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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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Americaner?) so hat der Ascenas auch nach Teutschland wandern/ und baselbst das Haus Anhalt anlegen müssen; wunderliche Einfälle! Daß viele unser Vorfahren nicht groß auf bleibende Städte gehalten/ ist ja bekannter als bekannt; sie wüsten auch von keinen Gräntzen / darmit sie ihre Lande bezeichnet/ und vor andern unterschieden hätten: wie solte nun der Ascenas, mit seinen Hauffen/ so viele 1000. Jahre nach einander gantz unverrückt in einem Striche Landes geblieben seyn? Doch diese Träume haben andere Gelehrte bereits auch erkannt/ daher sie die Fabeley von dem Ascenas verlassen vielmehr glaubende/ es habe das Ascanische Haus/ von dem Teutschen Wort Asch/ seinen Nahmen empfangen/ wie den auch die Benennung Ascanien, in den uhralten Zeiten gantz unbekannt war. Doch aber wuste man von der Grafschaft Aschersleve. Was aber das Wort Asch in der alt Teutschen Sprache eigentlich geheissen/ darüber ist eben nicht nöthig sich dem Kopf zu zerbrechen / weil hinter den wahren Grund zu kommen vieleicht unmöglich fält: Lebe aber / Leube und Laube hieß eine Wohnstadt/ daher Aschersleve so viel seyn könte/ als eines vornehmen Mannes/ der etwa Asch geheisen/ seine Wohnung/ oder Stadt. Die alten Einwohner seind Teutsche gewesen/ mit denen sich nachher die Sorben Wenden vermischet. Und in den gar alten Zeiten/ gehörete alles/ was jetzo Anhalt heisset/ mit zu Nord-Thüringen/ und begriffe es den Gau Svevorn, die Grafschaft Ballenstädt / und die Grafschaft Aschersleben unter sich. Die Haupt-Stadt besagten Landes/ war Aschersleben wenn aber selbiges zu einer Grafschaft geworden/ ist ungewiß; jedoch/ so fern dem Vorgeben angeführten Autoris zu trauen/ so hat das Ascherslebische Gebieth schon lange vor dem Carolo M. seinen eigenen Herrn gehabt/ wie den insonderheit einer Nahmens Aribo Beringer gedacht wird/ denn der Pipinus/ weil er es mit seinem rebellischen Bruder gehalten/ bekrieget und gefangen genommen haben soll. Doch dem sey wie ihm wolle/ so beweiset dieses so viel/ daß de alten Teutschen Fürstl. Häuser nothwendig gleich Anfangs welche Stücke-Landes besessen/ die ihnen eingenthümlich zugestanden/ und die sie nachher durch Uberkommung anderer vermehret. Anbey beweiset es auch dieses mit / daß die Fürstl. Würde/ die allerälteste und benen Teutschen die bekanteste sey / wie den das Wort Fürst/ ohne dem einen solchen anzeiget/ der vor andern der Vornehmste ist. Diese Vornehmsten/ waren diejenigen/ welche die Römer Nobiles, die Teutschen aber Edel/ und die von ihnen abstammende/ Edelinge nannten. Denn vor diesem/ wuste man nur von einerley Udel /

V, Dresseri Millen. P. 2 Sagittar Hist. Princ. Anhalt c. 2.
V. Knaut Antiq. n-halt. Fabr. Orig. Sax. l. 1.
Vid. latius Vindic. Anhalt.
V. Knaut. l. cit.
V. Vindic. Anhalt.
Id. l. cit.

