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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] dem gantzen Rheinstrom zuden Rüben und
Rettich kein bequemer |Erdreich/ als das
Straßburgische/ alda findet man sie zeit-
lich/ und werden auch hin und wider ver-
sendet. So man den Rettichsamen in Zu-
ckerwasser zween tag ligen/ und hernach
trocknen lässet/ sollen die Rettich davon
süß werden.

Noch ein ander Geschlecht des Rettichs
hat man in Jtalien/ so Raphanus longus,
langer Rettich genent wird/ ist sehr ge-
bräuchlich in Salaten/ wächßt fingers-dick
oder grösser/ bißweilen arms-lang/ ist lieb-
licher/ zarter und mürber zu essen als der
gemeine Rettich: er wächßt auch in Lothrin-
gen/ und umb die Statt Metz.

Der Candische Rettich gehet von seinem
samen in Teutschland auff/ er kommet bald
in allem mit unserm gemeinen Teutschen
Rettich überein/ hat ein ablange weisse wur-
tzel/ so ein sehr scharffen geschmack von sich
gibet/ die blätter sind nicht so haarig und
rauch/ die Blumen aber purpurbraun oder
weiß. Die Schoten und der Samen ist klei-
ner als des Teutschen Rettichs: Also ware
er von dem Samen/ welchen Honorius Bel-
li
auß Candien geschickt/ allhier in D. Caspa-
ri Bauhini
Garten auffgangen. Josephus a
Costa lib. 4. histor. Ind. cap.
18. berichtet/ daß
die Rettich in Jndien sehr gemein seyen/ und
obwolen sie in der dicke eines Arms herfür-
kommen/ seyen sie doch zart und lieblich zu
essen.

Der berühmte Jesuit Eusebius Nierenber-
gius,
in der Königlichen Spanischen Uni-
versität zu Madrit gewesener Professor, lib.
14. hist. nat. c.
114. berichtet/ daß in dem Ame-
ricanischen Königreich Peru ein Rettich
seye gefunden worden/ dessen schatten fünff
gebundene/ oder gekuppelte Pferde umbfan-
gen/ und die Rettich-wurtzel selbst kaum
mit beyden außgestreckten Armen begriffen
werden konte/ in dem übrigen ware diesel-
be sehr zart oder delicat und anmüthig zu
essen.

Die alten blinden Heiden haben viel auf
den Rettich gehalten/ daher sie ihrem Ab-
gott Apollo ein Rettich von Gold/ den
Mangold von Silber/ und die Rüben auß
Bley zubereitet/ in seinem Delffischen Gö-
tzenhauß verehret/ welches von Plinio selbsten
an dem angedeuten ort Graeca vanitas, ein
Griechische Eitelkeit genennet wird.

Eigenschafft.

Der Rettich ist warm im dritten/ und tro-
cken im anderen grad; hat viel flüchtig
alkalisches scharfflichtes saltz/ neben wenig
schwefelichten theilen in seinem safft ver-
mischet/ und daher die Eigenschafft allen
schleim der Brust zu erdünneren/ und zu
verzehren/ den Athem zu erleichteren/ den
Harn und Sand zu treiben/ die Stein der
Nieren zu zermalmen/ und zu sand zu ver-
lassen; auch die däwung des Magens zu
stärcken/ das verstopffte Miltze und Leber
zu eröffnen. Wenn man zu viel isset/ stossen
sie mit winden übersich/ ja der außgetruckte
safft deroselben mag auch etwas über sich
purgieren.

[Spaltenumbruch]
Gebrauch.

Wer gelind übersich purgieren/ und denSchleim
des Ma-
gens.

