Die Adams-äpffel wachsen in grosser Menge in Jtalien/ fürnemlich umb Vero- na/ bey dem Gard-see/ oder Laco Benaco, wie auch in Portugal und Hispanien.
Jn Candien findet man grosse Bäum voll Citronen/ Limonien/ Pomerantzen/ und Adams-äpffel.
Die Griechen trucken deren Safft auß/ füllen Fäßlein damit/ und verkauffen solche den Türcken/ so sie nach Constantinopel und an andere Ort der Türckey führen/ sich die- ses Saffts an statt des Agrests/ oder des Saffts von den unreiffen Trauben zube- dienen.
Herr Johannes Rajus meldet in seiner Historia Plantar. Lib. 29. sect. 3. cap. 4. von fünfferley Gattungen dieses Apffels/ welche der äusserlichen Gestalt nach meistens un- derscheiden.
Eigenschafft.
Dieser Baum sambt seiner Frucht/ hat gleiche Eigenschafft mit dem Citronen- und Pomerantzen-baum. Dennenher man auch alle Artzney-mittel darauß machen kan/ die man auß obigen Früchten zu machen pflegt.
Gebrauch.
Der Safft auß diesen Aepffeln hat alle Würckung/ welche dem Limoniensafft zu- geschrieben wird/ doch ist er nicht so kräfftig: Grind und Räude.insonderheit aber dienet er wider den Grind und Räude/ so man einen Apffel mitten ent- zwey schneidet/ gestossenen Schwefel da- rauff streuet/ ein wenig under der warmen Aschen bratet/ und damit die schabige Haut bestreicht.
DIe Frucht Cacao, hat ihre Namen auß America/ da sie wachset/ bey nahem alleine her; wie denn die Lateinischen Scribenten/ dieselbige in- gleichem Cacao, oder Cacavate nennen. Von Johanne Bauhino hat sie auch den Namen Avellanae Mexicanae; und von Casparo Bau- hino, Amygdalae similis Guatimalensis, bekom- men. Johannes Rajus, der heutige berümbte Englische Botanicus nennet sie auf Englisch/ The Caco Tree.
Der Baum/ so diese Frucht tragt/ wird bey den Americaneren Cucavaquahuitl, oder Cacaotal geheissen. Lateinisch/ Arbor Cacari, Cacavifera, Fr. Hernand.
Geschlecht und Gestalt.
Es sollen vier Geschlechte dieses Baums gefunden werden/ der Grösse nach allein un- derscheiden: die zwey Ersten werden genen- net Cacahuaquahuitl: das dritte heisset bey den Americanern Xuchicacahuaquahuitl, des- sen Frucht von aussen roth/ im übrigen den anderen gleich. Das vierdte nennen sie Tlal- cacahuaquahuitl, so die kleinsten Früchten tragt. Alle diese Bäume aber wachsen gern in feuchtem/ schattichtem/ fettem und moo- sichtem Grunde: werden in America oder West-Jndien/ und sonderlich in desselben Provintzien/ Guatimala, Nova Hispania, Ni- caragua, Cuba, Hispaniola, Jamayca mit gros- sem Fleiß gepflantzet/ kommen auch wol selb- sten im Wald und schattichten Thäleren hervor. Sie tragen Früchte von ungleicher Grösse; die Grösseren gebrauchen sie an statt des gelts/ die kleinern aber zu ihrem Ge- tränck/ davon unden Meldung geschihet. Alle diese Bäume sind so zarter Natur/ daß sie weder die starcke Hitz der Sonnen/ noch die herbe Kälte der Nacht/ noch auch grosse Wetter erdulden können. Dennenhero die Americaner allezeit grosse schattichte Bäu- me/ welche Cacaoquanantli von ihnen ge- nennet werden/ darneben pflantzen/ damit sie under deroselben Schatten von allen äusser- lichen Feinden gesicheret seyen. Die Spa- nier setzen gantze Felder voll solcher Bäu- men/ eben wie die Europaeer ihre Weingär- ten: in dem andern Jahr tragen sie schon Früchten/ und hernach zweymahl deß Jahrs/ umb den Brachmonat/ und den Jenner/ nach dem zwantzigsten Jahr aber fangen sie an zu verderben.
