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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch]
Eigenschafft.

Die Rüben sind warm im anderen/ und
feucht im ersten grad: Haben einen milten/
nehrhafften/ mit alkalischem saltz/ und et-
was balsamischen theilen temperierten safft
in sich/ und daher nicht nur die Eigenschafft
dem Leib viel und gute Nahrung zu geben/
sondern auch die schärffe/ allerhand feuchtig-
keiten zu versüssen.

Gebrauch.

Die Rüben/ insonderheit rohe geessen/
füllen und blähen den Bauch/ machen Wind/
und bringen Begierd zur Unkeuschheit.

Kinds-bla-
tern oder
Pocken.

Man pflegt auch den Kindern etwas we-
nigs Rüben-samen einzugeben/ wenn sie an
den Blatern oder Urschlechten kranck ligen/
umb solche kräfftig außzutreiben; der Steck-
rüb-samen aber ist der beste darzu.

Geschwulst
der erfro-
renen Füs
sen und
Fersen.

Rosen-öl mit wenig Wachs in einer auß-
gehölten Rüben in heisse aschen gelegt/ biß
es darinnen erwärmet und zerschmeltzet/ sol-
che Rüben zerstossen und warm übergelegt/
heilet die Geschwulst der erfrornen Füß und
Fersen.

So man die süssen Rüben zum Fleisch ko-
Mangel
der Milch
bey den
Säugam-
men.
Husten.
chet/ und ein wenig geriebene Muscatnuß
darunder rühret/ geben sie bessere nahrung/
machen nicht viel Wind/ treiben den Harn/
vermehren die Milch bey den Säugammen/
erweichen den Bauch/ und linderen den Hu-
sten. Je stärcker die Rüben gekocht/ je we-
niger pflegen sie Wind zu machen.

Herr D. Crato lobt nachfolgendes mittel
Husten bey
Alten und
Jungen.
für den Husten/ bey Alten und Jungen.
Schäle ein Rüben/ schneide sie klein/ lasse
sie ein wenig sieden/ schütte hernach die er-
ste Bruhe hinweg/ giesse frisch wasser darü-
ber/ koche es wider/ presse den Safft auß/
und thue weissen Zucker-candel darzu. Von
diesem Safft kan der Patient zu vertreibung
des Hustens/ und lösung des Schleims offt
ein löffel-voll warm einnehmen.

Stein/
Grieß.

Es werden nutzliche Lenden-bäder auß den
Rüben samt dem Kraut wider den Stein ge-
macht/ sie treiben den Harn und Grieß/
milteren den Schmertzen/ und erweitern die
Harngäng.

Für den Schmertzen der guldenen Ader
Schmertzen
der gulde-
nen Ader.
hackt man ein Rüben klein/ läßt sie in Milch
sieden/ biß sie zu einem Muß wird/ streicht
davon auff ein leinen tüchlein/ und legts
warmlicht über.

Zahn-
schmertzen.

So man die Scheiben der runden Rüben
auff heisser aschen bratet/ und warm an die
Ohren haltet/ sollen sie den Zahn-schmer-
tzen legen.

Nachwehe
der Kind-
betterinnen.
Würm der
Kinderen.
Bauch-
grimmen.
Wind/
Leibs-ver-
stopffung.

Die Niderländer pressen auß dem Rüben-
samen ein Oel/ welches man den Kindbette-
rinnen allda wider die Nachweh eingibet/
und den Kindern für die Würm gebraucht.
Von diesem Rübsamen-öl entweder pur/
oder mit Leinsamen-öl Clystier gemacht/
und eingegeben/ zertheilet gewaltig die Wind
der Därmen/ und ist hiemit ein gewiß be-
wehrt mittel/ das von Winden herkommen-
de Grimmen zu stillen/ und den Stulgang
zu befördern.

Auß den gedörrten Rüben/ so man in
Sachsen/ Meissen und andern orten Steck-
rüben nennet/ wird ein wasser gesotten/ und
[Spaltenumbruch] ein wenig Zucker-candel darinnen zerlassen/Böser
Halß.

welches gut ist für den bösen Halß/ damit
gegurgelt.

