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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] mitte des Baums genommen werden/ denn
an den Gipffeln ist ergebrechlich/ und unten
herumb sind sie zerstossen und schadhafft.
Wenn ein Mesrel-reiß in einen Buchdorn/
oder Hagenb[u]cher-stämmer in die Rinde
geimpffet wird/ so wachsen darauff schöne
und grosse Frücht; Kommen die Würme in
den Stamm/ so nehme man Oelhäffen/ oder
ein wenig Kalch/ und Baumsalbe/ bestrei-
che damit die Wurmlöcher/ und stüre oder
siebe den Anstrich mit einem Griffel in die
Löcher/ so werden die schä[dl]ichen Gäste ver-
trieben. Zwischen Straßburg und Baden
wachsen die Nespeln für sich selbst überflüs-
sig an ungebauten Orten/ insonderheit in
der Lichtenaue.

Der Hochgelehrte Julius Caesar Scaliger,
Exercit. 181. sect.
13. schreibet/ daß man in Cor-
copal (ist eine Landschafft in Jndien) Me-
spelbäume finde/ welche weisse Frücht tra-
gen/ so groß als ein Apffel.

Eigenschafft.

Die Mespel/ wenn sie nicht gelegen/ und
ihr Safft noch ungejohren/ bestehen auß vie-
len sauren herben theilen/ ziehen starck zu-
sammen. Wenn sie aber auff dem strohe et-
was milter und flüchtiger worden/ ziehen sie
nicht mehr so viel zusammen; jedoch erdickern
sie das Geblüt und stopffen: und haben also
eine kalte und trockene Natur.

Gebrauch.

Der Stein auß den Mespeln zu Pulver
gestossen/ und eines halben oder gantzen
quintleins schwer in einem Trunck weissen
Weins öffters eingenommen/ treibet den
[Spaltenumbruch] Schleim und Stein auß den Nieren undMarggrä-
fisch Grieß-
pulver.

Blasen: dannenhero er auch zu dem Marg-
gräflschen Grieß- oder Stein-pulver genom-
men wird/ dessen Zubereitung auß folgen-
den Sachen bestehet. Nehmet der Steinen
auß den Mespeln/ praeparirten Weinstein/
Trochiscor. e specieb. diatrag. frigid. jedes ein
quintl. Hauhechelwurtz/ Süßholtz/ geschälte
Melonen-kern/ Meerhirsch-samen/ jedes 20.
gran. Steinbrech-samen/ Genster-samen/
Rettich-samen/ Eibisch-samen/ jedes 10. gr.
praeparirte Krebsstein anderthalb quintlein/
weissen Candel-zucker ein halb loth. Alles
muß zu reinestem Pulver gestossen werden/
ist gut zu treibung Schleim/ Sands undSchleim/
Sand/
Stein der
Nieren.

Stein der Nieren/ und wird von vielen zu
einem praeservativ für den Stein gebraucht/
sie nehmen es allezeit 2. oder 3. Tag vor dem
Voll- und Neumond ein paar mahl eines
quintleins schwer ein.

Die zeitigen Nespeln sind eine trefflicheBauchflüß.
Rothe und
weisse Flüß
der Wei-
bern.

Artzney wider allerley Bauchflüß; rothe
Ruhr/ Samenfluß/ starcken rothen und weis-
sen Weiberfluß/ daher sie auch in Teutsch-
land mit Honig oder Zucker/ wie die Birn
eingemacht werden.

Das Holtz wird gebraucht zu den Jäger-
spiessen und Geißlen: Man macht auch da-
rauß Bengel und Knüttel/ zum fechten und
kämpffen/ die sind nach der Lehr Herren
Camerarii auch fast gut den bösen Weibern/
damit die Lenden zu schmieren.

Die Blätter kan man zu den Bädern ge-
brauchen/ in dem Mutter-fluß der Weibern/Mutter-
fluß der
Weibern.

oder nach den Kindbetten/ damit sich der
Leib wider eng zusammen schliesse.



CAPUT V.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Zahmer Sperwerbaum.
Sorbus domesticus.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] I. Wilder Sperwerbaum;
I. Sorbus silvestris.


Namen.

