Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] sondern nur an dem dritten oder vierten theil
ihres Umbkreises/ eine anmuthige hochrothe
Farbe haben. Man muß sie etwas zeit ligen
lassen/ weilen sie hart an dem Fleisch sind/
und also nicht gleich mit Lust können genos-
sen werden.

Sonsten haltet man allhier zu Basel auch
viel auff denen also genannten Grunacher-
äffeln/ welche zweyerley/ nemblich edle und
gemeine. Sie haben ein grün-bleiche Farbe/
sind ablang/ auch eines süß sawrlichten Ge-
schmacks/ und halten sich den gantzen Win-
ter: man isset sie nicht bald roh/ sondern brau-
chet sie gekocht zur Speiß bey gesunden und
krancken. Ausser denen sind die Borstorffer und
Carpannier nicht nur zur speiß/ sondern auch
zur Artzney sehr gut und nutzlich. Denen folgen
in der Lieblichkeit nach die Rambur/ welche
groß/ rund/ und ein so delicates anmuthiges
weiches Fleisch haben/ daß sie in dem Mund
gleichsam zerschmeltzen. Dannenher sie auch
schwerlich über den Herbst mögen vor der
Fäulung erhalten werden. Nach denen fol-
gen die Passepommes, welche in der form der
Birn von mittelmäßiger Grösse/ sehr lieb-
lich an dem Geschmack sind/ aber auch bald
faulen. So sind auch die kleine Paradeiß-
äpffel/ welche am allerersten zeitig werden/
eines überauß süssen Geschmacks/ an dem
Fleisch zart/ von Farben ins gemein weiß;
lassen sich auch nicht lang halten.

Suetonius schreibet in dem Leben des Käy-
sers Domitiani, dieweilen er bey dem Jmmis-
mahl sich der Speisen zur Sattsamkeit be-
diente/ habe er bey dem Nachtessen selten mehr
als einen Martianischen Apffel und ein
Trüncklein Weins zu sich genommen.

Adamus Olearius in dem 3. Buchseiner Per-
sianischen Reißbeschreibung am 2. Cap. ver-
meldet/ man finde in Moscaw eine Art der Ae-
pffeln/ welche so zart und weiß von Fleisch
seye/ daß man in denselbigen/ wenn man sie
gegen die Sonne haltet/ die Kernen sehen kön-
ne/ sie sind am Geschmack lieblich/ halten
sich aber wegen ihrer überflüßigen Feuch-
tigkeit nicht so lang als die Aepffel in
Teutschland.

Der Jndianische Apffel wachst auff einem
Baum/ welcher sich dem Quittenbaum ver-
gleichet/ die Blätter sind etwas grösser und
länger als an unserm Apffelbaum/ auch satt-
grün und bitter am Geschmack: traget
kleine Blümlein mit fünff weiß-röthlichten
Blättlein/ keines sonderlichen Geruchs/ doch
lieblich anzuschauen/ und am Geschmack wie
Saurampffer/ die Apffel-frucht ist langlicht/
gelb und gleichsam in mehr theil getheilet mit
Grüblein/ die ein wenig tieff hinein gehen/
und die Frucht zieren; Jn der mitte hat sie
kleinen Samen/ welcher wegen seiner liebli-
chen Säure anmuthig zu essen ist. Dieser
Jndianische Apffel wachßt in Malabar/ Ca-
naria und Malajo/ wird von den Einwohnern
Carambolas/ Camarox/ Carabeli und Bolun-
ba genennet. Er wird mit Zucker eingemacht/
auch fast sehr in der Artzney und Speiß ge-
braucht. Die reiffen Aepffel werden in hitzi-
gen Fiebern gegeben. Die Canarier vermen-
gen ihren Safft mit andern Artzneyen/ so
daselbst wachsen/ und machen eine Farb da-
rauß/ damit sie die Flecken der Augen ver-
treiben. Christophorus a Costa in Libr. Arom.
[Spaltenumbruch] Cap.
47. vermeldet ferners/ daß er eine Weh-
mutter oder Hebamm in Jndien gekannt/ wel-
che diese Frucht gedörrt und gepülvert/ mit
Bettele-blättern gebraucht habe/ die Nach-
geburt und todte Frucht abzutreiben. Jacobus
Bontius Lib. 6. Hist. Natural. & Medic. Cap.
11. ist
der Meinung/ daß man solche Frucht billich
unter die gesundeste in gantz Jndien zehlen sol-
le. Auß dem frischen Safft wird ein Syrup
gemacht/ so die Jndianer für die rothe Ruhr/
hitzige Fieber/ und andere von der Gall her-
rührende Kranckheiten gebrauchen: sie ver-
mischen auch unter diesen Safft ein wenig
Rosen-honig/ machen darauß ein Gurgel-
wasser für die inwendige Geschwulst des
Halses/ und den anfang der Bräune.