Magen raumen will/ der stosse 4. loth von
scharffen Rettichen in einem Mörsel/ giesse
ein wenig Gerstenwasser darüber/ trucke her-
nach den safft durch ein tuch/ und trincke
ihn also; er wird nicht nur den schleim des
Magens wegnehmen/ sondern auch den aufZäher [fluß]
der brust.

der Brust sitzenden zähen Fluß erdünneren/
zum außwurff befürderen/ und also den da-
von gesangenen Athem erleichtern; ja auchEngbrü-
stigkeit.

wol die Nieren von allem sand und schleim
befreyen. Andere nehmen zu solchem endSand und
Schleim
der Nie-
ren.

ein halbes biß zu einem gantzen loth Rettich-
samen/ stossen jhn rein in einem mörsel/
giessen Gerstenwasser darüber/ rührens wa-
cker durcheinander/ truckens hernach durch
ein tuch und trincken also diesen safft auß.
Den jungen Leuthen und Kindern muß man
nach proportion des Al[t]ers weniger geben.
Jst allen ein unschädliche und gelinde la-
xierung.

Wenn die Rettich allzuhäuffig rohe gees-
sen werden/ machen sie durch eine starcke
fermentation viel wind/ und blähungen/
auch einen übel-riechenden Athem/ dannen-
her sich das Frawenzimmer darfür zu hü-
ten weißt. Sie sind auch den Augen und
dem Gesicht/ wegen ihrer scharffen dünsten
nicht sehr dienstlich.

Der Saft auß denen nicht allzuscharffen
Rettichen getruckt/ mit Zuckercandel ver-
mischt/ und also bißweilen ein wenig davon
warm eingegeben/ löset den Schleim der
Brust/ macht außwerffen/ vertreibet die
Engbrüstigkeit/ und reiniget die Nieren.

Der Rettichsamen befürdert den HarnDen harn
und mo-
natliche
blum be-
fürderen.

und Monatliche Blum/ so man ein quint-
lein schwer gestossen im weissen Wein ein-
nimmet.

Jn den hitzigen Fiebern pflegt man denHitzige
Fieber.

Rettich in lange dünne schnitten zu schnei-
den/ mit Saltz zu bestreuen/ und auff die
Fußsolen zu binden. Dieses mittel ziehet die
hitz von Haupt und Hertzen undersich.

So wird auch der Rettich gelobet/ widerKräen-
augen der
Füssen.

die Kräen-augen der Füssen/ so man in
dem abnemmenden Mond in die mit schmer-
tzen/ nach gebadeten Füssen außgeschnittene/Dorn im
fleisch.

doch aber nicht blutende Kräen-augen den
außgetruckten Rettichsafft giesset/ als wo-
von sie verschwinden. Rettich mit Gänß-
schmaltz vermischt und übergelegt ziehet die
Dörn auß dem Fleisch.

Man destilliert ein Wasser auß dem Ret-
tich/ so wider den Nieten- und BlasensteinNieren
und bla-
senstein/
verstopffte
Leber und
miltz/
schleim auf
der brust/
wasser-
sucht/ ver-
standene
monatli-
che blu[m]
Nieren-
und b[lasen]
geschwar.

sehr gelobt wird: ehe man aber solches in-
nerlich gebraucht/ damit nicht auß übel är-
ger werde/ solle der Leib zuvor mit einer
dienlichen Purgation gereiniget seyn. Es
eröfnet auch die verstopffte Leber und Miltz/
zertheilt den Schleim auff der Brust/ ist
dienstlich wider die Wassersucht/ tödet die
Würm im Leib/ treibet sie auß/ und befür-
deret den Weibern ihre Monatliche verftan-
dene Blum. Diejenigen auch/ welche mit
einem Nieren-oder Blasen-geschwär gepla-
get sind/ sollen bißweilen Morgens nüchte[r]
etliche loth dieses Wassers trincken.

Wasser-

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] dem gantzen Rheinſtrom zuden Ruͤben und
Rettich kein bequemer |Erdreich/ als das
Straßburgiſche/ alda findet man ſie zeit-
lich/ und werden auch hin und wider ver-
ſendet. So man den Rettichſamen in Zu-
ckerwaſſer zween tag ligen/ und hernach
trocknen laͤſſet/ ſollen die Rettich davon
ſuͤß werden.

