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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] vacentli nennenn/ hervorwachsen; die da/ wenn
sie reiff werden/ den Melonen an Dicke/
Grösse und Gewicht nichts nachgeben/ auch
einstheils saffran gelb/ und wo sie der Son-
nen etwas entgegen stehen/ roth und fleisch-
farbig werden/ beneben der Länge nach/ wie
die Melonen/ mehrfacht eingeschnitten sind/
oder eingebogne Höle haben. Jhr inwendi-
ges Fleisch ist mit zehen biß zwantzig/ oder
auch mehr Kernen begabet/ welche den wel-
schen Pimpernüßlein an Gestalt gleich/ aber
in der Grösse unserer Mandlen und mit ei-
ner dunckelrothen Haut umbgeben sind.
Diese Kernen haben inwendig eine öhlichte/
dünne/ kästenbraune/ bitterlichte/ aber doch
nicht unliebliche/ nehrhaffte Substantz/ auß
deren man mehr Oehl/ denn auß den Mand-
len pressen kan. Dieser öhlichte Safft sitzt
in den Kernen wie ein weisse Milchichte
Sultz/ welche in dem Mund alsobald verge-
het. Wenn die Americaner solche Früchten
eingesamblet/ nehmen sie die Kernen herauß/
ziehen ihnen die aussere Haut ab/ säubern
sie von dem anklebenden Schleim/ und dör-
ren dieselben alsdenn an der Sonnen auf
leinenem Tuch/ oder Bintzen-oder Stroh-
decke/ biß sie gantz dörr sind: alsdenn stossen
sie solche zu Pulver/ oder zu einer massen, wel-
ches ein Anzeigung ist/ daß auch in den ge-
dörrten Kernen annoch ein kleb-und öhlichte
Matery verborgen seye. Auß dieser Masse
oder Klumpe/ machen sie hernach mit zuthun
anderer Sachen ihre Chocolate, welche über
Meer in unsere Europaeische Land geführet
wird/ und viel besser ist/ als die man auß de-
nen zu uns übergeführten Kernen in Engel-
land/ Holland oder anderstwo machet/ wei-
len diese obwol gedörrte Kernen/ annoch un-
derwegs von dem Meerlufft allerhand Feuch-
tigkeiten an sich ziehen/ dadurch sie schim-
licht/ faul oder räheling werden.

Eigenschafft.

Von diesem Baum wird nichts/ als der
Kernen gebraucht/ welchen die Americani-
sche Männer und Weiber auch frisch ohne
einigen Schaden der Gesundheit essen. Er
hat ein häuffiges Oehl/ mit etwas rauchlich-
tem wenigem Saltz in sich/ dadurch er ein
bitterlichten/ mit gelinder Süßigkeit lieblich
vermischten Geschmack bekommt/ und ein
recht temperierte Eigenschafft hat/ die scharf-
fen Feuchtigkeiten zu milteren/ die Säure
deß Magen-saurteigs zu versüssen/ die zehen
und schleimerigen Flüsse zu erdünneren/ die
Lebensgeister zu erfrischen/ den überflüßi-
gen Stulgang durch gelinde zusammen zie-
hende Krafft zu mäßigen/ wenn man sie nur
mäßig gebrauchet: so sie aber ohne Maß ge-
essen werden/ erwecken sie gefährliche Ver-
stopffungen/ und Schaden der Gesundheit/
darumb auch die Americanischen Weibsbil-
der/ so dergleichen Früchten lieben/ und täg-
lich geniessen/ gantz bleich/ oder bleyfarbig
in dem Angesicht werden.

Gebrauch.