Zu den Jndianischen Apffeln wird auch
dasjenige Obs gezehlet/ welches vorgemel-
ter Christophorus a Costa in Lib. Aromat. c. 12.
und Bernhardus Paludanus annotat. ad Linschot.
part. 3. cap.
13. also beschreibet: Jn Malacca
ist ein Obs/ eines so lieblichen Geschmacks/
daß es alles Obs/ so in Malacca und Jndien
wachst/ welches doch viel und gut ist/ weit ü-
bertrifft. Dieses Obs wird in Malayo der
Landschafft/ darinnen es herfür kommt/ Du-
ryaven/ und die Blüt Buäa/ der Baum aber
Batan genannt. Er ist ein sehr grosser Baum
von festem und dickem Holtz/ mit einer grau-
en Rinden umbgeben/ hat viel äste/ und tra-
get über die massen viel Früchte. Die Blüth
ist auß dem weissen gelb. Die Blätter sind
einer halben Spannen lang/ 2. oder 3. Finger
breit/ rings herumb ein wenig zerkerbt/ auß-
wendig bleichgrün/ inwendig gar dunckel-
grün/ oder daß es sich ein wenig nach dun-
ckelgrün zeucht. Die Frucht ist in der Grösse
der Melonen/ mit einer harten Schalen be-
kleidet/ welche viel kleine/ dicke und harte
Stacheln hat/ außwendig grün und mit
Strichlein wie die Melonen gestaltet/ man si-
het innwendig vier Falten oder Fach in die
Länge/ in welchem auch drey oder vier Früch-
te ligen/ weiß wie Milch/ in der Grösse der
Hünereyer/ lieblich am Geschmack und Ge-
ruch/ als die berühmte Speiß/ so die Spa-
nier von Reiß und Kaphanen-brüsten mit
Rosen-wasser bey ihren köstlichen Gastereyen
zurichten. Welche aber inwendig gelb und
nicht weiß scheinen/ die sind durch den bö-
sen Lufft oder das Regen-wetter verdorret
und verfaulet. Man haltet diese für die be-
ste/ die allein drey Früchte in den Fachen/ und
nach diesen/ so 4. haben; die aber 5. in sich
halten/ sind nicht gut/ wie auch die auffge-
rissene und gekerbte. Es sind auch selten mehr
als 20. Früchte in einem Apffel/ und in einer
jeglichen Frucht ist ein Kern/ dem Pfersich-
kernen nicht ungleich/ aber etwas langlich-
ter/ und nicht so süß am Geschmack/ sie ma-
chen den Halß rauch wie unzeitige Mespeln/
darumb sie auch nicht geessen werden. Die
Frucht ist warm und feucht/ welche sie essen
wollen/ müssen sie erstlich mit den Füssen auff
der Erden waltzen und sänfftiglich tretten/
damit die Stacheln/ so darinnen sind/ zer-
brochen werden. Die solches Obs zuvor nicht
geessen haben/ und erstlich eines auffmachen/
bekommen einen Geruch in die Nasen/ wie
von verfaulten Zwiebeln/ wenn sie es aber
versucht/ achten sie es für andern Speisen
lieblich und gut seyn/ am Geschmack und Ge-

ruch.

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] ſondern nur an dem dritten oder vierten theil
ihres Umbkreiſes/ eine anmuthige hochrothe
Farbe haben. Man muß ſie etwas zeit ligen
laſſen/ weilen ſie hart an dem Fleiſch ſind/
und alſo nicht gleich mit Luſt koͤnnen genoſ-
ſen werden.

Sonſten haltet man allhier zu Baſel auch
viel auff denen alſo genannten Grunacher-
aͤffeln/ welche zweyerley/ nemblich edle und
gemeine. Sie haben ein gruͤn-bleiche Farbe/
ſind ablang/ auch eines ſuͤß ſawrlichten Ge-
ſchmacks/ und halten ſich den gantzen Win-
ter: man iſſet ſie nicht bald roh/ ſondern brau-
chet ſie gekocht zur Speiß bey geſunden und
kranckẽ. Auſſer denen ſind die Borſtorffer uñ
Carpañier nicht nur zur ſpeiß/ ſondern auch
zur Artzney ſehr gut uñ nutzlich. Denẽ folgen
in der Lieblichkeit nach die Rambur/ welche
groß/ rund/ und ein ſo delicates anmuthiges
weiches Fleiſch haben/ daß ſie in dem Mund
gleichſam zerſchmeltzen. Dannenher ſie auch
ſchwerlich uͤber den Herbſt moͤgen vor der
Faͤulung erhalten werden. Nach denen fol-
gen die Paſſepommes, welche in der form der
Birn von mittelmaͤßiger Groͤſſe/ ſehr lieb-
lich an dem Geſchmack ſind/ aber auch bald
faulen. So ſind auch die kleine Paradeiß-
aͤpffel/ welche am allererſten zeitig werden/
eines uͤberauß ſuͤſſen Geſchmacks/ an dem
Fleiſch zart/ von Farben ins gemein weiß;
laſſen ſich auch nicht lang halten.

