Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] stalt des Pfeffers auch eines scharffen ge-
schmacks/ und werden von deß blümleins
zuruckgelassenem kelchlein eingefasset. Die
Aeste lassen sich biegen/ daß auch die Bauren
bänder darauß machen. Die Rinde ist am
gantzen stamm weißlicht. Beyde Schaff-
müllen findet man neben den Wassern/ auch
zu zeiten an rauhen orten und umb die zäune:
Wird in Teutschland/ Franckreich und Jta-
lien in den Gärten gepflantzet: Jn Sicilien
aber und umb Neapoli herumb wächst sie
häuffig für sich selbsten.

Eigenschafft.

Schaffmüllen ist warm und trocken im
dritten grad/ am geschmack scharff und et-
was zusammenziehend: hat doch ein alcalisch
flüchtiges saltz und etwas schwefelichte thei-
le in ihrem safft verborgen/ und also die ei-
genschafften zu erdünneren/ zuzertheilen/ und
den jast deß geilen samens zu dämpfen.

Gebrauch.

Die Völcker Cauhi, wie Valerius Cordus
in Annotat. ad Dioscorid. lib. I. cap
136. schrei-
bet/ kochen mit dieses baums Zweyglein und
Samen ihr Bier/ dieweil sie keine Hopffen
haben/ welches zugleich schlaffen und trun-
cken machet.

So man des samens ein halb quintlein
Krancke
Leber und
miltz/ was-
sersucht/
Bläst/
mangel
der milch/
versetzte
weiber-rei-
nigung-
mit wein trincket/ hilfft er der krancken Leber
und Miltz/ ist dienlich der wassersucht/ trei-
bet die Bläste/ mehret den säugenden wei-
bern die Milch/ und befürderet ihre monat-
liche Reinigung. So viel mit Seeblumen
oder Burgelwasser getruncken/ nutze er de-
nen/ welche mit der Gonorrhoea oder Samen-
[Spaltenumbruch] fluß behafftet sind. So man zu viel nimmet/Samen-
fluß.

machet er schlaffen und schwächet das haupt.
Die blätter/ blumen und samen dämpffen
die böse gelüst. Daher die weiber zu Athen inBöse Ge-
lüst.

Griechenland/ welche zu ehren der Abgöttin
Cereris die Keuschheit bewahren musten/ mit
dieses baums Blättern ihre Betther bestrewe-
ten. Die Blätter oder Samen im wasser ge-Hitzige ge-
schwulst
der mut-
ter.
Ritz im
hinderen.

sotten und darein gesessen/ leget hin die hitzi-
ge Geschwulst der Mutter.

Die Ritzen im hindern/ heilet der samen/ in
wasser gesotten/ und darauff geleget.

Herr Malachias Geiger/ weyland Statt-
Artzt zu München in Beyern/ bereitet auß
dem samen der Schaffmüllen ein sonderlich
Wasser/ welches zur dämpffung der Un-
keuschheit nutzlich seyn solle/ daher es von
jhme in Microcosmo hypochondr. cap. 30. Aqua
castitatis,
das Wasser der Keuschheit genen-
net wird. Nim Siegel-erd 6. loth/ Schaff-
müllen-samen 3. loth/ Rauten-Seeblumen-
Lattich- und weissen Magsamen jedes 2. loth/
Hanff-Sauramff-Burgeln-Endivien-
Meerhirs-Ammey- und Coriander-samen je-
des anderthalb loth/ Escherwurtz/ Hunds-
zungen/ Natter- und Florentinische Veiel-
Wurtz jedes 1. loth/ weissen/ rothen und gel-
ben Santal/ Camffer jedes 3. quint. Wer-
muth/ krause Fischmüntz/ Schelkraut Röhr-
lein- und Eisenkraut/ Weidenblätter jedes
ein halb loth/ zerschneide und zerstosse alles/
schütte alten weissen Wein darzu/ daß er ein
hand hoch darüber gehe/ lasse es 8. tag ste-
hen/ hernach destillier es in Balneo Mariae.
Man nimt darvon 2. biß in 4. loth nach be-
lieben.



CAPUT CIII.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Lindenbaum Männlein. Tilia mas.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Lindenbaum Weiblein. Tilia foemina.

