[Spaltenumbruch]
und feucht. Hat ein flüchtiges saltz/ mit et- was Balsamischen theilen in seiner substantz verborgen; welche aber allein durch schwere däwung/ wie bey allem dergleichen Frucht samen/ herfür kommen.
Gebrauch.
Das Heydenkorn nehret zwar minder als der Wäitzen/ Korn und Gersten/ gibt aber bessere Nahrung denn der Hirß und Fenich. Obwohlen es vor diesem allein zum Futter des Viehs in Teutschland gesäet worden/ so werden doch jetzunder auß seinem Mehl gute Brühlein gemacht/ die bey den Mahlzeiten grosser Herren angenehmen sind als die Semmel-brühlein: man bereitet sie mit Milch oder Rindfleisch-Hüner- und Capaunen-brüh. Für das Haußgesind ko- chet man das Mehl nur in wasser mit but- ter und saltz/ man machet ihnen auch küch- lein davon. Jn grosser Hungersnoth backet man Brot darauß/ so schwartzlicht aber doch geschmackt ist. Die Jtaliänische Bauren/ welche an den Gräntzen Teutschlands woh- nen/ kochen ein dicklichte Brey auß dem Mehl/ schneiden dieselbe in breite dunne theil/ besprengen sie mit Butter und Käß/ und essen sie als ein angenehme speiß. Dieses Mehl gibt dem Bier ein rothe farb/ und ein süssen geschmack: in dem ubrigen ist das Heyden-korn ein gutes Futter für das Vieh/ welche das grune Kraut vor der zei- tigung des Samens auffessen. Von der Frucht werden die Hüner fett/ auch das Vieh samt den Schweinen wol damit ge- mästet.
Canarien-graß/ Phalaris major semine al- bo, C. B. bringt auß zasichten wurtzlen drey/ vier/ auch mehr knodichte stengel/ zweyer hand-breit lang/ vergleichen sich den Spel- tzen-hälmen/ samt den blättern/ sind am geschmack süß. Oben trägt es langlichte äh- ren oder köpflein/ daran erscheinen mit der zeit weisse oder bleiche zasichte blümlein/ auß welchen der auß- und inwendig weisse länglichte samen/ in der grösse des Hirsen entspringet. Die wurtzeln sind klein/ und in keinem gebrauch. Ein andere art mit schwar- tzem Samen wird in der Jnsul Malta ge- funden/ Phalaris major semine nigro, C. B. So hat es auch ein Portugesisch Canarien- graß mit dicken kurtzen ähren/ Gramen Pha- laroides Lusitanicum, Raji. Jtem ein klein Ca- narien-graß mit ablangen schmalen blätt- lein/ Gramen Phalaroides minus, C. B. Jtem ein kolbwurtzicht Canarien-graß/ Phalaris bulbosa semine albo, Park. Und endlich ein Sicilianisch Canarien-graß mit dicken star- cken halmen/ und einer Fenich-ähre/ Gra- men Phalaroides spica Panicea Siculum, Raji.
Eigenschafft.
Die Blätter und Samen sind warmer natur/ und haben ein öhlicht/ flüchtiges/ et- was scharffes saltz bey sich verborgen.
Gebrauch.
Der Samen wird heutiges tages gebrau- chet/ die wol singenden Canarien-Vöge- lein damit zu erhalten/ die dieses samens in ihren Landen zur speiß gewohnet haben.
Affodille ist zweyerley weiß und gelb. Die ästichte weisse Affodille/ Asphodelus major ramosus flore albo, J. B. hat blätter dem gros- sen Lauch ähnlich/ außgenommen/ daß sie länger und schmäler sind/ in der mitten so erhoben/ daß sie fast dreyeckicht anzusehen. Der stengel ist schön/ glatt/ elen hoch/ biß- weilen höher/ zu rings herumb mit seinen weissen in dem Mertzen und Aprillen er- scheinenden Sternblumen besetzt/ darauß entspringen rundlichte und graßfärbichte beer/ in welchen ein dreyeckichter schwartzer
samen
Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch]
und feucht. Hat ein fluͤchtiges ſaltz/ mit et- was Balſamiſchen theilen in ſeiner ſubſtantz verborgen; welche aber allein durch ſchwere daͤwung/ wie bey allem dergleichen Frucht ſamen/ herfuͤr kommen.
Gebrauch.