Noch ein ander Geſchlecht des Rettichs
hat man in Jtalien/ ſo Raphanus longus,
langer Rettich genent wird/ iſt ſehr ge-
braͤuchlich in Salaten/ waͤchßt fingers-dick
oder groͤſſer/ bißweilen arms-lang/ iſt lieb-
licher/ zarter und muͤrber zu eſſen als der
gemeine Rettich: er waͤchßt auch in Lothrin-
gen/ und umb die Statt Metz.

Der Candiſche Rettich gehet von ſeinem
ſamen in Teutſchland auff/ er kommet bald
in allem mit unſerm gemeinen Teutſchen
Rettich uͤberein/ hat ein ablange weiſſe wur-
tzel/ ſo ein ſehr ſcharffen geſchmack von ſich
gibet/ die blaͤtter ſind nicht ſo haarig und
rauch/ die Blumen aber purpurbraun oder
weiß. Die Schoten und der Samen iſt klei-
ner als des Teutſchen Rettichs: Alſo ware
er von dem Samen/ welchen Honorius Bel-
li
auß Candien geſchickt/ allhier in D. Caſpa-
ri Bauhini
Garten auffgangen. Joſephus à
Coſta lib. 4. hiſtor. Ind. cap.
18. berichtet/ daß
die Rettich in Jndien ſehr gemein ſeyen/ und
obwolen ſie in der dicke eines Arms herfuͤr-
kommen/ ſeyen ſie doch zart und lieblich zu
eſſen.

Der beruͤhmte Jeſuit Euſebius Nierenber-
gius,
in der Koͤniglichen Spaniſchen Uni-
verſitaͤt zu Madrit geweſener Profeſſor, lib.
14. hiſt. nat. c.
114. berichtet/ daß in dem Ame-
ricaniſchen Koͤnigreich Peru ein Rettich
ſeye gefunden worden/ deſſen ſchatten fuͤnff
gebundene/ oder gekuppelte Pferde umbfan-
gen/ und die Rettich-wurtzel ſelbſt kaum
mit beyden außgeſtreckten Armen begriffen
werden konte/ in dem uͤbrigen ware dieſel-
be ſehr zart oder delicat und anmuͤthig zu
eſſen.

Die alten blinden Heiden haben viel auf
den Rettich gehalten/ daher ſie ihrem Ab-
gott Apollo ein Rettich von Gold/ den
Mangold von Silber/ und die Ruͤben auß
Bley zubereitet/ in ſeinem Delffiſchen Goͤ-
tzenhauß verehret/ welches von Plinio ſelbſten
an dem angedeuten ort Græca vanitas, ein
Griechiſche Eitelkeit genennet wird.

Eigenſchafft.

Der Rettich iſt warm im dritten/ und tro-
cken im anderen grad; hat viel fluͤchtig
alkaliſches ſcharfflichtes ſaltz/ neben wenig
ſchwefelichten theilen in ſeinem ſafft ver-
miſchet/ und daher die Eigenſchafft allen
ſchleim der Bruſt zu erduͤnneren/ und zu
verzehren/ den Athem zu erleichteren/ den
Harn und Sand zu treiben/ die Stein der
Nieren zu zermalmen/ und zu ſand zu ver-
laſſen; auch die daͤwung des Magens zu
ſtaͤrcken/ das verſtopffte Miltze und Leber
zu eroͤffnen. Wenn man zu viel iſſet/ ſtoſſen
ſie mit winden uͤberſich/ ja der außgetruckte
ſafft deroſelben mag auch etwas uͤber ſich
purgieren.

[Spaltenumbruch]
Gebrauch.

Wer gelind uͤberſich purgieren/ und denSchleim
des Ma-
gens.