Lin-
C c

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] ſtalt des Pfeffers auch eines ſcharffen ge-
ſchmacks/ und werden von deß bluͤmleins
zuruckgelaſſenem kelchlein eingefaſſet. Die
Aeſte laſſen ſich biegen/ daß auch die Bauren
baͤnder darauß machen. Die Rinde iſt am
gantzen ſtamm weißlicht. Beyde Schaff-
muͤllen findet man neben den Waſſern/ auch
zu zeiten an rauhen orten und umb die zaͤune:
Wird in Teutſchland/ Franckreich und Jta-
lien in den Gaͤrten gepflantzet: Jn Sicilien
aber und umb Neapoli herumb waͤchſt ſie
haͤuffig fuͤr ſich ſelbſten.

Eigenſchafft.

Schaffmuͤllen iſt warm und trocken im
dritten grad/ am geſchmack ſcharff und et-
was zuſammenziehend: hat doch ein alcaliſch
fluͤchtiges ſaltz und etwas ſchwefelichte thei-
le in ihrem ſafft verborgen/ und alſo die ei-
genſchafften zu erduͤnneren/ zuzertheilen/ und
den jaſt deß geilen ſamens zu daͤmpfen.

Gebrauch.

Die Voͤlcker Cauhi, wie Valerius Cordus
in Annotat. ad Dioſcorid. lib. I. cap
136. ſchrei-
bet/ kochen mit dieſes baums Zweyglein und
Samen ihr Bier/ dieweil ſie keine Hopffen
haben/ welches zugleich ſchlaffen und trun-
cken machet.

So man des ſamens ein halb quintlein
Krancke
Leber und
miltz/ waſ-
ſerſucht/
Blaͤſt/
mangel
der milch/
verſetzte
weiber-rei-
nigung-
mit wein trincket/ hilfft er der krancken Leber
und Miltz/ iſt dienlich der waſſerſucht/ trei-
bet die Blaͤſte/ mehret den ſaͤugenden wei-
bern die Milch/ und befuͤrderet ihre monat-
liche Reinigung. So viel mit Seeblumen
oder Burgelwaſſer getruncken/ nutze er de-
nen/ welche mit der Gonorrhœa oder Samen-
[Spaltenumbruch] fluß behafftet ſind. So man zu viel nimmet/Samen-
fluß.

machet er ſchlaffen und ſchwaͤchet das haupt.
Die blaͤtter/ blumen und ſamen daͤmpffen
die boͤſe geluͤſt. Daher die weiber zu Athen inBoͤſe Ge-
luͤſt.

Griechenland/ welche zu ehren der Abgoͤttin
Cereris die Keuſchheit bewahren muſten/ mit
dieſes baums Blaͤttern ihre Betther beſtrewe-
ten. Die Blaͤtter oder Samen im waſſer ge-Hitzige ge-
ſchwulſt
der mut-
ter.
Ritz im
hinderen.

ſotten und darein geſeſſen/ leget hin die hitzi-
ge Geſchwulſt der Mutter.

Die Ritzen im hindern/ heilet der ſamen/ in
waſſer geſotten/ und darauff geleget.

Herꝛ Malachias Geiger/ weyland Statt-
Artzt zu Muͤnchen in Beyern/ bereitet auß
dem ſamen der Schaffmuͤllen ein ſonderlich
Waſſer/ welches zur daͤmpffung der Un-
keuſchheit nutzlich ſeyn ſolle/ daher es von
jhme in Microcoſmo hypochondr. cap. 30. Aqua
caſtitatis,
das Waſſer der Keuſchheit genen-
net wird. Nim Siegel-erd 6. loth/ Schaff-
muͤllen-ſamen 3. loth/ Rauten-Seeblumen-
Lattich- und weiſſen Magſamen jedes 2. loth/
Hanff-Sauramff-Burgeln-Endivien-
Meerhirs-Am̃ey- und Coriander-ſamen je-
des anderthalb loth/ Eſcherwurtz/ Hunds-
zungen/ Natter- und Florentiniſche Veiel-
Wurtz jedes 1. loth/ weiſſen/ rothen und gel-
ben Santal/ Camffer jedes 3. quint. Wer-
muth/ krauſe Fiſchmuͤntz/ Schelkraut Roͤhr-
lein- und Eiſenkraut/ Weidenblaͤtter jedes
ein halb loth/ zerſchneide und zerſtoſſe alles/
ſchuͤtte alten weiſſen Wein darzu/ daß er ein
hand hoch daruͤber gehe/ laſſe es 8. tag ſte-
hen/ hernach deſtillier es in Balneo Mariæ.
Man nimt darvon 2. biß in 4. loth nach be-
lieben.



