Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] ruch. Es wird von den Jnwohnern in sol-
chem Werth gehalten/ daß sie sagen/ man
könne sich dessen nicht ersättigen/ derhalben
geben sie ihme herrliche Namen/ machen und
schreiben Reimen darvon/ und halten es in
hohen Ehren/ wiewol es überflüßig in Ma-
lacca wachset/ und das Stuck nicht über vier
Malundis kostet/ sonderlich im Brach- Hew-
und Augst- monat/ denn zu andern Jahrzei-
ten wird der Kauff desselben gesteigert. All-
hier ist zu mercken/ eine seltzame und wun-
derbarliche Widerwertigkeit oder natürliche
Feindschafft zwischen den Duryoen und den
Blätteren Bettele/ welche in der wahrheit so
groß/ daß wenn ein gantzes Schiff oder Ge-
wölb voll Duryoen/ und nur etliche Blätter
Bettele auch darinnen wären/ die Duryoen
alle verfaulen und verderben wurden/ auch
wenn man durch überflüßig essen der Dury-
oen-äpffel den Magen beschweret oder ent-
zündet hat/ legt man nur ein Blättlein Bet-
tele auff das Hertz-grüblein/ so wird die Ge-
schwulst von stund an nachlassen: deßgleichen
wenn man nach dem überflüßigen essen die-
ser Frucht auch etliche Blätter Bettele ein-
nimmt/ kan sie keinen Schaden zufügen: die-
weil denn diese Frucht so lieblich und ange-
nehm schmecket/ sagen die Jndianer Sprüch-
worts-weise/ man könne sich der Duryoen-
äpffeln nicht satt essen.

Under die frembden Aepffelbäum zehlet
Guilielmus Piso lib. 5. Histor. Natural. & Me-
dic. cap.
18. den Ost-Jndianischen Baum A-
hoay/ und vermeldet/ daß dessen zweyerley
Geschlecht/ der grosse und kleine Ahoay/ auch
solche beyde nicht allein in der Grösse des
Baums/ sondern auch der Früchte under-
schieden seyen. Denn die Früchte des kleine-
ren sind kaum so groß als eine Haselnuß/ de-
ren sie auch in vielen Stücken gleich sihet:
des grösseren seine aber fallen grösser als die
Kastanien/ und auff dreyeckichte Figur auß.
Beyde werden nur in weit abgelegenen Wäl-
dern gefunden. Der Baum hat Blätter/
welche drey oder vier Finger lang/ und zwey
Finger breit/ auch dem Laube unserer Aepffel-
bäumen nicht ungleich/ und das gantze Jahr
über grünen. Die Rinde ist weißlicht. Auß
den abgeschnittenen Zweigen dringt ein weis-
ser der Milch sich vergleichender Safft/ aber
daneben von dem Holtze ein so garstiger Ge-
stanck herauß/ daß mans auch nicht einmahl
zum Feuer gebrauchen darff/ gestaltsam man
nie erfahren/ daß die Barbarn oder Wilden
es ihrem Brennholtz eingeschlichtet hätten.
Es haben diese Völcker schon offtmahls/
wenn man von ihnen begehrt/ daß sie die
Früchte beyderley Geschlechte dieses Baums
weisen solten/ sich dessen geweigert/ besorgen-
de/ man möchte ihnen dieses Confect selbsten
einmahl beybringen. Denn/ weil noch biß
auff den heutigen tag kein stärckers Gifft/
als der Kern dieser Frucht angetroffen wor-
den/ meinen sie/ dieses geheime Stücklein
gebühre nur ihnen allein zu wissen/ damit sie
desto sicherer ihre teuffelische Meuchel-mör-
dereyen üben können: angemerckt/ sie solche
klein pulverisieren oder zu Pulver stossen/
alsdenn auff mancherley arglistige weise zu-
richten/ und heimlich einem/ den sie gern un-
sterblich machen wollen/ under die Speisen
oder in den Taback mischen können/ auff
[Spaltenumbruch] daß das Gifft schneller oder langsamer wür-
cken möge/ nach dem es ihnen beliebt: Denn
ungefehr nur ein Scrupel/ oder 20. gran da-
von/ weniger oder minder/ in den Mund ge-
nommen/ kan leichtlich schwerere Zufälle er-
regen weder einiges anderes Gifft. Ja es ist
so streng und boßhafft/ daß man noch biß auff
den heutigen tag kein besonderes Gegengifft
darwider finden können/ und der Mensch/
wenn die allgemeine Gifft-Artzneyen nicht
anschlagen wollen/ noch desto geschwinder
daran ersticken muß. Die Wilden gebrau-
chen die Schalen dieser Gifft-nüsse/ wei-
len sie sehr hart sind/ und klingen/ für
Schellen und Glöcklein/ meistens aber beym
Tantze/ tragen sie sie umb die Arm und
Schenckel zum Zierrath. Die Nüsse werden
von ihnen an baumwollene Riemen biß zum
Gebrauch verwarlich beygelegt.