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] mitte des Baums genommen werden/ denn
an den Gipffeln iſt ergebrechlich/ und unten
herumb ſind ſie zerſtoſſen und ſchadhafft.
Wenn ein Meſrel-reiß in einen Buchdorn/
oder Hagenb[u]cher-ſtaͤmmer in die Rinde
geimpffet wird/ ſo wachſen darauff ſchoͤne
und groſſe Fruͤcht; Kommen die Wuͤrme in
den Stam̃/ ſo nehme man Oelhaͤffen/ oder
ein wenig Kalch/ und Baumſalbe/ beſtrei-
che damit die Wurmloͤcher/ und ſtuͤre oder
ſiebe den Anſtrich mit einem Griffel in die
Loͤcher/ ſo werden die ſchaͤ[dl]ichen Gaͤſte ver-
trieben. Zwiſchen Straßburg und Baden
wachſen die Neſpeln fuͤr ſich ſelbſt uͤberfluͤſ-
ſig an ungebauten Orten/ inſonderheit in
der Lichtenaue.

Der Hochgelehrte Julius Cæſar Scaliger,
Exercit. 181. ſect.
13. ſchreibet/ daß man in Cor-
copal (iſt eine Landſchafft in Jndien) Me-
ſpelbaͤume finde/ welche weiſſe Fruͤcht tra-
gen/ ſo groß als ein Apffel.

Eigenſchafft.

Die Meſpel/ wenn ſie nicht gelegen/ und
ihr Safft noch ungejohren/ beſtehen auß vie-
len ſauren herben theilen/ ziehen ſtarck zu-
ſammen. Wenn ſie aber auff dem ſtrohe et-
was milter und fluͤchtiger worden/ ziehen ſie
nicht mehr ſo viel zuſammen; jedoch erdickern
ſie das Gebluͤt und ſtopffen: und haben alſo
eine kalte und trockene Natur.

Gebrauch.

Der Stein auß den Meſpeln zu Pulver
geſtoſſen/ und eines halben oder gantzen
quintleins ſchwer in einem Trunck weiſſen
Weins oͤffters eingenommen/ treibet den
[Spaltenumbruch] Schleim und Stein auß den Nieren undMarggraͤ-
fiſch Grieß-
pulver.

Blaſen: dannenhero er auch zu dem Marg-
graͤflſchen Grieß- oder Stein-pulver genom-
men wird/ deſſen Zubereitung auß folgen-
den Sachen beſtehet. Nehmet der Steinen
auß den Meſpeln/ præparirten Weinſtein/
Trochiſcor. è ſpecieb. diatrag. frigid. jedes ein
quintl. Hauhechelwurtz/ Suͤßholtz/ geſchaͤlte
Melonen-kern/ Meerhirſch-ſamen/ jedes 20.
gran. Steinbrech-ſamen/ Genſter-ſamen/
Rettich-ſamen/ Eibiſch-ſamen/ jedes 10. gr.
præparirte Krebsſtein anderthalb quintlein/
weiſſen Candel-zucker ein halb loth. Alles
muß zu reineſtem Pulver geſtoſſen werden/
iſt gut zu treibung Schleim/ Sands undSchleim/
Sand/
Stein der
Nieren.

Stein der Nieren/ und wird von vielen zu
einem præſervativ fuͤr den Stein gebraucht/
ſie nehmen es allezeit 2. oder 3. Tag vor dem
Voll- und Neumond ein paar mahl eines
quintleins ſchwer ein.

Die zeitigen Neſpeln ſind eine trefflicheBauchfluͤß.
Rothe und
weiſſe Fluͤß
der Wei-
bern.

Artzney wider allerley Bauchfluͤß; rothe
Ruhr/ Samenfluß/ ſtarcken rothen und weiſ-
ſen Weiberfluß/ daher ſie auch in Teutſch-
land mit Honig oder Zucker/ wie die Birn
eingemacht werden.

Das Holtz wird gebraucht zu den Jaͤger-
ſpieſſen und Geißlen: Man macht auch da-
rauß Bengel und Knuͤttel/ zum fechten und
kaͤmpffen/ die ſind nach der Lehr Herꝛen
Camerarii auch faſt gut den boͤſen Weibern/
damit die Lenden zu ſchmieren.

Die Blaͤtter kan man zu den Baͤdern ge-
brauchen/ in dem Mutter-fluß der Weibern/Mutter-
fluß der
Weibern.

oder nach den Kindbetten/ damit ſich der
Leib wider eng zuſammen ſchlieſſe.



CAPUT V.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Zahmer Sperwerbaum.
Sorbus domeſticus.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] I. Wilder Sperwerbaum;
I. Sorbus ſilveſtris.