Der gröste dieser Bäumen ist von mit- telmäßiger grösse/ dessen Stamme bey na- hem so dick/ als der Stamme unserer Zwetsch- gen-und Pflaumen-Bäumen wird: hat durchgehends eine glatte Rinde/ und spreitet sich gleich den Kirsch-bäumen rund umb in viel Aeste auß/ welche allgemach oben dün- ner werden/ und sich zusammen thun/ das der Baum gleichsam zugespitzt wird. Die Blätter sind dunckel-grün/ etwas schmaler und länger als die Pomerantzen-blätter; hangen mit gantz kurtzen Stielein an den Aesten. Die Blume ist groß/ gelb-weiß/ gleich dem Saffran/ nach deren Abfall/ dün- ne/ grüne/ länglicht/ und wollichte Zäser- lein verbleiben/ auß welchen hernach die Birn-würbelgestaltete Früchten/ so sie Caca-
vacen-
E 2
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch]
Die Adams-aͤpffel wachſen in groſſer Menge in Jtalien/ fuͤrnemlich umb Vero- na/ bey dem Gard-ſee/ oder Laco Benaco, wie auch in Portugal und Hiſpanien.
Jn Candien findet man groſſe Baͤum voll Citronen/ Limonien/ Pomerantzen/ und Adams-aͤpffel.
Die Griechen trucken deren Safft auß/ fuͤllen Faͤßlein damit/ und verkauffen ſolche den Tuͤrcken/ ſo ſie nach Conſtantinopel und an andere Ort der Tuͤrckey fuͤhren/ ſich die- ſes Saffts an ſtatt des Agreſts/ oder des Saffts von den unreiffen Trauben zube- dienen.
Herꝛ Johannes Rajus meldet in ſeiner Hiſtoria Plantar. Lib. 29. ſect. 3. cap. 4. von fuͤnfferley Gattungen dieſes Apffels/ welche der aͤuſſerlichen Geſtalt nach meiſtens un- derſcheiden.
Eigenſchafft.
Dieſer Baum ſambt ſeiner Frucht/ hat gleiche Eigenſchafft mit dem Citronen- und Pomerantzen-baum. Dennenher man auch alle Artzney-mittel darauß machen kan/ die man auß obigen Fruͤchten zu machen pflegt.
Gebrauch.
Der Safft auß dieſen Aepffeln hat alle Wuͤrckung/ welche dem Limonienſafft zu- geſchrieben wird/ doch iſt er nicht ſo kraͤfftig: Grind und Raͤude.inſonderheit aber dienet er wider den Grind und Raͤude/ ſo man einen Apffel mitten ent- zwey ſchneidet/ geſtoſſenen Schwefel da- rauff ſtreuet/ ein wenig under der warmen Aſchen bratet/ und damit die ſchabige Haut beſtreicht.
DIe Frucht Cacao, hat ihre Namen auß America/ da ſie wachſet/ bey nahem alleine her; wie denn die Lateiniſchen Scribenten/ dieſelbige in- gleichem Cacao, oder Cacavate nennen. Von Johanne Bauhino hat ſie auch den Namen Avellanæ Mexicanæ; und von Caſparo Bau- hino, Amygdalæ ſimilis Guatimalenſis, bekom- men. Johannes Rajus, der heutige beruͤmbte Engliſche Botanicus nennet ſie auf Engliſch/ The Caco Tree.
Der Baum/ ſo dieſe Frucht tragt/ wird bey den Americaneren Cucavaquahuitl, oder Cacaotal geheiſſen. Lateiniſch/ Arbor Cacari, Cacavifera, Fr. Hernand.
Geſchlecht und Geſtalt.