Von den jenigen Aepffeln/ welche umb
die durch das Feur des Himmels zerstörte
Stätte Sodoma und Gomorra gefunden wer-
den/ hat zu seiner zeit Julius Solinus in Poly-
hist. cap.
35. also geschrieben: Ob wol dieser
Apffel ein Gestalt der Zeitigung hat/ kan man
ihn doch nicht essen/ denn die eusserste Haut
begreifft allein viel Ruß und Aschen in sich/
welche/ so man sie nur ein wenig anrührt/
wird dieser Apffel zu einem Pulver/ so wie
ein Rauch davon fleugt.

Eigenschafft.

Weilen der Aepffeln mancherley/ als ha-
ben sie underschiedliche Eigenschafften. Jns
gemein pflegt man sie in wilde und zahme/
reiffe und unreiffe/ abzutheilen. Alle wilden
und unreiffen Aepffel haben einen sauren und
ungejohrenen Safft in sich/ der von dem
immer durch-strahlendem Himmels-feuer
noch nicht genugsam erdünneret/ versüsset/
und subtiler gemacht ist. Der zahmen und
reiffen Aepffel aber sind viererley Art/ Insi-
pida,
oder Ungeschmackte/ welche auß vielen
wasserichten/ hingegen gar wenig schwefel-
und saltzichten flüchtigen theilchen bestehen/
und also schlechte Krafft haben/ auch ge-
schwind indem Leib selbsten faulen/ und schäd-
liche Durchbrüch erwecken können. Saure/
welche entweder scharff-saur/ und also ein
scharffes durchschneidendes saures Saltz/ mit
gar wenigen schwefelichten Theilchen in ih-
rem Safft haben/ dadurch sie das Geblüt
und andere Feuchtigkeiten unsers Leibs erdi-
ckern/ schärffen/ hiemit allerhand schädliche
Verstopffungen/ wie auch Grimmen/ Ma-
genwehe/ und dergleichen verursachen kön-
nen: Dannenhero solche Aepffel nicht rohe
müssen geessen werden; sondern sie sind bes-
ser/ so man sie kochet/ bratet oder backet/ umb
so viel desto mehr/ wenn sie zuvor eine zeit-
lang wol abgelegen; Denn durch das Feur/
als ein schnell-bewegliches durchdringendes
Wesen/ werden die scharff-sauren Theilchen
deroselben zerrissen/ zerkerbet/ und also klei-
ner/ feiner und reiffer/ daß sie demnach ohne
Schaden mögen zur Speise genossen wer-
den. Oder die Sauren Aepffel haben eine ge-
mäßigte Säure/ deren saltzichte Theilchen
dünner und flüchtiger/ auch mit mehreren
schwefelichten vergesellschafftet; Dannen-
hero solche moderirte Säure nicht zu ver-
werffen/ sondern wie sie anmuthig ist/ also

kan
A 3

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] ruch. Es wird von den Jnwohnern in ſol-
chem Werth gehalten/ daß ſie ſagen/ man
koͤnne ſich deſſen nicht erſaͤttigen/ derhalben
geben ſie ihme herꝛliche Namen/ machen und
ſchreiben Reimen darvon/ und halten es in
hohen Ehren/ wiewol es uͤberfluͤßig in Ma-
lacca wachſet/ und das Stuck nicht uͤber vier
Malundis koſtet/ ſonderlich im Brach- Hew-
und Augſt- monat/ denn zu andern Jahrzei-
ten wird der Kauff deſſelben geſteigert. All-
hier iſt zu mercken/ eine ſeltzame und wun-
derbarliche Widerwertigkeit oder natuͤrliche
Feindſchafft zwiſchen den Duryoen und den
Blaͤtteren Bettele/ welche in der wahrheit ſo
groß/ daß wenn ein gantzes Schiff oder Ge-
woͤlb voll Duryoen/ und nur etliche Blaͤtter
Bettele auch darinnen waͤren/ die Duryoen
alle verfaulen und verderben wurden/ auch
wenn man durch uͤberfluͤßig eſſen der Dury-
oen-aͤpffel den Magen beſchweret oder ent-
zuͤndet hat/ legt man nur ein Blaͤttlein Bet-
tele auff das Hertz-gruͤblein/ ſo wird die Ge-
ſchwulſt von ſtund an nachlaſſen: deßgleichen
wenn man nach dem uͤberfluͤßigen eſſen die-
ſer Frucht auch etliche Blaͤtter Bettele ein-
nim̃t/ kan ſie keinen Schaden zufuͤgen: die-
weil denn dieſe Frucht ſo lieblich und ange-
nehm ſchmecket/ ſagen die Jndianer Spruͤch-
worts-weiſe/ man koͤnne ſich der Duryoen-
aͤpffeln nicht ſatt eſſen.

