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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] reiffen einen herben sauren safft. Es gibt auch
Citronen/ deren Safft süß ist; dergleichen
nach H. Jacobi Sponij Reißbeschreibung
sehr viel umb die Statt Patras in Morea
wachsen sollen. Jn den Europaeischen Ländern
aber sind sie rar. Der inwendigen Substantz
nach gibt es der Citronen/ welche viel Safft/
andere so da wenig haben; einige haben viel
Kernen/ andere wenig in sich; Obangezoge-
ner Joh. Bapt. Ferrarius hat in acht genommen/
daß welche auß dem Mäy-monatsblust her-
vorwachsen/ einen scharff-sauren Safft/ und
viel Samen: die aber auß dem Blust deß
Augst-oder Herbst-monats entspringen/ ha-
ben viel Safft/ aber wenig und zimlich tro-
ckenen Samen: Die auß dem Wein-und
Winter-monatsblust herkommen/ haben
wenig Safft und Samen. Meistens aber ist
sich über diejenigen Citronen zu verwun-
dern/ da eine Frucht in der anderen gewach-
sen/ wie denn dergleichen underschiedliche
Exempel in den Ephemerid. N. Curios. Ger-
man.
aufgezeichnet stehn.

Der Citronatapffelbaum will einen fett-
lichten/ warmen Grund haben/ welcher von
Zeit zu Zeit durch frische Regen will ange-
feuchtet werden: er wachst hurtiger fort an
denen Orten/ da der Nordwind nicht zukom-
men kan; denn er einmahl mercklichen Scha-
den von der Kälte leidet. Jn unseren Lan-
den hält man solche Bäume mehr umb der
Zier/ als nutzes halben/ und werden in höltzer-
nen mit Grund angefüllten Fässeren aufge-
halten/ damit man sie Winterszeit in war-
me Keller/ oder andere vor äusserlicher Kälte
verwarte Ort bringen und verstellen kön-
ne: Alle Frühling muß man aber frischen
Grund/ welcher von dem fruchtbaren Him-
melsthau durchstralet ist/ ihnen zukommen
lassen.

Jn Jndien/ Brasilien/ und dergleichen
entfernnten warmen Länderen hat es Früch-
ten und Bäume welche sich mit dem Citro-
nen-Baum mercklich der Blätteren und
Früchten halben vergleichen/ darumb sie von
etlichen zu diesen Bäumen gezehlet werden.
Als da sind. 1. Samacifera Javanensis, wel-
che von Johanne Bauhino Histor. Plant. univ.
lib. 1. cap.
44. beschrieben worden. 2. Ibaca-
muci,
davon Margraf. Histor. plant. Brasi-
liens. lib. 3, cap. ultim.
schreibet. 3. Quauhy-
yac Ocuilensium,
deren Nierenbergius Histor.
exot. lib. 14. cap.
74. gedencket. 4. Mangostan.
von welcher J. Bontius in Histor. medic. Indiae
Oriental. lib. 6. cap.
28. und Joh. Rajus Histor.
Plant. lib. 29. sect. 3. cap. 7. p. m.
1662. Mel-
dung thun.

Eigenschafft.

