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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] die Samen mit Gauchhaar bedecket ligen.
Welche Bäume nur allein Blust-zäpflein
ohne Samen tragen/ werden Männlein/
die aber Samen allein haben/ Weiblein ge-
nennet.

Von diesem und anderen Geschlechten
wollen etliche die Salicem Roseam, oder Ro-
sen-weiden/ underscheiden und absönderen/
da doch solche Rosen anders nichts sind/ als
kleine Büschelein/ zusammen-gewachsener
und gedrungener kleiner Blättlein/ in form
der Rosen/ darinnen ich allezeit kleine läng-
lichte Würme gefunden/ zum zeichen/ daß
solche Rosen von anders nichts herkommen/
als von Bissen gewisser Mucken/ da denn
der auß den Wunden außfliessende Nah-
rungs-safft die Blättlein und Fäserlein zu-
sammenwachsen/ und gleichsam als Schü-
pen übereinander ligen macht. Solche Ro-
sen oder eigentliche Mißgewächse kommen
an den äussersten ästlein herfür.

II. Das ander Geschlecht ist die nidrige
schmal-blättige Weiden/ Salix pumila an-
gustifolia inferne lanuginosa, J. B. pumila,
brevi, angustoque folio incano, C. B.
Hat
eine Wurtzel Fingers dick/ mit dünnen fä-
serlein; wächst mit dünnen/ biegigen Ger-
ten/ so einer Elen lang/ auff; welche von
ihrer mitte/ biß an den äussersten gipfel viel
kleine/ weiche/ weiß-grawe/ in form der Aeh-
re zusammen gepackte blümlein tragen/ so
aber nach ihrer Verwelckung endlich in
Flug- oder Gauch-haar (papposam lanugi-
nem
) verwandelt werden. Die Blätter
sind schmal/ oben grün/ unden mit graw-
weissem gläntzendem Haar bedecket. Wächst
viel in Oesterreich und Dalmatien.

III. Das dritte Geschlecht ist die zer-
brüchliche Weiden/ Salix folio lato, splen-
dente fragilis, C. B. Salix spontanea fragilis A-
mygdalino folio auriculata & non auriculata,
J. B.
Wächst zu einem mittelmäßigen Baum
auff; die Rinde der Gerten ist glatt und
gelb-roth; die ästlein brechen gern. Seine
Blätter sind schmal/ unden außgespitzt/
gleich allen Weiden-blättern/ bißweilen 4.
Zoll lang/ und ein biß anderthalb Zoll breit/
sonsten glatt/ gläntzend/ mit kurtzen stielen
ohne ordnung an den Gerten hangend.
Trägt zäpflein mit fäserichten blümlein/
darunder gelbe blättlein stehen: wächst in
feuchten wässerichten orten/ gleich der ge-
meinen weissen Weiden.

IV. Das vierdte Geschlecht ist eine biegi-
ge Weiden/ Salix viminalis, Park. Salix fo-
lio auriculato splendente flexilis. An Salix fo-
lio Amygdalino utrinque virente aurito, C. B.

Wächst zu keinem Baum auff/ die Rinde
an den zarten ruthen ist gelb-grün: die blät-
ter hangen wechsel-weiß/ sind 2. oder 3. zoll
lang/ ein oder anderthalb zoll breit/ nach
und nach außgespitzt/ an dem umbkreiß
schön zerkerft/ oben auff schön gläntzend
grün/ unden aber bleicher: bey dem ursprung
der blättern hat sie beyderseits kleine Neben-
blättlein/ wie Ohrläpplein/ rund und auch
zerkerft. Trägt zäpflein wie das vorige
Geschlecht.

V. Das fünffte Geschlecht ist die Weiden
mit breiten Lorbeer-blättern/ Salix folio lau-
reo sive lato, glabro, odorato. An Salix lati-
[Spaltenumbruch] folia non hirsuta cum Gallis, J. B.
Die dün-
nen gerten oder ruthen dieser Weiden sind
schwartzlicht; sie hat die breitisten Blätter
under allen/ welche den Lorbeer-blättern
zimblich gleich/ glatt/ oben auff gläntzend
hoh-grün/ unden aber bleicher/ 2. biß 3. zoll
lang/ und über anderthalb zoll breit/ an
dem umbkreiß mit kleinen Zähnlein zerkerft/
an kurtzen stielen hangend/ wohlriehend
sind.