Under die frembden Aepffelbaͤum zehlet
Guilielmus Piſo lib. 5. Hiſtor. Natural. & Me-
dic. cap.
18. den Oſt-Jndianiſchen Baum A-
hoay/ und vermeldet/ daß deſſen zweyerley
Geſchlecht/ der groſſe und kleine Ahoay/ auch
ſolche beyde nicht allein in der Groͤſſe des
Baums/ ſondern auch der Fruͤchte under-
ſchieden ſeyen. Denn die Fruͤchte des kleine-
ren ſind kaum ſo groß als eine Haſelnuß/ de-
ren ſie auch in vielen Stuͤcken gleich ſihet:
des groͤſſeren ſeine aber fallen groͤſſer als die
Kaſtanien/ und auff dreyeckichte Figur auß.
Beyde werden nur in weit abgelegenen Waͤl-
dern gefunden. Der Baum hat Blaͤtter/
welche drey oder vier Finger lang/ und zwey
Finger breit/ auch dem Laube unſerer Aepffel-
baͤumen nicht ungleich/ und das gantze Jahr
uͤber gruͤnen. Die Rinde iſt weißlicht. Auß
den abgeſchnittenen Zweigen dringt ein weiſ-
ſer der Milch ſich vergleichender Safft/ aber
daneben von dem Holtze ein ſo garſtiger Ge-
ſtanck herauß/ daß mans auch nicht einmahl
zum Feuer gebrauchen darff/ geſtaltſam man
nie erfahren/ daß die Barbarn oder Wilden
es ihrem Brennholtz eingeſchlichtet haͤtten.
Es haben dieſe Voͤlcker ſchon offtmahls/
wenn man von ihnen begehrt/ daß ſie die
Fruͤchte beyderley Geſchlechte dieſes Baums
weiſen ſolten/ ſich deſſen geweigert/ beſorgen-
de/ man moͤchte ihnen dieſes Confect ſelbſten
einmahl beybringen. Denn/ weil noch biß
auff den heutigen tag kein ſtaͤrckers Gifft/
als der Kern dieſer Frucht angetroffen wor-
den/ meinen ſie/ dieſes geheime Stuͤcklein
gebuͤhre nur ihnen allein zu wiſſen/ damit ſie
deſto ſicherer ihre teuffeliſche Meuchel-moͤr-
dereyen uͤben koͤnnen: angemerckt/ ſie ſolche
klein pulveriſieren oder zu Pulver ſtoſſen/
alsdenn auff mancherley argliſtige weiſe zu-
richten/ und heimlich einem/ den ſie gern un-
ſterblich machen wollen/ under die Speiſen
oder in den Taback miſchen koͤnnen/ auff
[Spaltenumbruch] daß das Gifft ſchneller oder langſamer wuͤr-
cken moͤge/ nach dem es ihnen beliebt: Deñ
ungefehr nur ein Scrupel/ oder 20. gran da-
von/ weniger oder minder/ in den Mund ge-
nommen/ kan leichtlich ſchwerere Zufaͤlle er-
regen weder einiges anderes Gifft. Ja es iſt
ſo ſtreng und boßhafft/ daß man noch biß auff
den heutigen tag kein beſonderes Gegengifft
darwider finden koͤnnen/ und der Menſch/
wenn die allgemeine Gifft-Artzneyen nicht
anſchlagen wollen/ noch deſto geſchwinder
daran erſticken muß. Die Wilden gebrau-
chen die Schalen dieſer Gifft-nuͤſſe/ wei-
len ſie ſehr hart ſind/ und klingen/ fuͤr
Schellen und Gloͤcklein/ meiſtens aber beym
Tantze/ tragen ſie ſie umb die Arm und
Schenckel zum Zierꝛath. Die Nuͤſſe werden
von ihnen an baumwollene Riemen biß zum
Gebrauch verwarlich beygelegt.

Von den jenigen Aepffeln/ welche umb
die durch das Feur des Himmels zerſtoͤrte
Staͤtte Sodoma uñ Gomorꝛa gefunden wer-
den/ hat zu ſeiner zeit Julius Solinus in Poly-
hiſt. cap.
35. alſo geſchrieben: Ob wol dieſer
Apffel ein Geſtalt der Zeitigung hat/ kan man
ihn doch nicht eſſen/ denn die euſſerſte Haut
begreifft allein viel Ruß und Aſchen in ſich/
welche/ ſo man ſie nur ein wenig anruͤhrt/
wird dieſer Apffel zu einem Pulver/ ſo wie
ein Rauch davon fleugt.

Eigenſchafft.