Das wol-gekochte Rüben-wasser täglichWind und
Bläst/
Harn-
brennen/
Schleim
der Brust/
Husten/
Flüß Eng-
brüstigkeit.

ein paar mahl warm getruncken/ stillet und
zertheilet auch die Wind bey den Miltzsüch-
tigen/ vertreibt das schmertzliche Brennen
des Harns/ und reiniget die Nieren: Wenn
man ein wenig Candel-zucker darinnen zer-
lasset/ und offt warm davon trincket/ mag
es die Brust wohl reinigen/ den darinnen
versessenen Schleim ablösen/ die schärffe der
Flüssen versüssen/ den Außwurff wohl be-
fördern/ und also weit umbs Hertz machen/
das auß dem Blust der Rüben destillierte
Wasser getruncken/ vertreibt sonderlich die
Engbrüstigkeit.

Zum Brand des Pulvers und dergleichenBrand von
Pulver/
Fewr/ u[n]d
dergleichen.

dingen/ ist der Safft auß den Rüben und
Zwibeln gedruckt/ nutzlich.

Die frischen Rüben nach gemeiner ma-
nier wohl gekocht/ auch Fleisch dabey gesot-Podagra
und Glie-
der-schmer-
tzen.

ten/ und wenn man sie anrichten und zu
tisch tragen wil/ etwas davon zu einem
Muß gestossen/ dick auff tuch gestrichen/
und über die schmertzhafften podagri[s]chen
Glieder/ auch wenn die Geläiche ge-
schwollen/ entzündet und roth sind/ warm
geschlagen/ und offt frisch gemacht/ stillet
die Schmertzen gar bald/ und eröffnet die
Schweißlöchlein dergestalten/ daß der po-
dagrische Fluß oder Feuchtigkeit sich ge-
schwind vertheilen und durchdämpfsen kan.

Jn den Haußhaltungen pflegt man die
Rüben einzumachen/ damit sie über den
Winter können gehalten werden: Man zer-
schneidet die wolgewaschenen und geschälten
runden grossen Rüben mit den Rübhecheln
in kleine stücklein; demnach bereitet man ei-
nen eichenen Kübel/ säuberet den wohl auß/
strewet Wachholder-beere/ Saltz/ und ein
wenig Kümmel-samen auff den boden da-
rein/ demnach thut man die Rübschnittlein/
je eine Lage nach der andern darein/ und all-
weg ein jede Lage stampfft man ein wenig
mit einem höltzernen Stössel/ damit sie satt
zusammen kommen/ und strewet frische
Wachholderbeere und Saltz darüber. Wenn
der Kübel also angefüllet/ so giesset man
wasser darauff/ so lang/ biß es ein wenig
über die Rüben hergehet/ deckt sie mit einem
deckel zu/ und läßt sie in dem Keller stehen/
nach vier oder fünff Wochen hebt man an
von diesen eingemachten/ und nunmehr
saurlichten Rüben in die Küchen zu nehmen/
solche mit Speck oder Butter zu kochen/ und
zur Speise/ welche vielen angenehm ist/
auff zusetzen.

Unsere Bawren machen auch einen Gum-
bist von Rüben; welches anders nichts ist/
als die gantzen Rüben geschälet/ hernach in
einen Kübel gethan/ dessen boden mit Erb-
selen und Schlehen überstrewet/ und endlich/
wenn der Kübel voll/ widerumb frische Erb-
selen und Schlehen darauff gelegt/ mit ein
wenig Saltz besprengt/ und Wasser darü-
ber gegossen/ biß es darüber außgehet/ alß-
denn biß in den Wintermonat stehen lassen;
und demnach pflegen sie solche Gumbist-rü-
ben auff den Tisch zu einer Deserten auffzu-
setzen. Die auff den Gumbist-rüben sitzende

Wasser-
C c c
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]
Eigenſchafft.

Die Ruͤben ſind warm im anderen/ und
feucht im erſten grad: Haben einen milten/
nehrhafften/ mit alkaliſchem ſaltz/ und et-
was balſamiſchen theilen temperierten ſafft
in ſich/ und daher nicht nur die Eigenſchafft
dem Leib viel und gute Nahrung zu geben/
ſondern auch die ſchaͤrffe/ allerhand feuchtig-
keiten zu verſuͤſſen.

Gebrauch.

Die Ruͤben/ inſonderheit rohe geeſſen/
fuͤllen und blaͤhen den Bauch/ machen Wind/
und bringen Begierd zur Unkeuſchheit.