VI. Das sechste Geschlecht ist die Weiden
mit Mandlen-blättern/ Salix folio Amygda-
lino, utrinque aurito, corticem abjiciente.

Die hat länglichte/ schmale und scharff
außgespitzte blätter/ den Mandeln- oder
Pfersich-blättern etwas gleich/ schön zer-
kerft; mit kleinen anhängen gleich den Ohr-
läpplein neben den stielen gezieret. Die Rin-
de spaltet sich auff/ und sönderet sich von
dem holtz ab. Die Farb der Gerten ist gelb.

VII. Jst ein gelbe Weiden mit dünnen
Ruthen/ Salix sativa lutea folio crenato, C. B.
Salix lutea tenuior sativa viminea, J. B.
Die
Ruthen dieser Weiden sind sehr biegig/ zä-
he/ und zu bindung der Reben am dienst-
lichsten/ hat ein gelbe Rinde wie Eyer-dot-
ter/ so eines bittern Geschmacks. Seine
blätter sind biß 3. zoll lang/ und eines hal-
ben zolls breit/ sonsten glatt/ von unden et-
was haaricht/ klein/ an dem umbkreiß zer-
kerft/ was wenigs zusammenziehend.

VIII. Jst die rothe unzerbrüchliche Wei-
den/ Salix vulgaris rubens, C. B. Salix rubra
minime fragilis folio longo angusto, J. B.
Jst
die gemeine Weiden der Gärtneren hin und
wider zu dem binden; sein Rinde ist zimlich
roth/ hat lange/ spitzige/ beyderseits glatte/
mit scharffen zähnlein zerkerfte Blätter.
Jhre Gerten ziehen sich offt auch auff gelb.

IX. Jst die nidrige Weiden mit schma-
len/ blaulichten Blättern/ Salix humilior,
foliis angustis subcoeruleis, ex adverso binis.
Salix tenuior, folio minore, utrinque glabro
fragilis, J. B.
Seine aussere Rinde an den
Aesten ist äschfarbig; hat lange/ schmale/
gegen einander an den ästlein stehende blät-
ter/ nicht zerkerft/ trägt für andern gantz
kleine Blumen-zäpflein. Dieses Geschlecht
trägt auch offt an den gipfeln der Aesten o-
der zweigen kleine Mißgewächs/ in gestalt
der Rosen/ auß etlichen von Würmen zer-
nagten/ und zusammen gewachsenen blät-
tern bestehend/ darinnen auch Wurm-sa-
men/ oder lebendige würme sich bißweilen
finden. Jhre Blüthe ist bleich; An den
Blättern wachsen gern rothe Knöpflein/
darinnen auch Würme. Der Same ist
klein/ schwartzlicht/ mit einer weissen Wol-
le umbzogen.

X. Jst ein nidrige schmal-blättige Wei-
den/ Salix pumila linifolia incana, C. B. Sa-
lix pumila angustifolia prona parte cinerea,
J. B. pumila angustifolia recta, Park.
Hat
dünne/ zähe/ biegige/ gerade/ mit gelb-
lichter Rinden bedeckte rüthlein/ eines schu-
hes lang. Jhre Blätter sind in der länge
eines zolls/ schmal wie an dem Flachs/
oben auff grün und äschfarb/ und wenn sie
noch jung/ gantz weiß-graw. Das Blust
kombt gelblicht an weissen zäpflein vor den
blättern hervor/ geht aber endlich in wollichte

Fäser-
Z 3

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] die Samen mit Gauchhaar bedecket ligen.
Welche Baͤume nur allein Bluſt-zaͤpflein
ohne Samen tragen/ werden Maͤnnlein/
die aber Samen allein haben/ Weiblein ge-
nennet.