Weilen der Aepffeln mancherley/ als ha-
ben ſie underſchiedliche Eigenſchafften. Jns
gemein pflegt man ſie in wilde und zahme/
reiffe und unreiffe/ abzutheilen. Alle wilden
und unreiffen Aepffel haben einen ſauren und
ungejohrenen Safft in ſich/ der von dem
immer durch-ſtrahlendem Himmels-feuer
noch nicht genugſam erduͤnneret/ verſuͤſſet/
und ſubtiler gemacht iſt. Der zahmen und
reiffen Aepffel aber ſind viererley Art/ Inſi-
pida,
oder Ungeſchmackte/ welche auß vielen
waſſerichten/ hingegen gar wenig ſchwefel-
und ſaltzichten fluͤchtigen theilchen beſtehen/
und alſo ſchlechte Krafft haben/ auch ge-
ſchwind indem Leib ſelbſten faulen/ und ſchaͤd-
liche Durchbruͤch erwecken koͤnnen. Saure/
welche entweder ſcharff-ſaur/ und alſo ein
ſcharffes durchſchneidendes ſaures Saltz/ mit
gar wenigen ſchwefelichten Theilchen in ih-
rem Safft haben/ dadurch ſie das Gebluͤt
und andere Feuchtigkeiten unſers Leibs erdi-
ckern/ ſchaͤrffen/ hiemit allerhand ſchaͤdliche
Verſtopffungen/ wie auch Grimmen/ Ma-
genwehe/ und dergleichen verurſachen koͤn-
nen: Dannenhero ſolche Aepffel nicht rohe
muͤſſen geeſſen werden; ſondern ſie ſind beſ-
ſer/ ſo man ſie kochet/ bratet oder backet/ umb
ſo viel deſto mehr/ wenn ſie zuvor eine zeit-
lang wol abgelegen; Denn durch das Feur/
als ein ſchnell-bewegliches durchdringendes
Weſen/ werden die ſcharff-ſauren Theilchen
deroſelben zerꝛiſſen/ zerkerbet/ und alſo klei-
ner/ feiner und reiffer/ daß ſie demnach ohne
Schaden moͤgen zur Speiſe genoſſen wer-
den. Oder die Sauren Aepffel haben eine ge-
maͤßigte Saͤure/ deren ſaltzichte Theilchen
duͤnner und fluͤchtiger/ auch mit mehreren
ſchwefelichten vergeſellſchafftet; Dannen-
hero ſolche moderirte Saͤure nicht zu ver-
werffen/ ſondern wie ſie anmuthig iſt/ alſo

kan
A 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0021" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Baum- und Staud-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/><cb/>
ruch. Es wird von den Jnwohnern in &#x017F;ol-<lb/>
chem Werth gehalten/ daß &#x017F;ie &#x017F;agen/ man<lb/>
ko&#x0364;nne &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en nicht er&#x017F;a&#x0364;ttigen/ derhalben<lb/>
geben &#x017F;ie ihme her&#xA75B;liche Namen/ machen und<lb/>
&#x017F;chreiben Reimen darvon/ und halten es in<lb/>
hohen Ehren/ wiewol es u&#x0364;berflu&#x0364;ßig in Ma-<lb/>
lacca wach&#x017F;et/ und das Stuck nicht u&#x0364;ber vier<lb/>
Malundis ko&#x017F;tet/ &#x017F;onderlich im Brach- Hew-<lb/>
und Aug&#x017F;t- monat/ denn zu andern Jahrzei-<lb/>
ten wird der Kauff de&#x017F;&#x017F;elben ge&#x017F;teigert. All-<lb/>
hier i&#x017F;t zu mercken/ eine &#x017F;eltzame und wun-<lb/>
derbarliche Widerwertigkeit oder natu&#x0364;rliche<lb/>
Feind&#x017F;chafft zwi&#x017F;chen den Duryoen und den<lb/>
Bla&#x0364;tteren Bettele/ welche in der wahrheit &#x017F;o<lb/>
groß/ daß wenn ein gantzes Schiff oder Ge-<lb/>
wo&#x0364;lb voll Duryoen/ und nur etliche Bla&#x0364;tter<lb/>
Bettele auch darinnen wa&#x0364;ren/ die Duryoen<lb/>
alle verfaulen und verderben wurden/ auch<lb/>
wenn man durch u&#x0364;berflu&#x0364;ßig e&#x017F;&#x017F;en der Dury-<lb/>
oen-a&#x0364;pffel den Magen be&#x017F;chweret oder ent-<lb/>
zu&#x0364;ndet hat/ legt man nur ein Bla&#x0364;ttlein Bet-<lb/>
tele auff das Hertz-gru&#x0364;blein/ &#x017F;o wird die Ge-<lb/>
&#x017F;chwul&#x017F;t von &#x017F;tund an nachla&#x017F;&#x017F;en: deßgleichen<lb/>
wenn man nach dem u&#x0364;berflu&#x0364;ßigen e&#x017F;&#x017F;en die-<lb/>
&#x017F;er Frucht auch etliche Bla&#x0364;tter Bettele ein-<lb/>
nim&#x0303;t/ kan &#x017F;ie keinen Schaden zufu&#x0364;gen: die-<lb/>