Es sind in dem Citronenbaum vielerley
Eigenschafften/ nach Underscheid seiner
Theilen verborgen. Man bedient sich in den
Artzneyen bey nahem nur des Apffels/ und
der Blumen. Die ausserste gelbe Haut des
Apffels hat viel öhlichten/ flüchtig-saltzich-
ten/ und geistreichen Saffts in sich/ dadurch
sie erwärmt/ eröffnet/ durchtringet/ und
durchschneidet/ die wind und blähungen stillet/
die unvermerckliche Außdämpfung beförde-
ret/ dem Gifft widerstehet/ die Lebensgeister
aufmunteret und vermehrt/ die Flüsse des
Haupts zertheilt/ das Hertz und Magen
[Spaltenumbruch] stärcket. Die innere/ dicke/ weisse/ harte
Rinden/ ist auß einer irdichten/ geist-und
krafftlosen Matery zusammengesetzt/ hie-
mit in der Artzney nichts nutz. Under dieser
Rinden sitzet der dünne saure Safft in seinen
Häutlein und Bläßlein eingeschlossen/ wel-
cher auß vielen saltzichten nicht gar flüchtig-
sauren Theilgen bestehet/ welche Cörper-
lein vierecket mit runden Spitzlein verwah-
ret seyn sollen; daher solcher Safft kühlet/
erdickeret/ zusammen ziehet/ und also der
überflüßigen Hitze des Geblüts/ und dem
Durst widerstehen/ auch das Pestilentziali-
sche/ von einem corrosivischen Alcali herrüh-
rende Gifft/ tödten kan. Er wird auch un-
der die schweiß-und harn-treibende/ under
die hertzerlabenden und Magen-appetit er-
weckenden/ ja under die fiebrischen Mittel
mit Nutzen/ wegen seines beissenden/ und stür-
tzenden gelind-sauren Saffts gemischet. Der
Samen hat mehr irdichte und grobe Theil/
in welchen einige flüchtige/ zur künfftigen
Fortpflantzung nöthige Theil/ verborgen
stecken/ in sich/ darumb er auch bitterlicht/
und under die eröffnenden/ erdünnerenden/
schweiß-treibenden/ und nieren-reinigenden
Mittel kan gezehlet werden. Die Blumen
haben einen flüchtigen/ öhlichten Safft bey
sich/ dadurch sie erquicken/ stärcken/ die Le-
bensgeister erfrischen/ und das dicke Geblüt
erdünneren mögen.

Gebrauch.

Auß der aussersten gelben frischsafftigenDestilliert
Citronen-
rinden-
wasser.

Rinden dieser Frucht/ wird mit zuschüttung
etwas Wassers/ ein sehr wol riechendes/ geist-
reiches Wasser über den Helm destillieret/
welches erstlich wegen denen herumbschwim-
menden öhlichten Theilgen gantz weiß/ her-
nach aber/ da das Oehl sich oben auff dem
Wasser zusammengezogen/ klar und lauter
wird. Das Oehl kan man hernach mit
Baumwollen von dem Wasser scheiden/ und
absonderlich aufhalten. Solch Wasser wird
noch kräfftiger/ wenn die Rinden vor der De-
stillation
mit ein wenig weissen Wein ange-
sprengt werden. Das wolriechende Wasser/
wird meistens außwendig zu Reinigung des
Angesichts neben anderen Sachen/ wie auch
zu wolriechender Abwaschung der Händen
gebraucht: das Oehl aber/ auf etliche Tropf-
fen bißweilen mit anderen Sachen einge-
nommen/ stärcket den Magen/ vertreibt Wind
und davon herrührendes Grimmen/ stär-
cket das Hertz/ erquickt die Lebensgeister: di-
ses Oehl lasset sich nicht lang halten/ son-
dern bekommet bald einen Terpentin-ge-
ruch über.

Auß dem sauren außgepreßten Safft wirdCitronen
Syrup.

mit Zucker ein Syrup gekochet/ sehr lieblich/
und zu Julepen in Ablöschung febrilischer
Hitzen/ und anderer Jasten des Geblüts nutz-
lich. Wenn er aber auf folgende Weiß ge-
machet wird/ ist er noch härtzstärckender:
Nemmt deß auß frischen Citronen gepressten
allerfeinsten Saffts/ der in dem Balneo Ma-
riae
biß auf zwey Drittheil eingesotten seye/
drey Pfund/ der äussersten gelben mit dem
Reibeisen frisch abgeraspelten Citronen-
Rinden ein Pfund/ oder nach Belieben an-
derhalb Pfund/ laßt es drey Tag nacheinan-
der an einem warmen Ort/ in einem wol-

