Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Herr von Hahn: weder meines Vaters noch meinetwillen nicht!

Herr Bantes dachte bei sich: Ich verstehe dich schon! Aber nun war es ihm doppelt darum zu thun, den aus der Sage wohlbekannten schrecklichen Verführer für immer von Friederiken abzuhalten.

Ich sollte Sie, sprach er, freilich nicht im Wirthshause lassen und Sie bitten, bei mir im Hause vorlieb zu nehmen. Allein eben jene Geschichte mit dem Commandanten und meiner Tochter und dergleichen, Sie begreifen, wie es da geht -- einen zweiten Bräutigam in Abwesenheit des andern, und dergleichen -- und dann, Sie begreifen wohl -- die Leute in einer so kleinen Stadt schwatzen gleich mehr als sie wissen. Auch hat meine Tochter. . .

Ich bitte, keine Entschuldigung! sagte der Sohn des Banquiers; ich bin im Gasthofe nicht übel. Ich verstehe Sie. Wenn Sie mir nur erlauben, dem Fräulein Bantes meine Aufwartung machen zu dürfen.

Aber, Sie. .

Denn in Herbesheim gewesen zu sein, und die Braut, die mir bestimmt gewesen, nicht gesehen zu haben, ich könnte es nicht bei mir selbst verantworten.

Allerdings, Sie sind . . .

Ich sollte den Herrn Commandanten beneiden. Alles, was man mir von der seltenen Schönheit und Liebenswürdigkeit des Fräuleins . . .

Sie sind zu gütig.

Herr von Hahn: weder meines Vaters noch meinetwillen nicht!

Herr Bantes dachte bei sich: Ich verstehe dich schon! Aber nun war es ihm doppelt darum zu thun, den aus der Sage wohlbekannten schrecklichen Verführer für immer von Friederiken abzuhalten.

Ich sollte Sie, sprach er, freilich nicht im Wirthshause lassen und Sie bitten, bei mir im Hause vorlieb zu nehmen. Allein eben jene Geschichte mit dem Commandanten und meiner Tochter und dergleichen, Sie begreifen, wie es da geht — einen zweiten Bräutigam in Abwesenheit des andern, und dergleichen — und dann, Sie begreifen wohl — die Leute in einer so kleinen Stadt schwatzen gleich mehr als sie wissen. Auch hat meine Tochter. . .

Ich bitte, keine Entschuldigung! sagte der Sohn des Banquiers; ich bin im Gasthofe nicht übel. Ich verstehe Sie. Wenn Sie mir nur erlauben, dem Fräulein Bantes meine Aufwartung machen zu dürfen.

Aber, Sie. .

Denn in Herbesheim gewesen zu sein, und die Braut, die mir bestimmt gewesen, nicht gesehen zu haben, ich könnte es nicht bei mir selbst verantworten.

Allerdings, Sie sind . . .

Ich sollte den Herrn Commandanten beneiden. Alles, was man mir von der seltenen Schönheit und Liebenswürdigkeit des Fräuleins . . .

Sie sind zu gütig.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="13">
        <p><pb facs="#f0120"/>
Herr von Hahn: weder meines Vaters noch      meinetwillen nicht!</p><lb/>
        <p>Herr Bantes dachte bei sich: Ich verstehe dich schon! Aber nun war es ihm doppelt darum zu      thun, den aus der Sage wohlbekannten schrecklichen Verführer für immer von Friederiken      abzuhalten.</p><lb/>
        <p>Ich sollte Sie, sprach er, freilich nicht im Wirthshause lassen und Sie bitten, bei mir im      Hause vorlieb zu nehmen. Allein eben jene Geschichte mit dem Commandanten und meiner Tochter      und dergleichen, Sie begreifen, wie es da geht &#x2014; einen zweiten Bräutigam in Abwesenheit des      andern, und dergleichen &#x2014; und dann, Sie begreifen wohl &#x2014; die Leute in einer so kleinen Stadt      schwatzen gleich mehr als sie wissen. Auch hat meine Tochter. . .</p><lb/>
        <p>Ich bitte, keine Entschuldigung! sagte der Sohn des Banquiers; ich bin im Gasthofe nicht      übel. Ich verstehe Sie. Wenn Sie mir nur erlauben, dem Fräulein Bantes meine Aufwartung machen      zu dürfen.</p><lb/>
        <p>Aber, Sie. .</p><lb/>
        <p>Denn in Herbesheim gewesen zu sein, und die Braut, die mir bestimmt gewesen, nicht gesehen zu      haben, ich könnte es nicht bei mir selbst verantworten.</p><lb/>
        <p>Allerdings, Sie sind . . .</p><lb/>
        <p>Ich sollte den Herrn Commandanten beneiden. Alles, was man mir von der seltenen Schönheit und      Liebenswürdigkeit des Fräuleins . . .</p><lb/>
        <p>Sie sind zu gütig.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0120] Herr von Hahn: weder meines Vaters noch meinetwillen nicht! Herr Bantes dachte bei sich: Ich verstehe dich schon! Aber nun war es ihm doppelt darum zu thun, den aus der Sage wohlbekannten schrecklichen Verführer für immer von Friederiken abzuhalten. Ich sollte Sie, sprach er, freilich nicht im Wirthshause lassen und Sie bitten, bei mir im Hause vorlieb zu nehmen. Allein eben jene Geschichte mit dem Commandanten und meiner Tochter und dergleichen, Sie begreifen, wie es da geht — einen zweiten Bräutigam in Abwesenheit des andern, und dergleichen — und dann, Sie begreifen wohl — die Leute in einer so kleinen Stadt schwatzen gleich mehr als sie wissen. Auch hat meine Tochter. . . Ich bitte, keine Entschuldigung! sagte der Sohn des Banquiers; ich bin im Gasthofe nicht übel. Ich verstehe Sie. Wenn Sie mir nur erlauben, dem Fräulein Bantes meine Aufwartung machen zu dürfen. Aber, Sie. . Denn in Herbesheim gewesen zu sein, und die Braut, die mir bestimmt gewesen, nicht gesehen zu haben, ich könnte es nicht bei mir selbst verantworten. Allerdings, Sie sind . . . Ich sollte den Herrn Commandanten beneiden. Alles, was man mir von der seltenen Schönheit und Liebenswürdigkeit des Fräuleins . . . Sie sind zu gütig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/120
Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/120>, abgerufen am 29.04.2024.