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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Weinstock. Vitis vinifera.
von vielen Beeren zusammen gehäuffet sind/
welche inwendig ihre Körnlein haben. Es
sind aber die Trauben von farben nicht ei-
nerley/ denn etliche schwartz/ andere braun/
weiß oder röthlicht. Die meisten aber wachsen
grün. Man findet viel Geschlecht der Wein-
reben/ nach mancherley art der Landschaft/
allda sie wachsen/ haben alle ihren Unter-
scheid an den Trauben und bißweilen auch
an den blätteren.

Betreffend die Pflantzung deß Wein-
stocks/ so mögen die von Daniele Rhagorio
in seinem Pflantzgarten aufgesetzte Reglen
wol in acht genommen werden; welche ich
hiemit alhier beyzusetzen kein bedencken ge-
tragen/ weilen sie mit der gemeinen Erfah-
rung durchauß übereinstimmen.

Von dem Ort/ Grund und
Boden.
1. Soll das Ort ein Rebstock zu pflantzen
der Sonnen wol/ und den kalten Abend-und
Mitnacht-lüfften abgelegen seyn/ auch nicht
nahe bey Wälden oder Meseren.
2. Der Grund und Boden soll vor dem
Winter/ wenn man auf den künfftigen
Frühling die Reben besetzen will/ etwelche
schuhe tieff aufgehacket/ von steinen und al-
lem wust fleissig gesäuberet werden.
3. Das Erdreich soll weder mit vielen gro-
ben/ noch mit gar keinen steinen begabet;
auch sonsten nicht zu naß sein.
4. Jst ein Boden den Reben nimmer also
dienstlich/ wie aber ein Hügel oder Rein/
sonderlich ein solcher/ welcher neben gutem
Grund gegen Mittag also gelegen/ daß er
der Sonnen strahlen von 7. uhren Mor-
gens/ biß 6. uhren Abends geniesset.
Von den Kappen.
1. Die besten Kappen/ oder Rebschoß
[Spaltenumbruch] sind die/ so die Augen nahe beysammen und
etwas krumb holtz haben.
2. Jm aufflesen derselben sollen sie nicht
under einanderen vermischt sondern jede gat-
tung Reben besonder gethan werden.
3. Die Kappen sollen in gräblein nicht
gerad hinauff gemacht/ sondern überzwerch
gesetzt/ damit sie nachwärts desto komlicher
können eingelegt werden.
Von den Gattungen.
1. Ein jede gattung soll absonderlich ge-
setzt werden/ die frühen am orth der Son-
nen minder wol/ die spaten aber derselben
besser gelegen/ damit also die Früchten mit
einander reiff werden mögen.
2. Und weiters dem Grund nach in den
Reben/ wie derselbe einer jeden gattung am
nutzlichsten/ als die/ so viel holtz schiessen/
an schlechte/ und hinwider die/ so minder
holtz bekommen/ an gute orth.
Vom Schneiden der Reben.
1. Die Reben sollen nicht gleich hoch ge-
schnitten/ sondern ein fürsichtiger under-
scheid der gattungen/ holtzes/ und jahrgän-
gen gehalten werden.
2. Auff die beschaffenheit des Monds soll
man fleissige achtung geben/ daß man die-
selbe abwechßle/ allein in allem Mond-
brauch/ wenn es Neu wird/ das Schneiden
meide.
3. Jm Schneiden soll der Rebman mit
einem Bickelein verfaßt seyn/ damit er die
jungen Stöck entblösse/ und die obersten
würtzlein mit dem Rebmässer abhawe.
4. Nach der alten meinung gibt frühe
schneiden mehr Holtz/ und spat schneiden
mehr Trauben.
Vom Hacken.
1. Zum Hacken sollen so weit möglich/
starcke Männer gebraucht werden/ denn je
tieffer ein Reb gehacket wird/ je besser es ist.
2. Jm Hacken wenn die obersten wurtzeln
auch an alten Stöcken sich herfür lassen/
sollen sie abgehawen/ und die grössern stein
auffgehebt/ und an häuffen geworffen wer-
den.
Vom Gruben und Einlegen.
