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Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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werthester Herr von Hahn, ich hege für Ihre Person alle Hochachtung. Indessen haben sich hier Dinge ereignet, äußerst fatale Dinge, die ich nicht voraussehen konnte. Hätten Sie doch uns die Ehre erwiesen, früher zu kommen! Seitdem hat sich zwischen meiner Tochter und dem Commandanten der hiesigen Besatzung ein Liebeshandel entsponnen -- Verlobung und dergleichen; -- das vernahm ich erst vor wenigen Tagen. Der Hauptmann ist mein Pflegesohn; er war einst mein Mündel. Was konnte ich thun? Gern oder ungern, ich mußte mein Ja sagen. Ich hatte mir vorgenommen, morgen Ihrem Herrn Vater die Widerwärtigkeit zu melden, ihn zu bitten, Sie nicht zu bemühen. Es schmerzt mich sehr. Was wird mein alter Freund von mir denken!

Weiter konnte Herr Bantes nicht reden, denn die Stimme ging ihm vor Entsetzen aus. Der ihm gegenübersitzende Gast hatte nicht nur, wider alle Erwartung, ganz kalt und ruhig zugehört, sondern die Miene desselben, vorher still und düster, heiterte sich sogar bei dem Worte Liebeshandel -- Verlobung sichtbar auf, als wenn es ihm eben recht um ein Mädchen zu thun wäre, das einem Andern schon Hand und Herz verschenkt hätte. Auch entging Herrn Bantes nicht, daß das bleiche Gesicht, als hätte es sich verrathen, schnell wieder den vorigen Ernst, wie mit sich selbst unzufrieden, herzustellen suchte.

Beunruhigen Sie sich deßwegen nicht! sagte der

werthester Herr von Hahn, ich hege für Ihre Person alle Hochachtung. Indessen haben sich hier Dinge ereignet, äußerst fatale Dinge, die ich nicht voraussehen konnte. Hätten Sie doch uns die Ehre erwiesen, früher zu kommen! Seitdem hat sich zwischen meiner Tochter und dem Commandanten der hiesigen Besatzung ein Liebeshandel entsponnen — Verlobung und dergleichen; — das vernahm ich erst vor wenigen Tagen. Der Hauptmann ist mein Pflegesohn; er war einst mein Mündel. Was konnte ich thun? Gern oder ungern, ich mußte mein Ja sagen. Ich hatte mir vorgenommen, morgen Ihrem Herrn Vater die Widerwärtigkeit zu melden, ihn zu bitten, Sie nicht zu bemühen. Es schmerzt mich sehr. Was wird mein alter Freund von mir denken!

Weiter konnte Herr Bantes nicht reden, denn die Stimme ging ihm vor Entsetzen aus. Der ihm gegenübersitzende Gast hatte nicht nur, wider alle Erwartung, ganz kalt und ruhig zugehört, sondern die Miene desselben, vorher still und düster, heiterte sich sogar bei dem Worte Liebeshandel — Verlobung sichtbar auf, als wenn es ihm eben recht um ein Mädchen zu thun wäre, das einem Andern schon Hand und Herz verschenkt hätte. Auch entging Herrn Bantes nicht, daß das bleiche Gesicht, als hätte es sich verrathen, schnell wieder den vorigen Ernst, wie mit sich selbst unzufrieden, herzustellen suchte.

Beunruhigen Sie sich deßwegen nicht! sagte der

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[0119] werthester Herr von Hahn, ich hege für Ihre Person alle Hochachtung. Indessen haben sich hier Dinge ereignet, äußerst fatale Dinge, die ich nicht voraussehen konnte. Hätten Sie doch uns die Ehre erwiesen, früher zu kommen! Seitdem hat sich zwischen meiner Tochter und dem Commandanten der hiesigen Besatzung ein Liebeshandel entsponnen — Verlobung und dergleichen; — das vernahm ich erst vor wenigen Tagen. Der Hauptmann ist mein Pflegesohn; er war einst mein Mündel. Was konnte ich thun? Gern oder ungern, ich mußte mein Ja sagen. Ich hatte mir vorgenommen, morgen Ihrem Herrn Vater die Widerwärtigkeit zu melden, ihn zu bitten, Sie nicht zu bemühen. Es schmerzt mich sehr. Was wird mein alter Freund von mir denken! Weiter konnte Herr Bantes nicht reden, denn die Stimme ging ihm vor Entsetzen aus. Der ihm gegenübersitzende Gast hatte nicht nur, wider alle Erwartung, ganz kalt und ruhig zugehört, sondern die Miene desselben, vorher still und düster, heiterte sich sogar bei dem Worte Liebeshandel — Verlobung sichtbar auf, als wenn es ihm eben recht um ein Mädchen zu thun wäre, das einem Andern schon Hand und Herz verschenkt hätte. Auch entging Herrn Bantes nicht, daß das bleiche Gesicht, als hätte es sich verrathen, schnell wieder den vorigen Ernst, wie mit sich selbst unzufrieden, herzustellen suchte. Beunruhigen Sie sich deßwegen nicht! sagte der

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

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Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/119>, abgerufen am 21.11.2024.