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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] Alpgebürgen in Steyrmarck/ alda es im
Brach- und Heumonat blühet.

4. Die stinckende Chamillen/ oder Krot-
tendill/ Chamaemelum foetidum, C. B. Chamae-
melum foetidum, s. Cotula foetida, J. B.
ist der
gemeinen in allem gleich/ also daß man sie
beyde auß dem blossen anschawen nicht un-
derscheiden kan/ der geruch aber zeigt den
underscheid bald an/ denn die gemeine Cha-
millen gibt einen lieblichen geruch von sich/
der Krottendill aber stincket hefftig. Er
wächßt in hartem steinichtem grund/ wie
auch mit der gemeinen Chamillen in den
Korn und Frucht-felderen.

5. Die stinckende Meer-Chamillen/ mit
gestreifften/ röthlichten/ weißwollichten sten-
geln/ Chamaemelum foetidum marinum, J. B.

6. Die kleine weißwollichte Spanische
Chamillen/ Chamaemelum leucanthemum in-
canum Hispanicum minus, C. B.

7. Die Spanische gelbe wolriechende
Chamillen/ Chamaemelum Hispanicum lu-
teum odoratum, C. B. prod.

8. Die grosse Spanische Chamillen mit
hohen einfachen stengeln/ rauchen Blättern/
und grosser Blum/ wächßt viel umb Mont-
pelier/ und in Spanien; Chamaemelum leu-
canthemum Hispanicum, magno flore, C. B.
Chamaemelo affine Buphthalmum Italicum se-
getum altissimum, J. B.

9. Die Aethiopische wollichte Chamillen/
Chamaemelum AEthiopicum lanuginosum,
Breynii.

Eigenschafft.

Die Edle Römische/ oder auch die gemei-
ne wolriechende Chamillen/ welche allein in
der Artzney gebraucht werden/ ist warm
und trocken im ersten grad: hat also ein tref-
lich Balsamisches/ mit etwas flüchtigem
miltem Alkalischen Saltz vergesellschaffte-
tes öl bey sich/ und daher schöne tugenden
allerhand schmertzen zu stillen/ zu erweichen/
zu heilen/ zu eröffnen/ wind und bläst zu
zertheilen.

Gebrauch.
Schmertzen
des haup-
tes.

Ein gutes Fußwasser wider die schmertzen
des Haupts von kälte: nim Chamillen
zwey handvoll/ rothe Rosen/ Melissen/ brau-
ne Betonien/ Pappeln/ jedes ein handvoll.
Siede solche stück in Bachwasser/ und thue
darzu ein maß Wein/ darinn bade alle tag
die Füß/ so warm du es leiden magst.

Schön
haar zu
machen.

Chamillen-blumen in warmer Laugen
geweichet/ und damit gezwagen/ machet ein
hüpsches Haar.

Viertägig
Fieber.

Für das viertägig Fieber: nim ein echt-
maß guten weissen Wein/ darein thue ein
halbe handvoll Chamillen-blumen in ein
wohl zugemachtes geschirr/ setze es auf glü-
ende kohlen/ ohngefehr eine stund lang zu
beitzen/ aber es soll nicht sieden/ darnach
schütte den Wein davon ab/ und wirff da-
rein ein halb quintlein Weinstein-saltz/ und
gibs dem krancken zu trincken/ so bald er
den anstoß des Fiebers mercken wird/ da-
rauff soll er sich fein warm ins Bett legen/
und schwitzen: thue dergleichen am zweyten
anstoß/ setze aber noch fünff gran Wein-
stein-saltzes darzu: Jm dritten mahl solstu
40. gran dieses saltzes nehmen/ und dabey
[Spaltenumbruch] bleiben ohne weitere vermehrung/ ob du wol
diese Artzney noch mehr brauchest; so wird
das Fieber gantz gewiß bald weichen/ son-
derlich wenn der Patient zuvor mit einem
Brech-mittel wol purgiert worden.