Von dieſem und anderen Geſchlechten
wollen etliche die Salicem Roſeam, oder Ro-
ſen-weiden/ underſcheiden und abſoͤnderen/
da doch ſolche Roſen anders nichts ſind/ als
kleine Buͤſchelein/ zuſammen-gewachſener
und gedrungener kleiner Blaͤttlein/ in form
der Roſen/ darinnen ich allezeit kleine laͤng-
lichte Wuͤrme gefunden/ zum zeichen/ daß
ſolche Roſen von anders nichts herkommen/
als von Biſſen gewiſſer Mucken/ da denn
der auß den Wunden außflieſſende Nah-
rungs-ſafft die Blaͤttlein und Faͤſerlein zu-
ſammenwachſen/ und gleichſam als Schuͤ-
pen uͤbereinander ligen macht. Solche Ro-
ſen oder eigentliche Mißgewaͤchſe kommen
an den aͤuſſerſten aͤſtlein herfuͤr.

II. Das ander Geſchlecht iſt die nidrige
ſchmal-blaͤttige Weiden/ Salix pumila an-
guſtifolia infernè lanuginoſa, J. B. pumila,
brevi, anguſtoq́ue folio incano, C. B.
Hat
eine Wurtzel Fingers dick/ mit duͤnnen faͤ-
ſerlein; waͤchſt mit duͤnnen/ biegigen Ger-
ten/ ſo einer Elen lang/ auff; welche von
ihrer mitte/ biß an den aͤuſſerſten gipfel viel
kleine/ weiche/ weiß-grawe/ in form der Aeh-
re zuſammen gepackte bluͤmlein tragen/ ſo
aber nach ihrer Verwelckung endlich in
Flug- oder Gauch-haar (pappoſam lanugi-
nem
) verwandelt werden. Die Blaͤtter
ſind ſchmal/ oben gruͤn/ unden mit graw-
weiſſem glaͤntzendem Haar bedecket. Waͤchſt
viel in Oeſterꝛeich und Dalmatien.

III. Das dritte Geſchlecht iſt die zer-
bruͤchliche Weiden/ Salix folio lato, ſplen-
dente fragilis, C. B. Salix ſpontanea fragilis A-
mygdalino folio auriculata & non auriculata,
J. B.
Waͤchſt zu einem mittelmaͤßigen Baum
auff; die Rinde der Gerten iſt glatt und
gelb-roth; die aͤſtlein brechen gern. Seine
Blaͤtter ſind ſchmal/ unden außgeſpitzt/
gleich allen Weiden-blaͤttern/ bißweilen 4.
Zoll lang/ und ein biß anderthalb Zoll breit/
ſonſten glatt/ glaͤntzend/ mit kurtzen ſtielen
ohne ordnung an den Gerten hangend.
Traͤgt zaͤpflein mit faͤſerichten bluͤmlein/
darunder gelbe blaͤttlein ſtehen: waͤchſt in
feuchten waͤſſerichten orten/ gleich der ge-
meinen weiſſen Weiden.

IV. Das vierdte Geſchlecht iſt eine biegi-
ge Weiden/ Salix viminalis, Park. Salix fo-
lio auriculato ſplendente flexilis. An Salix fo-
lio Amygdalino utrinque virente aurito, C. B.

Waͤchſt zu keinem Baum auff/ die Rinde
an den zarten ruthen iſt gelb-gruͤn: die blaͤt-
ter hangen wechſel-weiß/ ſind 2. oder 3. zoll
lang/ ein oder anderthalb zoll breit/ nach
und nach außgeſpitzt/ an dem umbkreiß
ſchoͤn zerkerft/ oben auff ſchoͤn glaͤntzend
gruͤn/ unden aber bleicher: bey dem urſprung
der blaͤttern hat ſie beyderſeits kleine Neben-
blaͤttlein/ wie Ohrlaͤpplein/ rund und auch
zerkerft. Traͤgt zaͤpflein wie das vorige
Geſchlecht.

V. Das fuͤnffte Geſchlecht iſt die Weiden
mit breiten Lorbeer-blaͤttern/ Salix folio lau-
reo ſive lato, glabro, odorato. An Salix lati-
[Spaltenumbruch] folia non hirſuta cum Gallis, J. B.
Die duͤn-
nen gerten oder ruthen dieſer Weiden ſind
ſchwartzlicht; ſie hat die breitiſten Blaͤtter
under allen/ welche den Lorbeer-blaͤttern
zimblich gleich/ glatt/ oben auff glaͤntzend
hoh-gruͤn/ unden aber bleicher/ 2. biß 3. zoll
lang/ und uͤber anderthalb zoll breit/ an
dem umbkreiß mit kleinen Zaͤhnlein zerkerft/
an kurtzen ſtielen hangend/ wohlriehend
ſind.