1. Die jungen Stöck sollen nicht zu gähe
von einem mahl auff das andere eingelegt
werden/ sonsten/ da man zu sehr damit eylt/
werden sie zu schwach und weniger frucht-
bar.
2. Die gestickelten Reben können durch
kein ander mittel besser erhalten werden/ als
durch Gruben.
3. Es soll allezeit in ein Gruben etwas
guten Zeugs gethan werden/ so das wurtzlen
und zunehmen befördere.
Vom Erbrechen.
1. Das Erbrechen soll fürsichtig ge-
braucht/ und an Stöcken/ die man auffs
Jahr einlegen wolte/ von den Schossen o-
benher nichts abgebrochen werden.
2. An warmen hitzigen Sonnen-Reinen/
sollen die Reben an blättern weniger/ in bö-
den aber/ und schattichten orten mehr er-
brochen werden.
Vom Hefften.
1. Jm Hefften soll man fleissige achtung
geben/

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Weinſtock. Vitis vinifera.
von vielen Beeren zuſam̃en gehaͤuffet ſind/
welche inwendig ihre Koͤrnlein haben. Es
ſind aber die Trauben von farben nicht ei-
nerley/ denn etliche ſchwartz/ andere braun/
weiß oder roͤthlicht. Die meiſten aber wachſen
gruͤn. Man findet viel Geſchlecht der Wein-
reben/ nach mancherley art der Landſchaft/
allda ſie wachſen/ haben alle ihren Unter-
ſcheid an den Trauben und bißweilen auch
an den blaͤtteren.

Betreffend die Pflantzung deß Wein-
ſtocks/ ſo moͤgen die von Daniele Rhagorio
in ſeinem Pflantzgarten aufgeſetzte Reglen
wol in acht genommen werden; welche ich
hiemit alhier beyzuſetzen kein bedencken ge-
tragen/ weilen ſie mit der gemeinen Erfah-
rung durchauß uͤbereinſtimmen.

Von dem Ort/ Grund und
Boden.
1. Soll das Ort ein Rebſtock zu pflantzen
der Sonnen wol/ und den kalten Abend-und
Mitnacht-luͤfften abgelegen ſeyn/ auch nicht
nahe bey Waͤlden oder Meſeren.
2. Der Grund und Boden ſoll vor dem
Winter/ wenn man auf den kuͤnfftigen
Fruͤhling die Reben beſetzen will/ etwelche
ſchuhe tieff aufgehacket/ von ſteinen und al-
lem wuſt fleiſſig geſaͤuberet werden.
3. Das Erdreich ſoll weder mit vielen gro-
ben/ noch mit gar keinen ſteinen begabet;
auch ſonſten nicht zu naß ſein.
4. Jſt ein Boden den Reben nimmer alſo
dienſtlich/ wie aber ein Huͤgel oder Rein/
ſonderlich ein ſolcher/ welcher neben gutem
Grund gegen Mittag alſo gelegen/ daß er
der Sonnen ſtrahlen von 7. uhren Mor-
gens/ biß 6. uhren Abends genieſſet.
Von den Kappen.
1. Die beſten Kappen/ oder Rebſchoß
[Spaltenumbruch] ſind die/ ſo die Augen nahe beyſam̃en und
etwas krumb holtz haben.
2. Jm auffleſen derſelben ſollen ſie nicht
under einanderen vermiſcht ſondern jede gat-
tung Reben beſonder gethan werden.
3. Die Kappen ſollen in graͤblein nicht
gerad hinauff gemacht/ ſondern uͤberzwerch
geſetzt/ damit ſie nachwaͤrts deſto komlicher
koͤnnen eingelegt werden.
Von den Gattungen.
1. Ein jede gattung ſoll abſonderlich ge-
ſetzt werden/ die fruͤhen am orth der Son-
nen minder wol/ die ſpaten aber derſelben
beſſer gelegen/ damit alſo die Fruͤchten mit
einander reiff werden moͤgen.
2. Und weiters dem Grund nach in den
Reben/ wie derſelbe einer jeden gattung am
nutzlichſten/ als die/ ſo viel holtz ſchieſſen/
an ſchlechte/ und hinwider die/ ſo minder
holtz bekommen/ an gute orth.
