Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch]

Etliche ziehen das Röhrleinkraut mit der
wurtzel under sich auß/ schneiden darnach
die wurtzel ab/ hengen dieselbige an den
halß/ tragen sie also eine zeitlang/ das soll
Rinnen
und trief-
fen der au-
gen.
nicht allein die flecken der Augen/ sondern
auch das rinnen derselben vertreiben. Die
andern graben die wurtzel auß/ schneiden sie
in stück/ und hengens viel tag an den halß/
das soll nicht allein die flecken verzehren/
sondern auch alle gebrechen der Augen hin-
weg nehmen. Die dritten hengen die wur-
tzel also gantz/ oder nur ein stuck darvon an
den halß/ tragen die eine zeitlang/ und be-
finden gute besserung darvon.

Zu diesem end aber halten viel darfür/
daß man diese wurtzel im Sommer umb St.
Bartholomei Tag/ so die Sonn in die Jung-
fraw gehet/ graben/ und denn einem Men-
Augen-
flecken.
schen oder Viehe/ das flecken in den Augen
hat/ an den halß hängen soll. Von solcher
krafft und würckung aber hat dieß Kraut
auch den nahmen Fellriß bekommen.

Unlust der
pferd zum
essen und
so nicht
stallen kön-
nen.

Wenn ein Pferd unlustig ist zum essen/
und nicht stallen kan/ schneide ihme frisch
Röhrleinkraut/ und gibs ihm under seinem
Futter.

Das Röhrleinkraut soll samt den Blu-
men und wurtzeln im Aprillen oder anfang
des Meyens destilliert werden/ wenn es in
Seitenste-
chen/ ver-
stopffte Le-
ber/ gelb-
sucht/ sie-
ber/ männ-
licher sa-
menfluß.
seiner vollkommenen blüth ist. Dises Röhr-
leinkraut-wasser ist eine gute Artzney wider
das stechen in der seiten/ eröffnet die ver-
stopffte Leber/ vertreibet die Gelbsucht/ die-
net wider alle Fieber/ treibet den Harn/ rei-
niget die Nieren/ Harngäng und Blasen/
stillet den Männlichen Samenfluß/ Mor-
gens und Abends jedes mahl 5. oder 6. loth
Rothe au-
gen/ Augen-
flecken/
schwartze
brennende
blatern an
den Brü-
sten/ ge-
mächten/
beinen/ hi-
tziges glie-
derweh.
Rote pur-
peln oder
finnen des
antlitzes-
getruncken. Ferners dienet es wider die ro-
the Augen und deren Flecken/ bißweilen et-
liche tröpflein darein geträufft. Jn diesem
wasser tüchlein genetzt und übergeschlagen/
löschet die hitz der schwartzen brennenden
blatern an den Brüsten/ Gemächten und
Beinen/ bekommet auch also wol dem hitzi-
gen Gliederweh. Die Weiber pflegen sich
mit diesem wasser zu waschen/ in hoffnung
ein klar Antlitz zu erlangen/ und die rothe
purpeln oder finnen außzutilgen.

Das Röhrleinkraut frisch zerhackt/ in
guten weissen Wein gelegt/ und allezeit ein
Drey und
viertägig
Fieber.
stund vor dem Acces eines drey oder viertä-
gigen Fiebers/ ein gut glaß voll getruncken/
erlediget den Menschen sehr bald von der
Kranckheit/ ja umb so viel desto geschwin-
der/ wenn er die guten Tag über/ in wäh-
render zeit des Fiebers/ alle Morgen und A-
bend auch ein glaß voll trinckt. Etliche ko-
chen dieses Kraut in halb Wein/ halb Was-
ser/ seigens hernach/ und geben es auff glei-
che weiß für das Fieber.

Hitzig und
gifftig fie-
ber.

