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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] Anacardii alia species, C. B. Cajous, Ger. Park.
I. B.
Kapa mara, Hort. Malab. Anacardium occi-
dentale Cajou dictum, ossiculo reni leporis fi-
gura, Herman.
Englisch/ The Cajou or Cassu
Tree.

Gestalt.

Der Baum dieser Frucht ist mittelmässi-
ger höhe/ hat einen dicken mit äschfarber
inwendig purpur-rohter Rinde bedeckten
weissen Stamm/ die Rinde ist eines saurlich-
ten Geruchs/ und zusammenziehenden Ge-
schmacks. Die äste sind schwartzgrün/ und
breiten sich rings umb den Stamm in die wei-
te hübsch auß. Die wurtzel ist weiß/ mit vie-
len faseln überzogen. Seine blätter sind ab-
lang und glatt/ gläntzend-grün/ hangen
ohne ordnung an den ästen. Die zarten
blätlein sind klebicht/ und geben einen lieb-
lichen Geruch von sich/ wenn sie mit den
fingeren zerrieben werden. Die alten blätter
aber werden fuchßroth/ ehe sie abfallen. Die
lieblich riechenden blümlein hangen Trau-
benweiß an den aussersten ästlein/ und kom-
men auß einem kleinen grünen/ in fünff theil
zerspaltenen kelchlein hervor/ haben fünff
übergeweltzte/ erstlich grüngelbe/ nach dem
braunrothe/ und endlich purpurfarbe blät-
lein. Die Frucht ist an grösse und gestalt
unseren mittelmässigen Birn nicht un-
gleich/ glatt/ gläntzend/ erstlich dunckel
braunroth/ demnach grün/ und endlich gelb/
deren innerlich fleisch gelb-grün und saff-
tig/ eines weinigen Geschmacks/ und lieb-
lichen Geruchs ist. Dem einen ende dieser
Frucht wächst eine Nuß an/ der gestalt und
grösse nach einem Hasen-Niere gleich/ mit
doppelter rinde bedeckt/ zwischen welchen in
kleinen hölein ein dicker/ zäher/ rother Ho-
nig-safft (wie in den Kirschen) eines zusam-
menziehenden scharff beissenden geschmacks
sich samlet. Die innere rinde aber bedeckt ei-
nen bleichen safftigen weichen Kern/ welcher
einen Geschmack hat wie süsse Mandeln.
Wächst durchgehends in Malabar/ in Bra-
silien aber soll er einheimisch seyn. Bringt
jährlich in dem Augst- und Herbstmonat
zeitige Früchten/ und mag biß auf 30. Jahr
fruchtbar seyn.

Eigenschafft.

Jn der Frucht dieses Baums steckt viel
ölicht-flüchtig saltzgeists/ mit dem wässeri-
gen safft vermischt/ daher sie wol die Tu-
gend hat den Magen und das Hertz zu stär-
cken/ die Lebensgeister zu erquicken/ und die
Eheliche Werck zu reitzen und zu befördern.
Jn den Nüssen aber findet sich mehr des
scharffen öls.

Gebrauch.
Außge-
preßter
safft der
Frucht.

Auß den Früchten wird der Safft auß-
gepreßt/ welcher/ wenn er gejohren hat/ ei-
nen rechten Wein abgibt/ so ebenfalls trun-
cken machet.

Die geröstete Nuß dieser Frucht/ ist den
Castanien weit vorzuziehen/ und hat eben
so anmuhtigen Geschmack als die Man-
deln. Diese Nuß wird/ wegen deß scharffen
Geschmacks niemahl rohe geessen. Wenn
diese Nuß an die flammen deß Fewrs gehal-
ten wird/ so brennt sie gleich.

[Spaltenumbruch]

Auß dem zwischen beyden Rinden der
Nuß sich findenden Honigsafft/ ziehet man
viel öl herauß/ mit welchem die Mahler ei-
ne unaußlöschliche schwartze Farb machen.
Wenn das holtz mit diesem öl angestrichen
wird/ so soll es vor aller fäulung bewahret
seyn.

Auß den gemachten wunden des Baums
fließt ein durchsichtig Gummi/ welches an
farb und dicke dem Arabischen Gummi
durchauß gleich. Etliche wollen bey nahem
darfür halten/ daß darauß der Cajou-safft/
oder Catechu bereitet werde.



CAPUT CLV.
Catechu. Catechu.
Namen.

ES behältet dieser Safft seinen Na-
men in allen Sprachen/ wird also
Catechu genennet/ auff Lateinisch/
Catechu, Catecheu, Catecho, Caschu, Succus
Catechu, Terra Japonica, Terra Catechu,
Compositum Japonicum.

