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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch]

Jn den Apothecken werden Pilulae de Hiera
cum Agarico
zubereitet/ welche biß auff 20. gr.
schwär auff einmahl mit einem Tropffen
Agstein- oder Fenchelöl eingenommen/ wohl
purgieren/ und den Schleim von der Brust/
Magen/ Gedärm und Nieren abführen.

Das Lerchenhartz/ Resina Laricea, ist am
Geschmack/ Geruch und Tugend herrlich.
Kan zu allen Salben und Pflasteren ge-
braucht werden/ worzu der Terbenthin er-
forderet wird; heilet den Grind/ und alle
andere Rauden/ so man es offt mit ein we-
nig weisser Kreiden/ und St. Johanns-öl
vermischet/ überschmiert.



CAPUT LXXIX.
[Abbildung] Baum des Lebens. Arbor Vitae.
Namen.

DEr Baum deß Lebens/ heißt auff
Latein/ Arbor Vitae, Ger. Park. Thuya
Theophrasti, C. B. Cedrus Lycia, Lob.
Arbor Vitae, sive Paradisiaca vulgo dicta, odo-
rata, ad Sabinam accedens, J. B.
Englisch/
The Tree of Life. Frantzösisch/ Arbre de
Vie.

Gestalt.

Es ist dieser Baum zwar ein frembd Ge-
wächs/ läßt sich aber doch in Europa auch
pflantzen/ und wächst mit einem geraden/
knorrigen Stamme zu einer guten höhe und
grösse auff; hat eine äschfarbe etwas röth-
lichte Rinden/ ein hartzichtes holtz/ gleich
dem Thannenbaum/ äste wie flügel außge-
breitet/ auß denen widerumb auff beyden sei-
ten andere flache ästlein herfür kommen/ die
alßdenn mit immer grünenden/ vielen ab-
langen blättern begabet/ so mit den Cypres-
sen-blättern übereinkommen/ allein daß sie
breiter sind. Der Baum wächst über Man-
[Spaltenumbruch] nes höhe nicht auff/ riehet starck und wol/
auch wenn er schon lange zeit gehauen ist und
gelegen hat. Jm Frühling erscheinen kleine
gelblichte Blümlein an den äussersten spi-
tzen der ästlein/ denen kleine von zarten schü-
plein zusammengepackte zäpflein nachfol-
gen/ welche anfänglich grün/ demnach bleich/
endlich bey ihrer vollkommenen zeitigung
schwartzlicht werden/ und in vier hole theil
von einander reissen/ darauß vier ablange/
mit scharffem/ bitterlichtem marck begabte
samen/ wie sprew sich erzeigen/ die zäpflein
hangen so vest an dem Baum/ daß sie nicht
abfallen/ biß ihre stiel gantz verdorr[e]t. Er
ist zu den zeiten Francisci I. Königs in Franck-
reich/ auß der Americanischen Provintz
Canada erstlich in Franckreich gebracht/
und von gedachtem König mit dem namen
deß Baums deß Lebens begabet/ hernach a-
ber auch/ weilen er von seinen in die Erden
gesteckten Zweigen/ oder auch vom Samen
gern auffwachset/ in andere Länder Europae
geführet worden/ wie er denn hin und wi-
der in fürnehmer Herren Gärten anzutref-
fen ist.

Der weltberühmte Casparus Bauhinus, alß
er sich eben zu der zeit zu Paris studierens-
halben auffgehalten/ hat etliche Zweige di-
ses Baums auß dem Königlichen Garten/
so dazumahl von Johanne Robino verpfleget
worden/ in deß Durchleuchtigsten Fürsten/
Herren Friderichs/ Hertzogen zu Würtem-
berg/ Grafen zu Mümpelgart/ etc. Garten/
welchem sein Bruder/ Doctor Johannes Bauhi-
nus,
als Jhr Durchl. bestellter Leib-Medicus
vorgestanden/ nach Mümpelgart gesendet.
Jn Holland und anderstwo ist er nunzumal
sehr gemein/ kommet an einem schattichten
ort wohl fort/ und kan die kälte erleiden.

Eigenschafft.

Weilen in diesem Baum viel ölicht/ bal-
samische/ mit flüchtigem/ sawrlichtem saltz-
geist vermischte theil sich befinden/ als hat
er die Eigenschafft zu erdünneren/ zu ver-
theilen und zu erwärmen/ den Schleim auf
der Brust zu lösen/ und die geringen verstopf-
fungen der innerlichen theilen zu eröffnen.