Der auß dem grünen safftigen Kraut
frisch außgepreßte safft auff drey biß 4. loth
mit Brühen oder Scabiosen-wasser ver-
mischt/ und öffters eingenommen/ ist ein
treffliches mittel wider alle hitzige und giff-
tige Hauptwehe und Fieber/ treibet durch den
Harn und Schweiß. Mischt man Leinöl o-
der Mandelöl/ und Klapperrosen-syrup/
Seiten-
stich.
under solchen safft/ so vertheilet es auch den
gefährlichen Seitenstich/ wenn man sehr
offt etliche löffelvoll davon eingibt.

[Spaltenumbruch]

Eben dieser Safft dienet auch mit sei-Geschwär/
Fistel.

nem alkalischen scharffen saltz äusserlich zu
reinigung und außheilung allerhand garsti-
ger Schäden/ Geschwärn und Fistlen.



CAPUT CVIII.
[Abbildung] Groß Habichkraut. Hieracium
majus.

Namen.

HAbichkraut heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt].
Lateinisch/ Hieracium. Jtaliänisch/
Hieracio. Englisch/ Hawkweed. Dä-
nisch/ Hoegs-urt. Niderländisch/ Havicks-
kruyt. Habichkraut solle es darumb genent
worden seyn/ weilen die Habich daran kra-
tzen/ alßdenn mit dem safft desselben ihre
Augen netzen/ und das Gesicht darmit läu-
teren und stärcken.

Groß Habichkraut heißt Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Lateinisch/ Hieracium majus.
Jtaliänisch/ Hieracio maggiore. Frantzösisch/
Grande Cichoree, Cichoree jaune. Englisch/
Great Hawkweed. Holländisch/ Groot Ha-
vickscruyt.

Klein Habichkraut heißt Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 4 Wörter fehlen]. Lateinisch/
Hieracium minus, Hieracium alterum. En-
glisch/ Lythe Hawkweed. Niderländisch/
Kleyn Havickscruydt.

Geschlecht und Gestalt.

Das erste Geschlecht/ das grosse Habich-
kraut/ Hieracium majus folio Sonchi, C. B.
Sonchus repens, multis Hieracium majus, J. B.

hat eine weit umb sich kriechende/ daurhaff-
te/ zaselichte Wurtzel/ die ist spannen-
lang/ kleinen fingers dick/ und voller milch.
Die blätter sind quer hand lang/ auch län-
ger/ an dem umbkreiß/ eine weite nach der
anderen tieff zertheilt/ wie der Gänßdistel/
und mit weichlichten dörnlein besetzet. Der
stengel ist rund/ gerad/ mit striemen oder hol-

kehlen/
Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch]

Etliche ziehen das Roͤhrleinkraut mit der
wurtzel under ſich auß/ ſchneiden darnach
die wurtzel ab/ hengen dieſelbige an den
halß/ tragen ſie alſo eine zeitlang/ das ſoll
Rinnen
und trief-
fen der au-
gen.
nicht allein die flecken der Augen/ ſondern
auch das rinnen derſelben vertreiben. Die
andern graben die wurtzel auß/ ſchneiden ſie
in ſtuͤck/ und hengens viel tag an den halß/
das ſoll nicht allein die flecken verzehren/
ſondern auch alle gebrechen der Augen hin-
weg nehmen. Die dritten hengen die wur-
tzel alſo gantz/ oder nur ein ſtuck darvon an
den halß/ tragen die eine zeitlang/ und be-
finden gute beſſerung darvon.

Zu dieſem end aber halten viel darfuͤr/
daß man dieſe wurtzel im Sommer umb St.
Bartholomei Tag/ ſo die Soñ in die Jung-
fraw gehet/ graben/ und denn einem Men-
Augen-
flecken.
ſchen oder Viehe/ das flecken in den Augen
hat/ an den halß haͤngen ſoll. Von ſolcher
krafft und wuͤrckung aber hat dieß Kraut
auch den nahmen Fellriß bekommen.

Unluſt der
pferd zum
eſſen und
ſo nicht
ſtallen koͤn-
nen.