vermach-

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] reiffen einen herbẽ ſauren ſafft. Es gibt auch
Citronen/ deren Safft ſuͤß iſt; dergleichen
nach H. Jacobi Sponij Reißbeſchreibung
ſehr viel umb die Statt Patras in Morea
wachſen ſollen. Jn den Europæiſchẽ Laͤndern
aber ſind ſie rar. Der inwendigen Subſtantz
nach gibt es der Citronen/ welche viel Safft/
andere ſo da wenig haben; einige haben viel
Kernen/ andere wenig in ſich; Obangezoge-
ner Joh. Bapt. Ferrarius hat in acht genom̃en/
daß welche auß dem Maͤy-monatsbluſt her-
vorwachſen/ einen ſcharff-ſauren Safft/ und
viel Samen: die aber auß dem Bluſt deß
Augſt-oder Herbſt-monats entſpringen/ ha-
ben viel Safft/ aber wenig und zimlich tro-
ckenen Samen: Die auß dem Wein-und
Winter-monatsbluſt herkommen/ haben
wenig Safft und Samen. Meiſtens aber iſt
ſich uͤber diejenigen Citronen zu verwun-
dern/ da eine Frucht in der anderen gewach-
ſen/ wie denn dergleichen underſchiedliche
Exempel in den Ephemerid. N. Curioſ. Ger-
man.
aufgezeichnet ſtehn.

Der Citronatapffelbaum will einen fett-
lichten/ warmen Grund haben/ welcher von
Zeit zu Zeit durch friſche Regen will ange-
feuchtet werden: er wachſt hurtiger fort an
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men kan; denn er einmahl mercklichen Scha-
den von der Kaͤlte leidet. Jn unſeren Lan-
den haͤlt man ſolche Baͤume mehr umb der
Zier/ als nutzes halben/ und werden in hoͤltzer-
nen mit Grund angefuͤllten Faͤſſeren aufge-
halten/ damit man ſie Winterszeit in war-
me Keller/ oder andere vor aͤuſſerlicher Kaͤlte
verwarte Ort bringen und verſtellen koͤn-
ne: Alle Fruͤhling muß man aber friſchen
Grund/ welcher von dem fruchtbaren Him-
melsthau durchſtralet iſt/ ihnen zukommen
laſſen.

Jn Jndien/ Braſilien/ und dergleichen
entfernnten warmen Laͤnderen hat es Fruͤch-
ten und Baͤume welche ſich mit dem Citro-
nen-Baum mercklich der Blaͤtteren und
Fruͤchten halben vergleichen/ darumb ſie von
etlichen zu dieſen Baͤumen gezehlet werden.
Als da ſind. 1. Samacifera Javanenſis, wel-
che von Johanne Bauhino Hiſtor. Plant. univ.
lib. 1. cap.
44. beſchrieben worden. 2. Ibaca-
muci,
davon Margraf. Hiſtor. plant. Braſi-
lienſ. lib. 3, cap. ultim.
ſchreibet. 3. Quauhy-
yac Ocuilenſium,
deren Nierenbergius Hiſtor.
exot. lib. 14. cap.
74. gedencket. 4. Mangoſtan.
von welcher J. Bontius in Hiſtor. medic. Indiæ
Oriental. lib. 6. cap.
28. und Joh. Rajus Hiſtor.
Plant. lib. 29. ſect. 3. cap. 7. p. m.
1662. Mel-
dung thun.

Eigenſchafft.