Es ſollen vier Geſchlechte dieſes Baums gefunden werden/ der Groͤſſe nach allein un- derſcheiden: die zwey Erſten werden genen- net Cacahuaquahuitl: das dritte heiſſet bey den Americanern Xuchicacahuaquahuitl, deſ- ſen Frucht von auſſen roth/ im uͤbrigen den anderen gleich. Das vierdte nennen ſie Tlal- cacahuaquahuitl, ſo die kleinſten Fruͤchten tragt. Alle dieſe Baͤume aber wachſen gern in feuchtem/ ſchattichtem/ fettem und moo- ſichtem Grunde: werden in America oder Weſt-Jndien/ und ſonderlich in deſſelben Provintzien/ Guatimala, Nova Hiſpania, Ni- caragua, Cuba, Hiſpaniola, Jamayca mit groſ- ſem Fleiß gepflantzet/ kommen auch wol ſelb- ſten im Wald und ſchattichten Thaͤleren hervor. Sie tragen Fruͤchte von ungleicher Groͤſſe; die Groͤſſeren gebrauchen ſie an ſtatt des gelts/ die kleinern aber zu ihrem Ge- traͤnck/ davon unden Meldung geſchihet. Alle dieſe Baͤume ſind ſo zarter Natur/ daß ſie weder die ſtarcke Hitz der Sonnen/ noch die herbe Kaͤlte der Nacht/ noch auch groſſe Wetter erdulden koͤnnen. Dennenhero die Americaner allezeit groſſe ſchattichte Baͤu- me/ welche Cacaoquanantli von ihnen ge- nennet werden/ darneben pflantzen/ damit ſie under deroſelben Schatten von allen aͤuſſer- lichen Feinden geſicheret ſeyen. Die Spa- nier ſetzen gantze Felder voll ſolcher Baͤu- men/ eben wie die Europæer ihre Weingaͤr- ten: in dem andern Jahr tragen ſie ſchon Fruͤchten/ und hernach zweymahl deß Jahrs/ umb den Brachmonat/ und den Jenner/ nach dem zwantzigſten Jahr aber fangen ſie an zu verderben.
Der groͤſte dieſer Baͤumen iſt von mit- telmaͤßiger groͤſſe/ deſſen Stamme bey na- hem ſo dick/ als der Stamme unſerer Zwetſch- gen-und Pflaumen-Baͤumen wird: hat durchgehends eine glatte Rinde/ und ſpreitet ſich gleich den Kirſch-baͤumen rund umb in viel Aeſte auß/ welche allgemach oben duͤn- ner werden/ und ſich zuſammen thun/ das der Baum gleichſam zugeſpitzt wird. Die Blaͤtter ſind dunckel-gruͤn/ etwas ſchmaler und laͤnger als die Pomeꝛantzen-blaͤtter; hangen mit gantz kurtzen Stielein an den Aeſten. Die Blume iſt groß/ gelb-weiß/ gleich dem Saffran/ nach deren Abfall/ duͤn- ne/ gruͤne/ laͤnglicht/ und wollichte Zaͤſer- lein verbleiben/ auß welchen hernach die Birn-wuͤrbelgeſtaltete Fruͤchten/ ſo ſie Caca-
vacen-
E 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0051"n="35"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.</hi></fw><lb/><cb/><p>Die Adams-aͤpffel wachſen in groſſer<lb/>
Menge in Jtalien/ fuͤrnemlich umb Vero-<lb/>
na/ bey dem Gard-ſee/ oder <hirendition="#aq">Laco Benaco,</hi> wie<lb/>
auch in Portugal und Hiſpanien.</p><lb/><p>Jn Candien findet man groſſe Baͤum<lb/>
voll Citronen/ Limonien/ Pomerantzen/ und<lb/>
Adams-aͤpffel.</p><lb/><p>Die Griechen trucken deren Safft auß/<lb/>
fuͤllen Faͤßlein damit/ und verkauffen ſolche<lb/>
den Tuͤrcken/ ſo ſie nach Conſtantinopel und<lb/>
an andere Ort der Tuͤrckey fuͤhren/ ſich die-<lb/>ſes Saffts an ſtatt des Agreſts/ oder des<lb/>
Saffts von den unreiffen Trauben zube-<lb/>
dienen.</p><lb/><p>Herꝛ Johannes Rajus meldet in ſeiner<lb/><hirendition="#aq">Hiſtoria Plantar. Lib. 29. ſect. 3. cap.</hi> 4. von<lb/>
fuͤnfferley Gattungen dieſes Apffels/ welche<lb/>
der aͤuſſerlichen Geſtalt nach meiſtens un-<lb/>