Wenn ein Pferd unluſtig iſt zum eſſen/
und nicht ſtallen kan/ ſchneide ihme friſch
Roͤhrleinkraut/ und gibs ihm under ſeinem
Futter.

Das Roͤhrleinkraut ſoll ſamt den Blu-
men und wurtzeln im Aprillen oder anfang
des Meyens deſtilliert werden/ wenn es in
Seitenſte-
chen/ ver-
ſtopffte Le-
ber/ gelb-
ſucht/ ſie-
ber/ maͤnn-
licher ſa-
menfluß.
ſeiner vollkommenen bluͤth iſt. Diſes Roͤhr-
leinkraut-waſſer iſt eine gute Artzney wider
das ſtechen in der ſeiten/ eroͤffnet die ver-
ſtopffte Leber/ vertreibet die Gelbſucht/ die-
net wider alle Fieber/ treibet den Harn/ rei-
niget die Nieren/ Harngaͤng und Blaſen/
ſtillet den Maͤnnlichen Samenfluß/ Mor-
gens und Abends jedes mahl 5. oder 6. loth
Rothe au-
gen/ Augẽ-
flecken/
ſchwartze
brennende
blatern an
den Bruͤ-
ſten/ ge-
maͤchten/
beinen/ hi-
tziges glie-
derweh.
Rote pur-
peln oder
finnen des
antlitzes-
getruncken. Ferners dienet es wider die ro-
the Augen und deren Flecken/ bißweilen et-
liche troͤpflein darein getraͤufft. Jn dieſem
waſſer tuͤchlein genetzt und uͤbergeſchlagen/
loͤſchet die hitz der ſchwartzen brennenden
blatern an den Bruͤſten/ Gemaͤchten und
Beinen/ bekommet auch alſo wol dem hitzi-
gen Gliederweh. Die Weiber pflegen ſich
mit dieſem waſſer zu waſchen/ in hoffnung
ein klar Antlitz zu erlangen/ und die rothe
purpeln oder finnen außzutilgen.

Das Roͤhrleinkraut friſch zerhackt/ in
guten weiſſen Wein gelegt/ und allezeit ein
Drey und
viertaͤgig
Fieber.
ſtund vor dem Acces eines drey oder viertaͤ-
gigen Fiebers/ ein gut glaß voll getruncken/
erlediget den Menſchen ſehr bald von der
Kranckheit/ ja umb ſo viel deſto geſchwin-
der/ wenn er die guten Tag uͤber/ in waͤh-
render zeit des Fiebers/ alle Morgen und A-
bend auch ein glaß voll trinckt. Etliche ko-
chen dieſes Kraut in halb Wein/ halb Waſ-
ſer/ ſeigens hernach/ und geben es auff glei-
che weiß fuͤr das Fieber.

Hitzig und
gifftig fie-
ber.

Der auß dem gruͤnen ſafftigen Kraut
friſch außgepreßte ſafft auff drey biß 4. loth
mit Bruͤhen oder Scabioſen-waſſer ver-
miſcht/ und oͤffters eingenommen/ iſt ein
treffliches mittel wider alle hitzige und giff-
tige Hauptwehe und Fieber/ treibet durch den
Harn und Schweiß. Miſcht man Leinoͤl o-
der Mandeloͤl/ und Klapperroſen-ſyrup/
Seiten-
ſtich.
under ſolchen ſafft/ ſo vertheilet es auch den
gefaͤhrlichen Seitenſtich/ wenn man ſehr
offt etliche loͤffelvoll davon eingibt.

[Spaltenumbruch]

Eben dieſer Safft dienet auch mit ſei-Geſchwaͤr/
Fiſtel.

nem alkaliſchen ſcharffen ſaltz aͤuſſerlich zu
reinigung und außheilung allerhand garſti-
ger Schaͤden/ Geſchwaͤrn und Fiſtlen.



CAPUT CVIII.
[Abbildung] Groß Habichkraut. Hieracium
majus.