VI. Das ſechste Geſchlecht iſt die Weiden
mit Mandlen-blaͤttern/ Salix folio Amygda-
lino, utrinque aurito, corticem abjiciente.

Die hat laͤnglichte/ ſchmale und ſcharff
außgeſpitzte blaͤtter/ den Mandeln- oder
Pferſich-blaͤttern etwas gleich/ ſchoͤn zer-
kerft; mit kleinen anhaͤngen gleich den Ohr-
laͤpplein neben den ſtielen gezieret. Die Rin-
de ſpaltet ſich auff/ und ſoͤnderet ſich von
dem holtz ab. Die Farb der Gerten iſt gelb.

VII. Jſt ein gelbe Weiden mit duͤnnen
Ruthen/ Salix ſativa lutea folio crenato, C. B.
Salix lutea tenuior ſativa viminea, J. B.
Die
Ruthen dieſer Weiden ſind ſehr biegig/ zaͤ-
he/ und zu bindung der Reben am dienſt-
lichſten/ hat ein gelbe Rinde wie Eyer-dot-
ter/ ſo eines bittern Geſchmacks. Seine
blaͤtter ſind biß 3. zoll lang/ und eines hal-
ben zolls breit/ ſonſten glatt/ von unden et-
was haaricht/ klein/ an dem umbkreiß zer-
kerft/ was wenigs zuſammenziehend.

VIII. Jſt die rothe unzerbruͤchliche Wei-
den/ Salix vulgaris rubens, C. B. Salix rubra
minimè fragilis folio longo anguſto, J. B.
Jſt
die gemeine Weiden der Gaͤrtneren hin und
wider zu dem binden; ſein Rinde iſt zimlich
roth/ hat lange/ ſpitzige/ beyderſeits glatte/
mit ſcharffen zaͤhnlein zerkerfte Blaͤtter.
Jhre Gerten ziehen ſich offt auch auff gelb.

IX. Jſt die nidrige Weiden mit ſchma-
len/ blaulichten Blaͤttern/ Salix humilior,
foliis anguſtis ſubcœruleis, ex adverſo binis.
Salix tenuior, folio minore, utrinque glabro
fragilis, J. B.
Seine auſſere Rinde an den
Aeſten iſt aͤſchfarbig; hat lange/ ſchmale/
gegen einander an den aͤſtlein ſtehende blaͤt-
ter/ nicht zerkerft/ traͤgt fuͤr andern gantz
kleine Blumen-zaͤpflein. Dieſes Geſchlecht
traͤgt auch offt an den gipfeln der Aeſten o-
der zweigen kleine Mißgewaͤchs/ in geſtalt
der Roſen/ auß etlichen von Wuͤrmen zer-
nagten/ und zuſammen gewachſenen blaͤt-
tern beſtehend/ darinnen auch Wurm-ſa-
men/ oder lebendige wuͤrme ſich bißweilen
finden. Jhre Bluͤthe iſt bleich; An den
Blaͤttern wachſen gern rothe Knoͤpflein/
darinnen auch Wuͤrme. Der Same iſt
klein/ ſchwartzlicht/ mit einer weiſſen Wol-
le umbzogen.

X. Jſt ein nidrige ſchmal-blaͤttige Wei-
den/ Salix pumila linifolia incana, C. B. Sa-
lix pumila anguſtifolia pronâ parte cinerea,
J. B. pumila anguſtifolia recta, Park.
Hat
duͤnne/ zaͤhe/ biegige/ gerade/ mit gelb-
lichter Rinden bedeckte ruͤthlein/ eines ſchu-
hes lang. Jhre Blaͤtter ſind in der laͤnge
eines zolls/ ſchmal wie an dem Flachs/
oben auff gruͤn und aͤſchfarb/ und wenn ſie
noch jung/ gantz weiß-graw. Das Bluſt
kombt gelblicht an weiſſen zaͤpflein vor den
blaͤttern hervor/ geht aber endlich in wollichte