Kinds-bla-
tern oder
Pocken.

Man pflegt auch den Kindern etwas we-
nigs Ruͤben-ſamen einzugeben/ wenn ſie an
den Blatern oder Urſchlechten kranck ligen/
umb ſolche kraͤfftig außzutreiben; der Steck-
ruͤb-ſamen aber iſt der beſte darzu.

Geſchwulſt
der erfro-
renen Fuͤſ
ſen und
Ferſen.

Roſen-oͤl mit wenig Wachs in einer auß-
gehoͤlten Ruͤben in heiſſe aſchen gelegt/ biß
es darinnen erwaͤrmet und zerſchmeltzet/ ſol-
che Ruͤben zerſtoſſen und warm uͤbergelegt/
heilet die Geſchwulſt der erfrornen Fuͤß und
Ferſen.

So man die ſuͤſſen Ruͤben zum Fleiſch ko-
Mangel
der Milch
bey den
Saͤugam-
men.
Huſten.
chet/ und ein wenig geriebene Muſcatnuß
darunder ruͤhret/ geben ſie beſſere nahrung/
machen nicht viel Wind/ treiben den Harn/
vermehren die Milch bey den Saͤugammen/
erweichen den Bauch/ und linderen den Hu-
ſten. Je ſtaͤrcker die Ruͤben gekocht/ je we-
niger pflegen ſie Wind zu machen.

Herꝛ D. Crato lobt nachfolgendes mittel
Huſten bey
Alten und
Jungen.
fuͤr den Huſten/ bey Alten und Jungen.
Schaͤle ein Ruͤben/ ſchneide ſie klein/ laſſe
ſie ein wenig ſieden/ ſchuͤtte hernach die er-
ſte Brůhe hinweg/ gieſſe friſch waſſer daruͤ-
ber/ koche es wider/ preſſe den Safft auß/
und thue weiſſen Zucker-candel darzu. Von
dieſem Safft kan der Patient zu vertreibung
des Huſtens/ und loͤſung des Schleims offt
ein loͤffel-voll warm einnehmen.

Stein/
Grieß.

Es werden nutzliche Lenden-baͤder auß den
Ruͤben ſamt dem Kraut wider den Stein ge-
macht/ ſie treiben den Harn und Grieß/
milteren den Schmertzen/ und erweitern die
Harngaͤng.

Fuͤr den Schmertzen der guldenen Ader
Schmertzẽ
der gulde-
nen Ader.
hackt man ein Ruͤben klein/ laͤßt ſie in Milch
ſieden/ biß ſie zu einem Muß wird/ ſtreicht
davon auff ein leinen tuͤchlein/ und legts
warmlicht uͤber.

Zahn-
ſchmertzen.

So man die Scheiben der runden Ruͤben
auff heiſſer aſchen bratet/ und warm an die
Ohren haltet/ ſollen ſie den Zahn-ſchmer-
tzen legen.

Nachwehe
der Kind-
betteriñen.
Wuͤrm der
Kinderen.
Bauch-
grimmen.
Wind/
Leibs-ver-
ſtopffung.

Die Niderlaͤnder preſſen auß dem Ruͤben-
ſamen ein Oel/ welches man den Kindbette-
rinnen allda wider die Nachweh eingibet/
und den Kindern fuͤr die Wuͤrm gebraucht.
Von dieſem Ruͤbſamen-oͤl entweder pur/
oder mit Leinſamen-oͤl Clyſtier gemacht/
und eingegeben/ zertheilet gewaltig die Wind
der Daͤrmen/ und iſt hiemit ein gewiß be-
wehrt mittel/ das von Winden herkommen-
de Grimmen zu ſtillen/ und den Stulgang
zu befoͤrdern.

Auß den gedoͤrꝛten Ruͤben/ ſo man in
Sachſen/ Meiſſen und andern orten Steck-
ruͤben nennet/ wird ein waſſer geſotten/ und
[Spaltenumbruch] ein wenig Zucker-candel darinnen zerlaſſen/Boͤſer
Halß.

welches gut iſt fuͤr den boͤſen Halß/ damit
gegurgelt.