Das Heydenkorn nehret zwar minder als der Waͤitzen/ Korn und Gerſten/ gibt aber beſſere Nahrung denn der Hirß und Fenich. Obwohlen es vor dieſem allein zum Futter des Viehs in Teutſchland geſaͤet worden/ ſo werden doch jetzunder auß ſeinem Mehl gute Bruͤhlein gemacht/ die bey den Mahlzeiten groſſer Herꝛen angenehmen ſind als die Sem̃el-bruͤhlein: man bereitet ſie mit Milch oder Rindfleiſch-Huͤner- und Capaunen-bruͤh. Fuͤr das Haußgeſind ko- chet man das Mehl nur in waſſer mit but- ter und ſaltz/ man machet ihnen auch kuͤch- lein davon. Jn groſſer Hungersnoth backet man Brot darauß/ ſo ſchwartzlicht aber doch geſchmackt iſt. Die Jtaliaͤniſche Bauren/ welche an den Graͤntzen Teutſchlands woh- nen/ kochen ein dicklichte Brey auß dem Mehl/ ſchneiden dieſelbe in breite důnne theil/ beſprengen ſie mit Butter und Kaͤß/ und eſſen ſie als ein angenehme ſpeiß. Dieſes Mehl gibt dem Bier ein rothe farb/ und ein ſuͤſſen geſchmack: in dem ůbrigen iſt das Heyden-korn ein gutes Futter fuͤr das Vieh/ welche das grůne Kraut vor der zei- tigung des Samens auffeſſen. Von der Frucht werden die Huͤner fett/ auch das Vieh ſamt den Schweinen wol damit ge- maͤſtet.
Canarien-graß/ Phalaris major ſemine al- bo, C. B. bringt auß zaſichten wurtzlen drey/ vier/ auch mehr knodichte ſtengel/ zweyer hand-breit lang/ vergleichen ſich den Spel- tzen-haͤlmen/ ſamt den blaͤttern/ ſind am geſchmack ſuͤß. Oben traͤgt es langlichte aͤh- ren oder koͤpflein/ daran erſcheinen mit der zeit weiſſe oder bleiche zaſichte bluͤmlein/ auß welchen der auß- und inwendig weiſſe laͤnglichte ſamen/ in der groͤſſe des Hirſen entſpringet. Die wurtzeln ſind klein/ und in keinem gebrauch. Ein andere art mit ſchwar- tzem Samen wird in der Jnſul Malta ge- funden/ Phalaris major ſemine nigro, C. B. So hat es auch ein Portugeſiſch Canarien- graß mit dicken kurtzen aͤhren/ Gramen Pha- laroides Luſitanicum, Raji. Jtem ein klein Ca- narien-graß mit ablangen ſchmalen blaͤtt- lein/ Gramen Phalaroides minus, C. B. Jtem ein kolbwurtzicht Canarien-graß/ Phalaris bulboſa ſemine albo, Park. Und endlich ein Sicilianiſch Canarien-graß mit dicken ſtar- cken halmen/ und einer Fenich-aͤhre/ Gra- men Phalaroides ſpicâ Paniceâ Siculum, Raji.
Eigenſchafft.
Die Blaͤtter und Samen ſind warmer natur/ und haben ein oͤhlicht/ fluͤchtiges/ et- was ſcharffes ſaltz bey ſich verborgen.
Gebrauch.
Der Samen wird heutiges tages gebrau- chet/ die wol ſingenden Canarien-Voͤge- lein damit zu erhalten/ die dieſes ſamens in ihren Landen zur ſpeiß gewohnet haben.
Affodille iſt zweyerley weiß und gelb. Die aͤſtichte weiſſe Affodille/ Aſphodelus major ramoſus flore albo, J. B. hat blaͤtter dem groſ- ſen Lauch aͤhnlich/ außgenommen/ daß ſie laͤnger und ſchmaͤler ſind/ in der mitten ſo erhoben/ daß ſie faſt dreyeckicht anzuſehen. Der ſtengel iſt ſchoͤn/ glatt/ elen hoch/ biß- weilen hoͤher/ zu rings herumb mit ſeinen weiſſen in dem Mertzen und Aprillen er- ſcheinenden Sternblumen beſetzt/ darauß entſpringen rundlichte und graßfaͤrbichte beer/ in welchen ein dreyeckichter ſchwartzer
ſamen
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[330/0346]
Das Andere Buch/
und feucht. Hat ein fluͤchtiges ſaltz/ mit et-
was Balſamiſchen theilen in ſeiner ſubſtantz
verborgen; welche aber allein durch ſchwere
daͤwung/ wie bey allem dergleichen Frucht
ſamen/ herfuͤr kommen.
Gebrauch.
Das Heydenkorn nehret zwar minder als
der Waͤitzen/ Korn und Gerſten/ gibt aber
beſſere Nahrung denn der Hirß und Fenich.