Faͤſer-
Z 3
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[181/0197] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. die Samen mit Gauchhaar bedecket ligen. Welche Baͤume nur allein Bluſt-zaͤpflein ohne Samen tragen/ werden Maͤnnlein/ die aber Samen allein haben/ Weiblein ge- nennet. Von dieſem und anderen Geſchlechten wollen etliche die Salicem Roſeam, oder Ro- ſen-weiden/ underſcheiden und abſoͤnderen/ da doch ſolche Roſen anders nichts ſind/ als kleine Buͤſchelein/ zuſammen-gewachſener und gedrungener kleiner Blaͤttlein/ in form der Roſen/ darinnen ich allezeit kleine laͤng- lichte Wuͤrme gefunden/ zum zeichen/ daß ſolche Roſen von anders nichts herkommen/ als von Biſſen gewiſſer Mucken/ da denn der auß den Wunden außflieſſende Nah- rungs-ſafft die Blaͤttlein und Faͤſerlein zu- ſammenwachſen/ und gleichſam als Schuͤ- pen uͤbereinander ligen macht. Solche Ro- ſen oder eigentliche Mißgewaͤchſe kommen an den aͤuſſerſten aͤſtlein herfuͤr. II. Das ander Geſchlecht iſt die nidrige ſchmal-blaͤttige Weiden/ Salix pumila an- guſtifolia infernè lanuginoſa, J. B. pumila, brevi, anguſtoq́ue folio incano, C. B. Hat eine Wurtzel Fingers dick/ mit duͤnnen faͤ- ſerlein; waͤchſt mit duͤnnen/ biegigen Ger- ten/ ſo einer Elen lang/ auff; welche von ihrer mitte/ biß an den aͤuſſerſten gipfel viel kleine/ weiche/ weiß-grawe/ in form der Aeh- re zuſammen gepackte bluͤmlein tragen/ ſo aber nach ihrer Verwelckung endlich in Flug- oder Gauch-haar (pappoſam lanugi- nem) verwandelt werden. Die Blaͤtter ſind ſchmal/ oben gruͤn/ unden mit graw- weiſſem glaͤntzendem Haar bedecket. Waͤchſt viel in Oeſterꝛeich und Dalmatien. III. Das dritte Geſchlecht iſt die zer- bruͤchliche Weiden/ Salix folio lato, ſplen- dente fragilis, C. B. Salix ſpontanea fragilis A- mygdalino folio auriculata & non auriculata, J. B. Waͤchſt zu einem mittelmaͤßigen Baum auff; die Rinde der Gerten iſt glatt und gelb-roth; die aͤſtlein brechen gern. Seine Blaͤtter ſind ſchmal/ unden außgeſpitzt/ gleich allen Weiden-blaͤttern/ bißweilen 4. Zoll lang/ und ein biß anderthalb Zoll breit/ ſonſten glatt/ glaͤntzend/ mit kurtzen ſtielen ohne ordnung an den Gerten hangend. Traͤgt zaͤpflein mit faͤſerichten bluͤmlein/ darunder gelbe blaͤttlein ſtehen: waͤchſt in feuchten waͤſſerichten orten/ gleich der ge- meinen weiſſen Weiden. IV. Das vierdte Geſchlecht iſt eine biegi- ge Weiden/ Salix viminalis, Park. Salix fo- lio auriculato ſplendente flexilis. An Salix fo- lio Amygdalino utrinque virente aurito, C. B. Waͤchſt zu keinem Baum auff/ die Rinde an den zarten ruthen iſt gelb-gruͤn: die blaͤt- ter hangen wechſel-weiß/ ſind 2. oder 3. zoll lang/ ein oder anderthalb zoll breit/ nach und nach außgeſpitzt/ an dem umbkreiß ſchoͤn zerkerft/ oben auff ſchoͤn glaͤntzend gruͤn/ unden aber bleicher: bey dem urſprung der blaͤttern hat ſie beyderſeits kleine Neben- blaͤttlein/ wie Ohrlaͤpplein/ rund und auch zerkerft. Traͤgt zaͤpflein wie das vorige Geſchlecht. V. Das fuͤnffte Geſchlecht iſt die Weiden mit breiten Lorbeer-blaͤttern/ Salix folio lau- reo ſive lato, glabro, odorato. An Salix lati- folia non