derſcheiden.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Eigenſchafft.</hi></head><lb/><p>Dieſer Baum ſambt ſeiner Frucht/ hat<lb/>
gleiche Eigenſchafft mit dem Citronen- und<lb/>
Pomerantzen-baum. Dennenher man auch<lb/>
alle Artzney-mittel darauß machen kan/ die<lb/>
man auß obigen Fruͤchten zu machen pflegt.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Gebrauch.</hi></head><lb/><p>Der Safft auß dieſen Aepffeln hat alle<lb/>
Wuͤrckung/ welche dem Limonienſafft zu-<lb/>
geſchrieben wird/ doch iſt er nicht ſo kraͤfftig:<lb/><noteplace="left">Grind und<lb/>
Raͤude.</note>inſonderheit aber dienet er wider den Grind<lb/>
und Raͤude/ ſo man einen Apffel mitten ent-<lb/>
zwey ſchneidet/ geſtoſſenen Schwefel da-<lb/>
rauff ſtreuet/ ein wenig under der warmen<lb/>
Aſchen bratet/ und damit die ſchabige Haut<lb/>
beſtreicht.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#g">CAPUT XII</hi>.</hi></head><lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#aq">Cacao</hi><hirendition="#fr">Frucht/</hi><hirendition="#aq">Cacao, Cacavate.</hi></hi></head><lb/></figure><cb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Namen.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>Ie Frucht <hirendition="#aq">Cacao,</hi> hat ihre Namen<lb/>
auß America/ da ſie wachſet/ bey<lb/>
nahem alleine her; wie denn die<lb/>
Lateiniſchen Scribenten/ dieſelbige in-<lb/>
gleichem <hirendition="#aq">Cacao,</hi> oder <hirendition="#aq">Cacavate</hi> nennen. Von<lb/><hirendition="#aq">Johanne Bauhino</hi> hat ſie auch den Namen<lb/><hirendition="#aq">Avellanæ Mexicanæ;</hi> und von <hirendition="#aq">Caſparo Bau-<lb/>
hino, Amygdalæ ſimilis Guatimalenſis,</hi> bekom-<lb/>
men. <hirendition="#aq">Johannes Rajus,</hi> der heutige beruͤmbte<lb/>
Engliſche <hirendition="#aq">Botanicus</hi> nennet ſie auf Engliſch/<lb/>
The <hirendition="#aq">Caco</hi> Tree.</p><lb/><p>Der Baum/ ſo dieſe Frucht tragt/ wird<lb/>
bey den Americaneren <hirendition="#aq">Cucavaquahuitl,</hi> oder<lb/><hirendition="#aq">Cacaotal</hi> geheiſſen. Lateiniſch/ <hirendition="#aq">Arbor Cacari,<lb/>
Cacavifera, Fr. Hernand.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Geſchlecht und Geſtalt.</hi></head><lb/><p>Es ſollen vier Geſchlechte dieſes Baums<lb/>
gefunden werden/ der Groͤſſe nach allein un-<lb/>
derſcheiden: die zwey Erſten werden genen-<lb/>
net <hirendition="#aq">Cacahuaquahuitl:</hi> das dritte heiſſet bey<lb/>
den Americanern <hirendition="#aq">Xuchicacahuaquahuitl,</hi> deſ-<lb/>ſen Frucht von auſſen roth/ im uͤbrigen den<lb/>
anderen gleich. Das vierdte nennen ſie <hirendition="#aq">Tlal-<lb/>
cacahuaquahuitl,</hi>ſo die kleinſten Fruͤchten<lb/>
tragt. Alle dieſe Baͤume aber wachſen gern<lb/>
in feuchtem/ ſchattichtem/ fettem und moo-<lb/>ſichtem Grunde: werden in America oder<lb/>
Weſt-Jndien/ und ſonderlich in deſſelben<lb/>
Provintzien/ <hirendition="#aq">Guatimala, Nova Hiſpania, Ni-<lb/>
caragua, Cuba, Hiſpaniola, Jamayca</hi> mit groſ-<lb/>ſem Fleiß gepflantzet/ kommen auch wol ſelb-<lb/>ſten im Wald und ſchattichten Thaͤleren<lb/>
hervor. Sie tragen Fruͤchte von ungleicher<lb/>
Groͤſſe; die Groͤſſeren gebrauchen ſie an ſtatt<lb/>
des gelts/ die kleinern aber zu ihrem Ge-<lb/>