Beschreibung.

Catechu ist ein zumahlen den Alten gantz
unbekantes Ding gewesen/ und von dem Ge-
lehrten Garcia erstens desselben meldung be-
schehen. Wie es zu uns gebracht wird/ schei-
net es einer schwartz-rothen safftigen Erden
gleich zu seyn/ daher es auch den Namen
Terrae Japonicae von etlichen/ wiewol ohne
grund/ bekommen. Denn alle diejenigen/
welche es recht betrachtet/ einhellig aussagen/
daß es keine Erde/ sondern vielmehr ein
auß underschiedlichen zusammenziehenden
Kräuteren außgetruckter und zusammenge-
kochter Safft seye/ zu deme die Orientali-
sche Schlehen-staude ein zimliches beytrage.
Dieser dicke/ trockene Catechu-safft/ wie er
zu uns gebracht wird/ hat offt etliche kleine
stücklein holtz bey sich/ welche sich bald an-
zünden lassen/ aber keinen hartzichten geruch
von sich geben. Zuweilen findet man Sa-
menkorner/ auch offt kleine Steinlein/ Stiel
von Blätteren/ Blümlein/ stücklein von
Strohhalm darinnen. Worauß denn ge-
nugsam zu schliessen/ daß es mehr ein Safft/
als eine Erde/ demnach auch ein auß Kräu-
teren und Früchten gemachter Safft seye.
Daher wir der ersten von Garcia ab Horto
heraußgegebenen Beschreibung Glauben zu-
stellen/ wenn er sagt/ daß dieses Catechu ein
auß Betre, Areca und Cate componierter Safft
seye/ und in Jndien gemacht werde.

Betre oder Betelle, J. B. Betre sive Tembul,
C. B. Betre, Betle, Betele sive Bethle, Park.
Jst
ein Gewächs/ welches gleich dem Ephew sich
an die Bäum hänget/ hat gantz bittere läng-
lichte Blätter/ welche von den Jndianeren
täglich in den Händen getragen und im
Munde gekewet werden. Heut zu tag aber
hat man erfahren/ daß sie nicht die Blätter
allein kewen/ sondern etliche stücklein Arecae
mit ein wenig Kalch vermischt/ in die Blät-
ter wickeln/ und also in den Mund werffen/
davon denn ein so lieblicher geruch auß dem
Mund gehet/ daß das gantze Gemach da-
von erfüllet wird.

Areca

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] Anacardii alia ſpecies, C. B. Cajous, Ger. Park.
I. B.
Kapa mara, Hort. Malab. Anacardium occi-
dentale Cajou dictum, oſſiculo reni leporis fi-
gurâ, Herman.
Engliſch/ The Cajou or Caſſu
Tree.

Geſtalt.

Der Baum dieſer Frucht iſt mittelmaͤſſi-
ger hoͤhe/ hat einen dicken mit aͤſchfarber
inwendig purpur-rohter Rinde bedeckten
weiſſen Stam̃/ die Rinde iſt eines ſaurlich-
ten Geruchs/ und zuſammenziehenden Ge-
ſchmacks. Die aͤſte ſind ſchwartzgruͤn/ und
breiten ſich rings umb den Stam̃ in die wei-
te huͤbſch auß. Die wurtzel iſt weiß/ mit vie-
len faſeln uͤberzogen. Seine blaͤtter ſind ab-
lang und glatt/ glaͤntzend-gruͤn/ hangen
ohne ordnung an den aͤſten. Die zarten
blaͤtlein ſind klebicht/ und geben einen lieb-
lichen Geruch von ſich/ wenn ſie mit den
fingeren zerꝛieben werden. Die alten blaͤtter
aber werden fuchßroth/ ehe ſie abfallen. Die
lieblich riechenden bluͤmlein hangen Trau-
benweiß an den auſſerſten aͤſtlein/ und kom-
men auß einem kleinen gruͤnen/ in fuͤnff theil
zerſpaltenen kelchlein hervor/ haben fuͤnff
uͤbergeweltzte/ erſtlich gruͤngelbe/ nach dem
braunrothe/ und endlich purpurfarbe blaͤt-
lein. Die Frucht iſt an groͤſſe und geſtalt
unſeren mittelmaͤſſigen Birn nicht un-
gleich/ glatt/ glaͤntzend/ erſtlich dunckel
braunroth/ demnach gruͤn/ und endlich gelb/
deren innerlich fleiſch gelb-gruͤn und ſaff-
tig/ eines weinigen Geſchmacks/ und lieb-
lichen Geruchs iſt. Dem einen ende dieſer
Frucht waͤchſt eine Nuß an/ der geſtalt und
groͤſſe nach einem Haſen-Niere gleich/ mit
doppelter rinde bedeckt/ zwiſchen welchen in
kleinen hoͤlein ein dicker/ zaͤher/ rother Ho-
nig-ſafft (wie in den Kirſchen) eines zuſam-
menziehenden ſcharff beiſſenden geſchmacks
ſich ſamlet. Die innere rinde aber bedeckt ei-
nen bleichen ſafftigen weichen Kern/ welcher
einen Geſchmack hat wie ſuͤſſe Mandeln.
Waͤchſt durchgehends in Malabar/ in Bra-
ſilien aber ſoll er einheimiſch ſeyn. Bringt
jaͤhrlich in dem Augſt- und Herbſtmonat
zeitige Fruͤchten/ und mag biß auf 30. Jahr
fruchtbar ſeyn.

