Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Mir wäre allerdings die größte Ehre widerfahren, in Ihre herrliche Familie aufgenommen worden zu sein und der Sohn eines Mannes geheißen zu haben, von dem mein Vater nie ohne zärtliche Rührung reden kann. Gehorsamer Diener. Darf ich bitten, dem Fräulein wenigstens vorgestellt zu werden? Thut mir leid, sehr leid. Sie ist mit meiner Frau für diesen Abend in großer Gesellschaft, und -- es ist Gesetz da, daß man keinen Fremden, unter keinerlei Vorwand, einführen darf. Also . . . In der That liegt mir für diesen Abend wenig daran, ich fühle mich noch ermüdet; noch weniger, sie in großer Gesellschaft zu sehen, wo man mehr oder minder beengt und beschränkt ist. Gern sähe ich sie in ihrem häuslichen Wesen. Herr Bantes machte eine stumme Verbeugung. Noch lieber, und das gewähren Sie mir doch gütigst? möchte ich dem Fräulein einmal unter vier Augen, wenn ich sagen darf, vertraulich Manches mittheilen, was . . Herr Bantes erschrak. Er dachte bei sich: Da haben wir's, der marschirt in gerader Linie auf sein Ziel los! -- Er räusperte sich. Der Fremde schwieg nun und erwartete, ob Herr Bantes reden wolle; da dies nicht geschah, fuhr Jener fort: Ich hoffe durch meine Mittheilungen das Fräulein vielleicht in Betreff Mir wäre allerdings die größte Ehre widerfahren, in Ihre herrliche Familie aufgenommen worden zu sein und der Sohn eines Mannes geheißen zu haben, von dem mein Vater nie ohne zärtliche Rührung reden kann. Gehorsamer Diener. Darf ich bitten, dem Fräulein wenigstens vorgestellt zu werden? Thut mir leid, sehr leid. Sie ist mit meiner Frau für diesen Abend in großer Gesellschaft, und — es ist Gesetz da, daß man keinen Fremden, unter keinerlei Vorwand, einführen darf. Also . . . In der That liegt mir für diesen Abend wenig daran, ich fühle mich noch ermüdet; noch weniger, sie in großer Gesellschaft zu sehen, wo man mehr oder minder beengt und beschränkt ist. Gern sähe ich sie in ihrem häuslichen Wesen. Herr Bantes machte eine stumme Verbeugung. Noch lieber, und das gewähren Sie mir doch gütigst? möchte ich dem Fräulein einmal unter vier Augen, wenn ich sagen darf, vertraulich Manches mittheilen, was . . Herr Bantes erschrak. Er dachte bei sich: Da haben wir's, der marschirt in gerader Linie auf sein Ziel los! — Er räusperte sich. Der Fremde schwieg nun und erwartete, ob Herr Bantes reden wolle; da dies nicht geschah, fuhr Jener fort: Ich hoffe durch meine Mittheilungen das Fräulein vielleicht in Betreff <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="13"> <pb facs="#f0121"/> <p>Mir wäre allerdings die größte Ehre widerfahren, in Ihre herrliche Familie aufgenommen worden zu sein und der Sohn eines Mannes geheißen zu haben, von dem mein Vater nie ohne zärtliche Rührung reden kann.</p><lb/> <p>Gehorsamer Diener.</p><lb/> <p>Darf ich bitten, dem Fräulein wenigstens vorgestellt zu werden?</p><lb/> <p>Thut mir leid, sehr leid. Sie ist mit meiner Frau für diesen Abend in großer Gesellschaft, und — es ist Gesetz da, daß man keinen Fremden, unter keinerlei Vorwand, einführen darf. Also . . .</p><lb/> <p>In der That liegt mir für diesen Abend wenig daran, ich fühle mich noch ermüdet; noch weniger, sie in großer Gesellschaft zu sehen, wo man mehr oder minder beengt und beschränkt ist. Gern sähe ich sie in ihrem häuslichen Wesen.</p><lb/> <p>Herr Bantes machte eine stumme Verbeugung.</p><lb/> <p>Noch lieber, und das gewähren Sie mir doch gütigst? möchte ich dem Fräulein einmal unter vier Augen, wenn ich sagen darf, vertraulich Manches mittheilen, was . .</p><lb/> <p>Herr Bantes erschrak. Er dachte bei sich: Da haben wir's, der marschirt in gerader Linie auf sein Ziel los! — Er räusperte sich. Der Fremde schwieg nun und erwartete, ob Herr Bantes reden wolle; da dies nicht geschah, fuhr Jener fort: Ich hoffe durch meine Mittheilungen das Fräulein vielleicht in Betreff<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0121]
Mir wäre allerdings die größte Ehre widerfahren, in Ihre herrliche Familie aufgenommen worden zu sein und der Sohn eines Mannes geheißen zu haben, von dem mein Vater nie ohne zärtliche Rührung reden kann.
Gehorsamer Diener.
Darf ich bitten, dem Fräulein wenigstens vorgestellt zu werden?
Thut mir leid, sehr leid. Sie ist mit meiner Frau für diesen Abend in großer Gesellschaft, und — es ist Gesetz da, daß man keinen Fremden, unter keinerlei Vorwand, einführen darf. Also . . .
In der That liegt mir für diesen Abend wenig daran, ich fühle mich noch ermüdet; noch weniger, sie in großer Gesellschaft zu sehen, wo man mehr oder minder beengt und beschränkt ist. Gern sähe ich sie in ihrem häuslichen Wesen.
Herr Bantes machte eine stumme Verbeugung.
Noch lieber, und das gewähren Sie mir doch gütigst? möchte ich dem Fräulein einmal unter vier Augen, wenn ich sagen darf, vertraulich Manches mittheilen, was . .
Herr Bantes erschrak. Er dachte bei sich: Da haben wir's, der marschirt in gerader Linie auf sein Ziel los! — Er räusperte sich. Der Fremde schwieg nun und erwartete, ob Herr Bantes reden wolle; da dies nicht geschah, fuhr Jener fort: Ich hoffe durch meine Mittheilungen das Fräulein vielleicht in Betreff
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