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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] I. Weisser Rettich. I. Raphanus
albus.

glisch/ Radishroot. Niderländisch/ Radijs.
Dänisch/ Reddicke.

Gestalt.

Der Rettich hat schmälere/ rauchere und
schärffere blätter als die Rüben/ einen run-
denstengel/ und schneeweisse oder purpurfarbe
Blumen/ darauß werden hole/ runde/ for-
nen spitzige/ inwendig mit gelb-braunen und
scharff-schmäckenden Samen außgefüllte
Schoten. Die wurtzeln haben nicht einerley
gestalt/ denn etliche sind weiß/ lang/ rund/
sche[i]blicht; etliche roth/ weich und nicht all-
zuscharff. Andere sind dick/ hart/ wie die
Steckrüben und sehr scharpff. Widerumb
sind etliche schwartz/ derb und die aller-
schärffsten. Etliche haben schöne gelblichte
wurtzeln. Der Rettich wächst gern an kal-
ten orten/ will nicht mit mist/ sonder mit
sprewer getüncht werden. Denn weilen sie
ein scharffes flüchtiges saltz in sich haben/
und viel saffts zu ihrer nahrung vonnöhten/
kommen sie in heissem grund nicht wol fort;
sie erscheinen zwar etwan anfangs zimlich
schön/ so bald aber der boden grosse hitz oder
tröckene bekommet/ wachsen wol kleine würm-
lein darinnen/ oder schiessen sonst unzeitig
in Samen/ daß sie zum gebrauch unnütz
werden. Wiltu denn gute und frühe Ret-
tich haben/ so erwehle ein ort/ der undenher
etwas feucht/ und der Sonnen nichts desto
weniger wol gelegen sey; denn die feuchtig-
keit undenher veranlasset den Rettich also-
bald nidsich zu wachsen/ und desto später in
Samen zu schiessen. Der Rettich-samen/ so
im wedel gesäct wird/ wächst viel ehe und
leichter in Samen/ als der zu anderen zeiten
in die Erden gesteckt wird. Die beste zeit der
säung ist im Neumond/ oder ein tag vor-
her/ bey undergehendem Mond. Wenn denn
[Spaltenumbruch] [Abbildung] II. Schwartzer Rettich. II. Raphanus
niger.

der boden/ da dieser Samen gestecket wor-
den/ allzutrocken wird/ muß man ihne
offt mit wasser begiessen. Neben der feuch-
tigkeit aber/ erforderen die Rettich auch ei-
nen mürben vnd geschlachten grund/ der mit
allem fleiß tieff auffgehacket/ und gesäuberet
seye/ damit sie also desto besser undersich
tringen/ und ihre nahrung auß der Erden
wol bekommen mögen. Endlich ist an dem
Samen nicht wenig gelegen/ denn der von
Sommer-rettichen komt/ gewint leichtlich sten-
gel/ deßwegen man alle Jahr etlichel| Ret-
tich über den Winter in warmen Kellern be-
halten soll/ dieselben auff den Frühling in
Garten zu setzen/ und Samen davon zu
pflantzen/ als welcher für frühe Rettich am
besten/ denn derselbe nicht so bald in Sa-
men wächßt wie der ander. Jm fetten gu-
ten Erdboden umb Erfurt/ werden sie so
groß gefunden/ daß es schier nicht gläub-
lich ist.

Bernhardus Dessenius schreibt/ daß er in
Frießland ein Rettich gesehen/ so 30. pfund
gewogen habe/ ist sich also nicht zu verwun-
deren/ wenn Plinius lib. 19. histor. natur. cap. 5.
schreibet/ Raphanos in Germania infantium
puerorum magnitudinem aequare,
die Rettich
in Teutschland wachsen in der grösse eines
Knäbleins. Johannes Bauhinus berichtet/ es
seyen in dem Fürstlichen Mompelgardi-
schen/ wie auch in des Junckeren Walters
von Andlaw Garten Rettich in der grösse
und dicke eines Mänlichen Schinbeins ge-
wachsen. R. P. Leonhardus, ein Capuciner/
gebohren zu Freyburg in Uchtland hat Dr.
Verzascha erzehlt/ daß er in ihrem Closter
zu Breysach Rettich von 18. biß 20. pfun-
den angetroffen habe.

Nach dem bericht Hieronymi Tragi, ist an

dem

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] I. Weiſſer Rettich. I. Raphanus
albus.

gliſch/ Radishroot. Niderlaͤndiſch/ Radijs.
Daͤniſch/ Reddicke.

Geſtalt.