Eigenſchafft.

Jn der Frucht dieſes Baums ſteckt viel
oͤlicht-fluͤchtig ſaltzgeiſts/ mit dem waͤſſeri-
gen ſafft vermiſcht/ daher ſie wol die Tu-
gend hat den Magen und das Hertz zu ſtaͤr-
cken/ die Lebensgeiſter zu erquicken/ und die
Eheliche Werck zu reitzen und zu befoͤrdern.
Jn den Nuͤſſen aber findet ſich mehr des
ſcharffen oͤls.

Gebrauch.
Außge-
preßter
ſafft der
Frucht.

Auß den Fruͤchten wird der Safft auß-
gepreßt/ welcher/ wenn er gejohren hat/ ei-
nen rechten Wein abgibt/ ſo ebenfalls trun-
cken machet.

Die geroͤſtete Nuß dieſer Frucht/ iſt den
Caſtanien weit vorzuziehen/ und hat eben
ſo anmuhtigen Geſchmack als die Man-
deln. Dieſe Nuß wird/ wegen deß ſcharffen
Geſchmacks niemahl rohe geeſſen. Wenn
dieſe Nuß an die flammen deß Fewrs gehal-
ten wird/ ſo brennt ſie gleich.

[Spaltenumbruch]

Auß dem zwiſchen beyden Rinden der
Nuß ſich findenden Honigſafft/ ziehet man
viel oͤl herauß/ mit welchem die Mahler ei-
ne unaußloͤſchliche ſchwartze Farb machen.
Wenn das holtz mit dieſem oͤl angeſtrichen
wird/ ſo ſoll es vor aller faͤulung bewahret
ſeyn.

Auß den gemachten wunden des Baums
fließt ein durchſichtig Gummi/ welches an
farb und dicke dem Arabiſchen Gummi
durchauß gleich. Etliche wollen bey nahem
darfuͤr halten/ daß darauß der Cajou-ſafft/
oder Catechu bereitet werde.



CAPUT CLV.
Catechu. Catechu.
Namen.

ES behaͤltet dieſer Safft ſeinen Na-
men in allen Sprachen/ wird alſo
Catechu genennet/ auff Lateiniſch/
Catechu, Catecheu, Catecho, Caſchù, Succus
Catechu, Terra Japonica, Terra Catechu,
Compoſitum Japonicum.

Beſchreibung.

Catechu iſt ein zumahlen den Alten gantz
unbekantes Ding geweſen/ und von dem Ge-
lehrten Garcia erſtens deſſelben meldung be-
ſchehen. Wie es zu uns gebracht wird/ ſchei-
net es einer ſchwartz-rothen ſafftigen Erden
gleich zu ſeyn/ daher es auch den Namen
Terræ Japonicæ von etlichen/ wiewol ohne
grund/ bekommen. Denn alle diejenigen/
welche es recht betrachtet/ einhellig auſſagen/
daß es keine Erde/ ſondern vielmehr ein
auß underſchiedlichen zuſammenziehenden
Kraͤuteren außgetruckter und zuſammenge-
kochter Safft ſeye/ zu deme die Orientali-
ſche Schlehen-ſtaude ein zimliches beytrage.
Dieſer dicke/ trockene Catechu-ſafft/ wie er
zu uns gebracht wird/ hat offt etliche kleine
ſtuͤcklein holtz bey ſich/ welche ſich bald an-
zuͤnden laſſen/ aber keinen hartzichten geruch
von ſich geben. Zuweilen findet man Sa-
menkorner/ auch offt kleine Steinlein/ Stiel
von Blaͤtteren/ Bluͤmlein/ ſtuͤcklein von
Strohhalm darinnen. Worauß denn ge-
nugſam zu ſchlieſſen/ daß es mehr ein Safft/
als eine Erde/ demnach auch ein auß Kraͤu-
teren und Fruͤchten gemachter Safft ſeye.
Daher wir der erſten von Garcia ab Horto
heraußgegebenen Beſchreibung Glauben zu-
ſtellen/ wenn er ſagt/ daß dieſes Catechu ein
auß Betre, Areca und Cate componierter Safft
ſeye/ und in Jndien gemacht werde.