traͤnck/ davon unden Meldung geſchihet.<lb/>
Alle dieſe Baͤume ſind ſo zarter Natur/ daß<lb/>ſie weder die ſtarcke Hitz der Sonnen/ noch<lb/>
die herbe Kaͤlte der Nacht/ noch auch groſſe<lb/>
Wetter erdulden koͤnnen. Dennenhero die<lb/>
Americaner allezeit groſſe ſchattichte Baͤu-<lb/>
me/ welche <hirendition="#aq">Cacaoquanantli</hi> von ihnen ge-<lb/>
nennet werden/ darneben pflantzen/ damit ſie<lb/>
under deroſelben Schatten von allen aͤuſſer-<lb/>
lichen Feinden geſicheret ſeyen. Die Spa-<lb/>
nier ſetzen gantze Felder voll ſolcher Baͤu-<lb/>
men/ eben wie die Europ<hirendition="#aq">æ</hi>er ihre Weingaͤr-<lb/>
ten: in dem andern Jahr tragen ſie ſchon<lb/>
Fruͤchten/ und hernach zweymahl deß<lb/>
Jahrs/ umb den Brachmonat/ und den<lb/>
Jenner/ nach dem zwantzigſten Jahr aber<lb/>
fangen ſie an zu verderben.</p><lb/><p>Der groͤſte dieſer Baͤumen iſt von mit-<lb/>
telmaͤßiger groͤſſe/ deſſen Stamme bey na-<lb/>
hem ſo dick/ als der Stamme unſerer Zwetſch-<lb/>
gen-und Pflaumen-Baͤumen wird: hat<lb/>
durchgehends eine glatte Rinde/ und ſpreitet<lb/>ſich gleich den Kirſch-baͤumen rund umb in<lb/>
viel Aeſte auß/ welche allgemach oben duͤn-<lb/>
ner werden/ und ſich zuſammen thun/ das<lb/>
der Baum gleichſam zugeſpitzt wird. Die<lb/>
Blaͤtter ſind dunckel-gruͤn/ etwas ſchmaler<lb/>
und laͤnger als die Pomeꝛantzen-blaͤtter;<lb/>
hangen mit gantz kurtzen Stielein an den<lb/>
Aeſten. Die Blume iſt groß/ gelb-weiß/<lb/>
gleich dem Saffran/ nach deren Abfall/ duͤn-<lb/>
ne/ gruͤne/ laͤnglicht/ und wollichte Zaͤſer-<lb/>
lein verbleiben/ auß welchen hernach die<lb/>
Birn-wuͤrbelgeſtaltete Fruͤchten/ ſo ſie <hirendition="#aq">Caca-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 2</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">vacen-</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[35/0051]
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
Die Adams-aͤpffel wachſen in groſſer
Menge in Jtalien/ fuͤrnemlich umb Vero-
na/ bey dem Gard-ſee/ oder Laco Benaco, wie
auch in Portugal und Hiſpanien.
Jn Candien findet man groſſe Baͤum
voll Citronen/ Limonien/ Pomerantzen/ und
Adams-aͤpffel.
Die Griechen trucken deren Safft auß/
fuͤllen Faͤßlein damit/ und verkauffen ſolche
den Tuͤrcken/ ſo ſie nach Conſtantinopel und
an andere Ort der Tuͤrckey fuͤhren/ ſich die-
ſes Saffts an ſtatt des Agreſts/ oder des
Saffts von den unreiffen Trauben zube-
dienen.
Herꝛ Johannes Rajus meldet in ſeiner
Hiſtoria Plantar. Lib. 29. ſect. 3. cap. 4. von
fuͤnfferley Gattungen dieſes Apffels/ welche
der aͤuſſerlichen Geſtalt nach meiſtens un-
derſcheiden.
Eigenſchafft.
Dieſer Baum ſambt ſeiner Frucht/ hat
gleiche Eigenſchafft mit dem Citronen- und
Pomerantzen-baum. Dennenher man auch
alle Artzney-mittel darauß machen kan/ die
man auß obigen Fruͤchten zu machen pflegt.
Gebrauch.
Der Safft auß dieſen Aepffeln hat alle
Wuͤrckung/ welche dem Limonienſafft zu-
geſchrieben wird/ doch iſt er nicht ſo kraͤfftig:
inſonderheit aber dienet er wider den Grind
und Raͤude/ ſo man einen Apffel mitten ent-
zwey ſchneidet/ geſtoſſenen Schwefel da-
rauff ſtreuet/ ein wenig under der warmen
Aſchen bratet/ und damit die ſchabige Haut
beſtreicht.
Grind und
Raͤude.
CAPUT XII.