Der Rettich hat ſchmaͤlere/ rauchere und
ſchaͤrffere blaͤtter als die Ruͤben/ einen run-
denſtengel/ uñ ſchneeweiſſe oder purpurfarbe
Blumen/ darauß werden hole/ runde/ for-
nen ſpitzige/ inwendig mit gelb-braunen und
ſcharff-ſchmaͤckenden Samen außgefuͤllte
Schoten. Die wurtzeln haben nicht einerley
geſtalt/ denn etliche ſind weiß/ lang/ rund/
ſche[i]blicht; etliche roth/ weich und nicht all-
zuſcharff. Andere ſind dick/ hart/ wie die
Steckruͤben und ſehr ſcharpff. Widerumb
ſind etliche ſchwartz/ derb und die aller-
ſchaͤrffſten. Etliche haben ſchoͤne gelblichte
wurtzeln. Der Rettich waͤchſt gern an kal-
ten orten/ will nicht mit miſt/ ſonder mit
ſprewer getuͤncht werden. Denn weilen ſie
ein ſcharffes fluͤchtiges ſaltz in ſich haben/
und viel ſaffts zu ihrer nahrung vonnoͤhten/
kommen ſie in heiſſem grund nicht wol fort;
ſie erſcheinen zwar etwan anfangs zimlich
ſchoͤn/ ſo bald aber der boden groſſe hitz oder
troͤckene bekom̃et/ wachſen wol kleine wuͤrm-
lein darinnen/ oder ſchieſſen ſonſt unzeitig
in Samen/ daß ſie zum gebrauch unnuͤtz
werden. Wiltu denn gute und fruͤhe Ret-
tich haben/ ſo erwehle ein ort/ der undenher
etwas feucht/ und der Sonnen nichts deſto
weniger wol gelegen ſey; denn die feuchtig-
keit undenher veranlaſſet den Rettich alſo-
bald nidſich zu wachſen/ und deſto ſpaͤter in
Samen zu ſchieſſen. Der Rettich-ſamen/ ſo
im wedel geſaͤct wird/ waͤchſt viel ehe und
leichter in Samen/ als der zu anderen zeiten
in die Erden geſteckt wird. Die beſte zeit der
ſaͤung iſt im Neumond/ oder ein tag vor-
her/ bey undergehendem Mond. Wenn deñ
[Spaltenumbruch] [Abbildung] II. Schwartzer Rettich. II. Raphanus
niger.

der boden/ da dieſer Samen geſtecket wor-
den/ allzutrocken wird/ muß man ihne
offt mit waſſer begieſſen. Neben der feuch-
tigkeit aber/ erforderen die Rettich auch ei-
nen muͤrben vnd geſchlachten grund/ der mit
allem fleiß tieff auffgehacket/ und geſaͤuberet
ſeye/ damit ſie alſo deſto beſſer underſich
tringen/ und ihre nahrung auß der Erden
wol bekommen moͤgen. Endlich iſt an dem
Samen nicht wenig gelegen/ denn der von
Som̃er-rettichẽ komt/ gewint leichtlich ſten-
gel/ deßwegen man alle Jahr etlichel| Ret-
tich uͤber den Winter in warmen Kellern be-
halten ſoll/ dieſelben auff den Fruͤhling in
Garten zu ſetzen/ und Samen davon zu
pflantzen/ als welcher fuͤr fruͤhe Rettich am
beſten/ denn derſelbe nicht ſo bald in Sa-
men waͤchßt wie der ander. Jm fetten gu-
ten Erdboden umb Erfurt/ werden ſie ſo
groß gefunden/ daß es ſchier nicht glaͤub-
lich iſt.

Bernhardus Deſſenius ſchreibt/ daß er in
Frießland ein Rettich geſehen/ ſo 30. pfund
gewogen habe/ iſt ſich alſo nicht zu verwun-
deren/ wenn Plinius lib. 19. hiſtor. natur. cap. 5.
ſchreibet/ Raphanos in Germania infantium
puerorum magnitudinem æquare,
die Rettich
in Teutſchland wachſen in der groͤſſe eines
Knaͤbleins. Johannes Bauhinus berichtet/ es
ſeyen in dem Fuͤrſtlichen Mompelgardi-
ſchen/ wie auch in des Junckeren Walters
von Andlaw Garten Rettich in der groͤſſe
und dicke eines Maͤnlichen Schinbeins ge-
wachſen. R. P. Leonhardus, ein Capuciner/
gebohren zu Freyburg in Uchtland hat Dr.
Verzaſcha erzehlt/ daß er in ihrem Cloſter
zu Breyſach Rettich von 18. biß 20. pfun-
den angetroffen habe.