Vom Schneiden der Reben.
1. Die Reben ſollen nicht gleich hoch ge-
ſchnitten/ ſondern ein fuͤrſichtiger under-
ſcheid der gattungen/ holtzes/ und jahrgaͤn-
gen gehalten werden.
2. Auff die beſchaffenheit des Monds ſoll
man fleiſſige achtung geben/ daß man die-
ſelbe abwechßle/ allein in allem Mond-
brauch/ wenn es Neu wird/ das Schneiden
meide.
3. Jm Schneiden ſoll der Rebman mit
einem Bickelein verfaßt ſeyn/ damit er die
jungen Stoͤck entbloͤſſe/ und die oberſten
wuͤrtzlein mit dem Rebmaͤſſer abhawe.
4. Nach der alten meinung gibt fruͤhe
ſchneiden mehr Holtz/ und ſpat ſchneiden
mehr Trauben.
Vom Hacken.
1. Zum Hacken ſollen ſo weit moͤglich/
ſtarcke Maͤnner gebraucht werden/ denn je
tieffer ein Reb gehacket wird/ je beſſer es iſt.
2. Jm Hacken weñ die oberſten wurtzeln
auch an alten Stoͤcken ſich herfuͤr laſſen/
ſollen ſie abgehawen/ und die groͤſſern ſtein
auffgehebt/ und an haͤuffen geworffen wer-
den.
Vom Gruben und Einlegen.
1. Die jungen Stoͤck ſollen nicht zu gaͤhe
von einem mahl auff das andere eingelegt
werden/ ſonſten/ da man zu ſehr damit eylt/
werden ſie zu ſchwach und weniger frucht-
bar.
2. Die geſtickelten Reben koͤnnen durch
kein ander mittel beſſer erhalten werden/ als
durch Gruben.
3. Es ſoll allezeit in ein Gruben etwas
guten Zeugs gethan werden/ ſo das wurtzlen
und zunehmen befoͤrdere.
Vom Erbrechen.
1. Das Erbrechen ſoll fuͤrſichtig ge-
braucht/ und an Stoͤcken/ die man auffs
Jahr einlegen wolte/ von den Schoſſen o-
benher nichts abgebrochen werden.
2. An warmen hitzigen Sonnen-Reinen/
ſollen die Reben an blaͤttern weniger/ in boͤ-
den aber/ und ſchattichten orten mehr er-
brochen werden.
Vom Hefften.
1. Jm Hefften ſoll man fleiſſige achtung
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[258/0274] Das Erſte Buch/ [Abbildung Weinſtock. Vitis vinifera. ] von vielen Beeren zuſam̃en gehaͤuffet ſind/ welche inwendig ihre Koͤrnlein haben. Es ſind aber die Trauben von farben nicht ei- nerley/ denn etliche ſchwartz/ andere braun/ weiß oder roͤthlicht. Die meiſten aber wachſen gruͤn. Man findet viel Geſchlecht der Wein- reben/ nach mancherley art der Landſchaft/ allda ſie wachſen/ haben alle ihren Unter- ſcheid an den Trauben und bißweilen auch an den blaͤtteren. Betreffend die Pflantzung deß Wein- ſtocks/ ſo moͤgen die von Daniele Rhagorio in ſeinem Pflantzgarten aufgeſetzte Reglen wol in acht genommen werden; welche ich hiemit alhier beyzuſetzen kein bedencken ge- tragen/ weilen ſie mit der gemeinen Erfah- rung durchauß uͤbereinſtimmen. Von dem Ort/ Grund und Boden. 1. Soll das Ort ein Rebſtock zu pflantzen der Sonnen wol/ und den kalten Abend-und Mitnacht-luͤfften abgelegen ſeyn/ auch nicht nahe bey Waͤlden oder Meſeren. 2. Der Grund und Boden ſoll vor dem Winter/ wenn man auf den kuͤnfftigen Fruͤhling die Reben beſetzen will/ etwelche ſchuhe tieff aufgehacket/ von ſteinen und al- lem wuſt fleiſſig geſaͤuberet werden. 