Suetonius ſchreibet in dem Leben des Kaͤy-
ſers Domitiani, dieweilen er bey dem Jm̃is-
mahl ſich der Speiſen zur Sattſamkeit be-
diente/ habe er bey dem Nachteſſen ſelten mehr
als einen Martianiſchen Apffel und ein
Truͤncklein Weins zu ſich genommen.

Adamus Olearius in dem 3. Buchſeiner Per-
ſianiſchen Reißbeſchreibung am 2. Cap. ver-
meldet/ man finde in Moſcaw eine Art der Ae-
pffeln/ welche ſo zart und weiß von Fleiſch
ſeye/ daß man in denſelbigen/ wenn man ſie
gegen die Sonne haltet/ die Kernen ſehen koͤn-
ne/ ſie ſind am Geſchmack lieblich/ halten
ſich aber wegen ihrer uͤberfluͤßigen Feuch-
tigkeit nicht ſo lang als die Aepffel in
Teutſchland.

Der Jndianiſche Apffel wachſt auff einem
Baum/ welcher ſich dem Quittenbaum ver-
gleichet/ die Blaͤtter ſind etwas groͤſſer und
laͤnger als an unſerm Apffelbaum/ auch ſatt-
gruͤn und bitter am Geſchmack: traget
kleine Bluͤmlein mit fuͤnff weiß-roͤthlichten
Blaͤttlein/ keines ſonderlichen Geruchs/ doch
lieblich anzuſchauen/ und am Geſchmack wie
Saurampffer/ die Apffel-frucht iſt langlicht/
gelb und gleichſam in mehr theil getheilet mit
Gruͤblein/ die ein wenig tieff hinein gehen/
und die Frucht zieren; Jn der mitte hat ſie
kleinen Samen/ welcher wegen ſeiner liebli-
chen Saͤure anmuthig zu eſſen iſt. Dieſer
Jndianiſche Apffel wachßt in Malabar/ Ca-
naria uñ Malajo/ wird von den Einwohnern
Carambolas/ Camarox/ Carabeli uñ Bolun-
ba genennet. Er wird mit Zucker eingemacht/
auch faſt ſehr in der Artzney und Speiß ge-
braucht. Die reiffen Aepffel werden in hitzi-
gen Fiebern gegeben. Die Canarier vermen-
gen ihren Safft mit andern Artzneyen/ ſo
daſelbſt wachſen/ und machen eine Farb da-
rauß/ damit ſie die Flecken der Augen ver-
treiben. Chriſtophorus à Coſta in Libr. Arom.
[Spaltenumbruch] Cap.
47. vermeldet ferners/ daß er eine Weh-
mutter oder Hebam̃ in Jndien gekannt/ wel-
che dieſe Frucht gedoͤrꝛt und gepuͤlvert/ mit
Bettele-blaͤttern gebraucht habe/ die Nach-
geburt und todte Frucht abzutreiben. Jacobus
Bontius Lib. 6. Hiſt. Natural. & Medic. Cap.
11. iſt
der Meinung/ daß man ſolche Frucht billich
unter die geſundeſte in gantz Jndien zehlen ſol-
le. Auß dem friſchen Safft wird ein Syrup
gemacht/ ſo die Jndianer fuͤr die rothe Ruhr/
hitzige Fieber/ und andere von der Gall her-
ruͤhrende Kranckheiten gebrauchen: ſie ver-
miſchen auch unter dieſen Safft ein wenig
Roſen-honig/ machen darauß ein Gurgel-
waſſer fuͤr die inwendige Geſchwulſt des
Halſes/ und den anfang der Braͤune.

Zu den Jndianiſchen Apffeln wird auch
dasjenige Obs gezehlet/ welches vorgemel-
ter Chriſtophorus à Coſta in Lib. Aromat. c. 12.
und Bernhardus Paludanus annotat. ad Linſchot.
part. 3. cap.