Das destillierte Chamillen-wasser stärcketkalte mut-
ter/ versta-
dene reini-
gung der
weibern/
harn/ kal-
tes grim-
men.
Grind des
haupts.
Grimmen/
Leibweh.

die kalte Mutter/ treibet fort die verstande-
ne Reinigung der Weiber/ und den Harn/
wehret dem kalten Grimmen/ so man under-
weilen davon ein paar löffel voll nimmet.

Chamillen-öl heilet den Grind auff dem
Haupt/ damit gesalbet/ ist ein unschädliche
artzney vor die jungen Kinder.

Wider das Grimmen oder Leibweh: nim
Chamillen-Dillen- und weiß Lilgen-öl/ je-
des ein halb loth/ mache es warm/ und sal-
be den Bauch darmit.

Vor das grimmen und reissen im LeibGrimmen
und reissen
im leib bey
jungen kin-
dern.

der jungen Kindern/ ist das Chamillen-öl
ein herrliche Artzney/ so man ihnen das
Bäuchlein darmit warm offt anschmieret.

Chamillen-öl mit Fischmüntz- und Wer-
muth-öl vermischt/ und den underen LeibMutter-
wehe von
kälte.

warmlicht damit offt gesalbet/ vertreibt das
Mutterweh so von kälte verursacht worden.

Chamillen-öl warm umb die Nieren/verstande-
ner harn.

Harngäng und Blasen gesalbet/ treibet den
verstandenen Harn fort.

Das gemeine Chamillen-öl wird nur
durch die Infusion gemacht/ wenn man über
die frischen Chamillen-blumen schön Baum-
öl gießt/ und denn eine zeitlang an die Son-
ne stellet.

Sonsten wird auch durch das destillierenDestilliert
Chamil-
len-öl.

ein öl auß der Chamillen gezogen/ welches
sehr herrlich ist in und äusserlich zu gebrau-
chen/ allerhand schmertzen/ Leib- und Mut-
terwehe zu stillen/ wind und bläst zu vertrei-
ben/ den verstandenen harn/ wie auch die
monatliche reinigung der Weibs-persohnen
zu befördern. Jnnerlich gibt man dessen 10.
biß 20. tropfen auffs mahl ein/ äusserlich a-
ber vermischt man es mit andern ölen/ oder
auch mit guten digestiv-salben in heilung
der wunden und geschwären. Dieses öl be-
komt man auff verschiedene weiß/ denn etli-
che destillieren es auß den ledigen Chamil-
len-blümlein auff gemeine weiß mit wasser;
andere aber mischen Terbenthin damit/ und
bekommen in dem destillieren also ein zier-
lich schön blaues und kräfftig penetrieren-
des öl. Etliche destillieren es mit fettem Fich-
tenholtz/ und bekommen dadurch ein trefflich
balsamisches Wund-öl/ welches sie in hei-
lung der wunden und schäden für ein ge-
heimnuß halten.

Jn den Nachwehen der KindbetterinnenNachwehe
der Kind-
betterinnen

ist kein besseres mittel/ als ein gute handvoll
Chamillen-blust in halb wein halb wasser ge-
sotten/ und offt davon ein trunck gethan.

Hat der mensch ein starck Magenwehe/Magen-
wehe.

Trucken und Angst über das hertz/ so berei-
te auß rothen Rosen/ Dillenkraut/ Fisch-
müntz/ Wermuth und Chamillen-blust un-
der einander rein zerhackt/ ein säcklein/ ko-
che es in weissem wein/ oder Chamillen-was-
ser/ trucke es auß/ und schlags also warm ü-
ber den Magen und Hertz-grüblein. SchlägtGeburts-
glieder
schmertzen.

man es über den undern Bauch/ so vertreibt
es die Mutterwehe und schmertzen der Ge-
burts-glieder nach der geburt.

Stabwurtz.

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] Alpgebuͤrgen in Steyrmarck/ alda es im
Brach- und Heumonat bluͤhet.