Das wol-gekochte Ruͤben-waſſer taͤglichWind und
Blaͤſt/
Harn-
brennen/
Schleim
der Bruſt/
Huſten/
Fluͤß Eng-
bruͤſtigkeit.

ein paar mahl warm getruncken/ ſtillet und
zertheilet auch die Wind bey den Miltzſuͤch-
tigen/ vertreibt das ſchmertzliche Brennen
des Harns/ und reiniget die Nieren: Wenn
man ein wenig Candel-zucker darinnen zer-
laſſet/ und offt warm davon trincket/ mag
es die Bruſt wohl reinigen/ den darinnen
verſeſſenen Schleim abloͤſen/ die ſchaͤrffe der
Fluͤſſen verſuͤſſen/ den Außwurff wohl be-
foͤrdern/ und alſo weit umbs Hertz machen/
das auß dem Bluſt der Ruͤben deſtillierte
Waſſer getruncken/ vertreibt ſonderlich die
Engbruͤſtigkeit.

Zum Brand des Pulvers und dergleichenBrand von
Pulver/
Fewr/ u[n]d
dergleichẽ.

dingen/ iſt der Safft auß den Ruͤben und
Zwibeln gedruckt/ nutzlich.

Die friſchen Ruͤben nach gemeiner ma-
nier wohl gekocht/ auch Fleiſch dabey geſot-Podagra
und Glie-
der-ſchmer-
tzen.

ten/ und wenn man ſie anrichten und zu
tiſch tragen wil/ etwas davon zu einem
Muß geſtoſſen/ dick auff tuch geſtrichen/
und uͤber die ſchmertzhafften podagri[ſ]chen
Glieder/ auch wenn die Gelaͤiche ge-
ſchwollen/ entzuͤndet und roth ſind/ warm
geſchlagen/ und offt friſch gemacht/ ſtillet
die Schmertzen gar bald/ und eroͤffnet die
Schweißloͤchlein dergeſtalten/ daß der po-
dagriſche Fluß oder Feuchtigkeit ſich ge-
ſchwind vertheilen und durchdaͤmpfſen kan.

Jn den Haußhaltungen pflegt man die
Ruͤben einzumachen/ damit ſie uͤber den
Winter koͤnnen gehalten werden: Man zer-
ſchneidet die wolgewaſchenen und geſchaͤlten
runden groſſen Ruͤben mit den Ruͤbhecheln
in kleine ſtuͤcklein; demnach bereitet man ei-
nen eichenen Kuͤbel/ ſaͤuberet den wohl auß/
ſtrewet Wachholder-beere/ Saltz/ und ein
wenig Kuͤmmel-ſamen auff den boden da-
rein/ demnach thut man die Ruͤbſchnittlein/
je eine Lage nach der andern darein/ und all-
weg ein jede Lage ſtampfft man ein wenig
mit einem hoͤltzernen Stoͤſſel/ damit ſie ſatt
zuſammen kommen/ und ſtrewet friſche
Wachholderbeere und Saltz daruͤber. Wenn
der Kuͤbel alſo angefuͤllet/ ſo gieſſet man
waſſer darauff/ ſo lang/ biß es ein wenig
uͤber die Ruͤben hergehet/ deckt ſie mit einem
deckel zu/ und laͤßt ſie in dem Keller ſtehen/
nach vier oder fuͤnff Wochen hebt man an
von dieſen eingemachten/ und nunmehr
ſaurlichten Ruͤben in die Kuͤchen zu nehmen/
ſolche mit Speck oder Butter zu kochen/ und
zur Speiſe/ welche vielen angenehm iſt/
auff zuſetzen.

Unſere Bawren machen auch einen Gum-
biſt von Ruͤben; welches anders nichts iſt/
als die gantzen Ruͤben geſchaͤlet/ hernach in
einen Kuͤbel gethan/ deſſen boden mit Erb-
ſelen und Schlehen uͤberſtrewet/ und endlich/
wenn der Kuͤbel voll/ widerumb friſche Erb-
ſelen und Schlehen darauff gelegt/ mit ein
wenig Saltz beſprengt/ und Waſſer daruͤ-
ber gegoſſen/ biß es daruͤber außgehet/ alß-
denn biß in den Wintermonat ſtehen laſſen;
und demnach pflegen ſie ſolche Gumbiſt-ruͤ-
ben auff den Tiſch zu einer Deſerten auffzu-
ſetzen. Die auff den Gumbiſt-ruͤben ſitzende