Magen raumen will/ der ſtoſſe 4. loth von
ſcharffen Rettichen in einem Moͤrſel/ gieſſe
ein wenig Gerſtenwaſſer daruͤber/ trucke her-
nach den ſafft durch ein tuch/ und trincke
ihn alſo; er wird nicht nur den ſchleim des
Magens wegnehmen/ ſondern auch den aufZaͤher [fluß]
der bruſt.

der Bruſt ſitzenden zaͤhen Fluß erduͤnneren/
zum außwurff befuͤrderen/ und alſo den da-
von geſangenen Athem erleichtern; ja auchEngbruͤ-
ſtigkeit.

wol die Nieren von allem ſand und ſchleim
befreyen. Andere nehmen zu ſolchem endSand und
Schleim
der Nie-
ren.

ein halbes biß zu einem gantzen loth Rettich-
ſamen/ ſtoſſen jhn rein in einem moͤrſel/
gieſſen Gerſtenwaſſer daruͤber/ ruͤhrens wa-
cker durcheinander/ truckens hernach durch
ein tuch und trincken alſo dieſen ſafft auß.
Den jungen Leuthen und Kindern muß man
nach proportion des Al[t]ers weniger geben.
Jſt allen ein unſchaͤdliche und gelinde la-
xierung.

Wenn die Rettich allzuhaͤuffig rohe geeſ-
ſen werden/ machen ſie durch eine ſtarcke
fermentation viel wind/ und blaͤhungen/
auch einen uͤbel-riechenden Athem/ dannen-
her ſich das Frawenzimmer darfuͤr zu huͤ-
ten weißt. Sie ſind auch den Augen und
dem Geſicht/ wegen ihrer ſcharffen duͤnſten
nicht ſehr dienſtlich.

Der Saft auß denen nicht allzuſcharffen
Rettichen getruckt/ mit Zuckercandel ver-
miſcht/ und alſo bißweilen ein wenig davon
warm eingegeben/ loͤſet den Schleim der
Bruſt/ macht außwerffen/ vertreibet die
Engbruͤſtigkeit/ und reiniget die Nieren.

Der Rettichſamen befuͤrdert den HarnDen harn
und mo-
natliche
blum be-
fuͤrderen.

und Monatliche Blum/ ſo man ein quint-
lein ſchwer geſtoſſen im weiſſen Wein ein-
nimmet.

Jn den hitzigen Fiebern pflegt man denHitzige
Fieber.

Rettich in lange duͤnne ſchnitten zu ſchnei-
den/ mit Saltz zu beſtreuen/ und auff die
Fußſolen zu binden. Dieſes mittel ziehet die
hitz von Haupt und Hertzen underſich.

So wird auch der Rettich gelobet/ widerKraͤen-
augen der
Fuͤſſen.

die Kraͤen-augen der Fuͤſſen/ ſo man in
dem abnem̃enden Mond in die mit ſchmer-
tzen/ nach gebadeten Fuͤſſen außgeſchnittene/Dorn im
fleiſch.

doch aber nicht blutende Kraͤen-augen den
außgetruckten Rettichſafft gieſſet/ als wo-
von ſie verſchwinden. Rettich mit Gaͤnß-
ſchmaltz vermiſcht und uͤbergelegt ziehet die
Doͤrn auß dem Fleiſch.

Man deſtilliert ein Waſſer auß dem Ret-
tich/ ſo wider den Nieten- und BlaſenſteinNieren
und bla-
ſenſtein/
verſtopffte
Leber und
miltz/
ſchleim auf
der bruſt/
waſſer-
ſucht/ ver-
ſtandene
monatli-
che blu[m]
Nieren-
und b[laſen]
geſchwar.

ſehr gelobt wird: ehe man aber ſolches in-
nerlich gebraucht/ damit nicht auß uͤbel aͤr-
ger werde/ ſolle der Leib zuvor mit einer
dienlichen Purgation gereiniget ſeyn. Es
eroͤfnet auch die verſtopffte Leber und Miltz/
zertheilt den Schleim auff der Bruſt/ iſt
dienſtlich wider die Waſſerſucht/ toͤdet die
Wuͤrm im Leib/ treibet ſie auß/ und befuͤr-
deret den Weibern ihre Monatliche verftan-
dene Blum. Diejenigen auch/ welche mit
einem Nieren-oder Blaſen-geſchwaͤr gepla-
get ſind/ ſollen bißweilen Morgens nuͤchte[r]
etliche loth dieſes Waſſers trincken.