3. Das Erdreich ſoll weder mit vielen gro- ben/ noch mit gar keinen ſteinen begabet; auch ſonſten nicht zu naß ſein. 4. Jſt ein Boden den Reben nimmer alſo dienſtlich/ wie aber ein Huͤgel oder Rein/ ſonderlich ein ſolcher/ welcher neben gutem Grund gegen Mittag alſo gelegen/ daß er der Sonnen ſtrahlen von 7. uhren Mor- gens/ biß 6. uhren Abends genieſſet. Von den Kappen. 1. Die beſten Kappen/ oder Rebſchoß ſind die/ ſo die Augen nahe beyſam̃en und etwas krumb holtz haben. 2. Jm auffleſen derſelben ſollen ſie nicht under einanderen vermiſcht ſondern jede gat- tung Reben beſonder gethan werden. 3. Die Kappen ſollen in graͤblein nicht gerad hinauff gemacht/ ſondern uͤberzwerch geſetzt/ damit ſie nachwaͤrts deſto komlicher koͤnnen eingelegt werden. Von den Gattungen. 1. Ein jede gattung ſoll abſonderlich ge- ſetzt werden/ die fruͤhen am orth der Son- nen minder wol/ die ſpaten aber derſelben beſſer gelegen/ damit alſo die Fruͤchten mit einander reiff werden moͤgen. 2. Und weiters dem Grund nach in den Reben/ wie derſelbe einer jeden gattung am nutzlichſten/ als die/ ſo viel holtz ſchieſſen/ an ſchlechte/ und hinwider die/ ſo minder holtz bekommen/ an gute orth. Vom Schneiden der Reben. 1. Die Reben ſollen nicht gleich hoch ge- ſchnitten/ ſondern ein fuͤrſichtiger under- ſcheid der gattungen/ holtzes/ und jahrgaͤn- gen gehalten werden. 2. Auff die beſchaffenheit des Monds ſoll man fleiſſige achtung geben/ daß man die- ſelbe abwechßle/ allein in allem Mond- brauch/ wenn es Neu wird/ das Schneiden meide. 3. Jm Schneiden ſoll der Rebman mit einem Bickelein verfaßt ſeyn/ damit er die jungen Stoͤck entbloͤſſe/ und die oberſten wuͤrtzlein mit dem Rebmaͤſſer abhawe. 4. Nach der alten meinung gibt fruͤhe ſchneiden mehr Holtz/ und ſpat ſchneiden mehr Trauben. Vom Hacken. 1. Zum Hacken ſollen ſo weit moͤglich/ ſtarcke Maͤnner gebraucht werden/ denn je tieffer ein Reb gehacket wird/ je beſſer es iſt. 2. Jm Hacken weñ die oberſten wurtzeln auch an alten Stoͤcken ſich herfuͤr laſſen/ ſollen ſie abgehawen/ und die groͤſſern ſtein auffgehebt/ und an haͤuffen geworffen wer- den. Vom Gruben und Einlegen. 1. Die jungen Stoͤck ſollen nicht zu gaͤhe von einem mahl auff das andere eingelegt werden/ ſonſten/ da man zu ſehr damit eylt/ werden ſie zu ſchwach und weniger frucht- bar. 2. Die geſtickelten Reben koͤnnen durch kein ander mittel beſſer erhalten werden/ als durch Gruben. 3. Es ſoll allezeit in ein Gruben etwas guten Zeugs gethan werden/ ſo das wurtzlen und zunehmen befoͤrdere. Vom Erbrechen. 1. Das Erbrechen ſoll fuͤrſichtig ge- braucht/ und an Stoͤcken/ die man auffs Jahr einlegen wolte/ von den Schoſſen o- benher nichts abgebrochen werden. 2. An warmen hitzigen Sonnen-Reinen/ ſollen die Reben an blaͤttern weniger/ in boͤ- den aber/ und ſchattichten orten mehr er- brochen werden. Vom Hefften. 1. Jm Hefften ſoll man fleiſſige achtung geben/

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/274>, abgerufen am 22.11.2024.