Waſſer-
C c c
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[385/0401] Von den Kraͤuteren. Eigenſchafft. Die Ruͤben ſind warm im anderen/ und feucht im erſten grad: Haben einen milten/ nehrhafften/ mit alkaliſchem ſaltz/ und et- was balſamiſchen theilen temperierten ſafft in ſich/ und daher nicht nur die Eigenſchafft dem Leib viel und gute Nahrung zu geben/ ſondern auch die ſchaͤrffe/ allerhand feuchtig- keiten zu verſuͤſſen. Gebrauch. Die Ruͤben/ inſonderheit rohe geeſſen/ fuͤllen und blaͤhen den Bauch/ machen Wind/ und bringen Begierd zur Unkeuſchheit. Man pflegt auch den Kindern etwas we- nigs Ruͤben-ſamen einzugeben/ wenn ſie an den Blatern oder Urſchlechten kranck ligen/ umb ſolche kraͤfftig außzutreiben; der Steck- ruͤb-ſamen aber iſt der beſte darzu. Roſen-oͤl mit wenig Wachs in einer auß- gehoͤlten Ruͤben in heiſſe aſchen gelegt/ biß es darinnen erwaͤrmet und zerſchmeltzet/ ſol- che Ruͤben zerſtoſſen und warm uͤbergelegt/ heilet die Geſchwulſt der erfrornen Fuͤß und Ferſen. So man die ſuͤſſen Ruͤben zum Fleiſch ko- chet/ und ein wenig geriebene Muſcatnuß darunder ruͤhret/ geben ſie beſſere nahrung/ machen nicht viel Wind/ treiben den Harn/ vermehren die Milch bey den Saͤugammen/ erweichen den Bauch/ und linderen den Hu- ſten. Je ſtaͤrcker die Ruͤben gekocht/ je we- niger pflegen ſie Wind zu machen. Mangel der Milch bey den Saͤugam- men. Huſten. Herꝛ D. Crato lobt nachfolgendes mittel fuͤr den Huſten/ bey Alten und Jungen. Schaͤle ein Ruͤben/ ſchneide ſie klein/ laſſe ſie ein wenig ſieden/ ſchuͤtte hernach die er- ſte Brůhe hinweg/ gieſſe friſch waſſer daruͤ- ber/ koche es wider/ preſſe den Safft auß/ und thue weiſſen Zucker-candel darzu. Von dieſem Safft kan der Patient zu vertreibung des Huſtens/ und loͤſung des Schleims offt ein loͤffel-voll warm einnehmen. Huſten bey Alten und Jungen. Es werden nutzliche Lenden-baͤder auß den Ruͤben ſamt dem Kraut wider den Stein ge- macht/ ſie treiben den Harn und Grieß/ milteren den Schmertzen/ und erweitern die Harngaͤng. Fuͤr den Schmertzen der guldenen Ader hackt man ein Ruͤben klein/ laͤßt ſie in Milch ſieden/ biß ſie zu einem Muß wird/ ſtreicht davon auff ein leinen tuͤchlein/ und legts warmlicht uͤber. Schmertzẽ der gulde- nen Ader. So man die Scheiben der runden Ruͤben auff heiſſer aſchen bratet/ und warm an die Ohren haltet/ ſollen ſie den Zahn-ſchmer- tzen legen. Die Niderlaͤnder preſſen auß dem Ruͤben- ſamen ein Oel/ welches man den Kindbette- rinnen allda wider die Nachweh eingibet/ und den Kindern fuͤr die Wuͤrm gebraucht. Von dieſem Ruͤbſamen-oͤl entweder pur/ oder mit Leinſamen-oͤl Clyſtier gemacht/ und eingegeben/ zertheilet gewaltig die Wind der Daͤrmen/ und iſt hiemit ein gewiß be- wehrt mittel/ das von Winden herkommen- de Grimmen zu ſtillen/ und den Stulgang zu befoͤrdern. Auß den gedoͤrꝛten Ruͤben/ ſo man in Sachſen/ Meiſſen und andern orten Steck- ruͤben nennet/ wird ein waſſer geſotten/ und ein wenig Zucker-candel darinnen zerlaſſen/ welches gut iſt fuͤr den boͤſen Halß/ damit gegurgelt. Boͤſer Halß. Das wol-gekochte Ruͤben-waſſer