4. Die ſtinckende Chamillen/ oder Krot-
tendill/ Chamæmelum fœtidum, C. B. Chamæ-
melum fœtidum, ſ. Cotula fœtida, J. B.
iſt der
gemeinen in allem gleich/ alſo daß man ſie
beyde auß dem bloſſen anſchawen nicht un-
derſcheiden kan/ der geruch aber zeigt den
underſcheid bald an/ denn die gemeine Cha-
millen gibt einen lieblichen geruch von ſich/
der Krottendill aber ſtincket hefftig. Er
waͤchßt in hartem ſteinichtem grund/ wie
auch mit der gemeinen Chamillen in den
Korn und Frucht-felderen.

5. Die ſtinckende Meer-Chamillen/ mit
geſtreifften/ roͤthlichten/ weißwollichten ſten-
geln/ Chamæmelum fœtidum marinum, J. B.

6. Die kleine weißwollichte Spaniſche
Chamillen/ Chamæmelum leucanthemum in-
canum Hiſpanicum minus, C. B.

7. Die Spaniſche gelbe wolriechende
Chamillen/ Chamæmelum Hiſpanicum lu-
teum odoratum, C. B. prod.

8. Die groſſe Spaniſche Chamillen mit
hohen einfachen ſtengeln/ rauchen Blaͤttern/
und groſſer Blum/ waͤchßt viel umb Mont-
pelier/ und in Spanien; Chamæmelum leu-
canthemum Hiſpanicum, magno flore, C. B.
Chamæmelo affine Buphthalmum Italicum ſe-
getum altiſſimum, J. B.

9. Die Aethiopiſche wollichte Chamillen/
Chamæmelum Æthiopicum lanuginoſum,
Breynii.

Eigenſchafft.

Die Edle Roͤmiſche/ oder auch die gemei-
ne wolriechende Chamillen/ welche allein in
der Artzney gebraucht werden/ iſt warm
und trocken im erſten grad: hat alſo ein tref-
lich Balſamiſches/ mit etwas fluͤchtigem
miltem Alkaliſchen Saltz vergeſellſchaffte-
tes oͤl bey ſich/ und daher ſchoͤne tugenden
allerhand ſchmertzen zu ſtillen/ zu erweichen/
zu heilen/ zu eroͤffnen/ wind und blaͤſt zu
zertheilen.

Gebrauch.
Schmertzẽ
des haup-
tes.

Ein gutes Fußwaſſer wider die ſchmertzen
des Haupts von kaͤlte: nim Chamillen
zwey handvoll/ rothe Roſen/ Meliſſen/ brau-
ne Betonien/ Pappeln/ jedes ein handvoll.
Siede ſolche ſtuͤck in Bachwaſſer/ und thue
darzu ein maß Wein/ darinn bade alle tag
die Fuͤß/ ſo warm du es leiden magſt.

Schoͤn
haar zu
machen.

Chamillen-blumen in warmer Laugen
geweichet/ und damit gezwagen/ machet ein
huͤpſches Haar.

Viertaͤgig
Fieber.

Fuͤr das viertaͤgig Fieber: nim ein echt-
maß guten weiſſen Wein/ darein thue ein
halbe handvoll Chamillen-blumen in ein
wohl zugemachtes geſchirꝛ/ ſetze es auf gluͤ-
ende kohlen/ ohngefehr eine ſtund lang zu
beitzen/ aber es ſoll nicht ſieden/ darnach
ſchuͤtte den Wein davon ab/ und wirff da-
rein ein halb quintlein Weinſtein-ſaltz/ und
gibs dem krancken zu trincken/ ſo bald er
den anſtoß des Fiebers mercken wird/ da-
rauff ſoll er ſich fein warm ins Bett legen/
und ſchwitzen: thue dergleichen am zweyten
anſtoß/ ſetze aber noch fuͤnff gran Wein-
ſtein-ſaltzes darzu: Jm dritten mahl ſolſtu
40. gran dieſes ſaltzes nehmen/ und dabey
[Spaltenumbruch] bleiben ohne weitere vermehrung/ ob du wol
dieſe Artzney noch mehr braucheſt; ſo wird
das Fieber gantz gewiß bald weichen/ ſon-
derlich wenn der Patient zuvor mit einem
Brech-mittel wol purgiert worden.