weil denn die&#x017F;e Frucht &#x017F;o lieblich und ange-<lb/>
nehm &#x017F;chmecket/ &#x017F;agen die Jndianer Spru&#x0364;ch-<lb/>
worts-wei&#x017F;e/ man ko&#x0364;nne &#x017F;ich der Duryoen-<lb/>
a&#x0364;pffeln nicht &#x017F;att e&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Under die frembden Aepffelba&#x0364;um zehlet<lb/><hi rendition="#aq">Guilielmus Pi&#x017F;o lib. 5. Hi&#x017F;tor. Natural. &amp; Me-<lb/>
dic. cap.</hi> 18. den O&#x017F;t-Jndiani&#x017F;chen Baum A-<lb/>
hoay/ und vermeldet/ daß de&#x017F;&#x017F;en zweyerley<lb/>
Ge&#x017F;chlecht/ der gro&#x017F;&#x017F;e und kleine Ahoay/ auch<lb/>
&#x017F;olche beyde nicht allein in der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e des<lb/>
Baums/ &#x017F;ondern auch der Fru&#x0364;chte under-<lb/>
&#x017F;chieden &#x017F;eyen. Denn die Fru&#x0364;chte des kleine-<lb/>
ren &#x017F;ind kaum &#x017F;o groß als eine Ha&#x017F;elnuß/ de-<lb/>
ren &#x017F;ie auch in vielen Stu&#x0364;cken gleich &#x017F;ihet:<lb/>
des gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren &#x017F;eine aber fallen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als die<lb/>
Ka&#x017F;tanien/ und auff dreyeckichte Figur auß.<lb/>
Beyde werden nur in weit abgelegenen Wa&#x0364;l-<lb/>
dern gefunden. Der Baum hat Bla&#x0364;tter/<lb/>
welche drey oder vier Finger lang/ und zwey<lb/>
Finger breit/ auch dem Laube un&#x017F;erer Aepffel-<lb/>
ba&#x0364;umen nicht ungleich/ und das gantze Jahr<lb/>
u&#x0364;ber gru&#x0364;nen. Die Rinde i&#x017F;t weißlicht. Auß<lb/>
den abge&#x017F;chnittenen Zweigen dringt ein wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er der Milch &#x017F;ich vergleichender Safft/ aber<lb/>
daneben von dem Holtze ein &#x017F;o gar&#x017F;tiger Ge-<lb/>
&#x017F;tanck herauß/ daß mans auch nicht einmahl<lb/>
zum Feuer gebrauchen darff/ ge&#x017F;talt&#x017F;am man<lb/>
nie erfahren/ daß die Barbarn oder Wilden<lb/>
es ihrem Brennholtz einge&#x017F;chlichtet ha&#x0364;tten.<lb/>
Es haben die&#x017F;e Vo&#x0364;lcker &#x017F;chon offtmahls/<lb/>
wenn man von ihnen begehrt/ daß &#x017F;ie die<lb/>
Fru&#x0364;chte beyderley Ge&#x017F;chlechte die&#x017F;es Baums<lb/>
wei&#x017F;en &#x017F;olten/ &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en geweigert/ be&#x017F;orgen-<lb/>
de/ man mo&#x0364;chte ihnen die&#x017F;es Confect &#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
einmahl beybringen. Denn/ weil noch biß<lb/>
auff den heutigen tag kein &#x017F;ta&#x0364;rckers Gifft/<lb/>
als der Kern die&#x017F;er Frucht angetroffen wor-<lb/>
den/ meinen &#x017F;ie/ die&#x017F;es geheime Stu&#x0364;cklein<lb/>
gebu&#x0364;hre nur ihnen allein zu wi&#x017F;&#x017F;en/ damit &#x017F;ie<lb/>
de&#x017F;to &#x017F;icherer ihre teuffeli&#x017F;che Meuchel-mo&#x0364;r-<lb/>
dereyen u&#x0364;ben ko&#x0364;nnen: angemerckt/ &#x017F;ie &#x017F;olche<lb/>
klein pulveri&#x017F;ieren oder zu Pulver &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
alsdenn auff mancherley argli&#x017F;tige wei&#x017F;e zu-<lb/>
richten/ und heimlich einem/ den &#x017F;ie gern un-<lb/>
&#x017F;terblich machen wollen/ under die Spei&#x017F;en<lb/>
oder in den Taback mi&#x017F;chen ko&#x0364;nnen/ auff<lb/><cb/>
daß das Gifft &#x017F;chneller oder lang&#x017F;amer wu&#x0364;r-<lb/>
cken mo&#x0364;ge/ nach dem es ihnen beliebt: Deñ<lb/>
ungefehr nur ein Scrupel/ oder 20. gran da-<lb/>
von/ weniger oder minder/ in den Mund ge-<lb/>
nommen/ kan leichtlich &#x017F;chwerere Zufa&#x0364;lle er-<lb/>
regen weder einiges anderes Gifft. Ja es i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;o &#x017F;treng und boßhafft/ daß man noch biß auff<lb/>