Obwohlen es vor dieſem allein zum Futter
des Viehs in Teutſchland geſaͤet worden/
ſo werden doch jetzunder auß ſeinem Mehl
gute Bruͤhlein gemacht/ die bey den
Mahlzeiten groſſer Herꝛen angenehmen
ſind als die Sem̃el-bruͤhlein: man bereitet
ſie mit Milch oder Rindfleiſch-Huͤner- und
Capaunen-bruͤh. Fuͤr das Haußgeſind ko-
chet man das Mehl nur in waſſer mit but-
ter und ſaltz/ man machet ihnen auch kuͤch-
lein davon. Jn groſſer Hungersnoth backet
man Brot darauß/ ſo ſchwartzlicht aber doch
geſchmackt iſt. Die Jtaliaͤniſche Bauren/
welche an den Graͤntzen Teutſchlands woh-
nen/ kochen ein dicklichte Brey auß dem
Mehl/ ſchneiden dieſelbe in breite důnne
theil/ beſprengen ſie mit Butter und Kaͤß/
und eſſen ſie als ein angenehme ſpeiß. Dieſes
Mehl gibt dem Bier ein rothe farb/ und ein
ſuͤſſen geſchmack: in dem ůbrigen iſt das
Heyden-korn ein gutes Futter fuͤr das
Vieh/ welche das grůne Kraut vor der zei-
tigung des Samens auffeſſen. Von der
Frucht werden die Huͤner fett/ auch das
Vieh ſamt den Schweinen wol damit ge-
maͤſtet.
CAPUT XXV.
[Abbildung Canarien-Graß. Phalaris.
]
Namen.
CAnarien-graß heißt Griechiſch/ ____-
___, _. Lateiniſch/ Phalaris, Pha-
leris, Gramen & Semen canarienſe, Se-
men canarienſe, Semen Hiſpanicum. Jtaliaͤ-
niſch/ Falari. Engliſch/ Canari-graß. Ni-
derlaͤndiſch/ Spaenſch ſaed.
Geſtalt.
Canarien-graß/ Phalaris major ſemine al-
bo, C. B. bringt auß zaſichten wurtzlen drey/
vier/ auch mehr knodichte ſtengel/ zweyer
hand-breit lang/ vergleichen ſich den Spel-
tzen-haͤlmen/ ſamt den blaͤttern/ ſind am
geſchmack ſuͤß. Oben traͤgt es langlichte aͤh-
ren oder koͤpflein/ daran erſcheinen mit der
zeit weiſſe oder bleiche zaſichte bluͤmlein/
auß welchen der auß- und inwendig weiſſe
laͤnglichte ſamen/ in der groͤſſe des Hirſen
entſpringet. Die wurtzeln ſind klein/ und in
keinem gebrauch. Ein andere art mit ſchwar-
tzem Samen wird in der Jnſul Malta ge-
funden/ Phalaris major ſemine nigro, C. B. So
hat es auch ein Portugeſiſch Canarien-
graß mit dicken kurtzen aͤhren/ Gramen Pha-
laroides Luſitanicum, Raji. Jtem ein klein Ca-
narien-graß mit ablangen ſchmalen blaͤtt-
lein/ Gramen Phalaroides minus, C. B. Jtem
ein kolbwurtzicht Canarien-graß/ Phalaris
bulboſa ſemine albo, Park. Und endlich ein
Sicilianiſch Canarien-graß mit dicken ſtar-
cken halmen/ und einer Fenich-aͤhre/ Gra-
men Phalaroides ſpicâ Paniceâ Siculum, Raji.
Eigenſchafft.
Die Blaͤtter und Samen ſind warmer
natur/ und haben ein oͤhlicht/ fluͤchtiges/ et-
was ſcharffes ſaltz bey ſich verborgen.
Gebrauch.
Der Samen wird heutiges tages gebrau-
chet/ die wol ſingenden Canarien-Voͤge-
lein damit zu erhalten/ die dieſes ſamens in
ihren Landen zur ſpeiß gewohnet haben.
CAPUT XXVI.
Affodill-wurtz. Aſphodelus.
Namen.
AFfodill- oder Aphodille heißt Grie-
chiſch/ _. Lateiniſch/ Aſ-
phodelus, Haſtula Regia. Jtaliaͤniſch/
Aſphodelo, Anfodillo. Frantzoͤſiſch/ Hache
royale, Aſphodile, Aphrodille. Spaniſch/ Ga-
mon, Gamonito. Engliſch/ Daffodill. Ni-
derlaͤndiſch/ Aſphrodille.
Geſtalt und Geſchlecht.
Affodille iſt zweyerley weiß und gelb. Die
aͤſtichte weiſſe Affodille/ Aſphodelus major
ramoſus flore albo, J. B. hat blaͤtter dem groſ-
ſen Lauch aͤhnlich/ außgenommen/ daß
ſie laͤnger und ſchmaͤler ſind/ in der mitten
ſo erhoben/ daß ſie faſt dreyeckicht anzuſehen.
Der ſtengel iſt ſchoͤn/ glatt/ elen hoch/ biß-
weilen hoͤher/ zu rings herumb mit ſeinen
weiſſen in dem Mertzen und Aprillen er-
ſcheinenden Sternblumen beſetzt/ darauß
entſpringen rundlichte und graßfaͤrbichte
beer/ in welchen ein dreyeckichter ſchwartzer
ſamen
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/346>, abgerufen am 21.11.2024.
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