Waſſer-
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[399/0415] Von den Kraͤuteren. dem gantzen Rheinſtrom zuden Ruͤben und Rettich kein bequemer |Erdreich/ als das Straßburgiſche/ alda findet man ſie zeit- lich/ und werden auch hin und wider ver- ſendet. So man den Rettichſamen in Zu- ckerwaſſer zween tag ligen/ und hernach trocknen laͤſſet/ ſollen die Rettich davon ſuͤß werden. Noch ein ander Geſchlecht des Rettichs hat man in Jtalien/ ſo Raphanus longus, langer Rettich genent wird/ iſt ſehr ge- braͤuchlich in Salaten/ waͤchßt fingers-dick oder groͤſſer/ bißweilen arms-lang/ iſt lieb- licher/ zarter und muͤrber zu eſſen als der gemeine Rettich: er waͤchßt auch in Lothrin- gen/ und umb die Statt Metz. Der Candiſche Rettich gehet von ſeinem ſamen in Teutſchland auff/ er kommet bald in allem mit unſerm gemeinen Teutſchen Rettich uͤberein/ hat ein ablange weiſſe wur- tzel/ ſo ein ſehr ſcharffen geſchmack von ſich gibet/ die blaͤtter ſind nicht ſo haarig und rauch/ die Blumen aber purpurbraun oder weiß. Die Schoten und der Samen iſt klei- ner als des Teutſchen Rettichs: Alſo ware er von dem Samen/ welchen Honorius Bel- li auß Candien geſchickt/ allhier in D. Caſpa- ri Bauhini Garten auffgangen. Joſephus à Coſta lib. 4. hiſtor. Ind. cap. 18. berichtet/ daß die Rettich in Jndien ſehr gemein ſeyen/ und obwolen ſie in der dicke eines Arms herfuͤr- kommen/ ſeyen ſie doch zart und lieblich zu eſſen. Der beruͤhmte Jeſuit Euſebius Nierenber- gius, in der Koͤniglichen Spaniſchen Uni- verſitaͤt zu Madrit geweſener Profeſſor, lib. 14. hiſt. nat. c. 114. berichtet/ daß in dem Ame- ricaniſchen Koͤnigreich Peru ein Rettich ſeye gefunden worden/ deſſen ſchatten fuͤnff gebundene/ oder gekuppelte Pferde umbfan- gen/ und die Rettich-wurtzel ſelbſt kaum mit beyden außgeſtreckten Armen begriffen werden konte/ in dem uͤbrigen ware dieſel- be ſehr zart oder delicat und anmuͤthig zu eſſen. Die alten blinden Heiden haben viel auf den Rettich gehalten/ daher ſie ihrem Ab- gott Apollo ein Rettich von Gold/ den Mangold von Silber/ und die Ruͤben auß Bley zubereitet/ in ſeinem Delffiſchen Goͤ- tzenhauß verehret/ welches von Plinio ſelbſten an dem angedeuten ort Græca vanitas, ein Griechiſche Eitelkeit genennet wird. Eigenſchafft. Der Rettich iſt warm im dritten/ und tro- cken im anderen grad; hat viel fluͤchtig alkaliſches ſcharfflichtes ſaltz/ neben wenig ſchwefelichten theilen in ſeinem ſafft ver- miſchet/ und daher die Eigenſchafft allen ſchleim der Bruſt zu erduͤnneren/ und zu verzehren/ den Athem zu erleichteren/ den Harn und Sand zu treiben/ die Stein der Nieren zu zermalmen/ und zu ſand zu ver- laſſen; auch die daͤwung des Magens zu ſtaͤrcken/ das verſtopffte Miltze und Leber zu eroͤffnen. Wenn man zu viel iſſet/ ſtoſſen ſie mit winden uͤberſich/ ja der außgetruckte ſafft deroſelben mag auch etwas uͤber ſich purgieren. Gebrauch. Wer gelind uͤberſich purgieren/ und den Magen raumen will/ der ſtoſſe 4. loth von ſcharffen Rettichen in einem Moͤrſel/ gieſſe ein wenig Gerſtenwaſſer daruͤber/ trucke her- nach