Der Kern von der Frucht dieses Baums
gibt viel Nahrung; man muß ihn aber mit
Maß geniessen/ eben wie die Mandlen/ damit
er nicht das Geblüt zu viel erdickere/ und
öhlicht mache. Sonderlich soll er wegen sei-
[Spaltenumbruch] ner schaumigen/ schwefelichten/ mit flüchtig
temperiertem Saltz vermischten Feuchtig-
keit den Samen bey dem Menschen vermeh-
ren/ und hiemit die Mannheit erwecken und
beförderen. Damit aber solche Krafft dieser
Kernen desto grösser werde/ als pflegen die
Americaner auch andere kräfftige Sachen
darzu zu mischen/ und also eine vermischte
Artzney zu machen/ welche sie Chocolata nen-
nen/ und in Form der Zapfen/ wie man die
Pflaster in den Apotecken macht/ oder gros-
ser Täfelein und Küchlein in Europam zu-
versenden. Damit man aber eigendlich wis-
se/ wie solche Chocolata zubereitet werde/ und
worzu sie dienen solle/ als kan man folgende
auß etlichen heutigen Botanicis zusammen-
getragene Beschreibung nach belieben lesen.

Chocolata, Chocolati.

Chocolata, Chocolate; auf Jtaliänisch/
Spanisch/ Frantzösisch und anderen Spra-
chen/ hat es den Americanischen Namen
behalten; auf Latein aber mag es Succolata
Indorum
genennet werden. Bedeutet entwe-
ders die auß den Cacao Kernen/ sambt ande-
ren zugemischten Dingen bereitete Massam,
oder den hierauß gemachten Tranck. Die
massen aber der Chocolate wird auf under-
schiedliche Weiß zubereitet.

Ehe die Hispanier in Americam geschif-
fet/ haben die Jndianer solch Tranck nur
auß den Kernen Cacao allein gemachet/ und
nichts nach der Lieblichkeit gefraget; dieses
Tranck aber brauchten sie ordinari bey ihren
Mahlzeiten/ wie wir den Wein oder das
Bier trincken. Jn Jamaica schelen sie die
Kernen/ dörren sie hernach/ stossen sie grob-
licht/ und machen ein-zwey-biß drey-pfün-
dige Kuchen darauß; welche an dem Schat-
ten weiters gedörret aufbehalten werden: so
sie aber hernach das Tranck davon haben
wollen/ schaben sie solche Kuchen an dem
Reibeisen zu reinem Pulver/ und zerlassen
dasselbe in Wasser/ und mischen nach belie-
ben Zucker darunder. Jn anderen Jnsulen
schelen sie die Kernen/ dörren sie auf gelin-
dem Feur/ oder an der Sonnen gemächlich/
stossen sie in einem marmorsteinenen Mör-
sel gantz rein/ machen Kuchen darauß/ auß
welchen sie hernach entweder allein/ oder mit
Eyeren und ein wenig Mayzij Meel kleine
Küchlein/ oder Täfelein formieren/ welche
zwischen Papier an dem Schatten/ (denn
an der Sonnen schmeltzen sie) getrucknet/
und gehärtet/ demnach zu täglichem Ge-
brauch über ein Jahr aufbehalten werden.
Solche Kuchen/ oder Küchlein bringen die
Europaeischen Kauffleute mit auß America
in Engelland/ Spanien und Holland/ und
soll die beste Chocolate sein/ auß welcher sie
allererst die vermischte bey uns gebräuchli-
che Chocolate machen.

Die Spanier aber/ wie auch andere in A-
mericam schiffende Europaeische Kauffleute/
welche auf die Lieblichkeit des Trancks viel
halten/ haben auch underschiedliche Sachen
mit der Kuchen solcher Jndianischen Ker-
nen vermischet: wie denn Marrado schrei-
bet/ daß die Chocolate mehrertheils auß fol-
genden Sachen gemachet werde; als nemb-
lich/ man nehme der Kernen Cacao, 700.
Zucker anderhalb Pfund. Zimmet 4. Loht.