Das deſtillierte Chamillen-waſſer ſtaͤrcketkalte mut-
ter/ verſtã-
dene reini-
gung der
weibern/
harn/ kal-
tes grim-
men.
Grind des
haupts.
Grim̃en/
Leibweh.

die kalte Mutter/ treibet fort die verſtande-
ne Reinigung der Weiber/ und den Harn/
wehret dem kalten Grimmen/ ſo man under-
weilen davon ein paar loͤffel voll nimmet.

Chamillen-oͤl heilet den Grind auff dem
Haupt/ damit geſalbet/ iſt ein unſchaͤdliche
artzney vor die jungen Kinder.

Wider das Grimmen oder Leibweh: nim
Chamillen-Dillen- und weiß Lilgen-oͤl/ je-
des ein halb loth/ mache es warm/ und ſal-
be den Bauch darmit.

Vor das grimmen und reiſſen im LeibGrimmen
und reiſſen
im leib bey
jungen kin-
dern.

der jungen Kindern/ iſt das Chamillen-oͤl
ein herꝛliche Artzney/ ſo man ihnen das
Baͤuchlein darmit warm offt anſchmieret.

Chamillen-oͤl mit Fiſchmuͤntz- und Wer-
muth-oͤl vermiſcht/ und den underen LeibMutter-
wehe von
kaͤlte.

warmlicht damit offt geſalbet/ vertreibt das
Mutterweh ſo von kaͤlte verurſacht worden.

Chamillen-oͤl warm umb die Nieren/verſtande-
ner harn.

Harngaͤng und Blaſen geſalbet/ treibet den
verſtandenen Harn fort.

Das gemeine Chamillen-oͤl wird nur
durch die Infuſion gemacht/ wenn man uͤber
die friſchen Chamillen-blumen ſchoͤn Baum-
oͤl gießt/ und denn eine zeitlang an die Son-
ne ſtellet.

Sonſten wird auch durch das deſtillierenDeſtilliert
Chamil-
len-oͤl.

ein oͤl auß der Chamillen gezogen/ welches
ſehr herꝛlich iſt in und aͤuſſerlich zu gebrau-
chen/ allerhand ſchmertzen/ Leib- und Mut-
terwehe zu ſtillen/ wind und blaͤſt zu vertrei-
ben/ den verſtandenen harn/ wie auch die
monatliche reinigung der Weibs-perſohnen
zu befoͤrdern. Jnnerlich gibt man deſſen 10.
biß 20. tropfen auffs mahl ein/ aͤuſſerlich a-
ber vermiſcht man es mit andern oͤlen/ oder
auch mit guten digeſtiv-ſalben in heilung
der wunden und geſchwaͤren. Dieſes oͤl be-
komt man auff verſchiedene weiß/ denn etli-
che deſtillieren es auß den ledigen Chamil-
len-bluͤmlein auff gemeine weiß mit waſſer;
andere aber miſchen Terbenthin damit/ und
bekommen in dem deſtillieren alſo ein zier-
lich ſchoͤn blaues und kraͤfftig penetrieren-
des oͤl. Etliche deſtillieren es mit fettem Fich-
tenholtz/ und bekommen dadurch ein trefflich
balſamiſches Wund-oͤl/ welches ſie in hei-
lung der wunden und ſchaͤden fuͤr ein ge-
heimnuß halten.

Jn den Nachwehen der KindbetterinnenNachwehe
der Kind-
betteriñen

iſt kein beſſeres mittel/ als ein gute handvoll
Chamillen-bluſt in halb wein halb waſſer ge-
ſotten/ und offt davon ein trunck gethan.

Hat der menſch ein ſtarck Magenwehe/Magen-
wehe.