Namen.

HAbichkraut heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt].
Lateiniſch/ Hieracium. Jtaliaͤniſch/
Hieracio. Engliſch/ Hawkweed. Daͤ-
niſch/ Hoegs-urt. Niderlaͤndiſch/ Havicks-
kruyt. Habichkraut ſolle es darumb genent
worden ſeyn/ weilen die Habich daran kra-
tzen/ alßdenn mit dem ſafft deſſelben ihre
Augen netzen/ und das Geſicht darmit laͤu-
teren und ſtaͤrcken.

Groß Habichkraut heißt Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Lateiniſch/ Hieracium majus.
Jtaliaͤniſch/ Hieracio maggiore. Frantzoͤſiſch/
Grande Cichorée, Cichorée jaune. Engliſch/
Great Hawkweed. Hollaͤndiſch/ Groot Ha-
vickscruyt.

Klein Habichkraut heißt Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 4 Wörter fehlen]. Lateiniſch/
Hieracium minus, Hieracium alterum. En-
gliſch/ Lythe Hawkweed. Niderlaͤndiſch/
Kleyn Havickscruydt.

Geſchlecht und Geſtalt.

Das erſte Geſchlecht/ das groſſe Habich-
kraut/ Hieracium majus folio Sonchi, C. B.
Sonchus repens, multis Hieracium majus, J. B.

hat eine weit umb ſich kriechende/ daurhaff-
te/ zaſelichte Wurtzel/ die iſt ſpannen-
lang/ kleinen fingers dick/ und voller milch.
Die blaͤtter ſind quer hand lang/ auch laͤn-
ger/ an dem umbkreiß/ eine weite nach der
anderen tieff zertheilt/ wie der Gaͤnßdiſtel/
und mit weichlichten doͤrnlein beſetzet. Der
ſtengel iſt rund/ gerad/ mit ſtriemen oder hol-