Chilles,

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] vacentli nennẽn/ hervorwachſen; die da/ wenn
ſie reiff werden/ den Melonen an Dicke/
Groͤſſe und Gewicht nichts nachgeben/ auch
einstheils ſaffran gelb/ und wo ſie der Son-
nen etwas entgegen ſtehen/ roth und fleiſch-
farbig werden/ beneben der Laͤnge nach/ wie
die Melonen/ mehrfacht eingeſchnitten ſind/
oder eingebogne Hoͤle haben. Jhr inwendi-
ges Fleiſch iſt mit zehen biß zwantzig/ oder
auch mehr Kernen begabet/ welche den wel-
ſchen Pimpernuͤßlein an Geſtalt gleich/ aber
in der Groͤſſe unſerer Mandlen und mit ei-
ner dunckelrothen Haut umbgeben ſind.
Dieſe Kernen haben inwendig eine oͤhlichte/
duͤnne/ kaͤſtenbraune/ bitterlichte/ aber doch
nicht unliebliche/ nehrhaffte Subſtantz/ auß
deren man mehr Oehl/ denn auß den Mand-
len preſſen kan. Dieſer oͤhlichte Safft ſitzt
in den Kernen wie ein weiſſe Milchichte
Sultz/ welche in dem Mund alſobald verge-
het. Wenn die Americaner ſolche Fruͤchten
eingeſamblet/ nehmen ſie die Kernen herauß/
ziehen ihnen die auſſere Haut ab/ ſaͤubern
ſie von dem anklebenden Schleim/ und doͤr-
ren dieſelben alsdenn an der Sonnen auf
leinenem Tuch/ oder Bintzen-oder Stroh-
decke/ biß ſie gantz doͤrꝛ ſind: alsdenn ſtoſſen
ſie ſolche zu Pulver/ oder zu einer maſſen, wel-
ches ein Anzeigung iſt/ daß auch in den ge-
doͤrꝛten Kernen annoch ein kleb-und oͤhlichte
Matery verborgen ſeye. Auß dieſer Maſſe
oder Klumpe/ machen ſie hernach mit zuthun
anderer Sachen ihre Chocolate, welche uͤber
Meer in unſere Europæiſche Land gefuͤhret
wird/ und viel beſſer iſt/ als die man auß de-
nen zu uns uͤbergefuͤhrten Kernen in Engel-
land/ Holland oder anderſtwo machet/ wei-
len dieſe obwol gedoͤrꝛte Kernen/ annoch un-
derwegs von dem Meerlufft allerhand Feuch-
tigkeiten an ſich ziehen/ dadurch ſie ſchim-
licht/ faul oder raͤheling werden.

Eigenſchafft.

Von dieſem Baum wird nichts/ als der
Kernen gebraucht/ welchen die Americani-
ſche Maͤnner und Weiber auch friſch ohne
einigen Schaden der Geſundheit eſſen. Er
hat ein haͤuffiges Oehl/ mit etwas rauchlich-
tem wenigem Saltz in ſich/ dadurch er ein
bitterlichten/ mit gelinder Suͤßigkeit lieblich
vermiſchten Geſchmack bekommt/ und ein
recht temperierte Eigenſchafft hat/ die ſcharf-
fen Feuchtigkeiten zu milteren/ die Saͤure
deß Magen-ſaurteigs zu verſuͤſſen/ die zehen
und ſchleimerigen Fluͤſſe zu erduͤnneren/ die
Lebensgeiſter zu erfriſchen/ den uͤberfluͤßi-
gen Stulgang durch gelinde zuſammen zie-
hende Krafft zu maͤßigen/ wenn man ſie nur
maͤßig gebrauchet: ſo ſie aber ohne Maß ge-
eſſen werden/ erwecken ſie gefaͤhrliche Ver-
ſtopffungen/ und Schaden der Geſundheit/
darumb auch die Americaniſchen Weibsbil-
der/ ſo dergleichen Fruͤchten lieben/ und taͤg-
lich genieſſen/ gantz bleich/ oder bleyfarbig
in dem Angeſicht werden.

Gebrauch.