Gebrauch.

Es wird dieses Gewächs nicht sonderlich
gebraucht; doch meldet Camerarius, daß
man auß dem klein zerscheiterten Holtz ein
geistreiches/ saurlichtes Wasser/ neben ei-
nem öl destillieren könne/ welche gewärmt/
und mit warmen darinnen genetzten Tü-
chern über die Podagrischen Glieder ge-
schlagen/ die Schmertzen legen und verthei-
len sollen.



CAPUT LXXX.
Drachenbaum. Draco Arbor.
Namen.

DRachenbaum/ wird von allen auff
Lateinisch Draco Arbor genennet.
Sein Gummi aber wird auff Grie-
chisch genennet/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Lateinisch/
Lachryma, Gummi, oder Sanguis Draconis.
Teutsch/ Drachen-blut. Frantzösisch/

San-
X 3
Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch]

Jn den Apothecken werden Pilulæ de Hierâ
cum Agarico
zubereitet/ welche biß auff 20. gr.
ſchwaͤr auff einmahl mit einem Tropffen
Agſtein- oder Fencheloͤl eingenommen/ wohl
purgieren/ und den Schleim von der Bruſt/
Magen/ Gedaͤrm und Nieren abfuͤhren.

Das Lerchenhartz/ Reſina Laricea, iſt am
Geſchmack/ Geruch und Tugend herꝛlich.
Kan zu allen Salben und Pflaſteren ge-
braucht werden/ worzu der Terbenthin er-
forderet wird; heilet den Grind/ und alle
andere Rauden/ ſo man es offt mit ein we-
nig weiſſer Kreiden/ und St. Johanns-oͤl
vermiſchet/ uͤberſchmiert.



CAPUT LXXIX.
[Abbildung] Baum des Lebens. Arbor Vitæ.
Namen.

DEr Baum deß Lebens/ heißt auff
Latein/ Arbor Vitæ, Ger. Park. Thuya
Theophraſti, C. B. Cedrus Lycia, Lob.
Arbor Vitæ, ſive Paradiſiaca vulgò dicta, odo-
rata, ad Sabinam accedens, J. B.
Engliſch/
The Tree of Life. Frantzoͤſiſch/ Arbre de
Vie.

Geſtalt.

Es iſt dieſer Baum zwar ein frembd Ge-
waͤchs/ laͤßt ſich aber doch in Europa auch
pflantzen/ und waͤchſt mit einem geraden/
knorꝛigen Stamme zu einer guten hoͤhe und
groͤſſe auff; hat eine aͤſchfarbe etwas roͤth-
lichte Rinden/ ein hartzichtes holtz/ gleich
dem Thannenbaum/ aͤſte wie fluͤgel außge-
breitet/ auß denen widerumb auff beyden ſei-
ten andere flache aͤſtlein herfuͤr kommen/ die
alßdenn mit immer gruͤnenden/ vielen ab-
langen blaͤttern begabet/ ſo mit den Cypreſ-
ſen-blaͤttern uͤbereinkommen/ allein daß ſie
breiter ſind. Der Baum waͤchſt uͤber Man-
[Spaltenumbruch] nes hoͤhe nicht auff/ riehet ſtarck und wol/
auch weñ er ſchon lange zeit gehauen iſt und
gelegen hat. Jm Fruͤhling erſcheinen kleine
gelblichte Bluͤmlein an den aͤuſſerſten ſpi-
tzen der aͤſtlein/ denen kleine von zarten ſchuͤ-
plein zuſammengepackte zaͤpflein nachfol-
gen/ welche anfaͤnglich gruͤn/ demnach bleich/
endlich bey ihrer vollkommenen zeitigung
ſchwartzlicht werden/ und in vier hole theil
von einander reiſſen/ darauß vier ablange/
mit ſcharffem/ bitterlichtem marck begabte
ſamen/ wie ſprew ſich erzeigen/ die zaͤpflein
hangen ſo veſt an dem Baum/ daß ſie nicht
abfallen/ biß ihre ſtiel gantz verdorꝛ[e]t. Er
iſt zu den zeiten Franciſci I. Koͤnigs in Franck-
reich/ auß der Americaniſchen Provintz
Canada erſtlich in Franckreich gebracht/
und von gedachtem Koͤnig mit dem namen
deß Baums deß Lebens begabet/ hernach a-
ber auch/ weilen er von ſeinen in die Erden
geſteckten Zweigen/ oder auch vom Samen
gern auffwachſet/ in andere Laͤnder Europæ
gefuͤhret worden/ wie er denn hin und wi-
der in fuͤrnehmer Herꝛen Gaͤrten anzutref-
fen iſt.