13. alſo beſchreibet: Jn Malacca
iſt ein Obs/ eines ſo lieblichen Geſchmacks/
daß es alles Obs/ ſo in Malacca und Jndien
wachſt/ welches doch viel und gut iſt/ weit uͤ-
bertrifft. Dieſes Obs wird in Malayo der
Landſchafft/ darinnen es herfuͤr kom̃t/ Du-
ryaven/ und die Bluͤt Buaͤa/ der Baum aber
Batan genannt. Er iſt ein ſehr groſſer Baum
von feſtem und dickem Holtz/ mit einer grau-
en Rinden umbgeben/ hat viel aͤſte/ und tra-
get uͤber die maſſen viel Fruͤchte. Die Bluͤth
iſt auß dem weiſſen gelb. Die Blaͤtter ſind
einer halben Spannen lang/ 2. oder 3. Finger
breit/ rings herumb ein wenig zerkerbt/ auß-
wendig bleichgruͤn/ inwendig gar dunckel-
gruͤn/ oder daß es ſich ein wenig nach dun-
ckelgruͤn zeucht. Die Frucht iſt in der Groͤſſe
der Melonen/ mit einer harten Schalen be-
kleidet/ welche viel kleine/ dicke und harte
Stacheln hat/ außwendig gruͤn und mit
Strichlein wie die Melonen geſtaltet/ man ſi-
het innwendig vier Falten oder Fach in die
Laͤnge/ in welchem auch drey oder vier Fruͤch-
te ligen/ weiß wie Milch/ in der Groͤſſe der
Huͤnereyer/ lieblich am Geſchmack und Ge-
ruch/ als die beruͤhmte Speiß/ ſo die Spa-
nier von Reiß und Kaphanen-bruͤſten mit
Roſen-waſſer bey ihren koͤſtlichen Gaſtereyen
zurichten. Welche aber inwendig gelb und
nicht weiß ſcheinen/ die ſind durch den boͤ-
ſen Lufft oder das Regen-wetter verdorꝛet
und verfaulet. Man haltet dieſe fuͤr die be-
ſte/ die allein drey Fruͤchte in den Fachen/ und
nach dieſen/ ſo 4. haben; die aber 5. in ſich
halten/ ſind nicht gut/ wie auch die auffge-
riſſene und gekerbte. Es ſind auch ſelten mehr
als 20. Fruͤchte in einem Apffel/ und in einer
jeglichen Frucht iſt ein Kern/ dem Pferſich-
kernen nicht ungleich/ aber etwas langlich-
ter/ und nicht ſo ſuͤß am Geſchmack/ ſie ma-
chen den Halß rauch wie unzeitige Meſpeln/
darumb ſie auch nicht geeſſen werden. Die
Frucht iſt warm und feucht/ welche ſie eſſen
wollen/ muͤſſen ſie erſtlich mit den Fuͤſſen auff
der Erden waltzen und ſaͤnfftiglich tretten/
damit die Stacheln/ ſo darinnen ſind/ zer-
brochen werden. Die ſolches Obs zuvor nicht
geeſſen haben/ und erſtlich eines auffmachen/
bekommen einen Geruch in die Naſen/ wie
von verfaulten Zwiebeln/ wenn ſie es aber
verſucht/ achten ſie es fuͤr andern Speiſen
lieblich und gut ſeyn/ am Geſchmack und Ge-

ruch.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0020" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Er&#x017F;te Buch/</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;ondern nur an dem dritten oder vierten theil<lb/>
ihres Umbkrei&#x017F;es/ eine anmuthige hochrothe<lb/>
Farbe haben. Man muß &#x017F;ie etwas zeit ligen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ weilen &#x017F;ie hart an dem Flei&#x017F;ch &#x017F;ind/<lb/>
und al&#x017F;o nicht gleich mit Lu&#x017F;t ko&#x0364;nnen geno&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en werden.</p><lb/>
            <p>Son&#x017F;ten haltet man allhier zu Ba&#x017F;el auch<lb/>
viel auff denen al&#x017F;o genannten Grunacher-<lb/>
a&#x0364;ffeln/ welche zweyerley/ nemblich edle und<lb/>
gemeine. Sie haben ein gru&#x0364;n-bleiche Farbe/<lb/>
&#x017F;ind ablang/ auch eines &#x017F;u&#x0364;ß &#x017F;awrlichten Ge-<lb/>
&#x017F;chmacks/ und halten &#x017F;ich den gantzen Win-<lb/>
ter: man i&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie nicht bald roh/ &#x017F;ondern brau-<lb/>
chet &#x017F;ie gekocht zur Speiß bey ge&#x017F;unden und<lb/>
kranck&#x1EBD;. Au&#x017F;&#x017F;er denen &#x017F;ind die Bor&#x017F;torffer uñ<lb/>
Carpañier nicht nur zur &#x017F;peiß/ &#x017F;ondern auch<lb/>
zur Artzney &#x017F;ehr gut uñ nutzlich. Den&#x1EBD; folgen<lb/>
in der Lieblichkeit nach die Rambur/ welche<lb/>
groß/ rund/ und ein &#x017F;o delicates anmuthiges<lb/>
