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Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Hier machte Waldrich eine Pause. Es war todtenstille im Zimmer. Alle Kerzen brannten dunkel und warfen falbes Halblicht auf den Kreis der Horchenden. Die Männer saßen und standen ernsthaft umher; die jungen Frauenzimmer hatten sich unvermerkt paarweise enger an einander gedrängt, und die betagten Frauen horchten noch, da Waldrich schon lange schwieg, mit gefalteten Händen und verlängerten Gesichtszügen.

Vor allen Dingen putzt die Lichter! rief Herr Bantes, und redet wieder, daß man warme Menschenstimmen höre, sonst lauf' ich davon. Das Teufelszeug könnte einem Grauen machen.

Das war Jedem aus der Seele gesprochen. Man lief zu den Kerzen. Man stand auf. Man bot Erfrischungen umher. Man gefiel sich, recht laut zu plaudern und laut zu lachen und sich mit der Furchtsamkeit zu necken, die Einer am Andern bemerkt haben und Keiner gestehen wollte. Man nannte die Sage vom todten Gaste das tollste Märchen, was je eine Ammenphantasie ausgebrütet habe, und meinte, wenn eine Miß Anna Radcliffe oder ein Lord Byron darum wüßte, die Welt noch ein Meisterstück des Schauerlichen zu erwarten hätte.

Sobald aber der Stadtcommandant vom Reden und die Gesellschaft vom Hören ausgeruht hatten, ward das Bitten um den zweiten Theil der Sage, oder um die Geschichte von der andern Erscheinung des todten Gastes, begonnen. Man setzte sich im Halbkreise um

Hier machte Waldrich eine Pause. Es war todtenstille im Zimmer. Alle Kerzen brannten dunkel und warfen falbes Halblicht auf den Kreis der Horchenden. Die Männer saßen und standen ernsthaft umher; die jungen Frauenzimmer hatten sich unvermerkt paarweise enger an einander gedrängt, und die betagten Frauen horchten noch, da Waldrich schon lange schwieg, mit gefalteten Händen und verlängerten Gesichtszügen.

Vor allen Dingen putzt die Lichter! rief Herr Bantes, und redet wieder, daß man warme Menschenstimmen höre, sonst lauf' ich davon. Das Teufelszeug könnte einem Grauen machen.

Das war Jedem aus der Seele gesprochen. Man lief zu den Kerzen. Man stand auf. Man bot Erfrischungen umher. Man gefiel sich, recht laut zu plaudern und laut zu lachen und sich mit der Furchtsamkeit zu necken, die Einer am Andern bemerkt haben und Keiner gestehen wollte. Man nannte die Sage vom todten Gaste das tollste Märchen, was je eine Ammenphantasie ausgebrütet habe, und meinte, wenn eine Miß Anna Radcliffe oder ein Lord Byron darum wüßte, die Welt noch ein Meisterstück des Schauerlichen zu erwarten hätte.

Sobald aber der Stadtcommandant vom Reden und die Gesellschaft vom Hören ausgeruht hatten, ward das Bitten um den zweiten Theil der Sage, oder um die Geschichte von der andern Erscheinung des todten Gastes, begonnen. Man setzte sich im Halbkreise um

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[0077] Hier machte Waldrich eine Pause. Es war todtenstille im Zimmer. Alle Kerzen brannten dunkel und warfen falbes Halblicht auf den Kreis der Horchenden. Die Männer saßen und standen ernsthaft umher; die jungen Frauenzimmer hatten sich unvermerkt paarweise enger an einander gedrängt, und die betagten Frauen horchten noch, da Waldrich schon lange schwieg, mit gefalteten Händen und verlängerten Gesichtszügen. Vor allen Dingen putzt die Lichter! rief Herr Bantes, und redet wieder, daß man warme Menschenstimmen höre, sonst lauf' ich davon. Das Teufelszeug könnte einem Grauen machen. Das war Jedem aus der Seele gesprochen. Man lief zu den Kerzen. Man stand auf. Man bot Erfrischungen umher. Man gefiel sich, recht laut zu plaudern und laut zu lachen und sich mit der Furchtsamkeit zu necken, die Einer am Andern bemerkt haben und Keiner gestehen wollte. Man nannte die Sage vom todten Gaste das tollste Märchen, was je eine Ammenphantasie ausgebrütet habe, und meinte, wenn eine Miß Anna Radcliffe oder ein Lord Byron darum wüßte, die Welt noch ein Meisterstück des Schauerlichen zu erwarten hätte. Sobald aber der Stadtcommandant vom Reden und die Gesellschaft vom Hören ausgeruht hatten, ward das Bitten um den zweiten Theil der Sage, oder um die Geschichte von der andern Erscheinung des todten Gastes, begonnen. Man setzte sich im Halbkreise um

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

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Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/77>, abgerufen am 24.11.2024.