hirſuta cum Gallis, J. B. Die duͤn- nen gerten oder ruthen dieſer Weiden ſind ſchwartzlicht; ſie hat die breitiſten Blaͤtter under allen/ welche den Lorbeer-blaͤttern zimblich gleich/ glatt/ oben auff glaͤntzend hoh-gruͤn/ unden aber bleicher/ 2. biß 3. zoll lang/ und uͤber anderthalb zoll breit/ an dem umbkreiß mit kleinen Zaͤhnlein zerkerft/ an kurtzen ſtielen hangend/ wohlriehend ſind. VI. Das ſechste Geſchlecht iſt die Weiden mit Mandlen-blaͤttern/ Salix folio Amygda- lino, utrinque aurito, corticem abjiciente. Die hat laͤnglichte/ ſchmale und ſcharff außgeſpitzte blaͤtter/ den Mandeln- oder Pferſich-blaͤttern etwas gleich/ ſchoͤn zer- kerft; mit kleinen anhaͤngen gleich den Ohr- laͤpplein neben den ſtielen gezieret. Die Rin- de ſpaltet ſich auff/ und ſoͤnderet ſich von dem holtz ab. Die Farb der Gerten iſt gelb. VII. Jſt ein gelbe Weiden mit duͤnnen Ruthen/ Salix ſativa lutea folio crenato, C. B. Salix lutea tenuior ſativa viminea, J. B. Die Ruthen dieſer Weiden ſind ſehr biegig/ zaͤ- he/ und zu bindung der Reben am dienſt- lichſten/ hat ein gelbe Rinde wie Eyer-dot- ter/ ſo eines bittern Geſchmacks. Seine blaͤtter ſind biß 3. zoll lang/ und eines hal- ben zolls breit/ ſonſten glatt/ von unden et- was haaricht/ klein/ an dem umbkreiß zer- kerft/ was wenigs zuſammenziehend. VIII. Jſt die rothe unzerbruͤchliche Wei- den/ Salix vulgaris rubens, C. B. Salix rubra minimè fragilis folio longo anguſto, J. B. Jſt die gemeine Weiden der Gaͤrtneren hin und wider zu dem binden; ſein Rinde iſt zimlich roth/ hat lange/ ſpitzige/ beyderſeits glatte/ mit ſcharffen zaͤhnlein zerkerfte Blaͤtter. Jhre Gerten ziehen ſich offt auch auff gelb. IX. Jſt die nidrige Weiden mit ſchma- len/ blaulichten Blaͤttern/ Salix humilior, foliis anguſtis ſubcœruleis, ex adverſo binis. Salix tenuior, folio minore, utrinque glabro fragilis, J. B. Seine auſſere Rinde an den Aeſten iſt aͤſchfarbig; hat lange/ ſchmale/ gegen einander an den aͤſtlein ſtehende blaͤt- ter/ nicht zerkerft/ traͤgt fuͤr andern gantz kleine Blumen-zaͤpflein. Dieſes Geſchlecht traͤgt auch offt an den gipfeln der Aeſten o- der zweigen kleine Mißgewaͤchs/ in geſtalt der Roſen/ auß etlichen von Wuͤrmen zer- nagten/ und zuſammen gewachſenen blaͤt- tern beſtehend/ darinnen auch Wurm-ſa- men/ oder lebendige wuͤrme ſich bißweilen finden. Jhre Bluͤthe iſt bleich; An den Blaͤttern wachſen gern rothe Knoͤpflein/ darinnen auch Wuͤrme. Der Same iſt klein/ ſchwartzlicht/ mit einer weiſſen Wol- le umbzogen. X. Jſt ein nidrige ſchmal-blaͤttige Wei- den/ Salix pumila linifolia incana, C. B. Sa- lix pumila anguſtifolia pronâ parte cinerea, J. B. pumila anguſtifolia recta, Park. Hat duͤnne/ zaͤhe/ biegige/ gerade/ mit gelb- lichter Rinden bedeckte ruͤthlein/ eines ſchu- hes lang. Jhre Blaͤtter ſind in der laͤnge eines zolls/ ſchmal wie an dem Flachs/ oben auff gruͤn und aͤſchfarb/ und wenn ſie noch jung/ gantz weiß-graw. Das Bluſt kombt gelblicht an weiſſen zaͤpflein vor den blaͤttern hervor/ geht aber endlich in wollichte Faͤſer- Z 3

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/197>, abgerufen am 24.11.2024.