den heutigen tag kein be&#x017F;onderes Gegengifft<lb/>
darwider finden ko&#x0364;nnen/ und der Men&#x017F;ch/<lb/>
wenn die allgemeine Gifft-Artzneyen nicht<lb/>
an&#x017F;chlagen wollen/ noch de&#x017F;to ge&#x017F;chwinder<lb/>
daran er&#x017F;ticken muß. Die Wilden gebrau-<lb/>
chen die Schalen die&#x017F;er Gifft-nu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ wei-<lb/>
len &#x017F;ie &#x017F;ehr hart &#x017F;ind/ und klingen/ fu&#x0364;r<lb/>
Schellen und Glo&#x0364;cklein/ mei&#x017F;tens aber beym<lb/>
Tantze/ tragen &#x017F;ie &#x017F;ie umb die Arm und<lb/>
Schenckel zum Zier&#xA75B;ath. Die Nu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e werden<lb/>
von ihnen an baumwollene Riemen biß zum<lb/>
Gebrauch verwarlich beygelegt.</p><lb/>
            <p>Von den jenigen Aepffeln/ welche umb<lb/>
die durch das Feur des Himmels zer&#x017F;to&#x0364;rte<lb/>
Sta&#x0364;tte Sodoma uñ Gomor&#xA75B;a gefunden wer-<lb/>
den/ hat zu &#x017F;einer zeit <hi rendition="#aq">Julius Solinus in Poly-<lb/>
hi&#x017F;t. cap.</hi> 35. al&#x017F;o ge&#x017F;chrieben: Ob wol die&#x017F;er<lb/>
Apffel ein Ge&#x017F;talt der Zeitigung hat/ kan man<lb/>
ihn doch nicht e&#x017F;&#x017F;en/ denn die eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Haut<lb/>
begreifft allein viel Ruß und A&#x017F;chen in &#x017F;ich/<lb/>
welche/ &#x017F;o man &#x017F;ie nur ein wenig anru&#x0364;hrt/<lb/>
wird die&#x017F;er Apffel zu einem Pulver/ &#x017F;o wie<lb/>
ein Rauch davon fleugt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Weilen der Aepffeln mancherley/ als ha-<lb/>
ben &#x017F;ie under&#x017F;chiedliche Eigen&#x017F;chafften. Jns<lb/>
gemein pflegt man &#x017F;ie in wilde und zahme/<lb/>
reiffe und unreiffe/ abzutheilen. Alle wilden<lb/>
und unreiffen Aepffel haben einen &#x017F;auren und<lb/>
ungejohrenen Safft in &#x017F;ich/ der von dem<lb/>
immer durch-&#x017F;trahlendem Himmels-feuer<lb/>
noch nicht genug&#x017F;am erdu&#x0364;nneret/ ver&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/<lb/>
und &#x017F;ubtiler gemacht i&#x017F;t. Der zahmen und<lb/>
reiffen Aepffel aber &#x017F;ind viererley Art/ <hi rendition="#aq">In&#x017F;i-<lb/>
pida,</hi> oder Unge&#x017F;chmackte/ welche auß vielen<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;erichten/ hingegen gar wenig &#x017F;chwefel-<lb/>
und &#x017F;altzichten flu&#x0364;chtigen theilchen be&#x017F;tehen/<lb/>
und al&#x017F;o &#x017F;chlechte Krafft haben/ auch ge-<lb/>
&#x017F;chwind indem Leib &#x017F;elb&#x017F;ten faulen/ und &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
liche Durchbru&#x0364;ch erwecken ko&#x0364;nnen. Saure/<lb/>
welche entweder &#x017F;charff-&#x017F;aur/ und al&#x017F;o ein<lb/>
&#x017F;charffes durch&#x017F;chneidendes &#x017F;aures Saltz/ mit<lb/>
gar wenigen &#x017F;chwefelichten Theilchen in ih-<lb/>
rem Safft haben/ dadurch &#x017F;ie das Geblu&#x0364;t<lb/>
und andere Feuchtigkeiten un&#x017F;ers Leibs erdi-<lb/>
ckern/ &#x017F;cha&#x0364;rffen/ hiemit allerhand &#x017F;cha&#x0364;dliche<lb/>
Ver&#x017F;topffungen/ wie auch Grimmen/ Ma-<lb/>
genwehe/ und dergleichen verur&#x017F;achen ko&#x0364;n-<lb/>
nen: Dannenhero &#x017F;olche Aepffel nicht rohe<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gee&#x017F;&#x017F;en werden; &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;ind be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er/ &#x017F;o man &#x017F;ie kochet/ bratet oder backet/ umb<lb/>
&#x017F;o viel de&#x017F;to mehr/ wenn &#x017F;ie zuvor eine zeit-<lb/>
lang wol abgelegen; Denn durch das Feur/<lb/>