Der Kern von der Frucht dieſes Baums
gibt viel Nahrung; man muß ihn aber mit
Maß genieſſen/ eben wie die Mandlen/ damit
er nicht das Gebluͤt zu viel erdickere/ und
oͤhlicht mache. Sonderlich ſoll er wegen ſei-
[Spaltenumbruch] ner ſchaumigen/ ſchwefelichten/ mit fluͤchtig
temperiertem Saltz vermiſchten Feuchtig-
keit den Samen bey dem Menſchen vermeh-
ren/ und hiemit die Mannheit erwecken und
befoͤrderen. Damit aber ſolche Krafft dieſer
Kernen deſto groͤſſer werde/ als pflegen die
Americaner auch andere kraͤfftige Sachen
darzu zu miſchen/ und alſo eine vermiſchte
Artzney zu machen/ welche ſie Chocolata nen-
nen/ und in Form der Zapfen/ wie man die
Pflaſter in den Apotecken macht/ oder groſ-
ſer Taͤfelein und Kuͤchlein in Europam zu-
verſenden. Damit man aber eigendlich wiſ-
ſe/ wie ſolche Chocolata zubereitet werde/ und
worzu ſie dienen ſolle/ als kan man folgende
auß etlichen heutigen Botanicis zuſammen-
getragene Beſchreibung nach belieben leſen.

Chocolata, Chocolati.

Chocolata, Chocolate; auf Jtaliaͤniſch/
Spaniſch/ Frantzoͤſiſch und anderen Spra-
chen/ hat es den Americaniſchen Namen
behalten; auf Latein aber mag es Succolata
Indorum
genennet werden. Bedeutet entwe-
ders die auß den Cacao Kernen/ ſambt ande-
ren zugemiſchten Dingen bereitete Maſſam,
oder den hierauß gemachten Tranck. Die
maſſen aber der Chocolate wird auf under-
ſchiedliche Weiß zubereitet.

Ehe die Hiſpanier in Americam geſchif-
fet/ haben die Jndianer ſolch Tranck nur
auß den Kernen Cacao allein gemachet/ und
nichts nach der Lieblichkeit gefraget; dieſes
Tranck aber brauchten ſie ordinari bey ihren
Mahlzeiten/ wie wir den Wein oder das
Bier trincken. Jn Jamaica ſchelen ſie die
Kernen/ doͤrꝛen ſie hernach/ ſtoſſen ſie grob-
licht/ und machen ein-zwey-biß drey-pfuͤn-
dige Kuchen darauß; welche an dem Schat-
ten weiters gedoͤrꝛet aufbehalten werden: ſo
ſie aber hernach das Tranck davon haben
wollen/ ſchaben ſie ſolche Kuchen an dem
Reibeiſen zu reinem Pulver/ und zerlaſſen
daſſelbe in Waſſer/ und miſchen nach belie-
ben Zucker darunder. Jn anderen Jnſulen
ſchelen ſie die Kernen/ doͤrꝛen ſie auf gelin-
dem Feur/ oder an der Sonnen gemaͤchlich/
ſtoſſen ſie in einem marmorſteinenen Moͤr-
ſel gantz rein/ machen Kuchen darauß/ auß
welchen ſie hernach entweder allein/ oder mit
Eyeren und ein wenig Mayzij Meel kleine
Kuͤchlein/ oder Taͤfelein formieren/ welche
zwiſchen Papier an dem Schatten/ (denn
an der Sonnen ſchmeltzen ſie) getrucknet/
und gehaͤrtet/ demnach zu taͤglichem Ge-
brauch uͤber ein Jahr aufbehalten werden.
Solche Kuchen/ oder Kuͤchlein bringen die
Europæiſchen Kauffleute mit auß America
in Engelland/ Spanien und Holland/ und
ſoll die beſte Chocolate ſein/ auß welcher ſie
allererſt die vermiſchte bey uns gebraͤuchli-
che Chocolate machen.

Die Spanier aber/ wie auch andere in A-
mericam ſchiffende Europæiſche Kauffleute/
welche auf die Lieblichkeit des Trancks viel
halten/ haben auch underſchiedliche Sachen
mit der Kuchen ſolcher Jndianiſchen Ker-
nen vermiſchet: wie denn Marrado ſchrei-
bet/ daß die Chocolate mehrertheils auß fol-
genden Sachen gemachet werde; als nemb-
lich/ man nehme der Kernen Cacao, 700.
Zucker anderhalb Pfund. Zimmet 4. Loht.