den ſafft durch ein tuch/ und trincke ihn alſo; er wird nicht nur den ſchleim des Magens wegnehmen/ ſondern auch den auf der Bruſt ſitzenden zaͤhen Fluß erduͤnneren/ zum außwurff befuͤrderen/ und alſo den da- von geſangenen Athem erleichtern; ja auch wol die Nieren von allem ſand und ſchleim befreyen. Andere nehmen zu ſolchem end ein halbes biß zu einem gantzen loth Rettich- ſamen/ ſtoſſen jhn rein in einem moͤrſel/ gieſſen Gerſtenwaſſer daruͤber/ ruͤhrens wa- cker durcheinander/ truckens hernach durch ein tuch und trincken alſo dieſen ſafft auß. Den jungen Leuthen und Kindern muß man nach proportion des Alters weniger geben. Jſt allen ein unſchaͤdliche und gelinde la- xierung. Schleim des Ma- gens. Zaͤher fluß der bruſt. Engbruͤ- ſtigkeit. Sand und Schleim der Nie- ren. Wenn die Rettich allzuhaͤuffig rohe geeſ- ſen werden/ machen ſie durch eine ſtarcke fermentation viel wind/ und blaͤhungen/ auch einen uͤbel-riechenden Athem/ dannen- her ſich das Frawenzimmer darfuͤr zu huͤ- ten weißt. Sie ſind auch den Augen und dem Geſicht/ wegen ihrer ſcharffen duͤnſten nicht ſehr dienſtlich. Der Saft auß denen nicht allzuſcharffen Rettichen getruckt/ mit Zuckercandel ver- miſcht/ und alſo bißweilen ein wenig davon warm eingegeben/ loͤſet den Schleim der Bruſt/ macht außwerffen/ vertreibet die Engbruͤſtigkeit/ und reiniget die Nieren. Der Rettichſamen befuͤrdert den Harn und Monatliche Blum/ ſo man ein quint- lein ſchwer geſtoſſen im weiſſen Wein ein- nimmet. Den harn und mo- natliche blum be- fuͤrderen. Jn den hitzigen Fiebern pflegt man den Rettich in lange duͤnne ſchnitten zu ſchnei- den/ mit Saltz zu beſtreuen/ und auff die Fußſolen zu binden. Dieſes mittel ziehet die hitz von Haupt und Hertzen underſich. Hitzige Fieber. So wird auch der Rettich gelobet/ wider die Kraͤen-augen der Fuͤſſen/ ſo man in dem abnem̃enden Mond in die mit ſchmer- tzen/ nach gebadeten Fuͤſſen außgeſchnittene/ doch aber nicht blutende Kraͤen-augen den außgetruckten Rettichſafft gieſſet/ als wo- von ſie verſchwinden. Rettich mit Gaͤnß- ſchmaltz vermiſcht und uͤbergelegt ziehet die Doͤrn auß dem Fleiſch. Kraͤen- augen der Fuͤſſen. Dorn im fleiſch. Man deſtilliert ein Waſſer auß dem Ret- tich/ ſo wider den Nieten- und Blaſenſtein ſehr gelobt wird: ehe man aber ſolches in- nerlich gebraucht/ damit nicht auß uͤbel aͤr- ger werde/ ſolle der Leib zuvor mit einer dienlichen Purgation gereiniget ſeyn. Es eroͤfnet auch die verſtopffte Leber und Miltz/ zertheilt den Schleim auff der Bruſt/ iſt dienſtlich wider die Waſſerſucht/ toͤdet die Wuͤrm im Leib/ treibet ſie auß/ und befuͤr- deret den Weibern ihre Monatliche verftan- dene Blum. Diejenigen auch/ welche mit einem Nieren-oder Blaſen-geſchwaͤr gepla- get ſind/ ſollen bißweilen Morgens nuͤchter etliche loth dieſes Waſſers trincken. Nieren und bla- ſenſtein/ verſtopffte Leber und miltz/ ſchleim auf der bruſt/ waſſer- ſucht/ ver- ſtandene monatli- che blum Nieren- und blaſen geſchwar. Waſſer-

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/415>, abgerufen am 24.11.2024.