Der weltberuͤhmte Caſparus Bauhinus, alß
er ſich eben zu der zeit zu Paris ſtudierens-
halben auffgehalten/ hat etliche Zweige di-
ſes Baums auß dem Koͤniglichen Garten/
ſo dazumahl von Johanne Robino verpfleget
worden/ in deß Durchleuchtigſten Fuͤrſten/
Herꝛen Friderichs/ Hertzogen zu Wuͤrtem-
berg/ Grafen zu Muͤmpelgart/ ꝛc. Garten/
welchem ſein Bruder/ Doctor Johañes Bauhi-
nus,
als Jhr Durchl. beſtellter Leib-Medicus
vorgeſtanden/ nach Muͤmpelgart geſendet.
Jn Holland und anderſtwo iſt er nunzumal
ſehr gemein/ kommet an einem ſchattichten
ort wohl fort/ und kan die kaͤlte erleiden.

Eigenſchafft.

Weilen in dieſem Baum viel oͤlicht/ bal-
ſamiſche/ mit fluͤchtigem/ ſawrlichtem ſaltz-
geiſt vermiſchte theil ſich befinden/ als hat
er die Eigenſchafft zu erduͤnneren/ zu ver-
theilen und zu erwaͤrmen/ den Schleim auf
der Bruſt zu loͤſen/ und die geringen verſtopf-
fungen der innerlichen theilen zu eroͤffnen.

Gebrauch.

Es wird dieſes Gewaͤchs nicht ſonderlich
gebraucht; doch meldet Camerarius, daß
man auß dem klein zerſcheiterten Holtz ein
geiſtreiches/ ſaurlichtes Waſſer/ neben ei-
nem oͤl deſtillieren koͤnne/ welche gewaͤrmt/
und mit warmen darinnen genetzten Tuͤ-
chern uͤber die Podagriſchen Glieder ge-
ſchlagen/ die Schmertzen legen und verthei-
len ſollen.



CAPUT LXXX.
Drachenbaum. Draco Arbor.
Namen.

DRachenbaum/ wird von allen auff
Lateiniſch Draco Arbor genennet.
Sein Gummi aber wird auff Grie-
chiſch genennet/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Lateiniſch/
Lachryma, Gummi, oder Sanguis Draconis.
Teutſch/ Drachen-blut. Frantzoͤſiſch/