Chilles,
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[36/0052] Das Erſte Buch/ vacentli nennẽn/ hervorwachſen; die da/ wenn ſie reiff werden/ den Melonen an Dicke/ Groͤſſe und Gewicht nichts nachgeben/ auch einstheils ſaffran gelb/ und wo ſie der Son- nen etwas entgegen ſtehen/ roth und fleiſch- farbig werden/ beneben der Laͤnge nach/ wie die Melonen/ mehrfacht eingeſchnitten ſind/ oder eingebogne Hoͤle haben. Jhr inwendi- ges Fleiſch iſt mit zehen biß zwantzig/ oder auch mehr Kernen begabet/ welche den wel- ſchen Pimpernuͤßlein an Geſtalt gleich/ aber in der Groͤſſe unſerer Mandlen und mit ei- ner dunckelrothen Haut umbgeben ſind. Dieſe Kernen haben inwendig eine oͤhlichte/ duͤnne/ kaͤſtenbraune/ bitterlichte/ aber doch nicht unliebliche/ nehrhaffte Subſtantz/ auß deren man mehr Oehl/ denn auß den Mand- len preſſen kan. Dieſer oͤhlichte Safft ſitzt in den Kernen wie ein weiſſe Milchichte Sultz/ welche in dem Mund alſobald verge- het. Wenn die Americaner ſolche Fruͤchten eingeſamblet/ nehmen ſie die Kernen herauß/ ziehen ihnen die auſſere Haut ab/ ſaͤubern ſie von dem anklebenden Schleim/ und doͤr- ren dieſelben alsdenn an der Sonnen auf leinenem Tuch/ oder Bintzen-oder Stroh- decke/ biß ſie gantz doͤrꝛ ſind: alsdenn ſtoſſen ſie ſolche zu Pulver/ oder zu einer maſſen, wel- ches ein Anzeigung iſt/ daß auch in den ge- doͤrꝛten Kernen annoch ein kleb-und oͤhlichte Matery verborgen ſeye. Auß dieſer Maſſe oder Klumpe/ machen ſie hernach mit zuthun anderer Sachen ihre Chocolate, welche uͤber Meer in unſere Europæiſche Land gefuͤhret wird/ und viel beſſer iſt/ als die man auß de- nen zu uns uͤbergefuͤhrten Kernen in Engel- land/ Holland oder anderſtwo machet/ wei- len dieſe obwol gedoͤrꝛte Kernen/ annoch un- derwegs von dem Meerlufft allerhand Feuch- tigkeiten an ſich ziehen/ dadurch ſie ſchim- licht/ faul oder raͤheling werden. Eigenſchafft. Von dieſem Baum wird nichts/ als der Kernen gebraucht/ welchen die Americani- ſche Maͤnner und Weiber auch friſch ohne einigen Schaden der Geſundheit eſſen. Er hat ein haͤuffiges Oehl/ mit etwas rauchlich- tem wenigem Saltz in ſich/ dadurch er ein bitterlichten/ mit gelinder Suͤßigkeit lieblich vermiſchten Geſchmack bekommt/ und ein recht temperierte Eigenſchafft hat/ die ſcharf- fen Feuchtigkeiten zu milteren/ die Saͤure deß Magen-ſaurteigs zu verſuͤſſen/ die zehen und ſchleimerigen Fluͤſſe zu erduͤnneren/ die Lebensgeiſter zu erfriſchen/ den uͤberfluͤßi- gen Stulgang durch gelinde zuſammen zie- hende Krafft zu maͤßigen/ wenn man ſie nur maͤßig gebrauchet: ſo ſie aber ohne Maß ge- eſſen werden/ erwecken ſie gefaͤhrliche Ver- ſtopffungen/ und Schaden der Geſundheit/ darumb auch die Americaniſchen Weibsbil- der/ ſo dergleichen Fruͤchten lieben/ und taͤg- lich genieſſen/ gantz bleich/ oder bleyfarbig in dem Angeſicht werden. Gebrauch. Der Kern von der Frucht dieſes Baums gibt viel Nahrung; man muß ihn aber mit Maß genieſſen/ eben wie die Mandlen/ damit er nicht das Gebluͤt zu viel erdickere/ und oͤhlicht mache. Sonderlich ſoll er wegen ſei- ner