Americaner?) so hat der Ascenas auch nach Teutschland wandern/ und baselbst das Haus Anhalt anlegen müssen; wunderliche Einfälle! Daß viele unser Vorfahren nicht groß auf bleibende Städte gehalten/ ist ja bekannter als bekannt; sie wüsten auch von keinen Gräntzen / darmit sie ihre Lande bezeichnet/ und vor andern unterschieden hätten: wie solte nun der Ascenas, mit seinen Hauffen/ so viele 1000. Jahre nach einander gantz unverrückt in einem Striche Landes geblieben seyn? Doch diese Träume haben andere Gelehrte bereits auch erkannt/ daher sie die Fabeley von dem Ascenas verlassen vielmehr glaubende/ es habe das Ascanische Haus/ von dem Teutschen Wort Asch/ seinen Nahmen empfangen/ wie den auch die Benennung Ascanien, in den uhralten Zeiten gantz unbekannt war. Doch aber wuste man von der Grafschaft Aschersleve. Was aber das Wort Asch in der alt Teutschen Sprache eigentlich geheissen/ darüber ist eben nicht nöthig sich dem Kopf zu zerbrechen / weil hinter den wahren Grund zu kommen vieleicht unmöglich fält: Lebe aber / Leube und Laube hieß eine Wohnstadt/ daher Aschersleve so viel seyn könte/ als eines vornehmen Mannes/ der etwa Asch geheisen/ seine Wohnung/ oder Stadt. Die alten Einwohner seind Teutsche gewesen/ mit denen sich nachher die Sorben Wenden vermischet. Und in den gar alten Zeiten/ gehörete alles/ was jetzo Anhalt heisset/ mit zu Nord-Thüringen/ und begriffe es den Gau Svevorn, die Grafschaft Ballenstädt / und die Grafschaft Aschersleben unter sich. Die Haupt-Stadt besagten Landes/ war Aschersleben wenn aber selbiges zu einer Grafschaft geworden/ ist ungewiß; jedoch/ so fern dem Vorgeben angeführten Autoris zu trauen/ so hat das Ascherslebische Gebieth schon lange vor dem Carolo M. seinen eigenen Herrn gehabt/ wie den insonderheit einer Nahmens Aribo Beringer gedacht wird/ denn der Pipinus/ weil er es mit seinem rebellischen Bruder gehalten/ bekrieget und gefangen genommen haben soll. Doch dem sey wie ihm wolle/ so beweiset dieses so viel/ daß de alten Teutschen Fürstl. Häuser nothwendig gleich Anfangs welche Stücke-Landes besessen/ die ihnen eingenthümlich zugestanden/ und die sie nachher durch Uberkommung anderer vermehret. Anbey beweiset es auch dieses mit / daß die Fürstl. Würde/ die allerälteste und benen Teutschen die bekanteste sey / wie den das Wort Fürst/ ohne dem einen solchen anzeiget/ der vor andern der Vornehmste ist. Diese Vornehmsten/ waren diejenigen/ welche die Römer Nobiles, die Teutschen aber Edel/ und die von ihnen abstammende/ Edelinge nannten. Denn vor diesem/ wuste man nur von einerley Udel /

V, Dresseri Millen. P. 2 Sagittar Hist. Princ. Anhalt c. 2.
V. Knaut Antiq. n-halt. Fabr. Orig. Sax. l. 1.
Vid. latius Vindic. Anhalt.
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Americaner?) so hat der Ascenas auch                      nach Teutschland wandern/ und baselbst das Haus Anhalt anlegen müssen;                      wunderliche Einfälle! Daß viele unser Vorfahren nicht groß auf bleibende Städte                      gehalten/ ist ja bekannter als bekannt; sie wüsten auch von keinen Gräntzen /                      darmit sie ihre Lande bezeichnet/ und vor andern unterschieden hätten: wie                      solte nun der Ascenas, mit seinen Hauffen/ so viele 1000. Jahre nach einander                      gantz unverrückt in einem Striche Landes geblieben seyn? Doch diese Träume haben                      andere Gelehrte bereits auch erkannt/ daher sie die Fabeley von dem Ascenas                      verlassen <note place="foot">V, Dresseri Millen. P. 2 Sagittar Hist. Princ.                          Anhalt c. 2.</note> vielmehr glaubende/ es habe das Ascanische Haus/ von                      dem Teutschen Wort Asch/ seinen Nahmen empfangen/ wie den auch die Benennung                      Ascanien, in den uhralten Zeiten gantz unbekannt war. Doch aber wuste man von                      der Grafschaft Aschersleve. <note place="foot">V. Knaut Antiq. n-halt. Fabr.                          Orig. Sax. l. 1.</note> Was aber das Wort Asch in der alt Teutschen Sprache                      eigentlich geheissen/ darüber ist eben nicht nöthig sich dem Kopf zu zerbrechen                     / weil hinter den wahren Grund zu kommen vieleicht unmöglich fält: Lebe aber /                      Leube und Laube hieß eine Wohnstadt/ daher Aschersleve so viel seyn könte/ als                      eines vornehmen Mannes/ der etwa Asch geheisen/ seine Wohnung/ oder Stadt.                          <note place="foot">Vid. latius Vindic. Anhalt.</note> Die alten Einwohner                      seind Teutsche gewesen/ mit denen sich nachher die Sorben Wenden vermischet.                      