CAPUT CIII.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Lindenbaum Maͤnnlein. Tilia mas.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Lindenbaum Weiblein. Tilia fœmina.

Lin-
C c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0217" n="201"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Baum- und Staud-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;talt des Pfeffers auch eines &#x017F;charffen ge-<lb/>
&#x017F;chmacks/ und werden von deß blu&#x0364;mleins<lb/>
zuruckgela&#x017F;&#x017F;enem kelchlein eingefa&#x017F;&#x017F;et. Die<lb/>
Ae&#x017F;te la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich biegen/ daß auch die Bauren<lb/>
ba&#x0364;nder darauß machen. Die Rinde i&#x017F;t am<lb/>
gantzen &#x017F;tamm weißlicht. Beyde Schaff-<lb/>
mu&#x0364;llen findet man neben den Wa&#x017F;&#x017F;ern/ auch<lb/>
zu zeiten an rauhen orten und umb die za&#x0364;une:<lb/>
Wird in Teut&#x017F;chland/ Franckreich und Jta-<lb/>
lien in den Ga&#x0364;rten gepflantzet: Jn Sicilien<lb/>
aber und umb Neapoli herumb wa&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;ie<lb/>
ha&#x0364;uffig fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Schaffmu&#x0364;llen i&#x017F;t warm und trocken im<lb/>
dritten grad/ am ge&#x017F;chmack &#x017F;charff und et-<lb/>
was zu&#x017F;ammenziehend: hat doch ein alcali&#x017F;ch<lb/>
flu&#x0364;chtiges &#x017F;altz und etwas &#x017F;chwefelichte thei-<lb/>
le in ihrem &#x017F;afft verborgen/ und al&#x017F;o die ei-<lb/>
gen&#x017F;chafften zu erdu&#x0364;nneren/ zuzertheilen/ und<lb/>
den ja&#x017F;t deß geilen &#x017F;amens zu da&#x0364;mpfen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Die Vo&#x0364;lcker <hi rendition="#aq">Cauhi,</hi> wie <hi rendition="#aq">Valerius Cordus<lb/>
in Annotat. ad Dio&#x017F;corid. lib. I. cap</hi> 136. &#x017F;chrei-<lb/>
bet/ kochen mit die&#x017F;es baums Zweyglein und<lb/>
Samen ihr Bier/ dieweil &#x017F;ie keine Hopffen<lb/>
haben/ welches zugleich &#x017F;chlaffen und trun-<lb/>
cken machet.</p><lb/>
            <p>So man des &#x017F;amens ein halb quintlein<lb/><note place="left">Krancke<lb/>
Leber und<lb/>
miltz/ wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er&#x017F;ucht/<lb/>
Bla&#x0364;&#x017F;t/<lb/>
mangel<lb/>
der milch/<lb/>
ver&#x017F;etzte<lb/>
weiber-rei-<lb/>
nigung-</note>mit wein trincket/ hilfft er der krancken Leber<lb/>
und Miltz/ i&#x017F;t dienlich der wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht/ trei-<lb/>
bet die Bla&#x0364;&#x017F;te/ mehret den &#x017F;a&#x0364;ugenden wei-<lb/>
bern die Milch/ und befu&#x0364;rderet ihre monat-<lb/>
liche Reinigung. So viel mit Seeblumen<lb/>
oder Burgelwa&#x017F;&#x017F;er getruncken/ nutze er de-<lb/>
nen/ welche mit der <hi rendition="#aq">Gonorrh&#x0153;a</hi> oder Samen-<lb/><cb/>
fluß behafftet &#x017F;ind. So man zu viel nimmet/<note place="right">Samen-<lb/>
fluß.</note><lb/>
machet er &#x017F;chlaffen und &#x017F;chwa&#x0364;chet das haupt.<lb/>
Die bla&#x0364;tter/ blumen und &#x017F;amen da&#x0364;mpffen<lb/>
die bo&#x0364;&#x017F;e gelu&#x0364;&#x017F;t. Daher die weiber zu Athen in<note place="right">Bo&#x0364;&#x017F;e Ge-<lb/>
