ darinnen die Böhmen geschlagen/ und der König Ottocar von zweyen von Adel Meuchel-mörderischer Weise/ mit vielen Wunden jämmerlich ermordet worden. Solcher gestalt/ hatte sich Rudolphus auf dem Thron befestiget: Und weil Oesterreich/ als ein Reichs-Lehn war vacant worden/ so suchte er sein Haus nunmehro desto höher zu bringen/ derowegen er seinen ältesten Sohn/ Albertum mit Oesterreich/ und dazu gehörigen Provintzien/ den andern aber/ Rudolphum, mit dem Hertzogthum Schwaben beliehe/ welche Linie doch bald/ nemlich in dessen Sohn/ Johanne Anno 1313. wieder ausgienge. Der Käyser hätte Böhmen vermuthlich auch gerne angegriffen; Doch da die Reichs-Stände/ zu der/ an seine Söhne beschehenen Belehnung/ nicht allzu gute Minen machten; so hielte er vor rahtsamer/ solches des erschlagenen Königs Printzen/ dem Wenceslao zu lassen/ jedoch muste er die Käyserliche Printzessin Juttam heyrathen. Damit auch der Käyser in dem Reiche destomehr Gönner bekäme/ und die Käyserliche Würde auf seinem Hause um so besser befestiget würde/ als brachte er es dahin / daß die Printzessin Mechtildis, Ludovico II. Churfürsten zur Pfaltz/ die Printzessin Agnes, Alberto II. Churfürsten zu Sachsen/ die Printzessin Hedwig, Ottoni, Churfürsten zu Brandenburg/ und die Printzessin Catharina dem Hertzoge in Bayern/ ehlich beygeleget ward/ welche letztere/ nachmahls der König in Ungarn heyrathete. Dieses/ war gewiß ein sehr kluger Staats-Streich/ wie denn auch das Haus Oesterreich/ diese Maxime, von selbiger Zeit an beständig beobachtet/ und sich desfals nach Taciti Lehre gerichtet hat/ daß/ wer empor kommen wolle / durch Heyrathen darzu den bequemsten und besten Weeg finde/ daher es auch meistens auf sothane Art zu seiner jetzigen Grösse gestiegen. Wer hat auch eben das Gesetz gegeben/ daß ein grosser Herr bloß durch die Waffen seine Macht zu vermehren/ suchen solle? Immittelst ist vorgedachter Albertus, der Stamm-Vater des jetzo blühenden Oesterreichischen Hauses/ der nach seines Herrn Vatern Tode / von einigen zwar zum Käyser erwählet ward/ an Adolpho aber Grafen von Nassau / einen Gegen-Käyser bekam/ jedoch solchen in der Schlacht bey Speyer überwand / und ums Leben brachte/ wo-

Dubrav. Rer. Bohem. l. 17.
Tac. in Vit. Agric. c. 6.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0047" n="5"/>
empfinge/ dessen Wände unversehens niederfielen/ und den knienden                      König allen Zuschauern vor Augen stellete/ worüber bey denen Teutschen ein                      ungemein Gelächter/ bey denen Böhmen/ aber nichts als Wuth und Rache entstund                     / <note place="foot">Dubrav. Rer. Bohem. l. 17.</note> wie denn auch des Königes                      Gemahlin/ die Kunigunda, ihn nicht eher an ihre Seite wieder lassen wolte /                      bevor bey den Schimpff gerochen hätte. Also kam es zu einem neuen Kriege/ und                      bey den Städtlein Laa in Oesterreich/ zu demjenigen Treffen/ darinnen die                      Böhmen geschlagen/ und der König Ottocar von zweyen von Adel                      Meuchel-mörderischer Weise/ mit vielen Wunden jämmerlich ermordet worden.                      Solcher gestalt/ hatte sich Rudolphus auf dem Thron befestiget: Und weil                      Oesterreich/ als ein Reichs-Lehn war vacant worden/ so suchte er sein Haus                      nunmehro desto höher zu bringen/ derowegen er seinen ältesten Sohn/ Albertum                      mit Oesterreich/ und dazu gehörigen Provintzien/ den andern aber/ Rudolphum,                      mit dem Hertzogthum Schwaben beliehe/ welche Linie doch bald/ nemlich in                      dessen Sohn/ Johanne Anno 1313. wieder ausgienge. Der Käyser hätte Böhmen                      vermuthlich auch gerne angegriffen; Doch da die Reichs-Stände/ zu der/ an                      seine Söhne beschehenen Belehnung/ nicht allzu gute Minen machten; so hielte er                      vor rahtsamer/ solches des erschlagenen Königs Printzen/ dem Wenceslao zu                      lassen/ jedoch muste er die Käyserliche Printzessin Juttam heyrathen. Damit                      auch der Käyser in dem Reiche destomehr Gönner bekäme/ und die Käyserliche                      Würde auf seinem Hause um so besser befestiget würde/ als brachte er es dahin /                      daß die Printzessin