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Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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und der Mutter saß. Der Fremde überreichte einen Brief, den er unterwegs von einem Jüngling empfangen und zu bestellen versprochen hatte. O, wie freudig erschrak Jacobea! Das Briefchen kam vom Geliebten.

Es war hier fast dunkel. Die Mutter eilte und brachte zwei brennende Lampen, den Brief zu lesen und den Fremden besser zu sehen. Es war ein Mann bei dreißig Jahre alt, von hoher, magerer Gestalt, ganz schwarz gekleidet, doch nach Sitte damaliger Zeit mit großem, von schwarzen Federn umwehtem Hute, schwarzem Wamms mit weit überliegendem Spitzenkragen auf den Achseln, schwarzen Unterkleidern und weiten Stiefeln, an der Seite ein Schwert, dessen Griff mit Gold und Perlen und blitzenden Steinen ausgelegt war. Funkelnde Edelsteine sah man mit allerlei Licht von seinen Fingerringen strahlen. Doch sein Angesicht, zwar regelmäßig und edel, war, trotz dem Feuer seines Blickes, blaß und erdfarben, und der schwarze Anzug machte ihn noch bleicher. Er setzte sich, und der Vater las bei der Lampe den Brief. Er lautete: "Wir haben den Unrechten getroffen! drum, Liebchen, lebe wohl, dieweil ich den Schlüssel zum Brautkämmerlein verloren. Ich zieh' in Krieg gen Böhmenland und suche mir eine neue Braut, die nicht fordert vom Liebsten ein purpurrothes Schwert. Tröste dich, wie ich mich. Da send' ich dir den Ring zurück." Der Ring fiel aus dem Briefe.

Als Jacobea Solches verlesen hörte, ward sie

und der Mutter saß. Der Fremde überreichte einen Brief, den er unterwegs von einem Jüngling empfangen und zu bestellen versprochen hatte. O, wie freudig erschrak Jacobea! Das Briefchen kam vom Geliebten.

Es war hier fast dunkel. Die Mutter eilte und brachte zwei brennende Lampen, den Brief zu lesen und den Fremden besser zu sehen. Es war ein Mann bei dreißig Jahre alt, von hoher, magerer Gestalt, ganz schwarz gekleidet, doch nach Sitte damaliger Zeit mit großem, von schwarzen Federn umwehtem Hute, schwarzem Wamms mit weit überliegendem Spitzenkragen auf den Achseln, schwarzen Unterkleidern und weiten Stiefeln, an der Seite ein Schwert, dessen Griff mit Gold und Perlen und blitzenden Steinen ausgelegt war. Funkelnde Edelsteine sah man mit allerlei Licht von seinen Fingerringen strahlen. Doch sein Angesicht, zwar regelmäßig und edel, war, trotz dem Feuer seines Blickes, blaß und erdfarben, und der schwarze Anzug machte ihn noch bleicher. Er setzte sich, und der Vater las bei der Lampe den Brief. Er lautete: „Wir haben den Unrechten getroffen! drum, Liebchen, lebe wohl, dieweil ich den Schlüssel zum Brautkämmerlein verloren. Ich zieh' in Krieg gen Böhmenland und suche mir eine neue Braut, die nicht fordert vom Liebsten ein purpurrothes Schwert. Tröste dich, wie ich mich. Da send' ich dir den Ring zurück.“ Der Ring fiel aus dem Briefe.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

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Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/68>, abgerufen am 24.11.2024.