als ein &#x017F;chnell-bewegliches durchdringendes<lb/>
We&#x017F;en/ werden die &#x017F;charff-&#x017F;auren Theilchen<lb/>
dero&#x017F;elben zer&#xA75B;i&#x017F;&#x017F;en/ zerkerbet/ und al&#x017F;o klei-<lb/>
ner/ feiner und reiffer/ daß &#x017F;ie demnach ohne<lb/>
Schaden mo&#x0364;gen zur Spei&#x017F;e geno&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den. Oder die Sauren Aepffel haben eine ge-<lb/>
ma&#x0364;ßigte Sa&#x0364;ure/ deren &#x017F;altzichte Theilchen<lb/>
du&#x0364;nner und flu&#x0364;chtiger/ auch mit mehreren<lb/>
&#x017F;chwefelichten verge&#x017F;ell&#x017F;chafftet; Dannen-<lb/>
hero &#x017F;olche moderirte Sa&#x0364;ure nicht zu ver-<lb/>
werffen/ &#x017F;ondern wie &#x017F;ie anmuthig i&#x017F;t/ al&#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 3</fw><fw place="bottom" type="catch">kan</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0021] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. ruch. Es wird von den Jnwohnern in ſol- chem Werth gehalten/ daß ſie ſagen/ man koͤnne ſich deſſen nicht erſaͤttigen/ derhalben geben ſie ihme herꝛliche Namen/ machen und ſchreiben Reimen darvon/ und halten es in hohen Ehren/ wiewol es uͤberfluͤßig in Ma- lacca wachſet/ und das Stuck nicht uͤber vier Malundis koſtet/ ſonderlich im Brach- Hew- und Augſt- monat/ denn zu andern Jahrzei- ten wird der Kauff deſſelben geſteigert. All- hier iſt zu mercken/ eine ſeltzame und wun- derbarliche Widerwertigkeit oder natuͤrliche Feindſchafft zwiſchen den Duryoen und den Blaͤtteren Bettele/ welche in der wahrheit ſo groß/ daß wenn ein gantzes Schiff oder Ge- woͤlb voll Duryoen/ und nur etliche Blaͤtter Bettele auch darinnen waͤren/ die Duryoen alle verfaulen und verderben wurden/ auch wenn man durch uͤberfluͤßig eſſen der Dury- oen-aͤpffel den Magen beſchweret oder ent- zuͤndet hat/ legt man nur ein Blaͤttlein Bet- tele auff das Hertz-gruͤblein/ ſo wird die Ge- ſchwulſt von ſtund an nachlaſſen: deßgleichen wenn man nach dem uͤberfluͤßigen eſſen die- ſer Frucht auch etliche Blaͤtter Bettele ein- nim̃t/ kan ſie keinen Schaden zufuͤgen: die- weil denn dieſe Frucht ſo lieblich und ange- nehm ſchmecket/ ſagen die Jndianer Spruͤch- worts-weiſe/ man koͤnne ſich der Duryoen- aͤpffeln nicht ſatt eſſen. Under die frembden Aepffelbaͤum zehlet Guilielmus Piſo lib. 5. Hiſtor. Natural. & Me- dic. cap. 18. den Oſt-Jndianiſchen Baum A- hoay/ und vermeldet/ daß deſſen zweyerley Geſchlecht/ der groſſe und kleine Ahoay/ auch ſolche beyde nicht allein in der Groͤſſe des Baums/ ſondern auch der Fruͤchte under- ſchieden ſeyen. Denn die Fruͤchte des kleine- ren ſind kaum ſo groß als eine Haſelnuß/ de- ren ſie auch in vielen Stuͤcken gleich ſihet: des groͤſſeren ſeine aber fallen groͤſſer als die Kaſtanien/ und auff dreyeckichte Figur auß. Beyde werden nur in weit abgelegenen Waͤl- dern gefunden. Der Baum hat Blaͤtter/ welche drey oder vier Finger lang/ und zwey Finger breit/ auch dem Laube unſerer Aepffel- baͤumen nicht ungleich/ und das gantze Jahr uͤber gruͤnen. Die Rinde iſt weißlicht. Auß den abgeſchnittenen Zweigen dringt ein weiſ- ſer der Milch ſich vergleichender Safft/ aber daneben von dem Holtze ein ſo garſtiger Ge- ſtanck herauß/ daß mans auch nicht einmahl zum Feuer gebrauchen darff/ geſtaltſam man nie erfahren/ daß die Barbarn oder Wilden es ihrem Brennholtz eingeſchlichtet haͤtten. Es haben dieſe Voͤlcker ſchon offtmahls/ wenn man von ihnen begehrt/ daß ſie die Fruͤchte beyderley Geſchlechte dieſes Baums weiſen ſolten/ ſich deſſen geweigert/ beſorgen- de/ man moͤchte ihnen dieſes Confect ſelbſten einmahl beybringen. Denn/ weil noch biß auff den heutigen tag kein