Mechtildis, Ludovico II. Churfürsten zur Pfaltz/ die                      Printzessin Agnes, Alberto II. Churfürsten zu Sachsen/ die Printzessin Hedwig,                      Ottoni, Churfürsten zu Brandenburg/ und die Printzessin Catharina dem Hertzoge                      in Bayern/ ehlich beygeleget ward/ welche letztere/ nachmahls der König in                      Ungarn heyrathete. Dieses/ war gewiß ein sehr kluger Staats-Streich/ wie denn                      auch das Haus Oesterreich/ diese Maxime, von selbiger Zeit an beständig                      beobachtet/ und sich desfals nach Taciti Lehre gerichtet hat/ <note place="foot">Tac. in Vit. Agric. c. 6.</note> daß/ wer empor kommen wolle /                      durch Heyrathen darzu den bequemsten und besten Weeg finde/ daher es auch                      meistens auf sothane Art zu seiner jetzigen Grösse gestiegen. Wer hat auch eben                      das Gesetz gegeben/ daß ein grosser Herr bloß durch die Waffen seine Macht zu                      vermehren/ suchen solle? Immittelst ist vorgedachter Albertus, der Stamm-Vater                      des jetzo blühenden Oesterreichischen Hauses/ der nach seines Herrn Vatern Tode                     / von einigen zwar zum Käyser erwählet ward/ an Adolpho aber Grafen von Nassau                     / einen Gegen-Käyser bekam/ jedoch solchen in der Schlacht bey Speyer überwand                     / und ums Leben brachte/ wo-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0047] empfinge/ dessen Wände unversehens niederfielen/ und den knienden König allen Zuschauern vor Augen stellete/ worüber bey denen Teutschen ein ungemein Gelächter/ bey denen Böhmen/ aber nichts als Wuth und Rache entstund / wie denn auch des Königes Gemahlin/ die Kunigunda, ihn nicht eher an ihre Seite wieder lassen wolte / bevor bey den Schimpff gerochen hätte. Also kam es zu einem neuen Kriege/ und bey den Städtlein Laa in Oesterreich/ zu demjenigen Treffen/ darinnen die Böhmen geschlagen/ und der König Ottocar von zweyen von Adel Meuchel-mörderischer Weise/ mit vielen Wunden jämmerlich ermordet worden. Solcher gestalt/ hatte sich Rudolphus auf dem Thron befestiget: Und weil Oesterreich/ als ein Reichs-Lehn war vacant worden/ so suchte er sein Haus nunmehro desto höher zu bringen/ derowegen er seinen ältesten Sohn/ Albertum mit Oesterreich/ und dazu gehörigen Provintzien/ den andern aber/ Rudolphum, mit dem Hertzogthum Schwaben beliehe/ welche Linie doch bald/ nemlich in dessen Sohn/ Johanne Anno 1313. wieder ausgienge. Der Käyser hätte Böhmen vermuthlich auch gerne angegriffen; Doch da die Reichs-Stände/ zu der/ an seine Söhne beschehenen Belehnung/ nicht allzu gute Minen machten; so hielte er vor rahtsamer/ solches des erschlagenen Königs Printzen/ dem Wenceslao zu lassen/ jedoch muste er die Käyserliche Printzessin Juttam heyrathen. Damit auch der Käyser in dem Reiche destomehr Gönner bekäme/ und die Käyserliche Würde auf seinem Hause um so besser befestiget würde/ als brachte er es dahin / daß die Printzessin Mechtildis, Ludovico II. Churfürsten zur Pfaltz/ die Printzessin Agnes, Alberto II. Churfürsten zu Sachsen/ die Printzessin Hedwig, Ottoni, Churfürsten zu Brandenburg/ und die Printzessin Catharina dem Hertzoge in Bayern/ ehlich beygeleget ward/ welche letztere/ nachmahls der König in Ungarn heyrathete. Dieses/ war gewiß ein sehr kluger Staats-Streich/ wie denn auch das Haus Oesterreich/ diese Maxime, von selbiger Zeit an beständig beobachtet/ und sich desfals nach Taciti Lehre gerichtet hat/ daß/ wer empor kommen wolle / durch Heyrathen darzu den bequemsten und besten Weeg finde/ daher es auch meistens auf sothane Art zu seiner jetzigen Grösse gestiegen. Wer hat auch eben das Gesetz gegeben/ daß ein grosser Herr bloß durch die Waffen seine Macht zu vermehren/ suchen solle? Immittelst ist vorgedachter Albertus, der Stamm-Vater des jetzo blühenden Oesterreichischen Hauses/ der nach seines Herrn Vatern Tode / von einigen zwar zum Käyser erwählet ward/ an Adolpho aber Grafen von Nassau / einen Gegen-Käyser bekam/ jedoch solchen in der Schlacht bey Speyer überwand / und ums Leben brachte/ wo- Dubrav. Rer. Bohem. l. 17. Tac. in Vit. Agric. c. 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/47
Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/47>, abgerufen am 23.11.2024.