kehlen/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0508" n="492"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Andere Buch/</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
            <p>Etliche ziehen das Ro&#x0364;hrleinkraut mit der<lb/>
wurtzel under &#x017F;ich auß/ &#x017F;chneiden darnach<lb/>
die wurtzel ab/ hengen die&#x017F;elbige an den<lb/>
halß/ tragen &#x017F;ie al&#x017F;o eine zeitlang/ das &#x017F;oll<lb/><note place="left">Rinnen<lb/>
und trief-<lb/>
fen der au-<lb/>
gen.</note>nicht allein die flecken der Augen/ &#x017F;ondern<lb/>
auch das rinnen der&#x017F;elben vertreiben. Die<lb/>
andern graben die wurtzel auß/ &#x017F;chneiden &#x017F;ie<lb/>
in &#x017F;tu&#x0364;ck/ und hengens viel tag an den halß/<lb/>
das &#x017F;oll nicht allein die flecken verzehren/<lb/>
&#x017F;ondern auch alle gebrechen der Augen hin-<lb/>
weg nehmen. Die dritten hengen die wur-<lb/>
tzel al&#x017F;o gantz/ oder nur ein &#x017F;tuck darvon an<lb/>
den halß/ tragen die eine zeitlang/ und be-<lb/>
finden gute be&#x017F;&#x017F;erung darvon.</p><lb/>
            <p>Zu die&#x017F;em end aber halten viel darfu&#x0364;r/<lb/>
daß man die&#x017F;e wurtzel im Sommer umb St.<lb/>
Bartholomei Tag/ &#x017F;o die Soñ in die Jung-<lb/>
fraw gehet/ graben/ und denn einem Men-<lb/><note place="left">Augen-<lb/>
flecken.</note>&#x017F;chen oder Viehe/ das flecken in den Augen<lb/>
hat/ an den halß ha&#x0364;ngen &#x017F;oll. Von &#x017F;olcher<lb/>
krafft und wu&#x0364;rckung aber hat dieß Kraut<lb/>
auch den nahmen Fellriß bekommen.</p><lb/>
            <note place="left">Unlu&#x017F;t der<lb/>
pferd zum<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
&#x017F;o nicht<lb/>
&#x017F;tallen ko&#x0364;n-<lb/>
nen.</note>
            <p>Wenn ein Pferd unlu&#x017F;tig i&#x017F;t zum e&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
und nicht &#x017F;tallen kan/ &#x017F;chneide ihme fri&#x017F;ch<lb/>
Ro&#x0364;hrleinkraut/ und gibs ihm under &#x017F;einem<lb/>
Futter.</p><lb/>
            <p>Das Ro&#x0364;hrleinkraut &#x017F;oll &#x017F;amt den Blu-<lb/>
men und wurtzeln im Aprillen oder anfang<lb/>
des Meyens de&#x017F;tilliert werden/ wenn es in<lb/><note place="left">Seiten&#x017F;te-<lb/>
chen/ ver-<lb/>
&#x017F;topffte Le-<lb/>
ber/ gelb-<lb/>
&#x017F;ucht/ &#x017F;ie-<lb/>
ber/ ma&#x0364;nn-<lb/>
licher &#x017F;a-<lb/>
menfluß.</note>&#x017F;einer vollkommenen blu&#x0364;th i&#x017F;t. Di&#x017F;es Ro&#x0364;hr-<lb/>
leinkraut-wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t eine gute Artzney wider<lb/>
das &#x017F;techen in der &#x017F;eiten/ ero&#x0364;ffnet die ver-<lb/>
&#x017F;topffte Leber/ vertreibet die Gelb&#x017F;ucht/ die-<lb/>
net wider alle Fieber/ treibet den Harn/ rei-<lb/>
niget die Nieren/ Harnga&#x0364;ng und Bla&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;tillet den Ma&#x0364;nnlichen Samenfluß/ Mor-<lb/>
gens und Abends jedes mahl 5. oder 6. loth<lb/><note place="left">Rothe au-<lb/>
gen/ Aug&#x1EBD;-<lb/>
flecken/<lb/>
&#x017F;chwartze<lb/>
brennende<lb/>
blatern an<lb/>
den Bru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten/ ge-<lb/>
ma&#x0364;chten/<lb/>
beinen/ hi-<lb/>
tziges glie-<lb/>
derweh.<lb/>
Rote pur-<lb/>
peln oder<lb/>
finnen des<lb/>
antlitzes-</note>getruncken. Ferners dienet es wider die ro-<lb/>
the Augen und deren Flecken/ bißweilen et-<lb/>
