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Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Hier glänzte von hundert Kerzen ein heller, warmer Tag, und Liebe, Wein und Spiel herrschten ungestört unter den Schrecken der empörten Außenwelt.

Die junge Baronin und Henriette schwammen in Seligkeit. Der Graf weihte sich Jener mit gesteigerter Zärtlichkeit fast ausschließlich; nur selten tanzte er mit Henrietten, die sich indessen mit den Anbetungen schadlos hielt, die ihr von andern Tänzern wetteifernd dargebracht wurden. Die junge Baronin, die in wirklich königlicher Pracht ganz in die verschwenderischen Geschenke ihres Verlobten gekleidet war, tanzte mit ausgelassener Lust und weidete sich stolz an der neidischen Bewunderung der übrigen Frauenzimmer. Viele der reichsten Edelfräulein der ganzen Nachbarschaft mußten diesen Abend Zeuginnen ihres Reichthums sein, und sie ließ mehreren empfindlich fühlen, daß sie, als Braut des reichsten Grafen von Deutschland, nicht mehr Ihresgleichen kennen möchte.

Früh ermüdet verließ sie den Ball gegen Morgen, ehe der Ball selbst geendet war. Der Graf, liebetrunken, führte sie unbemerkt hinweg. Im Nebensaale fanden sie eine der Kammerfrauen, die ihr zum Schlafgemach folgen wollte. Die junge Baronin, am Arm ihres Verlobten, sagte hocherröthend: Macht Euch lustig, ich will Euern Dienst nicht, und will mich selbst entkleiden. Sie ging durch den Corridor, der Graf folgte ihr ins Schlafgemach.

Als er zurückkam, war die Gesellschaft eben bereit

Hier glänzte von hundert Kerzen ein heller, warmer Tag, und Liebe, Wein und Spiel herrschten ungestört unter den Schrecken der empörten Außenwelt.

Die junge Baronin und Henriette schwammen in Seligkeit. Der Graf weihte sich Jener mit gesteigerter Zärtlichkeit fast ausschließlich; nur selten tanzte er mit Henrietten, die sich indessen mit den Anbetungen schadlos hielt, die ihr von andern Tänzern wetteifernd dargebracht wurden. Die junge Baronin, die in wirklich königlicher Pracht ganz in die verschwenderischen Geschenke ihres Verlobten gekleidet war, tanzte mit ausgelassener Lust und weidete sich stolz an der neidischen Bewunderung der übrigen Frauenzimmer. Viele der reichsten Edelfräulein der ganzen Nachbarschaft mußten diesen Abend Zeuginnen ihres Reichthums sein, und sie ließ mehreren empfindlich fühlen, daß sie, als Braut des reichsten Grafen von Deutschland, nicht mehr Ihresgleichen kennen möchte.

Früh ermüdet verließ sie den Ball gegen Morgen, ehe der Ball selbst geendet war. Der Graf, liebetrunken, führte sie unbemerkt hinweg. Im Nebensaale fanden sie eine der Kammerfrauen, die ihr zum Schlafgemach folgen wollte. Die junge Baronin, am Arm ihres Verlobten, sagte hocherröthend: Macht Euch lustig, ich will Euern Dienst nicht, und will mich selbst entkleiden. Sie ging durch den Corridor, der Graf folgte ihr ins Schlafgemach.

Als er zurückkam, war die Gesellschaft eben bereit

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[0095] Hier glänzte von hundert Kerzen ein heller, warmer Tag, und Liebe, Wein und Spiel herrschten ungestört unter den Schrecken der empörten Außenwelt. Die junge Baronin und Henriette schwammen in Seligkeit. Der Graf weihte sich Jener mit gesteigerter Zärtlichkeit fast ausschließlich; nur selten tanzte er mit Henrietten, die sich indessen mit den Anbetungen schadlos hielt, die ihr von andern Tänzern wetteifernd dargebracht wurden. Die junge Baronin, die in wirklich königlicher Pracht ganz in die verschwenderischen Geschenke ihres Verlobten gekleidet war, tanzte mit ausgelassener Lust und weidete sich stolz an der neidischen Bewunderung der übrigen Frauenzimmer. Viele der reichsten Edelfräulein der ganzen Nachbarschaft mußten diesen Abend Zeuginnen ihres Reichthums sein, und sie ließ mehreren empfindlich fühlen, daß sie, als Braut des reichsten Grafen von Deutschland, nicht mehr Ihresgleichen kennen möchte. Früh ermüdet verließ sie den Ball gegen Morgen, ehe der Ball selbst geendet war. Der Graf, liebetrunken, führte sie unbemerkt hinweg. Im Nebensaale fanden sie eine der Kammerfrauen, die ihr zum Schlafgemach folgen wollte. Die junge Baronin, am Arm ihres Verlobten, sagte hocherröthend: Macht Euch lustig, ich will Euern Dienst nicht, und will mich selbst entkleiden. Sie ging durch den Corridor, der Graf folgte ihr ins Schlafgemach. Als er zurückkam, war die Gesellschaft eben bereit

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

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Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/95>, abgerufen am 21.11.2024.