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Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Hüte verdirbt. Wo er ging, rechts und links, wich man ihm höflich aus mit tiefer Verbeugung. Schon von Weitem zogen die ihm Begegnenden Hüte und Mützen tief ab. Keinem Könige konnte mit mehr Ehrfurcht begegnet werden. Rechts und links in den Häusern, wo er vorüberkam, sah er hinter den ungeöffneten Fenstern eine Menge neugieriger Köpfe durch die Glasscheiben nach ihm schauend.

Das Aergste aber widerfuhr ihm, als er dem bezeichneten Eckhause mit dem Balkon näher kam. Unweit dem Hause befand sich auf dem Platze ein Brunnen, der aus sieben Röhren sein Wasser in ein weites Steinbecken goß. Um den Brunnen stand eine Schaar Mägde mit Eimern und Zübern emsig plaudernd. Einige schabten Fische, andere wuschen Salat, andere setzten ihre leeren Eimer unter die Röhre, andere trugen ihn schon gefüllt auf dem Kopfe. Herr von Hahn, der Wohnung des Bürgermeisters sicher zu sein, trat seitwärts, um eine dieser geschäftigen Mägde zu fragen, die ihn in der Lebhaftigkeit ihrer Unterhaltung anfangs nicht bemerkt hatten. Wie er aber den Mund öffnete und Alle jetzt die Augen nach ihm wandten -- hilf heiliger Himmel! welch ein Zetergeschrei, welch eine Verwirrung! Alle prallten mit Entsetzen aus einander. Die Eine ließ die Fische in das Brunnenbecken fahren, die Andere schüttete den gewaschenen Salat auf den Erdboden, der Dritten stürzte der Wassereimer vom Kopfe, daß sie wie eine Gebadete

Hüte verdirbt. Wo er ging, rechts und links, wich man ihm höflich aus mit tiefer Verbeugung. Schon von Weitem zogen die ihm Begegnenden Hüte und Mützen tief ab. Keinem Könige konnte mit mehr Ehrfurcht begegnet werden. Rechts und links in den Häusern, wo er vorüberkam, sah er hinter den ungeöffneten Fenstern eine Menge neugieriger Köpfe durch die Glasscheiben nach ihm schauend.

Das Aergste aber widerfuhr ihm, als er dem bezeichneten Eckhause mit dem Balkon näher kam. Unweit dem Hause befand sich auf dem Platze ein Brunnen, der aus sieben Röhren sein Wasser in ein weites Steinbecken goß. Um den Brunnen stand eine Schaar Mägde mit Eimern und Zübern emsig plaudernd. Einige schabten Fische, andere wuschen Salat, andere setzten ihre leeren Eimer unter die Röhre, andere trugen ihn schon gefüllt auf dem Kopfe. Herr von Hahn, der Wohnung des Bürgermeisters sicher zu sein, trat seitwärts, um eine dieser geschäftigen Mägde zu fragen, die ihn in der Lebhaftigkeit ihrer Unterhaltung anfangs nicht bemerkt hatten. Wie er aber den Mund öffnete und Alle jetzt die Augen nach ihm wandten — hilf heiliger Himmel! welch ein Zetergeschrei, welch eine Verwirrung! Alle prallten mit Entsetzen aus einander. Die Eine ließ die Fische in das Brunnenbecken fahren, die Andere schüttete den gewaschenen Salat auf den Erdboden, der Dritten stürzte der Wassereimer vom Kopfe, daß sie wie eine Gebadete

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[0138] Hüte verdirbt. Wo er ging, rechts und links, wich man ihm höflich aus mit tiefer Verbeugung. Schon von Weitem zogen die ihm Begegnenden Hüte und Mützen tief ab. Keinem Könige konnte mit mehr Ehrfurcht begegnet werden. Rechts und links in den Häusern, wo er vorüberkam, sah er hinter den ungeöffneten Fenstern eine Menge neugieriger Köpfe durch die Glasscheiben nach ihm schauend. Das Aergste aber widerfuhr ihm, als er dem bezeichneten Eckhause mit dem Balkon näher kam. Unweit dem Hause befand sich auf dem Platze ein Brunnen, der aus sieben Röhren sein Wasser in ein weites Steinbecken goß. Um den Brunnen stand eine Schaar Mägde mit Eimern und Zübern emsig plaudernd. Einige schabten Fische, andere wuschen Salat, andere setzten ihre leeren Eimer unter die Röhre, andere trugen ihn schon gefüllt auf dem Kopfe. Herr von Hahn, der Wohnung des Bürgermeisters sicher zu sein, trat seitwärts, um eine dieser geschäftigen Mägde zu fragen, die ihn in der Lebhaftigkeit ihrer Unterhaltung anfangs nicht bemerkt hatten. Wie er aber den Mund öffnete und Alle jetzt die Augen nach ihm wandten — hilf heiliger Himmel! welch ein Zetergeschrei, welch eine Verwirrung! Alle prallten mit Entsetzen aus einander. Die Eine ließ die Fische in das Brunnenbecken fahren, die Andere schüttete den gewaschenen Salat auf den Erdboden, der Dritten stürzte der Wassereimer vom Kopfe, daß sie wie eine Gebadete

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

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Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/138>, abgerufen am 21.11.2024.