liche tro&#x0364;pflein darein getra&#x0364;ufft. Jn die&#x017F;em<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er tu&#x0364;chlein genetzt und u&#x0364;berge&#x017F;chlagen/<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;chet die hitz der &#x017F;chwartzen brennenden<lb/>
blatern an den Bru&#x0364;&#x017F;ten/ Gema&#x0364;chten und<lb/>
Beinen/ bekommet auch al&#x017F;o wol dem hitzi-<lb/>
gen Gliederweh. Die Weiber pflegen &#x017F;ich<lb/>
mit die&#x017F;em wa&#x017F;&#x017F;er zu wa&#x017F;chen/ in hoffnung<lb/>
ein klar Antlitz zu erlangen/ und die rothe<lb/>
purpeln oder finnen außzutilgen.</p><lb/>
            <p>Das Ro&#x0364;hrleinkraut fri&#x017F;ch zerhackt/ in<lb/>
guten wei&#x017F;&#x017F;en Wein gelegt/ und allezeit ein<lb/><note place="left">Drey und<lb/>
vierta&#x0364;gig<lb/>
Fieber.</note>&#x017F;tund vor dem <hi rendition="#aq">Acces</hi> eines drey oder vierta&#x0364;-<lb/>
gigen Fiebers/ ein gut glaß voll getruncken/<lb/>
erlediget den Men&#x017F;chen &#x017F;ehr bald von der<lb/>
Kranckheit/ ja umb &#x017F;o viel de&#x017F;to ge&#x017F;chwin-<lb/>
der/ wenn er die guten Tag u&#x0364;ber/ in wa&#x0364;h-<lb/>
render zeit des Fiebers/ alle Morgen und A-<lb/>
bend auch ein glaß voll trinckt. Etliche ko-<lb/>
chen die&#x017F;es Kraut in halb Wein/ halb Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er/ &#x017F;eigens hernach/ und geben es auff glei-<lb/>
che weiß fu&#x0364;r das Fieber.</p><lb/>
            <note place="left">Hitzig und<lb/>
gifftig fie-<lb/>
ber.</note>
            <p>Der auß dem gru&#x0364;nen &#x017F;afftigen Kraut<lb/>
fri&#x017F;ch außgepreßte &#x017F;afft auff drey biß 4. loth<lb/>
mit Bru&#x0364;hen oder Scabio&#x017F;en-wa&#x017F;&#x017F;er ver-<lb/>
mi&#x017F;cht/ und o&#x0364;ffters eingenommen/ i&#x017F;t ein<lb/>
treffliches mittel wider alle hitzige und giff-<lb/>
tige Hauptwehe und Fieber/ treibet durch den<lb/>
Harn und Schweiß. Mi&#x017F;cht man Leino&#x0364;l o-<lb/>
der Mandelo&#x0364;l/ und Klapperro&#x017F;en-&#x017F;yrup/<lb/><note place="left">Seiten-<lb/>
&#x017F;tich.</note>under &#x017F;olchen &#x017F;afft/ &#x017F;o vertheilet es auch den<lb/>
gefa&#x0364;hrlichen Seiten&#x017F;tich/ wenn man &#x017F;ehr<lb/>
offt etliche lo&#x0364;ffelvoll davon eingibt.</p><lb/>
            <cb/>
            <p>Eben die&#x017F;er Safft dienet auch mit &#x017F;ei-<note place="right">Ge&#x017F;chwa&#x0364;r/<lb/>
Fi&#x017F;tel.</note><lb/>
nem alkali&#x017F;chen &#x017F;charffen &#x017F;altz a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich zu<lb/>
reinigung und außheilung allerhand gar&#x017F;ti-<lb/>
ger Scha&#x0364;den/ Ge&#x017F;chwa&#x0364;rn und Fi&#x017F;tlen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT CVIII</hi>.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Groß Habichkraut.</hi> <hi rendition="#aq">Hieracium<lb/>
majus.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">H</hi>Abichkraut heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>.<lb/>
Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Hieracium.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Hieracio.</hi> Engli&#x017F;ch/ Hawkweed. Da&#x0364;-<lb/>
ni&#x017F;ch/ Hoegs-urt. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Havicks-<lb/>
kruyt. Habichkraut &#x017F;olle es darumb genent<lb/>
worden &#x017F;eyn/ weilen die Habich daran kra-<lb/>
tzen/ alßdenn mit dem &#x017F;afft de&#x017F;&#x017F;elben ihre<lb/>