San-
X 3
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[165/0181] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. Jn den Apothecken werden Pilulæ de Hierâ cum Agarico zubereitet/ welche biß auff 20. gr. ſchwaͤr auff einmahl mit einem Tropffen Agſtein- oder Fencheloͤl eingenommen/ wohl purgieren/ und den Schleim von der Bruſt/ Magen/ Gedaͤrm und Nieren abfuͤhren. Das Lerchenhartz/ Reſina Laricea, iſt am Geſchmack/ Geruch und Tugend herꝛlich. Kan zu allen Salben und Pflaſteren ge- braucht werden/ worzu der Terbenthin er- forderet wird; heilet den Grind/ und alle andere Rauden/ ſo man es offt mit ein we- nig weiſſer Kreiden/ und St. Johanns-oͤl vermiſchet/ uͤberſchmiert. CAPUT LXXIX. [Abbildung Baum des Lebens. Arbor Vitæ. ] Namen. DEr Baum deß Lebens/ heißt auff Latein/ Arbor Vitæ, Ger. Park. Thuya Theophraſti, C. B. Cedrus Lycia, Lob. Arbor Vitæ, ſive Paradiſiaca vulgò dicta, odo- rata, ad Sabinam accedens, J. B. Engliſch/ The Tree of Life. Frantzoͤſiſch/ Arbre de Vie. Geſtalt. Es iſt dieſer Baum zwar ein frembd Ge- waͤchs/ laͤßt ſich aber doch in Europa auch pflantzen/ und waͤchſt mit einem geraden/ knorꝛigen Stamme zu einer guten hoͤhe und groͤſſe auff; hat eine aͤſchfarbe etwas roͤth- lichte Rinden/ ein hartzichtes holtz/ gleich dem Thannenbaum/ aͤſte wie fluͤgel außge- breitet/ auß denen widerumb auff beyden ſei- ten andere flache aͤſtlein herfuͤr kommen/ die alßdenn mit immer gruͤnenden/ vielen ab- langen blaͤttern begabet/ ſo mit den Cypreſ- ſen-blaͤttern uͤbereinkommen/ allein daß ſie breiter ſind. Der Baum waͤchſt uͤber Man- nes hoͤhe nicht auff/ riehet ſtarck und wol/ auch weñ er ſchon lange zeit gehauen iſt und gelegen hat. Jm Fruͤhling erſcheinen kleine gelblichte Bluͤmlein an den aͤuſſerſten ſpi- tzen der aͤſtlein/ denen kleine von zarten ſchuͤ- plein zuſammengepackte zaͤpflein nachfol- gen/ welche anfaͤnglich gruͤn/ demnach bleich/ endlich bey ihrer vollkommenen zeitigung ſchwartzlicht werden/ und in vier hole theil von einander reiſſen/ darauß vier ablange/ mit ſcharffem/ bitterlichtem marck begabte ſamen/ wie ſprew ſich erzeigen/ die zaͤpflein hangen ſo veſt an dem Baum/ daß ſie nicht abfallen/ biß ihre ſtiel gantz verdorꝛet. Er iſt zu den zeiten Franciſci I. Koͤnigs in Franck- reich/ auß der Americaniſchen Provintz Canada erſtlich in Franckreich gebracht/ und von gedachtem Koͤnig mit dem namen deß Baums deß Lebens begabet/ hernach a- ber auch/ weilen er von ſeinen in die Erden geſteckten Zweigen/ oder auch vom Samen gern auffwachſet/ in andere Laͤnder Europæ gefuͤhret worden/ wie er denn hin und wi- der in fuͤrnehmer Herꝛen Gaͤrten anzutref- fen iſt. Der weltberuͤhmte Caſparus Bauhinus, alß er ſich eben zu der zeit zu Paris ſtudierens- halben auffgehalten/ hat etliche Zweige di- ſes Baums auß dem Koͤniglichen Garten/ ſo dazumahl von Johanne Robino verpfleget worden/ in deß Durchleuchtigſten Fuͤrſten/ Herꝛen Friderichs/ Hertzogen zu Wuͤrtem- berg/ Grafen zu Muͤmpelgart/ ꝛc. Garten/ welchem ſein Bruder/ Doctor Johañes Bauhi- nus, als Jhr Durchl. beſtellter Leib-Medicus vorgeſtanden/ nach Muͤmpelgart geſendet. Jn Holland und anderſtwo iſt er nunzumal ſehr gemein/ kommet an einem ſchattichten ort wohl fort/ und kan die kaͤlte erleiden. Eigenſchafft. Weilen in dieſem Baum viel oͤlicht/ bal- ſamiſche/ mit fluͤchtigem/ ſawrlichtem ſaltz- geiſt vermiſchte theil ſich befinden/ als hat er die Eigenſchafft zu erduͤnneren/ zu ver- theilen und zu erwaͤrmen/ den Schleim auf der Bruſt zu loͤſen/ und die geringen verſtopf- fungen der innerlichen theilen zu eroͤffnen. Gebrauch. Es wird dieſes Gewaͤchs nicht ſonderlich gebraucht; doch meldet Camerarius, daß man auß dem klein zerſcheiterten Holtz ein geiſtreiches/ ſaurlichtes Waſſer/ neben ei- nem oͤl deſtillieren koͤnne/ welche gewaͤrmt/ und mit warmen darinnen genetzten Tuͤ- chern uͤber die Podagriſchen Glieder ge- ſchlagen/ die Schmertzen legen und verthei- len ſollen. CAPUT LXXX. Drachenbaum. Draco Arbor. Namen. DRachenbaum/ wird von allen auff Lateiniſch Draco Arbor genennet. Sein Gummi aber wird auff Grie- chiſch genennet/ __. Lateiniſch/ Lachryma, Gummi, oder Sanguis Draconis. Teutſch/ Drachen-blut. Frantzoͤſiſch/ San- X 3

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/181>, abgerufen am 26.11.2024.