ſtaͤrckers Gifft/ als der Kern dieſer Frucht angetroffen wor- den/ meinen ſie/ dieſes geheime Stuͤcklein gebuͤhre nur ihnen allein zu wiſſen/ damit ſie deſto ſicherer ihre teuffeliſche Meuchel-moͤr- dereyen uͤben koͤnnen: angemerckt/ ſie ſolche klein pulveriſieren oder zu Pulver ſtoſſen/ alsdenn auff mancherley argliſtige weiſe zu- richten/ und heimlich einem/ den ſie gern un- ſterblich machen wollen/ under die Speiſen oder in den Taback miſchen koͤnnen/ auff daß das Gifft ſchneller oder langſamer wuͤr- cken moͤge/ nach dem es ihnen beliebt: Deñ ungefehr nur ein Scrupel/ oder 20. gran da- von/ weniger oder minder/ in den Mund ge- nommen/ kan leichtlich ſchwerere Zufaͤlle er- regen weder einiges anderes Gifft. Ja es iſt ſo ſtreng und boßhafft/ daß man noch biß auff den heutigen tag kein beſonderes Gegengifft darwider finden koͤnnen/ und der Menſch/ wenn die allgemeine Gifft-Artzneyen nicht anſchlagen wollen/ noch deſto geſchwinder daran erſticken muß. Die Wilden gebrau- chen die Schalen dieſer Gifft-nuͤſſe/ wei- len ſie ſehr hart ſind/ und klingen/ fuͤr Schellen und Gloͤcklein/ meiſtens aber beym Tantze/ tragen ſie ſie umb die Arm und Schenckel zum Zierꝛath. Die Nuͤſſe werden von ihnen an baumwollene Riemen biß zum Gebrauch verwarlich beygelegt. Von den jenigen Aepffeln/ welche umb die durch das Feur des Himmels zerſtoͤrte Staͤtte Sodoma uñ Gomorꝛa gefunden wer- den/ hat zu ſeiner zeit Julius Solinus in Poly- hiſt. cap. 35. alſo geſchrieben: Ob wol dieſer Apffel ein Geſtalt der Zeitigung hat/ kan man ihn doch nicht eſſen/ denn die euſſerſte Haut begreifft allein viel Ruß und Aſchen in ſich/ welche/ ſo man ſie nur ein wenig anruͤhrt/ wird dieſer Apffel zu einem Pulver/ ſo wie ein Rauch davon fleugt. Eigenſchafft. Weilen der Aepffeln mancherley/ als ha- ben ſie underſchiedliche Eigenſchafften. Jns gemein pflegt man ſie in wilde und zahme/ reiffe und unreiffe/ abzutheilen. Alle wilden und unreiffen Aepffel haben einen ſauren und ungejohrenen Safft in ſich/ der von dem immer durch-ſtrahlendem Himmels-feuer noch nicht genugſam erduͤnneret/ verſuͤſſet/ und ſubtiler gemacht iſt. Der zahmen und reiffen Aepffel aber ſind viererley Art/ Inſi- pida, oder Ungeſchmackte/ welche auß vielen waſſerichten/ hingegen gar wenig ſchwefel- und ſaltzichten fluͤchtigen theilchen beſtehen/ und alſo ſchlechte Krafft haben/ auch ge- ſchwind indem Leib ſelbſten faulen/ und ſchaͤd- liche Durchbruͤch erwecken koͤnnen. Saure/ welche entweder ſcharff-ſaur/ und alſo ein ſcharffes durchſchneidendes ſaures Saltz/ mit gar wenigen ſchwefelichten Theilchen in ih- rem Safft haben/ dadurch ſie das Gebluͤt und andere Feuchtigkeiten unſers Leibs erdi- ckern/ ſchaͤrffen/ hiemit allerhand ſchaͤdliche Verſtopffungen/ wie auch Grimmen/ Ma- genwehe/ und dergleichen verurſachen koͤn- nen: Dannenhero ſolche Aepffel nicht rohe muͤſſen geeſſen werden; ſondern ſie ſind beſ- ſer/ ſo man ſie kochet/ bratet oder backet/ umb ſo viel deſto mehr/ wenn ſie zuvor eine zeit- lang wol abgelegen; Denn durch das Feur/ als ein ſchnell-bewegliches durchdringendes Weſen/ werden die ſcharff-ſauren Theilchen deroſelben zerꝛiſſen/ zerkerbet/ und alſo klei- ner/ feiner und reiffer/ daß ſie demnach ohne Schaden moͤgen zur Speiſe genoſſen wer- den. Oder die Sauren Aepffel haben eine ge- maͤßigte Saͤure/ deren ſaltzichte Theilchen duͤnner und fluͤchtiger/ auch mit mehreren ſchwefelichten vergeſellſchafftet; Dannen- hero ſolche moderirte Saͤure nicht zu ver- werffen/ ſondern wie ſie anmuthig iſt/ alſo kan A 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/21
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/21>, abgerufen am 21.11.2024.