Augen netzen/ und das Ge&#x017F;icht darmit la&#x0364;u-<lb/>
teren und &#x017F;ta&#x0364;rcken.</p><lb/>
            <p>Groß Habichkraut heißt Griechi&#x017F;ch/<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="2"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Hieracium majus.</hi><lb/>
Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Hieracio maggiore.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Grande Cichorée, Cichorée jaune.</hi> Engli&#x017F;ch/<lb/>
Great Hawkweed. Holla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Groot Ha-<lb/>
vickscruyt.</p><lb/>
            <p>Klein Habichkraut heißt Griechi&#x017F;ch/<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="4"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Hieracium minus, Hieracium alterum.</hi> En-<lb/>
gli&#x017F;ch/ Lythe Hawkweed. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/<lb/>
Kleyn Havickscruydt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Das er&#x017F;te Ge&#x017F;chlecht/ das gro&#x017F;&#x017F;e Habich-<lb/>
kraut/ <hi rendition="#aq">Hieracium majus folio Sonchi, <hi rendition="#i">C. B.</hi><lb/>
Sonchus repens, multis Hieracium majus, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi><lb/>
hat eine weit umb &#x017F;ich kriechende/ daurhaff-<lb/>
te/ za&#x017F;elichte Wurtzel/ die i&#x017F;t &#x017F;pannen-<lb/>
lang/ kleinen fingers dick/ und voller milch.<lb/>
Die bla&#x0364;tter &#x017F;ind quer hand lang/ auch la&#x0364;n-<lb/>
ger/ an dem umbkreiß/ eine weite nach der<lb/>
anderen tieff zertheilt/ wie der Ga&#x0364;nßdi&#x017F;tel/<lb/>
und mit weichlichten do&#x0364;rnlein be&#x017F;etzet. Der<lb/>
&#x017F;tengel i&#x017F;t rund/ gerad/ mit &#x017F;triemen oder hol-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kehlen/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[492/0508] Das Andere Buch/ Etliche ziehen das Roͤhrleinkraut mit der wurtzel under ſich auß/ ſchneiden darnach die wurtzel ab/ hengen dieſelbige an den halß/ tragen ſie alſo eine zeitlang/ das ſoll nicht allein die flecken der Augen/ ſondern auch das rinnen derſelben vertreiben. Die andern graben die wurtzel auß/ ſchneiden ſie in ſtuͤck/ und hengens viel tag an den halß/ das ſoll nicht allein die flecken verzehren/ ſondern auch alle gebrechen der Augen hin- weg nehmen. Die dritten hengen die wur- tzel alſo gantz/ oder nur ein ſtuck darvon an den halß/ tragen die eine zeitlang/ und be- finden gute beſſerung darvon. Rinnen und trief- fen der au- gen. Zu dieſem end aber halten viel darfuͤr/ daß man dieſe wurtzel im Sommer umb St. Bartholomei Tag/ ſo die Soñ in die Jung- fraw gehet/ graben/ und denn einem Men- ſchen oder Viehe/ das flecken in den Augen hat/ an den halß haͤngen ſoll. Von ſolcher krafft und wuͤrckung aber hat dieß Kraut auch den nahmen Fellriß bekommen. Augen- flecken. Wenn ein Pferd unluſtig iſt zum eſſen/ und nicht ſtallen kan/ ſchneide ihme friſch Roͤhrleinkraut/ und gibs ihm under ſeinem Futter. Das Roͤhrleinkraut ſoll ſamt den Blu- men und wurtzeln im Aprillen oder anfang des Meyens deſtilliert werden/ wenn es in ſeiner vollkommenen bluͤth iſt. Diſes Roͤhr- leinkraut-waſſer iſt eine gute Artzney wider das ſtechen in der ſeiten/ eroͤffnet die ver- ſtopffte Leber/ vertreibet die Gelbſucht/ die- net wider alle Fieber/ treibet den Harn/ rei- niget die Nieren/ Harngaͤng und Blaſen/ ſtillet den Maͤnnlichen Samenfluß/ Mor- gens