Es ſind in dem Citronenbaum vielerley
Eigenſchafften/ nach Underſcheid ſeiner
Theilen verborgen. Man bedient ſich in den
Artzneyen bey nahem nur des Apffels/ und
der Blumen. Die auſſerſte gelbe Haut des
Apffels hat viel oͤhlichten/ fluͤchtig-ſaltzich-
ten/ und geiſtreichen Saffts in ſich/ dadurch
ſie erwaͤrmt/ eroͤffnet/ durchtringet/ und
durchſchneidet/ die wind und blaͤhungẽ ſtillet/
die unvermerckliche Außdaͤmpfung befoͤrde-
ret/ dem Gifft widerſtehet/ die Lebensgeiſter
aufmunteret und vermehrt/ die Fluͤſſe des
Haupts zertheilt/ das Hertz und Magen
[Spaltenumbruch] ſtaͤrcket. Die innere/ dicke/ weiſſe/ harte
Rinden/ iſt auß einer irdichten/ geiſt-und
krafftloſen Matery zuſammengeſetzt/ hie-
mit in der Artzney nichts nutz. Under dieſer
Rinden ſitzet der duͤnne ſaure Safft in ſeinẽ
Haͤutlein und Blaͤßlein eingeſchloſſen/ wel-
cher auß vielen ſaltzichten nicht gar fluͤchtig-
ſauren Theilgen beſtehet/ welche Coͤrper-
lein vierecket mit runden Spitzlein verwah-
ret ſeyn ſollen; daher ſolcher Safft kuͤhlet/
erdickeret/ zuſammen ziehet/ und alſo der
uͤberfluͤßigen Hitze des Gebluͤts/ und dem
Durſt widerſtehen/ auch das Peſtilentziali-
ſche/ von einem corroſiviſchen Alcali herꝛuͤh-
rende Gifft/ toͤdten kan. Er wird auch un-
der die ſchweiß-und harn-treibende/ under
die hertzerlabenden und Magen-appetit er-
weckenden/ ja under die fiebriſchen Mittel
mit Nutzen/ wegen ſeines beiſſenden/ und ſtuͤr-
tzenden gelind-ſauren Saffts gemiſchet. Der
Samen hat mehr irdichte und grobe Theil/
in welchen einige fluͤchtige/ zur kuͤnfftigen
Fortpflantzung noͤthige Theil/ verborgen
ſtecken/ in ſich/ darumb er auch bitterlicht/
und under die eroͤffnenden/ erduͤnnerenden/
ſchweiß-treibenden/ und nieren-reinigenden
Mittel kan gezehlet werden. Die Blumen
haben einen fluͤchtigen/ oͤhlichten Safft bey
ſich/ dadurch ſie erquicken/ ſtaͤrcken/ die Le-
bensgeiſter erfriſchen/ und das dicke Gebluͤt
erduͤnneren moͤgen.

Gebrauch.

Auß der auſſerſten gelben friſchſafftigenDeſtilliert
Citronen-
rinden-
waſſer.

Rinden dieſer Frucht/ wird mit zuſchuͤttung
etwas Waſſers/ ein ſehr wol riechendes/ geiſt-
reiches Waſſer uͤber den Helm deſtillieret/
welches erſtlich wegen denen herumbſchwim-
menden oͤhlichten Theilgen gantz weiß/ her-
nach aber/ da das Oehl ſich oben auff dem
Waſſer zuſammengezogen/ klar und lauter
wird. Das Oehl kan man hernach mit
Baumwollen von dem Waſſer ſcheiden/ und
abſonderlich aufhalten. Solch Waſſer wird
noch kraͤfftiger/ wenn die Rinden vor der De-
ſtillation
mit ein wenig weiſſen Wein ange-
ſprengt werden. Das wolriechende Waſſer/
wird meiſtens außwendig zu Reinigung des
Angeſichts neben anderen Sachen/ wie auch
zu wolriechender Abwaſchung der Haͤnden
gebraucht: das Oehl aber/ auf etliche Tropf-
fen bißweilen mit anderen Sachen einge-
nom̃en/ ſtaͤrcket den Magen/ vertreibt Wind
und davon herꝛuͤhrendes Grimmen/ ſtaͤr-
cket das Hertz/ erquickt die Lebensgeiſter: di-
ſes Oehl laſſet ſich nicht lang halten/ ſon-
dern bekommet bald einen Terpentin-ge-
ruch uͤber.

Auß dem ſauren außgepreßten Safft wirdCitronen
Syrup.

mit Zucker ein Syrup gekochet/ ſehr lieblich/
und zu Julepen in Abloͤſchung febriliſcher
Hitzẽ/ und anderer Jaſten des Gebluͤts nutz-
lich. Wenn er aber auf folgende Weiß ge-
machet wird/ iſt er noch haͤrtzſtaͤrckender:
Nemmt deß auß friſchen Citronen gepreſſten
allerfeinſten Saffts/ der in dem Balneo Ma-
riæ
biß auf zwey Drittheil eingeſotten ſeye/
drey Pfund/ der aͤuſſerſten gelben mit dem
Reibeiſen friſch abgeraſpelten Citronen-
Rinden ein Pfund/ oder nach Belieben an-
derhalb Pfund/ laßt es drey Tag nacheinan-
der an einem warmen Ort/ in einem wol-