weiches Flei&#x017F;ch haben/ daß &#x017F;ie in dem Mund<lb/>
gleich&#x017F;am zer&#x017F;chmeltzen. Dannenher &#x017F;ie auch<lb/>
&#x017F;chwerlich u&#x0364;ber den Herb&#x017F;t mo&#x0364;gen vor der<lb/>
Fa&#x0364;ulung erhalten werden. Nach denen fol-<lb/>
gen die <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;epommes,</hi> welche in der form der<lb/>
Birn von mittelma&#x0364;ßiger Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;ehr lieb-<lb/>
lich an dem Ge&#x017F;chmack &#x017F;ind/ aber auch bald<lb/>
faulen. So &#x017F;ind auch die kleine Paradeiß-<lb/>
a&#x0364;pffel/ welche am allerer&#x017F;ten zeitig werden/<lb/>
eines u&#x0364;berauß &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Ge&#x017F;chmacks/ an dem<lb/>
Flei&#x017F;ch zart/ von Farben ins gemein weiß;<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich auch nicht lang halten.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Suetonius</hi> &#x017F;chreibet in dem Leben des Ka&#x0364;y-<lb/>
&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Domitiani,</hi> dieweilen er bey dem Jm&#x0303;is-<lb/>
mahl &#x017F;ich der Spei&#x017F;en zur Satt&#x017F;amkeit be-<lb/>
diente/ habe er bey dem Nachte&#x017F;&#x017F;en &#x017F;elten mehr<lb/>
als einen Martiani&#x017F;chen Apffel und ein<lb/>
Tru&#x0364;ncklein Weins zu &#x017F;ich genommen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Adamus Olearius</hi> in dem 3. Buch&#x017F;einer Per-<lb/>
&#x017F;iani&#x017F;chen Reißbe&#x017F;chreibung am 2. Cap. ver-<lb/>
meldet/ man finde in Mo&#x017F;caw eine Art der Ae-<lb/>
pffeln/ welche &#x017F;o zart und weiß von Flei&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;eye/ daß man in den&#x017F;elbigen/ wenn man &#x017F;ie<lb/>
gegen die Sonne haltet/ die Kernen &#x017F;ehen ko&#x0364;n-<lb/>
ne/ &#x017F;ie &#x017F;ind am Ge&#x017F;chmack lieblich/ halten<lb/>
&#x017F;ich aber wegen ihrer u&#x0364;berflu&#x0364;ßigen Feuch-<lb/>
tigkeit nicht &#x017F;o lang als die Aepffel in<lb/>
Teut&#x017F;chland.</p><lb/>
            <p>Der Jndiani&#x017F;che Apffel wach&#x017F;t auff einem<lb/>
Baum/ welcher &#x017F;ich dem Quittenbaum ver-<lb/>
gleichet/ die Bla&#x0364;tter &#x017F;ind etwas gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und<lb/>
la&#x0364;nger als an un&#x017F;erm Apffelbaum/ auch &#x017F;att-<lb/>
gru&#x0364;n und bitter am Ge&#x017F;chmack: traget<lb/>
kleine Blu&#x0364;mlein mit fu&#x0364;nff weiß-ro&#x0364;thlichten<lb/>
Bla&#x0364;ttlein/ keines &#x017F;onderlichen Geruchs/ doch<lb/>
lieblich anzu&#x017F;chauen/ und am Ge&#x017F;chmack wie<lb/>
Saurampffer/ die Apffel-frucht i&#x017F;t langlicht/<lb/>
gelb und gleich&#x017F;am in mehr theil getheilet mit<lb/>
Gru&#x0364;blein/ die ein wenig tieff hinein gehen/<lb/>
und die Frucht zieren; Jn der mitte hat &#x017F;ie<lb/>
kleinen Samen/ welcher wegen &#x017F;einer liebli-<lb/>
chen Sa&#x0364;ure anmuthig zu e&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t. Die&#x017F;er<lb/>
Jndiani&#x017F;che Apffel wachßt in Malabar/ Ca-<lb/>
naria uñ Malajo/ wird von den Einwohnern<lb/>
Carambolas/ Camarox/ Carabeli uñ Bolun-<lb/>
ba genennet. Er wird mit Zucker eingemacht/<lb/>
auch fa&#x017F;t &#x017F;ehr in der Artzney und Speiß ge-<lb/>
braucht. Die reiffen Aepffel werden in hitzi-<lb/>
gen Fiebern gegeben. Die Canarier vermen-<lb/>
gen ihren Safft mit andern Artzneyen/ &#x017F;o<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t wach&#x017F;en/ und machen eine Farb da-<lb/>
rauß/ damit &#x017F;ie die Flecken der Augen ver-<lb/>
treiben. <hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tophorus à Co&#x017F;ta in Libr. Arom.<lb/><cb/>
Cap.</hi> 47. vermeldet ferners/ daß er eine Weh-<lb/>
mutter oder Hebam&#x0303; in Jndien gekannt/ wel-<lb/>