Und in den gar alten Zeiten/ gehörete alles/ was jetzo Anhalt heisset/ mit zu                      Nord-Thüringen/ und begriffe es den Gau Svevorn, die Grafschaft Ballenstädt /                      und die Grafschaft Aschersleben unter sich. <note place="foot">V. Knaut. l.                          cit.</note> Die Haupt-Stadt besagten Landes/ war Aschersleben <note place="foot">V. Vindic. Anhalt.</note> wenn aber selbiges zu einer                      Grafschaft geworden/ ist ungewiß; jedoch/ so fern dem Vorgeben angeführten                      Autoris <note place="foot">Id. l. cit.</note> zu trauen/ so hat das                      Ascherslebische Gebieth schon lange vor dem Carolo M. seinen eigenen Herrn                      gehabt/ wie den insonderheit einer Nahmens Aribo Beringer gedacht wird/ denn                      der Pipinus/ weil er es mit seinem rebellischen Bruder gehalten/ bekrieget und                      gefangen genommen haben soll. Doch dem sey wie ihm wolle/ so beweiset dieses so                      viel/ daß de alten Teutschen Fürstl. Häuser nothwendig gleich Anfangs welche                      Stücke-Landes besessen/ die ihnen eingenthümlich zugestanden/ und die sie                      nachher durch Uberkommung anderer vermehret. Anbey beweiset es auch dieses mit /                      daß die Fürstl. Würde/ die allerälteste und benen Teutschen die bekanteste sey                     / wie den das Wort Fürst/ ohne dem einen solchen anzeiget/ der vor andern der                      Vornehmste ist. Diese Vornehmsten/ waren diejenigen/ welche die Römer Nobiles,                      die Teutschen aber Edel/ und die von ihnen abstammende/ Edelinge nannten. Denn                      vor diesem/ wuste man nur von einerley Udel /
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[475/0523] Americaner?) so hat der Ascenas auch nach Teutschland wandern/ und baselbst das Haus Anhalt anlegen müssen; wunderliche Einfälle! Daß viele unser Vorfahren nicht groß auf bleibende Städte gehalten/ ist ja bekannter als bekannt; sie wüsten auch von keinen Gräntzen / darmit sie ihre Lande bezeichnet/ und vor andern unterschieden hätten: wie solte nun der Ascenas, mit seinen Hauffen/ so viele 1000. Jahre nach einander gantz unverrückt in einem Striche Landes geblieben seyn? Doch diese Träume haben andere Gelehrte bereits auch erkannt/ daher sie die Fabeley von dem Ascenas verlassen vielmehr glaubende/ es habe das Ascanische Haus/ von dem Teutschen Wort Asch/ seinen Nahmen empfangen/ wie den auch die Benennung Ascanien, in den uhralten Zeiten gantz unbekannt war. Doch aber wuste man von der Grafschaft Aschersleve. Was aber das Wort Asch in der alt Teutschen Sprache eigentlich geheissen/ darüber ist eben nicht nöthig sich dem Kopf zu zerbrechen / weil hinter den wahren Grund zu kommen vieleicht unmöglich fält: Lebe aber / Leube und Laube hieß eine Wohnstadt/ daher Aschersleve so viel seyn könte/ als eines vornehmen Mannes/ der etwa Asch geheisen/ seine Wohnung/ oder Stadt. Die alten Einwohner seind Teutsche gewesen/ mit denen sich nachher die Sorben Wenden vermischet. Und in den gar alten Zeiten/ gehörete alles/ was jetzo Anhalt heisset/ mit zu Nord-Thüringen/ und begriffe es den Gau Svevorn, die Grafschaft Ballenstädt / und die Grafschaft Aschersleben unter sich. Die Haupt-Stadt besagten Landes/ war Aschersleben wenn aber selbiges zu einer Grafschaft geworden/ ist ungewiß; jedoch/ so fern dem Vorgeben angeführten Autoris zu trauen/ so hat das Ascherslebische Gebieth schon lange vor dem Carolo M. seinen eigenen Herrn gehabt/ wie den insonderheit einer Nahmens Aribo Beringer gedacht wird/ denn der Pipinus/ weil er es mit seinem rebellischen Bruder gehalten/ bekrieget und gefangen genommen haben soll. Doch dem sey wie ihm wolle/ so beweiset dieses so viel/ daß de alten Teutschen Fürstl. Häuser nothwendig gleich Anfangs welche Stücke-Landes besessen/ die ihnen eingenthümlich zugestanden/ und die sie nachher durch Uberkommung anderer vermehret. Anbey beweiset es auch dieses mit / daß die Fürstl. Würde/ die allerälteste und benen Teutschen die bekanteste sey / wie den das Wort Fürst/ ohne dem einen solchen anzeiget/ der vor andern der Vornehmste ist. Diese Vornehmsten/ waren diejenigen/ welche die Römer Nobiles, die Teutschen aber Edel/ und die von ihnen abstammende/ Edelinge nannten. Denn vor diesem/ wuste man nur von einerley Udel / V, Dresseri Millen. P. 2 Sagittar Hist. Princ. Anhalt c. 2. V. Knaut Antiq. n-halt. Fabr. Orig. Sax. l. 1. Vid. latius Vindic. Anhalt. V. Knaut. l. cit. V. Vindic. Anhalt. Id. l. cit.

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/523>, abgerufen am 24.11.2024.