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[28/0044] Das Erſte Buch/ reiffen einen herbẽ ſauren ſafft. Es gibt auch Citronen/ deren Safft ſuͤß iſt; dergleichen nach H. Jacobi Sponij Reißbeſchreibung ſehr viel umb die Statt Patras in Morea wachſen ſollen. Jn den Europæiſchẽ Laͤndern aber ſind ſie rar. Der inwendigen Subſtantz nach gibt es der Citronen/ welche viel Safft/ andere ſo da wenig haben; einige haben viel Kernen/ andere wenig in ſich; Obangezoge- ner Joh. Bapt. Ferrarius hat in acht genom̃en/ daß welche auß dem Maͤy-monatsbluſt her- vorwachſen/ einen ſcharff-ſauren Safft/ und viel Samen: die aber auß dem Bluſt deß Augſt-oder Herbſt-monats entſpringen/ ha- ben viel Safft/ aber wenig und zimlich tro- ckenen Samen: Die auß dem Wein-und Winter-monatsbluſt herkommen/ haben wenig Safft und Samen. Meiſtens aber iſt ſich uͤber diejenigen Citronen zu verwun- dern/ da eine Frucht in der anderen gewach- ſen/ wie denn dergleichen underſchiedliche Exempel in den Ephemerid. N. Curioſ. Ger- man. aufgezeichnet ſtehn. Der Citronatapffelbaum will einen fett- lichten/ warmen Grund haben/ welcher von Zeit zu Zeit durch friſche Regen will ange- feuchtet werden: er wachſt hurtiger fort an denen Orten/ da der Nordwind nicht zukom- men kan; denn er einmahl mercklichen Scha- den von der Kaͤlte leidet. Jn unſeren Lan- den haͤlt man ſolche Baͤume mehr umb der Zier/ als nutzes halben/ und werden in hoͤltzer- nen mit Grund angefuͤllten Faͤſſeren aufge- halten/ damit man ſie Winterszeit in war- me Keller/ oder andere vor aͤuſſerlicher Kaͤlte verwarte Ort bringen und verſtellen koͤn- ne: Alle Fruͤhling muß man aber friſchen Grund/ welcher von dem fruchtbaren Him- melsthau durchſtralet iſt/ ihnen zukommen laſſen. Jn Jndien/ Braſilien/ und dergleichen entfernnten warmen Laͤnderen hat es Fruͤch- ten und Baͤume welche ſich mit dem Citro- nen-Baum mercklich der Blaͤtteren und Fruͤchten halben vergleichen/ darumb ſie von etlichen zu dieſen Baͤumen gezehlet werden. Als da ſind. 1. Samacifera Javanenſis, wel- che von Johanne Bauhino Hiſtor. Plant. univ. lib. 1. cap. 44. beſchrieben worden. 2. Ibaca- muci, davon Margraf. Hiſtor. plant. Braſi- lienſ. lib. 3, cap. ultim. ſchreibet. 3. Quauhy- yac Ocuilenſium, deren Nierenbergius Hiſtor. exot. lib. 14. cap. 74. gedencket. 4. Mangoſtan. von welcher J. Bontius in Hiſtor. medic. Indiæ Oriental. lib. 6. cap. 28. und Joh. Rajus Hiſtor. Plant. lib. 29. ſect. 3. cap. 7. p. m. 1662. Mel- dung thun. Eigenſchafft. Es ſind in dem Citronenbaum vielerley Eigenſchafften/ nach Underſcheid ſeiner Theilen verborgen. Man bedient ſich in den Artzneyen bey nahem nur des Apffels/ und der Blumen. Die auſſerſte gelbe Haut des Apffels hat viel oͤhlichten/ fluͤchtig-ſaltzich- ten/ und geiſtreichen Saffts in ſich/ dadurch ſie erwaͤrmt/ eroͤffnet/ durchtringet/ und durchſchneidet/ die wind und blaͤhungẽ ſtillet/ die unvermerckliche Außdaͤmpfung befoͤrde- ret/ dem Gifft widerſtehet/ die Lebensgeiſter aufmunteret und vermehrt/ die Fluͤſſe des Haupts zertheilt/ das Hertz und Magen ſtaͤrcket. Die innere/ dicke/ weiſſe/ harte