che die&#x017F;e Frucht gedo&#x0364;r&#xA75B;t und gepu&#x0364;lvert/ mit<lb/>
Bettele-bla&#x0364;ttern gebraucht habe/ die Nach-<lb/>
geburt und todte Frucht abzutreiben. <hi rendition="#aq">Jacobus<lb/>
Bontius Lib. 6. Hi&#x017F;t. Natural. &amp; Medic. Cap.</hi> 11. i&#x017F;t<lb/>
der Meinung/ daß man &#x017F;olche Frucht billich<lb/>
unter die ge&#x017F;unde&#x017F;te in gantz Jndien zehlen &#x017F;ol-<lb/>
le. Auß dem fri&#x017F;chen Safft wird ein Syrup<lb/>
gemacht/ &#x017F;o die Jndianer fu&#x0364;r die rothe Ruhr/<lb/>
hitzige Fieber/ und andere von der Gall her-<lb/>
ru&#x0364;hrende Kranckheiten gebrauchen: &#x017F;ie ver-<lb/>
mi&#x017F;chen auch unter die&#x017F;en Safft ein wenig<lb/>
Ro&#x017F;en-honig/ machen darauß ein Gurgel-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er fu&#x0364;r die inwendige Ge&#x017F;chwul&#x017F;t des<lb/>
Hal&#x017F;es/ und den anfang der Bra&#x0364;une.</p><lb/>
            <p>Zu den Jndiani&#x017F;chen Apffeln wird auch<lb/>
dasjenige Obs gezehlet/ welches vorgemel-<lb/>
ter <hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tophorus à Co&#x017F;ta in Lib. Aromat. c.</hi> 12.<lb/>
und <hi rendition="#aq">Bernhardus Paludanus annotat. <choice><sic>adLin&#x017F;chot</sic><corr>ad Lin&#x017F;chot</corr></choice>.<lb/>
part. 3. cap.</hi> 13. al&#x017F;o be&#x017F;chreibet: Jn Malacca<lb/>
i&#x017F;t ein Obs/ eines &#x017F;o lieblichen Ge&#x017F;chmacks/<lb/>
daß es alles Obs/ &#x017F;o in Malacca und Jndien<lb/>
wach&#x017F;t/ welches doch viel und gut i&#x017F;t/ weit u&#x0364;-<lb/>
bertrifft. Die&#x017F;es Obs wird in Malayo der<lb/>
Land&#x017F;chafft/ darinnen es herfu&#x0364;r kom&#x0303;t/ Du-<lb/>
ryaven/ und die Blu&#x0364;t Bua&#x0364;a/ der Baum aber<lb/>
Batan genannt. Er i&#x017F;t ein &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;er Baum<lb/>
von fe&#x017F;tem und dickem Holtz/ mit einer grau-<lb/>
en Rinden umbgeben/ hat viel a&#x0364;&#x017F;te/ und tra-<lb/>
get u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;en viel Fru&#x0364;chte. Die Blu&#x0364;th<lb/>
i&#x017F;t auß dem wei&#x017F;&#x017F;en gelb. Die Bla&#x0364;tter &#x017F;ind<lb/>
einer halben Spannen lang/ 2. oder 3. Finger<lb/>
breit/ rings herumb ein wenig zerkerbt/ auß-<lb/>
wendig bleichgru&#x0364;n/ inwendig gar dunckel-<lb/>
gru&#x0364;n/ oder daß es &#x017F;ich ein wenig nach dun-<lb/>
ckelgru&#x0364;n zeucht. Die Frucht i&#x017F;t in der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
der Melonen/ mit einer harten Schalen be-<lb/>
kleidet/ welche viel kleine/ dicke und harte<lb/>
Stacheln hat/ außwendig gru&#x0364;n und mit<lb/>
Strichlein wie die Melonen ge&#x017F;taltet/ man &#x017F;i-<lb/>
het innwendig vier Falten oder Fach in die<lb/>
La&#x0364;nge/ in welchem auch drey oder vier Fru&#x0364;ch-<lb/>
te ligen/ weiß wie Milch/ in der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der<lb/>
Hu&#x0364;nereyer/ lieblich am Ge&#x017F;chmack und Ge-<lb/>
ruch/ als die beru&#x0364;hmte Speiß/ &#x017F;o die Spa-<lb/>
nier von Reiß und Kaphanen-bru&#x0364;&#x017F;ten mit<lb/>
Ro&#x017F;en-wa&#x017F;&#x017F;er bey ihren ko&#x0364;&#x017F;tlichen Ga&#x017F;tereyen<lb/>
zurichten. Welche aber inwendig gelb und<lb/>
nicht weiß &#x017F;cheinen/ die &#x017F;ind durch den bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en Lufft oder das Regen-wetter verdor&#xA75B;et<lb/>
und verfaulet. Man haltet die&#x017F;e fu&#x0364;r die be-<lb/>
&#x017F;te/ die allein drey Fru&#x0364;chte in den Fachen/ und<lb/>
nach die&#x017F;en/ &#x017F;o 4. haben; die aber 5. in &#x017F;ich<lb/>
halten/ &#x017F;ind nicht gut/ wie auch die auffge-<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;ene und gekerbte. Es &#x017F;ind auch &#x017F;elten mehr<lb/>
als 20. Fru&#x0364;chte in einem Apffel/ und in einer<lb/>