Betre oder Betelle, J. B. Betre ſive Tembul,
C. B. Betre, Betle, Betele ſive Bethle, Park.
Jſt
ein Gewaͤchs/ welches gleich dem Ephew ſich
an die Baͤum haͤnget/ hat gantz bittere laͤng-
lichte Blaͤtter/ welche von den Jndianeren
taͤglich in den Haͤnden getragen und im
Munde gekewet werden. Heut zu tag aber
hat man erfahren/ daß ſie nicht die Blaͤtter
allein kewen/ ſondern etliche ſtuͤcklein Arecæ
mit ein wenig Kalch vermiſcht/ in die Blaͤt-
ter wickeln/ und alſo in den Mund werffen/
davon denn ein ſo lieblicher geruch auß dem
Mund gehet/ daß das gantze Gemach da-
von erfuͤllet wird.

Areca
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[268/0284] Das Erſte Buch/ Anacardii alia ſpecies, C. B. Cajous, Ger. Park. I. B. Kapa mara, Hort. Malab. Anacardium occi- dentale Cajou dictum, oſſiculo reni leporis fi- gurâ, Herman. Engliſch/ The Cajou or Caſſu Tree. Geſtalt. Der Baum dieſer Frucht iſt mittelmaͤſſi- ger hoͤhe/ hat einen dicken mit aͤſchfarber inwendig purpur-rohter Rinde bedeckten weiſſen Stam̃/ die Rinde iſt eines ſaurlich- ten Geruchs/ und zuſammenziehenden Ge- ſchmacks. Die aͤſte ſind ſchwartzgruͤn/ und breiten ſich rings umb den Stam̃ in die wei- te huͤbſch auß. Die wurtzel iſt weiß/ mit vie- len faſeln uͤberzogen. Seine blaͤtter ſind ab- lang und glatt/ glaͤntzend-gruͤn/ hangen ohne ordnung an den aͤſten. Die zarten blaͤtlein ſind klebicht/ und geben einen lieb- lichen Geruch von ſich/ wenn ſie mit den fingeren zerꝛieben werden. Die alten blaͤtter aber werden fuchßroth/ ehe ſie abfallen. Die lieblich riechenden bluͤmlein hangen Trau- benweiß an den auſſerſten aͤſtlein/ und kom- men auß einem kleinen gruͤnen/ in fuͤnff theil zerſpaltenen kelchlein hervor/ haben fuͤnff uͤbergeweltzte/ erſtlich gruͤngelbe/ nach dem braunrothe/ und endlich purpurfarbe blaͤt- lein. Die Frucht iſt an groͤſſe und geſtalt unſeren mittelmaͤſſigen Birn nicht un- gleich/ glatt/ glaͤntzend/ erſtlich dunckel braunroth/ demnach gruͤn/ und endlich gelb/ deren innerlich fleiſch gelb-gruͤn und ſaff- tig/ eines weinigen Geſchmacks/ und lieb- lichen Geruchs iſt. Dem einen ende dieſer Frucht waͤchſt eine Nuß an/ der geſtalt und groͤſſe nach einem Haſen-Niere gleich/ mit doppelter rinde bedeckt/ zwiſchen welchen in kleinen hoͤlein ein dicker/ zaͤher/ rother Ho- nig-ſafft (wie in den Kirſchen) eines zuſam- menziehenden ſcharff beiſſenden geſchmacks ſich ſamlet. Die innere rinde aber bedeckt ei- nen bleichen ſafftigen weichen Kern/ welcher einen Geſchmack hat wie ſuͤſſe Mandeln. Waͤchſt durchgehends in Malabar/ in Bra- ſilien aber ſoll er einheimiſch ſeyn. Bringt jaͤhrlich in dem Augſt- und Herbſtmonat zeitige Fruͤchten/ und mag biß auf 30. Jahr fruchtbar ſeyn. Eigenſchafft. Jn der Frucht dieſes Baums ſteckt viel oͤlicht-fluͤchtig ſaltzgeiſts/ mit dem waͤſſeri- gen ſafft vermiſcht/ daher ſie wol die Tu- gend hat den Magen und das Hertz zu ſtaͤr- cken/ die Lebensgeiſter zu erquicken/ und die Eheliche Werck zu reitzen und zu befoͤrdern. Jn den Nuͤſſen aber findet ſich mehr des ſcharffen oͤls. Gebrauch. Auß den Fruͤchten wird der Safft auß- gepreßt/ welcher/ wenn er gejohren hat/ ei- nen rechten Wein abgibt/ ſo ebenfalls trun- cken machet. Die geroͤſtete Nuß dieſer Frucht/ iſt den Caſtanien weit vorzuziehen/ und hat eben ſo anmuhtigen Geſchmack als die Man- deln. Dieſe Nuß wird/ wegen deß ſcharffen Geſchmacks niemahl rohe geeſſen. Wenn dieſe Nuß an die flammen deß Fewrs gehal- ten wird/ ſo brennt ſie gleich. Auß dem zwiſchen beyden Rinden der Nuß ſich findenden Honigſafft/ ziehet man viel oͤl herauß/ mit welchem die Mahler ei- ne unaußloͤſchliche ſchwartze Farb machen. Wenn das holtz mit dieſem oͤl angeſtrichen wird/ ſo ſoll es vor aller faͤulung bewahret ſeyn. Auß den gemachten wunden des Baums fließt ein durchſichtig Gummi/ welches an farb und dicke dem Arabiſchen Gummi durchauß gleich. Etliche wollen bey nahem darfuͤr halten/ daß darauß der Cajou-ſafft/ oder Catechu bereitet werde. CAPUT CLV. Catechu. Catechu. Namen. ES behaͤltet dieſer Safft ſeinen Na- men in allen Sprachen/ wird alſo Catechu genennet/ auff Lateiniſch/ Catechu, Catecheu, Catecho, Caſchù, Succus Catechu, Terra Japonica, Terra Catechu, Compoſitum Japonicum. Beſchreibung. Catechu iſt ein zumahlen den Alten gantz unbekantes Ding geweſen/ und von dem Ge- lehrten Garcia erſtens deſſelben meldung be- ſchehen. Wie es zu uns gebracht wird/ ſchei- net es einer ſchwartz-rothen ſafftigen Erden gleich zu ſeyn/ daher es auch den Namen Terræ Japonicæ von etlichen/ wiewol ohne grund/ bekommen. Denn alle diejenigen/ welche es recht betrachtet/ einhellig auſſagen/ daß es keine Erde/ ſondern vielmehr ein auß underſchiedlichen zuſammenziehenden Kraͤuteren außgetruckter und zuſammenge- kochter Safft ſeye/ zu deme die Orientali- ſche Schlehen-ſtaude ein zimliches beytrage. Dieſer dicke/ trockene Catechu-ſafft/ wie er zu uns gebracht wird/ hat offt etliche kleine ſtuͤcklein holtz bey ſich/ welche ſich bald an- zuͤnden laſſen/ aber keinen hartzichten geruch von ſich geben. Zuweilen findet man Sa- menkorner/ auch offt kleine Steinlein/ Stiel von Blaͤtteren/ Bluͤmlein/ ſtuͤcklein von Strohhalm darinnen. Worauß denn ge- nugſam zu ſchlieſſen/ daß es mehr ein Safft/ als eine Erde/ demnach auch ein auß Kraͤu- teren und Fruͤchten gemachter Safft ſeye. Daher wir der erſten von Garcia ab Horto heraußgegebenen Beſchreibung Glauben zu- ſtellen/ wenn er ſagt/ daß dieſes Catechu ein auß Betre, Areca und Cate componierter Safft ſeye/ und in Jndien gemacht werde. Betre oder Betelle, J. B. Betre ſive Tembul, C. B. Betre, Betle, Betele ſive Bethle, Park. Jſt ein Gewaͤchs/ welches gleich dem Ephew ſich an die Baͤum haͤnget/ hat gantz bittere laͤng- lichte Blaͤtter/ welche von den Jndianeren taͤglich in den Haͤnden getragen und im Munde gekewet werden. Heut zu tag aber hat man erfahren/ daß ſie nicht die Blaͤtter allein kewen/ ſondern etliche ſtuͤcklein Arecæ mit ein wenig Kalch vermiſcht/ in die Blaͤt- ter wickeln/ und alſo in den Mund werffen/ davon denn ein ſo lieblicher geruch auß dem Mund gehet/ daß das gantze Gemach da- von erfuͤllet wird. Areca

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/284>, abgerufen am 22.11.2024.