Rinden/ iſt auß einer irdichten/ geiſt-und krafftloſen Matery zuſammengeſetzt/ hie- mit in der Artzney nichts nutz. Under dieſer Rinden ſitzet der duͤnne ſaure Safft in ſeinẽ Haͤutlein und Blaͤßlein eingeſchloſſen/ wel- cher auß vielen ſaltzichten nicht gar fluͤchtig- ſauren Theilgen beſtehet/ welche Coͤrper- lein vierecket mit runden Spitzlein verwah- ret ſeyn ſollen; daher ſolcher Safft kuͤhlet/ erdickeret/ zuſammen ziehet/ und alſo der uͤberfluͤßigen Hitze des Gebluͤts/ und dem Durſt widerſtehen/ auch das Peſtilentziali- ſche/ von einem corroſiviſchen Alcali herꝛuͤh- rende Gifft/ toͤdten kan. Er wird auch un- der die ſchweiß-und harn-treibende/ under die hertzerlabenden und Magen-appetit er- weckenden/ ja under die fiebriſchen Mittel mit Nutzen/ wegen ſeines beiſſenden/ und ſtuͤr- tzenden gelind-ſauren Saffts gemiſchet. Der Samen hat mehr irdichte und grobe Theil/ in welchen einige fluͤchtige/ zur kuͤnfftigen Fortpflantzung noͤthige Theil/ verborgen ſtecken/ in ſich/ darumb er auch bitterlicht/ und under die eroͤffnenden/ erduͤnnerenden/ ſchweiß-treibenden/ und nieren-reinigenden Mittel kan gezehlet werden. Die Blumen haben einen fluͤchtigen/ oͤhlichten Safft bey ſich/ dadurch ſie erquicken/ ſtaͤrcken/ die Le- bensgeiſter erfriſchen/ und das dicke Gebluͤt erduͤnneren moͤgen. Gebrauch. Auß der auſſerſten gelben friſchſafftigen Rinden dieſer Frucht/ wird mit zuſchuͤttung etwas Waſſers/ ein ſehr wol riechendes/ geiſt- reiches Waſſer uͤber den Helm deſtillieret/ welches erſtlich wegen denen herumbſchwim- menden oͤhlichten Theilgen gantz weiß/ her- nach aber/ da das Oehl ſich oben auff dem Waſſer zuſammengezogen/ klar und lauter wird. Das Oehl kan man hernach mit Baumwollen von dem Waſſer ſcheiden/ und abſonderlich aufhalten. Solch Waſſer wird noch kraͤfftiger/ wenn die Rinden vor der De- ſtillation mit ein wenig weiſſen Wein ange- ſprengt werden. Das wolriechende Waſſer/ wird meiſtens außwendig zu Reinigung des Angeſichts neben anderen Sachen/ wie auch zu wolriechender Abwaſchung der Haͤnden gebraucht: das Oehl aber/ auf etliche Tropf- fen bißweilen mit anderen Sachen einge- nom̃en/ ſtaͤrcket den Magen/ vertreibt Wind und davon herꝛuͤhrendes Grimmen/ ſtaͤr- cket das Hertz/ erquickt die Lebensgeiſter: di- ſes Oehl laſſet ſich nicht lang halten/ ſon- dern bekommet bald einen Terpentin-ge- ruch uͤber. Deſtilliert Citronen- rinden- waſſer. Auß dem ſauren außgepreßten Safft wird mit Zucker ein Syrup gekochet/ ſehr lieblich/ und zu Julepen in Abloͤſchung febriliſcher Hitzẽ/ und anderer Jaſten des Gebluͤts nutz- lich. Wenn er aber auf folgende Weiß ge- machet wird/ iſt er noch haͤrtzſtaͤrckender: Nemmt deß auß friſchen Citronen gepreſſten allerfeinſten Saffts/ der in dem Balneo Ma- riæ biß auf zwey Drittheil eingeſotten ſeye/ drey Pfund/ der aͤuſſerſten gelben mit dem Reibeiſen friſch abgeraſpelten Citronen- Rinden ein Pfund/ oder nach Belieben an- derhalb Pfund/ laßt es drey Tag nacheinan- der an einem warmen Ort/ in einem wol- vermach- Citronen Syrup.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/44>, abgerufen am 23.11.2024.