Namen.
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[15/0031] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. mitte des Baums genommen werden/ denn an den Gipffeln iſt ergebrechlich/ und unten herumb ſind ſie zerſtoſſen und ſchadhafft. Wenn ein Meſrel-reiß in einen Buchdorn/ oder Hagenbucher-ſtaͤmmer in die Rinde geimpffet wird/ ſo wachſen darauff ſchoͤne und groſſe Fruͤcht; Kommen die Wuͤrme in den Stam̃/ ſo nehme man Oelhaͤffen/ oder ein wenig Kalch/ und Baumſalbe/ beſtrei- che damit die Wurmloͤcher/ und ſtuͤre oder ſiebe den Anſtrich mit einem Griffel in die Loͤcher/ ſo werden die ſchaͤdlichen Gaͤſte ver- trieben. Zwiſchen Straßburg und Baden wachſen die Neſpeln fuͤr ſich ſelbſt uͤberfluͤſ- ſig an ungebauten Orten/ inſonderheit in der Lichtenaue. Der Hochgelehrte Julius Cæſar Scaliger, Exercit. 181. ſect. 13. ſchreibet/ daß man in Cor- copal (iſt eine Landſchafft in Jndien) Me- ſpelbaͤume finde/ welche weiſſe Fruͤcht tra- gen/ ſo groß als ein Apffel. Eigenſchafft. Die Meſpel/ wenn ſie nicht gelegen/ und ihr Safft noch ungejohren/ beſtehen auß vie- len ſauren herben theilen/ ziehen ſtarck zu- ſammen. Wenn ſie aber auff dem ſtrohe et- was milter und fluͤchtiger worden/ ziehen ſie nicht mehr ſo viel zuſammen; jedoch erdickern ſie das Gebluͤt und ſtopffen: und haben alſo eine kalte und trockene Natur. Gebrauch. Der Stein auß den Meſpeln zu Pulver geſtoſſen/ und eines halben oder gantzen quintleins ſchwer in einem Trunck weiſſen Weins oͤffters eingenommen/ treibet den Schleim und Stein auß den Nieren und Blaſen: dannenhero er auch zu dem Marg- graͤflſchen Grieß- oder Stein-pulver genom- men wird/ deſſen Zubereitung auß folgen- den Sachen beſtehet. Nehmet der Steinen auß den Meſpeln/ præparirten Weinſtein/ Trochiſcor. è ſpecieb. diatrag. frigid. jedes ein quintl. Hauhechelwurtz/ Suͤßholtz/ geſchaͤlte Melonen-kern/ Meerhirſch-ſamen/ jedes 20. gran. Steinbrech-ſamen/ Genſter-ſamen/ Rettich-ſamen/ Eibiſch-ſamen/ jedes 10. gr. præparirte Krebsſtein anderthalb quintlein/ weiſſen Candel-zucker ein halb loth. Alles muß zu reineſtem Pulver geſtoſſen werden/ iſt gut zu treibung Schleim/ Sands und Stein der Nieren/ und wird von vielen zu einem præſervativ fuͤr den Stein gebraucht/ ſie nehmen es allezeit 2. oder 3. Tag vor dem Voll- und Neumond ein paar mahl eines quintleins ſchwer ein. Marggraͤ- fiſch Grieß- pulver. Schleim/ Sand/ Stein der Nieren. Die zeitigen Neſpeln ſind eine treffliche Artzney wider allerley Bauchfluͤß; rothe Ruhr/ Samenfluß/ ſtarcken rothen und weiſ- ſen Weiberfluß/ daher ſie auch in Teutſch- land mit Honig oder Zucker/ wie die Birn eingemacht werden. Bauchfluͤß. Rothe und weiſſe Fluͤß der Wei- bern. Das Holtz wird gebraucht zu den Jaͤger- ſpieſſen und Geißlen: Man macht auch da- rauß Bengel und Knuͤttel/ zum fechten und kaͤmpffen/ die ſind nach der Lehr Herꝛen Camerarii auch faſt gut den boͤſen Weibern/ damit die Lenden zu ſchmieren. Die Blaͤtter kan man zu den Baͤdern ge- brauchen/ in dem Mutter-fluß der Weibern/ oder nach den Kindbetten/ damit ſich der Leib wider eng zuſammen ſchlieſſe. Mutter- fluß der Weibern. CAPUT V. [Abbildung Zahmer Sperwerbaum. Sorbus domeſticus. ] [Abbildung I. Wilder Sperwerbaum; I. Sorbus ſilveſtris. ] Namen.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/31>, abgerufen am 23.11.2024.