ſchaumigen/ ſchwefelichten/ mit fluͤchtig temperiertem Saltz vermiſchten Feuchtig- keit den Samen bey dem Menſchen vermeh- ren/ und hiemit die Mannheit erwecken und befoͤrderen. Damit aber ſolche Krafft dieſer Kernen deſto groͤſſer werde/ als pflegen die Americaner auch andere kraͤfftige Sachen darzu zu miſchen/ und alſo eine vermiſchte Artzney zu machen/ welche ſie Chocolata nen- nen/ und in Form der Zapfen/ wie man die Pflaſter in den Apotecken macht/ oder groſ- ſer Taͤfelein und Kuͤchlein in Europam zu- verſenden. Damit man aber eigendlich wiſ- ſe/ wie ſolche Chocolata zubereitet werde/ und worzu ſie dienen ſolle/ als kan man folgende auß etlichen heutigen Botanicis zuſammen- getragene Beſchreibung nach belieben leſen. Chocolata, Chocolati. Chocolata, Chocolate; auf Jtaliaͤniſch/ Spaniſch/ Frantzoͤſiſch und anderen Spra- chen/ hat es den Americaniſchen Namen behalten; auf Latein aber mag es Succolata Indorum genennet werden. Bedeutet entwe- ders die auß den Cacao Kernen/ ſambt ande- ren zugemiſchten Dingen bereitete Maſſam, oder den hierauß gemachten Tranck. Die maſſen aber der Chocolate wird auf under- ſchiedliche Weiß zubereitet. Ehe die Hiſpanier in Americam geſchif- fet/ haben die Jndianer ſolch Tranck nur auß den Kernen Cacao allein gemachet/ und nichts nach der Lieblichkeit gefraget; dieſes Tranck aber brauchten ſie ordinari bey ihren Mahlzeiten/ wie wir den Wein oder das Bier trincken. Jn Jamaica ſchelen ſie die Kernen/ doͤrꝛen ſie hernach/ ſtoſſen ſie grob- licht/ und machen ein-zwey-biß drey-pfuͤn- dige Kuchen darauß; welche an dem Schat- ten weiters gedoͤrꝛet aufbehalten werden: ſo ſie aber hernach das Tranck davon haben wollen/ ſchaben ſie ſolche Kuchen an dem Reibeiſen zu reinem Pulver/ und zerlaſſen daſſelbe in Waſſer/ und miſchen nach belie- ben Zucker darunder. Jn anderen Jnſulen ſchelen ſie die Kernen/ doͤrꝛen ſie auf gelin- dem Feur/ oder an der Sonnen gemaͤchlich/ ſtoſſen ſie in einem marmorſteinenen Moͤr- ſel gantz rein/ machen Kuchen darauß/ auß welchen ſie hernach entweder allein/ oder mit Eyeren und ein wenig Mayzij Meel kleine Kuͤchlein/ oder Taͤfelein formieren/ welche zwiſchen Papier an dem Schatten/ (denn an der Sonnen ſchmeltzen ſie) getrucknet/ und gehaͤrtet/ demnach zu taͤglichem Ge- brauch uͤber ein Jahr aufbehalten werden. Solche Kuchen/ oder Kuͤchlein bringen die Europæiſchen Kauffleute mit auß America in Engelland/ Spanien und Holland/ und ſoll die beſte Chocolate ſein/ auß welcher ſie allererſt die vermiſchte bey uns gebraͤuchli- che Chocolate machen. Die Spanier aber/ wie auch andere in A- mericam ſchiffende Europæiſche Kauffleute/ welche auf die Lieblichkeit des Trancks viel halten/ haben auch underſchiedliche Sachen mit der Kuchen ſolcher Jndianiſchen Ker- nen vermiſchet: wie denn Marrado ſchrei- bet/ daß die Chocolate mehrertheils auß fol- genden Sachen gemachet werde; als nemb- lich/ man nehme der Kernen Cacao, 700. Zucker anderhalb Pfund. Zimmet 4. Loht. Chilles,

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/52>, abgerufen am 21.11.2024.