lu&#x0364;&#x017F;t.</note><lb/>
Griechenland/ welche zu ehren der Abgo&#x0364;ttin<lb/><hi rendition="#aq">Cereris</hi> die Keu&#x017F;chheit bewahren mu&#x017F;ten/ mit<lb/>
die&#x017F;es baums Bla&#x0364;ttern ihre Betther be&#x017F;trewe-<lb/>
ten. Die Bla&#x0364;tter oder Samen im wa&#x017F;&#x017F;er ge-<note place="right">Hitzige ge-<lb/>
&#x017F;chwul&#x017F;t<lb/>
der mut-<lb/>
ter.<lb/>
Ritz im<lb/>
hinderen.</note><lb/>
&#x017F;otten und darein ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en/ leget hin die hitzi-<lb/>
ge Ge&#x017F;chwul&#x017F;t der Mutter.</p><lb/>
            <p>Die Ritzen im hindern/ heilet der &#x017F;amen/ in<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;otten/ und darauff geleget.</p><lb/>
            <p>Her&#xA75B; Malachias Geiger/ weyland Statt-<lb/>
Artzt zu Mu&#x0364;nchen in Beyern/ bereitet auß<lb/>
dem &#x017F;amen der Schaffmu&#x0364;llen ein &#x017F;onderlich<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er/ welches zur da&#x0364;mpffung der Un-<lb/>
keu&#x017F;chheit nutzlich &#x017F;eyn &#x017F;olle/ daher es von<lb/>
jhme <hi rendition="#aq">in Microco&#x017F;mo hypochondr. cap. 30. Aqua<lb/>
ca&#x017F;titatis,</hi> das Wa&#x017F;&#x017F;er der Keu&#x017F;chheit genen-<lb/>
net wird. Nim Siegel-erd 6. loth/ Schaff-<lb/>
mu&#x0364;llen-&#x017F;amen 3. loth/ Rauten-Seeblumen-<lb/>
Lattich- und wei&#x017F;&#x017F;en Mag&#x017F;amen jedes 2. loth/<lb/>
Hanff-Sauramff-Burgeln-Endivien-<lb/>
Meerhirs-Am&#x0303;ey- und Coriander-&#x017F;amen je-<lb/>
des anderthalb loth/ E&#x017F;cherwurtz/ Hunds-<lb/>
zungen/ Natter- und Florentini&#x017F;che Veiel-<lb/>
Wurtz jedes 1. loth/ wei&#x017F;&#x017F;en/ rothen und gel-<lb/>
ben Santal/ Camffer jedes 3. quint. Wer-<lb/>
muth/ krau&#x017F;e Fi&#x017F;chmu&#x0364;ntz/ Schelkraut Ro&#x0364;hr-<lb/>
lein- und Ei&#x017F;enkraut/ Weidenbla&#x0364;tter jedes<lb/>
ein halb loth/ zer&#x017F;chneide und zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;e alles/<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tte alten wei&#x017F;&#x017F;en Wein darzu/ daß er ein<lb/>
hand hoch daru&#x0364;ber gehe/ la&#x017F;&#x017F;e es 8. tag &#x017F;te-<lb/>
hen/ hernach de&#x017F;tillier es in <hi rendition="#aq">Balneo Mariæ.</hi><lb/>
Man nimt darvon 2. biß in 4. loth nach be-<lb/>
lieben.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT CIII</hi>.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Lindenbaum Ma&#x0364;nnlein.</hi> <hi rendition="#aq">Tilia mas.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <cb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Lindenbaum Weiblein.</hi> <hi rendition="#aq">Tilia f&#x0153;mina.