und Abends jedes mahl 5. oder 6. loth getruncken. Ferners dienet es wider die ro- the Augen und deren Flecken/ bißweilen et- liche troͤpflein darein getraͤufft. Jn dieſem waſſer tuͤchlein genetzt und uͤbergeſchlagen/ loͤſchet die hitz der ſchwartzen brennenden blatern an den Bruͤſten/ Gemaͤchten und Beinen/ bekommet auch alſo wol dem hitzi- gen Gliederweh. Die Weiber pflegen ſich mit dieſem waſſer zu waſchen/ in hoffnung ein klar Antlitz zu erlangen/ und die rothe purpeln oder finnen außzutilgen. Seitenſte- chen/ ver- ſtopffte Le- ber/ gelb- ſucht/ ſie- ber/ maͤnn- licher ſa- menfluß. Rothe au- gen/ Augẽ- flecken/ ſchwartze brennende blatern an den Bruͤ- ſten/ ge- maͤchten/ beinen/ hi- tziges glie- derweh. Rote pur- peln oder finnen des antlitzes- Das Roͤhrleinkraut friſch zerhackt/ in guten weiſſen Wein gelegt/ und allezeit ein ſtund vor dem Acces eines drey oder viertaͤ- gigen Fiebers/ ein gut glaß voll getruncken/ erlediget den Menſchen ſehr bald von der Kranckheit/ ja umb ſo viel deſto geſchwin- der/ wenn er die guten Tag uͤber/ in waͤh- render zeit des Fiebers/ alle Morgen und A- bend auch ein glaß voll trinckt. Etliche ko- chen dieſes Kraut in halb Wein/ halb Waſ- ſer/ ſeigens hernach/ und geben es auff glei- che weiß fuͤr das Fieber. Drey und viertaͤgig Fieber. Der auß dem gruͤnen ſafftigen Kraut friſch außgepreßte ſafft auff drey biß 4. loth mit Bruͤhen oder Scabioſen-waſſer ver- miſcht/ und oͤffters eingenommen/ iſt ein treffliches mittel wider alle hitzige und giff- tige Hauptwehe und Fieber/ treibet durch den Harn und Schweiß. Miſcht man Leinoͤl o- der Mandeloͤl/ und Klapperroſen-ſyrup/ under ſolchen ſafft/ ſo vertheilet es auch den gefaͤhrlichen Seitenſtich/ wenn man ſehr offt etliche loͤffelvoll davon eingibt. Seiten- ſtich. Eben dieſer Safft dienet auch mit ſei- nem alkaliſchen ſcharffen ſaltz aͤuſſerlich zu reinigung und außheilung allerhand garſti- ger Schaͤden/ Geſchwaͤrn und Fiſtlen. Geſchwaͤr/ Fiſtel. CAPUT CVIII. [Abbildung Groß Habichkraut. Hieracium majus. ] Namen. HAbichkraut heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Hieracium. Jtaliaͤniſch/ Hieracio. Engliſch/ Hawkweed. Daͤ- niſch/ Hoegs-urt. Niderlaͤndiſch/ Havicks- kruyt. Habichkraut ſolle es darumb genent worden ſeyn/ weilen die Habich daran kra- tzen/ alßdenn mit dem ſafft deſſelben ihre Augen netzen/ und das Geſicht darmit laͤu- teren und ſtaͤrcken. Groß Habichkraut heißt Griechiſch/ __. Lateiniſch/ Hieracium majus. Jtaliaͤniſch/ Hieracio maggiore. Frantzoͤſiſch/ Grande Cichorée, Cichorée jaune. Engliſch/ Great Hawkweed. Hollaͤndiſch/ Groot Ha- vickscruyt. Klein Habichkraut heißt Griechiſch/ ____. Lateiniſch/ Hieracium minus, Hieracium alterum. En- gliſch/ Lythe Hawkweed. Niderlaͤndiſch/ Kleyn Havickscruydt. Geſchlecht und Geſtalt. Das erſte Geſchlecht/ das groſſe Habich- kraut/ Hieracium majus folio Sonchi, C. B. Sonchus repens, multis Hieracium majus, J. B. hat eine weit umb ſich kriechende/ daurhaff- te/ zaſelichte Wurtzel/ die iſt ſpannen- lang/ kleinen fingers dick/ und voller milch. Die blaͤtter ſind quer hand lang/ auch laͤn- ger/ an dem umbkreiß/ eine weite nach der anderen tieff zertheilt/ wie der Gaͤnßdiſtel/ und mit weichlichten doͤrnlein beſetzet. Der ſtengel iſt rund/ gerad/ mit ſtriemen oder hol- kehlen/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/508
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/508>, abgerufen am 22.11.2024.