Nach dem bericht Hieronymi Tragi, iſt an

dem
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[398/0414] Das Andere Buch/ [Abbildung I. Weiſſer Rettich. I. Raphanus albus. ] gliſch/ Radishroot. Niderlaͤndiſch/ Radijs. Daͤniſch/ Reddicke. Geſtalt. Der Rettich hat ſchmaͤlere/ rauchere und ſchaͤrffere blaͤtter als die Ruͤben/ einen run- denſtengel/ uñ ſchneeweiſſe oder purpurfarbe Blumen/ darauß werden hole/ runde/ for- nen ſpitzige/ inwendig mit gelb-braunen und ſcharff-ſchmaͤckenden Samen außgefuͤllte Schoten. Die wurtzeln haben nicht einerley geſtalt/ denn etliche ſind weiß/ lang/ rund/ ſcheiblicht; etliche roth/ weich und nicht all- zuſcharff. Andere ſind dick/ hart/ wie die Steckruͤben und ſehr ſcharpff. Widerumb ſind etliche ſchwartz/ derb und die aller- ſchaͤrffſten. Etliche haben ſchoͤne gelblichte wurtzeln. Der Rettich waͤchſt gern an kal- ten orten/ will nicht mit miſt/ ſonder mit ſprewer getuͤncht werden. Denn weilen ſie ein ſcharffes fluͤchtiges ſaltz in ſich haben/ und viel ſaffts zu ihrer nahrung vonnoͤhten/ kommen ſie in heiſſem grund nicht wol fort; ſie erſcheinen zwar etwan anfangs zimlich ſchoͤn/ ſo bald aber der boden groſſe hitz oder troͤckene bekom̃et/ wachſen wol kleine wuͤrm- lein darinnen/ oder ſchieſſen ſonſt unzeitig in Samen/ daß ſie zum gebrauch unnuͤtz werden. Wiltu denn gute und fruͤhe Ret- tich haben/ ſo erwehle ein ort/ der undenher etwas feucht/ und der Sonnen nichts deſto weniger wol gelegen ſey; denn die feuchtig- keit undenher veranlaſſet den Rettich alſo- bald nidſich zu wachſen/ und deſto ſpaͤter in Samen zu ſchieſſen. Der Rettich-ſamen/ ſo im wedel geſaͤct wird/ waͤchſt viel ehe und leichter in Samen/ als der zu anderen zeiten in die Erden geſteckt wird. Die beſte zeit der ſaͤung iſt im Neumond/ oder ein tag vor- her/ bey undergehendem Mond. Wenn deñ [Abbildung II. Schwartzer Rettich. II. Raphanus niger. ] der boden/ da dieſer Samen geſtecket wor- den/ allzutrocken wird/ muß man ihne offt mit waſſer begieſſen. Neben der feuch- tigkeit aber/ erforderen die Rettich auch ei- nen muͤrben vnd geſchlachten grund/ der mit allem fleiß tieff auffgehacket/ und geſaͤuberet ſeye/ damit ſie alſo deſto beſſer underſich tringen/ und ihre nahrung auß der Erden wol bekommen moͤgen. Endlich iſt an dem Samen nicht wenig gelegen/ denn der von Som̃er-rettichẽ komt/ gewint leichtlich ſten- gel/ deßwegen man alle Jahr etlichel| Ret- tich uͤber den Winter in warmen Kellern be- halten ſoll/ dieſelben auff den Fruͤhling in Garten zu ſetzen/ und Samen davon zu pflantzen/ als welcher fuͤr fruͤhe Rettich am beſten/ denn derſelbe nicht ſo bald in Sa- men waͤchßt wie der ander. Jm fetten gu- ten Erdboden umb Erfurt/ werden ſie ſo groß gefunden/ daß es ſchier nicht glaͤub- lich iſt. Bernhardus Deſſenius ſchreibt/ daß er in Frießland ein Rettich geſehen/ ſo 30. pfund gewogen habe/ iſt ſich alſo nicht zu verwun- deren/ wenn Plinius lib. 19. hiſtor. natur. cap. 5. ſchreibet/ Raphanos in Germania infantium puerorum magnitudinem æquare, die Rettich in Teutſchland wachſen in der groͤſſe eines Knaͤbleins. Johannes Bauhinus berichtet/ es ſeyen in dem Fuͤrſtlichen Mompelgardi- ſchen/ wie auch in des Junckeren Walters von Andlaw Garten Rettich in der groͤſſe und dicke eines Maͤnlichen Schinbeins ge- wachſen. R. P. Leonhardus, ein Capuciner/ gebohren zu Freyburg in Uchtland hat Dr. Verzaſcha erzehlt/ daß er in ihrem Cloſter zu Breyſach Rettich von 18. biß 20. pfun- den angetroffen habe. Nach dem bericht Hieronymi Tragi, iſt an dem

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/414>, abgerufen am 24.11.2024.