jeglichen Frucht i&#x017F;t ein Kern/ dem Pfer&#x017F;ich-<lb/>
kernen nicht ungleich/ aber etwas langlich-<lb/>
ter/ und nicht &#x017F;o &#x017F;u&#x0364;ß am Ge&#x017F;chmack/ &#x017F;ie ma-<lb/>
chen den Halß rauch wie unzeitige Me&#x017F;peln/<lb/>
darumb &#x017F;ie auch nicht gee&#x017F;&#x017F;en werden. Die<lb/>
Frucht i&#x017F;t warm und feucht/ welche &#x017F;ie e&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wollen/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie er&#x017F;tlich mit den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auff<lb/>
der Erden waltzen und &#x017F;a&#x0364;nfftiglich tretten/<lb/>
damit die Stacheln/ &#x017F;o darinnen &#x017F;ind/ zer-<lb/>
brochen werden. Die &#x017F;olches Obs zuvor nicht<lb/>
gee&#x017F;&#x017F;en haben/ und er&#x017F;tlich eines auffmachen/<lb/>
bekommen einen Geruch in die Na&#x017F;en/ wie<lb/>
von verfaulten Zwiebeln/ wenn &#x017F;ie es aber<lb/>
ver&#x017F;ucht/ achten &#x017F;ie es fu&#x0364;r andern Spei&#x017F;en<lb/>
lieblich und gut &#x017F;eyn/ am Ge&#x017F;chmack und Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ruch.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0020] Das Erſte Buch/ ſondern nur an dem dritten oder vierten theil ihres Umbkreiſes/ eine anmuthige hochrothe Farbe haben. Man muß ſie etwas zeit ligen laſſen/ weilen ſie hart an dem Fleiſch ſind/ und alſo nicht gleich mit Luſt koͤnnen genoſ- ſen werden. Sonſten haltet man allhier zu Baſel auch viel auff denen alſo genannten Grunacher- aͤffeln/ welche zweyerley/ nemblich edle und gemeine. Sie haben ein gruͤn-bleiche Farbe/ ſind ablang/ auch eines ſuͤß ſawrlichten Ge- ſchmacks/ und halten ſich den gantzen Win- ter: man iſſet ſie nicht bald roh/ ſondern brau- chet ſie gekocht zur Speiß bey geſunden und kranckẽ. Auſſer denen ſind die Borſtorffer uñ Carpañier nicht nur zur ſpeiß/ ſondern auch zur Artzney ſehr gut uñ nutzlich. Denẽ folgen in der Lieblichkeit nach die Rambur/ welche groß/ rund/ und ein ſo delicates anmuthiges weiches Fleiſch haben/ daß ſie in dem Mund gleichſam zerſchmeltzen. Dannenher ſie auch ſchwerlich uͤber den Herbſt moͤgen vor der Faͤulung erhalten werden. Nach denen fol- gen die Paſſepommes, welche in der form der Birn von mittelmaͤßiger Groͤſſe/ ſehr lieb- lich an dem Geſchmack ſind/ aber auch bald faulen. So ſind auch die kleine Paradeiß- aͤpffel/ welche am allererſten zeitig werden/ eines uͤberauß ſuͤſſen Geſchmacks/ an dem Fleiſch zart/ von Farben ins gemein weiß; laſſen ſich auch nicht lang halten. Suetonius ſchreibet in dem Leben des Kaͤy- ſers Domitiani, dieweilen er bey dem Jm̃is- mahl ſich der Speiſen zur Sattſamkeit be- diente/ habe er bey dem Nachteſſen ſelten mehr als einen Martianiſchen Apffel und ein Truͤncklein Weins zu ſich genommen. Adamus Olearius in dem 3. Buchſeiner Per- ſianiſchen Reißbeſchreibung am 2. Cap. ver- meldet/ man finde in Moſcaw eine Art der Ae- pffeln/ welche ſo zart und weiß von Fleiſch ſeye/ daß man in denſelbigen/ wenn man ſie gegen die Sonne haltet/ die Kernen ſehen koͤn- ne/ ſie ſind am Geſchmack lieblich/ halten ſich aber wegen ihrer uͤberfluͤßigen Feuch- tigkeit nicht ſo lang als die Aepffel in Teutſchland. Der Jndianiſche Apffel wachſt auff einem Baum/ welcher ſich dem Quittenbaum ver- gleichet/ die Blaͤtter ſind etwas groͤſſer und laͤnger als an unſerm Apffelbaum/ auch ſatt- gruͤn und bitter am Geſchmack: traget kleine Bluͤmlein mit fuͤnff weiß-roͤthlichten Blaͤttlein/ keines ſonderlichen Geruchs/ doch lieblich anzuſchauen/ und am Geſchmack wie Saurampffer/ die Apffel-frucht iſt langlicht/ gelb und gleichſam in mehr theil getheilet mit Gruͤblein/ die ein wenig tieff hinein gehen/ und die Frucht zieren; Jn der mitte hat ſie kleinen Samen/ welcher wegen ſeiner liebli- chen Saͤure anmuthig zu eſſen iſt. Dieſer Jndianiſche