Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.Das Erste Buch/ [Spaltenumbruch]
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West-Jndianischer Pfeffer.Siliquastrum. holen ästlein/ die werden mit schwartzgrü- nen blättern bekleidet/ vergleichen sich bey nahe den gemeinen Nachtschatten-blättern/ sind jedoch spitziger und schmäler: die blüm- lein erscheinen bleichweiß in grösse der jetz- gedachten Nachtschatten/ darauß folgen grüne schotten/ fingers lang; bey dem stiel sind sie breit/ an dem ende spitzig/ wie die schäiden. Ehe sie zeitig/ werden sie zuvor am Stamm gantz schwartzgrün/ darnach verwandlen sie sich in ein schöne klare Co- rallen rothe farbe. Etliche bleiben gelb oder schwartz/ an der gestalt sind sie breit/ läng- licht/ rund und sonst anderst formiert. Dise Frucht hat viel breiten gelben samen der ist am geschmack hitziger/ schärffer und hänni- ger als sonst kein pfeffer. Von solchem sa- men mag man jährlich newe stöcklein auff- zielen/ welche doch nicht allezeit gerahten/ oder zeitig werden mögen/ die wurtzel ist eintzig/ weiß und zaßlicht. Der West-Jndianische Pfeffer ist ein Eigenschafft. Der West-Jndianische Pfeffer erhitzet Gebrauch. Der West-Jndianische Pfeffer hat nach R. P. Gregorii de Reggio, Capuciner-Or- schlecht des America- nischen pfeffers/ mit ihrer auffgereck- ten frucht. Dem-
Das Erſte Buch/ [Spaltenumbruch]
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Weſt-Jndianiſcher Pfeffer.Siliquaſtrum. holen aͤſtlein/ die werden mit ſchwartzgruͤ- nen blaͤttern bekleidet/ vergleichen ſich bey nahe den gemeinen Nachtſchatten-blaͤttern/ ſind jedoch ſpitziger uñ ſchmaͤler: die bluͤm- lein erſcheinen bleichweiß in groͤſſe der jetz- gedachten Nachtſchatten/ darauß folgen gruͤne ſchotten/ fingers lang; bey dem ſtiel ſind ſie breit/ an dem ende ſpitzig/ wie die ſchaͤiden. Ehe ſie zeitig/ werden ſie zuvor am Stamm gantz ſchwartzgruͤn/ darnach verwandlen ſie ſich in ein ſchoͤne klare Co- rallen rothe farbe. Etliche bleiben gelb oder ſchwartz/ an der geſtalt ſind ſie breit/ laͤng- licht/ rund und ſonſt anderſt formiert. Diſe Frucht hat viel breiten gelben ſamen der iſt am geſchmack hitziger/ ſchaͤrffer und haͤnni- ger als ſonſt kein pfeffer. Von ſolchem ſa- men mag man jaͤhrlich newe ſtoͤcklein auff- zielen/ welche doch nicht allezeit gerahten/ oder zeitig werden moͤgen/ die wurtzel iſt eintzig/ weiß und zaßlicht. Der Weſt-Jndianiſche Pfeffer iſt ein Eigenſchafft. Der Weſt-Jndianiſche Pfeffer erhitzet Gebrauch. Der Weſt-Jndianiſche Pfeffer hat nach R. P. Gregorii de Reggio, Capuciner-Or- ſchlecht des America- niſchen pfeffers/ mit ihrer auffgereck- ten frucht. Dem-
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Das Erſte Buch/
[Abbildung Weſt-Jndianiſcher Pfeffer.
Siliquaſtrum.
]
holen aͤſtlein/ die werden mit ſchwartzgruͤ-
nen blaͤttern bekleidet/ vergleichen ſich bey
nahe den gemeinen Nachtſchatten-blaͤttern/
ſind jedoch ſpitziger uñ ſchmaͤler: die bluͤm-
lein erſcheinen bleichweiß in groͤſſe der jetz-
gedachten Nachtſchatten/ darauß folgen
gruͤne ſchotten/ fingers lang; bey dem ſtiel
ſind ſie breit/ an dem ende ſpitzig/ wie
die ſchaͤiden. Ehe ſie zeitig/ werden ſie zuvor
am Stamm gantz ſchwartzgruͤn/ darnach
verwandlen ſie ſich in ein ſchoͤne klare Co-
rallen rothe farbe. Etliche bleiben gelb oder
ſchwartz/ an der geſtalt ſind ſie breit/ laͤng-
licht/ rund und ſonſt anderſt formiert. Diſe
Frucht hat viel breiten gelben ſamen der iſt
am geſchmack hitziger/ ſchaͤrffer und haͤnni-
ger als ſonſt kein pfeffer. Von ſolchem ſa-
men mag man jaͤhrlich newe ſtoͤcklein auff-
zielen/ welche doch nicht allezeit gerahten/
oder zeitig werden moͤgen/ die wurtzel iſt
eintzig/ weiß und zaßlicht.
Der Weſt-Jndianiſche Pfeffer iſt ein
frembd Gewaͤchs/ und auch newlich in
Teutſchland auffkom̃en wird in den ſchaͤr-
ben und wurtzgaͤrten gezielet. Er mag keine
kaͤlte dulden/ muß außgeſetzt/ da er noch jung
iſt/ und nicht gebluͤhet hat/ oder in dem
Winter in der Stuben behalten werden/ ſo
bringt er im folgenden Sommer widerum
frucht.
Eigenſchafft.
Der Weſt-Jndianiſche Pfeffer erhitzet
und troͤcknet im vierten grad: hat viel ſcharf-
fes/ fluͤchtiges/ alkaliſches ſaltz/ neben weni-
gem oͤl bey ſich/ und daher gleiche eigen-
ſchafft mit dem gemeinen Pfeffer.
Gebrauch.
Der Weſt-Jndianiſche Pfeffer hat nach
der meinung Matthioli, eben die krafft/ wie
[Abbildung Dreyerley Weſt-Jndianiſcher Pfeffer.
Siliquaſtri varietas triplex.
]
der gemeine Pfeffer/ darmit man die ſpeiß
wuͤrtzet. Aber Rembertus Dodonæus pempt.
5. lib. 4. cap. 26. vermeldet wol/ daß die nicht
recht thun/ welche dieſen Pfeffer an ſtatt
des gemei nen Pfeffers taͤglich gebrauchen/
denn er der Leber und anderen innerlichen
Gliederen ſchaden zufuͤget.
* Runder
pfeffer.
†. Pfeffer
wie ein
Hertz.
o. Langer
pfeffer.
R. P. Gregorii de Reggio, Capuciner-Or-
dens/ außfuͤhrliche Beſchreibung der 12. Ge-
ſchlechten des Weſt-Jndiſchen oder
Americaniſchen Pfeffers.
[Abbildung]
Dem-
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Zitationshilfe: | Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/212>, abgerufen am 16.02.2025. |