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <fw place="bottom" type="sig">C c</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Lin-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0217] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. ſtalt des Pfeffers auch eines ſcharffen ge- ſchmacks/ und werden von deß bluͤmleins zuruckgelaſſenem kelchlein eingefaſſet. Die Aeſte laſſen ſich biegen/ daß auch die Bauren baͤnder darauß machen. Die Rinde iſt am gantzen ſtamm weißlicht. Beyde Schaff- muͤllen findet man neben den Waſſern/ auch zu zeiten an rauhen orten und umb die zaͤune: Wird in Teutſchland/ Franckreich und Jta- lien in den Gaͤrten gepflantzet: Jn Sicilien aber und umb Neapoli herumb waͤchſt ſie haͤuffig fuͤr ſich ſelbſten. Eigenſchafft. Schaffmuͤllen iſt warm und trocken im dritten grad/ am geſchmack ſcharff und et- was zuſammenziehend: hat doch ein alcaliſch fluͤchtiges ſaltz und etwas ſchwefelichte thei- le in ihrem ſafft verborgen/ und alſo die ei- genſchafften zu erduͤnneren/ zuzertheilen/ und den jaſt deß geilen ſamens zu daͤmpfen. Gebrauch. Die Voͤlcker Cauhi, wie Valerius Cordus in Annotat. ad Dioſcorid. lib. I. cap 136. ſchrei- bet/ kochen mit dieſes baums Zweyglein und Samen ihr Bier/ dieweil ſie keine Hopffen haben/ welches zugleich ſchlaffen und trun- cken machet. So man des ſamens ein halb quintlein mit wein trincket/ hilfft er der krancken Leber und Miltz/ iſt dienlich der waſſerſucht/ trei- bet die Blaͤſte/ mehret den ſaͤugenden wei- bern die Milch/ und befuͤrderet ihre monat- liche Reinigung. So viel mit Seeblumen oder Burgelwaſſer getruncken/ nutze er de- nen/ welche mit der Gonorrhœa oder Samen- fluß behafftet ſind. So man zu viel nimmet/ machet er ſchlaffen und ſchwaͤchet das haupt. Die blaͤtter/ blumen und ſamen daͤmpffen die boͤſe geluͤſt. Daher die weiber zu Athen in Griechenland/ welche zu ehren der Abgoͤttin Cereris die Keuſchheit bewahren muſten/ mit dieſes baums Blaͤttern ihre Betther beſtrewe- ten. Die Blaͤtter oder Samen im waſſer ge- ſotten und darein geſeſſen/ leget hin die hitzi- ge Geſchwulſt der Mutter. Krancke Leber und miltz/ waſ- ſerſucht/ Blaͤſt/ mangel der milch/ verſetzte weiber-rei- nigung- Samen- fluß. Boͤſe Ge- luͤſt. Hitzige ge- ſchwulſt der mut- ter. Ritz im hinderen. Die Ritzen im hindern/ heilet der ſamen/ in waſſer geſotten/ und darauff geleget. Herꝛ Malachias Geiger/ weyland Statt- Artzt zu Muͤnchen in Beyern/ bereitet auß dem ſamen der Schaffmuͤllen ein ſonderlich Waſſer/ welches zur daͤmpffung der Un- keuſchheit nutzlich ſeyn ſolle/ daher es von jhme in Microcoſmo hypochondr. cap. 30. Aqua caſtitatis, das Waſſer der Keuſchheit genen- net wird. Nim Siegel-erd 6. loth/ Schaff- muͤllen-ſamen 3. loth/ Rauten-Seeblumen- Lattich- und weiſſen Magſamen jedes 2. loth/ Hanff-Sauramff-Burgeln-Endivien- Meerhirs-Am̃ey- und Coriander-ſamen je- des anderthalb loth/ Eſcherwurtz/ Hunds- zungen/ Natter- und Florentiniſche Veiel- Wurtz jedes 1. loth/ weiſſen/ rothen und gel- ben Santal/ Camffer jedes 3. quint. Wer- muth/ krauſe Fiſchmuͤntz/ Schelkraut Roͤhr- lein- und Eiſenkraut/ Weidenblaͤtter jedes ein halb loth/ zerſchneide und zerſtoſſe alles/ ſchuͤtte alten weiſſen Wein darzu/ daß er ein hand hoch daruͤber gehe/ laſſe es 8. tag ſte- hen/ hernach deſtillier es in Balneo Mariæ. Man nimt darvon 2. biß in 4. loth nach be- lieben. CAPUT CIII. [Abbildung Lindenbaum Maͤnnlein. Tilia mas. ] [Abbildung Lindenbaum Weiblein. Tilia fœmina. ] Lin- C c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/217
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/217>, abgerufen am 24.11.2024.