taͤglich ein paar mahl warm getruncken/ ſtillet und zertheilet auch die Wind bey den Miltzſuͤch- tigen/ vertreibt das ſchmertzliche Brennen des Harns/ und reiniget die Nieren: Wenn man ein wenig Candel-zucker darinnen zer- laſſet/ und offt warm davon trincket/ mag es die Bruſt wohl reinigen/ den darinnen verſeſſenen Schleim abloͤſen/ die ſchaͤrffe der Fluͤſſen verſuͤſſen/ den Außwurff wohl be- foͤrdern/ und alſo weit umbs Hertz machen/ das auß dem Bluſt der Ruͤben deſtillierte Waſſer getruncken/ vertreibt ſonderlich die Engbruͤſtigkeit. Wind und Blaͤſt/ Harn- brennen/ Schleim der Bruſt/ Huſten/ Fluͤß Eng- bruͤſtigkeit. Zum Brand des Pulvers und dergleichen dingen/ iſt der Safft auß den Ruͤben und Zwibeln gedruckt/ nutzlich. Brand von Pulver/ Fewr/ und dergleichẽ. Die friſchen Ruͤben nach gemeiner ma- nier wohl gekocht/ auch Fleiſch dabey geſot- ten/ und wenn man ſie anrichten und zu tiſch tragen wil/ etwas davon zu einem Muß geſtoſſen/ dick auff tuch geſtrichen/ und uͤber die ſchmertzhafften podagriſchen Glieder/ auch wenn die Gelaͤiche ge- ſchwollen/ entzuͤndet und roth ſind/ warm geſchlagen/ und offt friſch gemacht/ ſtillet die Schmertzen gar bald/ und eroͤffnet die Schweißloͤchlein dergeſtalten/ daß der po- dagriſche Fluß oder Feuchtigkeit ſich ge- ſchwind vertheilen und durchdaͤmpfſen kan. Podagra und Glie- der-ſchmer- tzen. Jn den Haußhaltungen pflegt man die Ruͤben einzumachen/ damit ſie uͤber den Winter koͤnnen gehalten werden: Man zer- ſchneidet die wolgewaſchenen und geſchaͤlten runden groſſen Ruͤben mit den Ruͤbhecheln in kleine ſtuͤcklein; demnach bereitet man ei- nen eichenen Kuͤbel/ ſaͤuberet den wohl auß/ ſtrewet Wachholder-beere/ Saltz/ und ein wenig Kuͤmmel-ſamen auff den boden da- rein/ demnach thut man die Ruͤbſchnittlein/ je eine Lage nach der andern darein/ und all- weg ein jede Lage ſtampfft man ein wenig mit einem hoͤltzernen Stoͤſſel/ damit ſie ſatt zuſammen kommen/ und ſtrewet friſche Wachholderbeere und Saltz daruͤber. Wenn der Kuͤbel alſo angefuͤllet/ ſo gieſſet man waſſer darauff/ ſo lang/ biß es ein wenig uͤber die Ruͤben hergehet/ deckt ſie mit einem deckel zu/ und laͤßt ſie in dem Keller ſtehen/ nach vier oder fuͤnff Wochen hebt man an von dieſen eingemachten/ und nunmehr ſaurlichten Ruͤben in die Kuͤchen zu nehmen/ ſolche mit Speck oder Butter zu kochen/ und zur Speiſe/ welche vielen angenehm iſt/ auff zuſetzen. Unſere Bawren machen auch einen Gum- biſt von Ruͤben; welches anders nichts iſt/ als die gantzen Ruͤben geſchaͤlet/ hernach in einen Kuͤbel gethan/ deſſen boden mit Erb- ſelen und Schlehen uͤberſtrewet/ und endlich/ wenn der Kuͤbel voll/ widerumb friſche Erb- ſelen und Schlehen darauff gelegt/ mit ein wenig Saltz beſprengt/ und Waſſer daruͤ- ber gegoſſen/ biß es daruͤber außgehet/ alß- denn biß in den Wintermonat ſtehen laſſen; und demnach pflegen ſie ſolche Gumbiſt-ruͤ- ben auff den Tiſch zu einer Deſerten auffzu- ſetzen. Die auff den Gumbiſt-ruͤben ſitzende Waſſer- C c c

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/401>, abgerufen am 24.11.2024.