[Abbildung Cacao Frucht/ Cacao, Cacavate.
]
Namen.
DIe Frucht Cacao, hat ihre Namen
auß America/ da ſie wachſet/ bey
nahem alleine her; wie denn die
Lateiniſchen Scribenten/ dieſelbige in-
gleichem Cacao, oder Cacavate nennen. Von
Johanne Bauhino hat ſie auch den Namen
Avellanæ Mexicanæ; und von Caſparo Bau-
hino, Amygdalæ ſimilis Guatimalenſis, bekom-
men. Johannes Rajus, der heutige beruͤmbte
Engliſche Botanicus nennet ſie auf Engliſch/
The Caco Tree.
Der Baum/ ſo dieſe Frucht tragt/ wird
bey den Americaneren Cucavaquahuitl, oder
Cacaotal geheiſſen. Lateiniſch/ Arbor Cacari,
Cacavifera, Fr. Hernand.
Geſchlecht und Geſtalt.
Es ſollen vier Geſchlechte dieſes Baums
gefunden werden/ der Groͤſſe nach allein un-
derſcheiden: die zwey Erſten werden genen-
net Cacahuaquahuitl: das dritte heiſſet bey
den Americanern Xuchicacahuaquahuitl, deſ-
ſen Frucht von auſſen roth/ im uͤbrigen den
anderen gleich. Das vierdte nennen ſie Tlal-
cacahuaquahuitl, ſo die kleinſten Fruͤchten
tragt. Alle dieſe Baͤume aber wachſen gern
in feuchtem/ ſchattichtem/ fettem und moo-
ſichtem Grunde: werden in America oder
Weſt-Jndien/ und ſonderlich in deſſelben
Provintzien/ Guatimala, Nova Hiſpania, Ni-
caragua, Cuba, Hiſpaniola, Jamayca mit groſ-
ſem Fleiß gepflantzet/ kommen auch wol ſelb-
ſten im Wald und ſchattichten Thaͤleren
hervor. Sie tragen Fruͤchte von ungleicher
Groͤſſe; die Groͤſſeren gebrauchen ſie an ſtatt
des gelts/ die kleinern aber zu ihrem Ge-
traͤnck/ davon unden Meldung geſchihet.
Alle dieſe Baͤume ſind ſo zarter Natur/ daß
ſie weder die ſtarcke Hitz der Sonnen/ noch
die herbe Kaͤlte der Nacht/ noch auch groſſe
Wetter erdulden koͤnnen. Dennenhero die
Americaner allezeit groſſe ſchattichte Baͤu-
me/ welche Cacaoquanantli von ihnen ge-
nennet werden/ darneben pflantzen/ damit ſie
under deroſelben Schatten von allen aͤuſſer-
lichen Feinden geſicheret ſeyen. Die Spa-
nier ſetzen gantze Felder voll ſolcher Baͤu-
men/ eben wie die Europæer ihre Weingaͤr-
ten: in dem andern Jahr tragen ſie ſchon
Fruͤchten/ und hernach zweymahl deß
Jahrs/ umb den Brachmonat/ und den
Jenner/ nach dem zwantzigſten Jahr aber
fangen ſie an zu verderben.
Der groͤſte dieſer Baͤumen iſt von mit-
telmaͤßiger groͤſſe/ deſſen Stamme bey na-
hem ſo dick/ als der Stamme unſerer Zwetſch-
gen-und Pflaumen-Baͤumen wird: hat
durchgehends eine glatte Rinde/ und ſpreitet
ſich gleich den Kirſch-baͤumen rund umb in
viel Aeſte auß/ welche allgemach oben duͤn-
ner werden/ und ſich zuſammen thun/ das
der Baum gleichſam zugeſpitzt wird. Die
Blaͤtter ſind dunckel-gruͤn/ etwas ſchmaler
und laͤnger als die Pomeꝛantzen-blaͤtter;
hangen mit gantz kurtzen Stielein an den
Aeſten. Die Blume iſt groß/ gelb-weiß/
gleich dem Saffran/ nach deren Abfall/ duͤn-
ne/ gruͤne/ laͤnglicht/ und wollichte Zaͤſer-
lein verbleiben/ auß welchen hernach die
Birn-wuͤrbelgeſtaltete Fruͤchten/ ſo ſie Caca-
vacen-
E 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/51>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.