Apffel wachßt in Malabar/ Ca- naria uñ Malajo/ wird von den Einwohnern Carambolas/ Camarox/ Carabeli uñ Bolun- ba genennet. Er wird mit Zucker eingemacht/ auch faſt ſehr in der Artzney und Speiß ge- braucht. Die reiffen Aepffel werden in hitzi- gen Fiebern gegeben. Die Canarier vermen- gen ihren Safft mit andern Artzneyen/ ſo daſelbſt wachſen/ und machen eine Farb da- rauß/ damit ſie die Flecken der Augen ver- treiben. Chriſtophorus à Coſta in Libr. Arom. Cap. 47. vermeldet ferners/ daß er eine Weh- mutter oder Hebam̃ in Jndien gekannt/ wel- che dieſe Frucht gedoͤrꝛt und gepuͤlvert/ mit Bettele-blaͤttern gebraucht habe/ die Nach- geburt und todte Frucht abzutreiben. Jacobus Bontius Lib. 6. Hiſt. Natural. & Medic. Cap. 11. iſt der Meinung/ daß man ſolche Frucht billich unter die geſundeſte in gantz Jndien zehlen ſol- le. Auß dem friſchen Safft wird ein Syrup gemacht/ ſo die Jndianer fuͤr die rothe Ruhr/ hitzige Fieber/ und andere von der Gall her- ruͤhrende Kranckheiten gebrauchen: ſie ver- miſchen auch unter dieſen Safft ein wenig Roſen-honig/ machen darauß ein Gurgel- waſſer fuͤr die inwendige Geſchwulſt des Halſes/ und den anfang der Braͤune. Zu den Jndianiſchen Apffeln wird auch dasjenige Obs gezehlet/ welches vorgemel- ter Chriſtophorus à Coſta in Lib. Aromat. c. 12. und Bernhardus Paludanus annotat. ad Linſchot. part. 3. cap. 13. alſo beſchreibet: Jn Malacca iſt ein Obs/ eines ſo lieblichen Geſchmacks/ daß es alles Obs/ ſo in Malacca und Jndien wachſt/ welches doch viel und gut iſt/ weit uͤ- bertrifft. Dieſes Obs wird in Malayo der Landſchafft/ darinnen es herfuͤr kom̃t/ Du- ryaven/ und die Bluͤt Buaͤa/ der Baum aber Batan genannt. Er iſt ein ſehr groſſer Baum von feſtem und dickem Holtz/ mit einer grau- en Rinden umbgeben/ hat viel aͤſte/ und tra- get uͤber die maſſen viel Fruͤchte. Die Bluͤth iſt auß dem weiſſen gelb. Die Blaͤtter ſind einer halben Spannen lang/ 2. oder 3. Finger breit/ rings herumb ein wenig zerkerbt/ auß- wendig bleichgruͤn/ inwendig gar dunckel- gruͤn/ oder daß es ſich ein wenig nach dun- ckelgruͤn zeucht. Die Frucht iſt in der Groͤſſe der Melonen/ mit einer harten Schalen be- kleidet/ welche viel kleine/ dicke und harte Stacheln hat/ außwendig gruͤn und mit Strichlein wie die Melonen geſtaltet/ man ſi- het innwendig vier Falten oder Fach in die Laͤnge/ in welchem auch drey oder vier Fruͤch- te ligen/ weiß wie Milch/ in der Groͤſſe der Huͤnereyer/ lieblich am Geſchmack und Ge- ruch/ als die beruͤhmte Speiß/ ſo die Spa- nier von Reiß und Kaphanen-bruͤſten mit Roſen-waſſer bey ihren koͤſtlichen Gaſtereyen zurichten. Welche aber inwendig gelb und nicht weiß ſcheinen/ die ſind durch den boͤ- ſen Lufft oder das Regen-wetter verdorꝛet und verfaulet. Man haltet dieſe fuͤr die be- ſte/ die allein drey Fruͤchte in den Fachen/ und nach dieſen/ ſo 4. haben; die aber 5. in ſich halten/ ſind nicht gut/ wie auch die auffge- riſſene und gekerbte. Es ſind auch ſelten mehr als 20. Fruͤchte in einem Apffel/ und in einer jeglichen Frucht iſt ein Kern/ dem Pferſich- kernen nicht ungleich/ aber etwas langlich- ter/ und nicht ſo ſuͤß am Geſchmack/ ſie ma- chen den Halß rauch wie unzeitige Meſpeln/ darumb ſie auch nicht geeſſen werden. Die Frucht iſt warm und feucht/ welche ſie eſſen wollen/ muͤſſen ſie erſtlich mit den Fuͤſſen auff der Erden waltzen und ſaͤnfftiglich tretten/ damit die Stacheln/ ſo darinnen ſind/ zer- brochen werden. Die ſolches Obs zuvor nicht geeſſen haben/ und erſtlich eines auffmachen/ bekommen einen Geruch in die Naſen/ wie von verfaulten Zwiebeln/ wenn ſie es aber verſucht/ achten ſie es fuͤr andern Speiſen lieblich und gut ſeyn/ am Geſchmack und Ge- ruch.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/20
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/20>, abgerufen am 21.11.2024.