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muͤntz/ Wermuth und Chamillen-bluſt un-
der einander rein zerhackt/ ein ſaͤcklein/ ko-
che es in weiſſem wein/ oder Chamillen-waſ-
ſer/ trucke es auß/ und ſchlags alſo warm uͤ-
ber den Magen und Hertz-gruͤblein. SchlaͤgtGeburts-
glieder
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man es uͤber den undern Bauch/ ſo vertreibt
es die Mutterwehe und ſchmertzen der Ge-
burts-glieder nach der geburt.

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[512/0528] Das Andere Buch/ Alpgebuͤrgen in Steyrmarck/ alda es im Brach- und Heumonat bluͤhet. 4. Die ſtinckende Chamillen/ oder Krot- tendill/ Chamæmelum fœtidum, C. B. Chamæ- melum fœtidum, ſ. Cotula fœtida, J. B. iſt der gemeinen in allem gleich/ alſo daß man ſie beyde auß dem bloſſen anſchawen nicht un- derſcheiden kan/ der geruch aber zeigt den underſcheid bald an/ denn die gemeine Cha- millen gibt einen lieblichen geruch von ſich/ der Krottendill aber ſtincket hefftig. Er waͤchßt in hartem ſteinichtem grund/ wie auch mit der gemeinen Chamillen in den Korn und Frucht-felderen. 5. Die ſtinckende Meer-Chamillen/ mit geſtreifften/ roͤthlichten/ weißwollichten ſten- geln/ Chamæmelum fœtidum marinum, J. B. 6. Die kleine weißwollichte Spaniſche Chamillen/ Chamæmelum leucanthemum in- canum Hiſpanicum minus, C. B. 7. Die Spaniſche gelbe wolriechende Chamillen/ Chamæmelum Hiſpanicum lu- teum odoratum, C. B. prod. 8. Die groſſe Spaniſche Chamillen mit hohen einfachen ſtengeln/ rauchen Blaͤttern/ und groſſer Blum/ waͤchßt viel umb Mont- pelier/ und in Spanien; Chamæmelum leu- canthemum Hiſpanicum, magno flore, C. B. Chamæmelo affine Buphthalmum Italicum ſe- getum altiſſimum, J. B. 9. Die Aethiopiſche wollichte Chamillen/ Chamæmelum Æthiopicum lanuginoſum, Breynii. Eigenſchafft. Die Edle Roͤmiſche/ oder auch die gemei- ne wolriechende Chamillen/ welche allein in der Artzney gebraucht werden/ iſt warm und trocken im erſten grad: hat alſo ein tref- lich Balſamiſches/ mit etwas fluͤchtigem miltem Alkaliſchen Saltz vergeſellſchaffte- tes oͤl bey ſich/ und daher ſchoͤne tugenden allerhand ſchmertzen zu ſtillen/ zu erweichen/ zu heilen/ zu eroͤffnen/ wind und blaͤſt zu zertheilen. Gebrauch. Ein gutes Fußwaſſer wider die ſchmertzen des Haupts von kaͤlte: nim Chamillen zwey handvoll/ rothe Roſen/ Meliſſen/ brau- ne Betonien/ Pappeln/ jedes ein handvoll. Siede ſolche ſtuͤck in Bachwaſſer/ und thue darzu ein maß Wein/ darinn bade alle tag die Fuͤß/ ſo warm du es leiden magſt. Chamillen-blumen in warmer Laugen geweichet/ und damit gezwagen/ machet ein huͤpſches Haar. Fuͤr das viertaͤgig Fieber: nim ein echt- maß guten weiſſen Wein/ darein thue ein halbe handvoll Chamillen-blumen in ein wohl zugemachtes geſchirꝛ/ ſetze es auf gluͤ- ende kohlen/ ohngefehr eine ſtund lang zu beitzen/ aber es ſoll nicht ſieden/ darnach ſchuͤtte den Wein davon ab/ und wirff da- rein ein halb quintlein Weinſtein-ſaltz/ und gibs dem krancken zu trincken/ ſo bald er den anſtoß des Fiebers mercken wird/ da- rauff ſoll er ſich fein warm ins Bett legen/ und ſchwitzen: thue dergleichen am zweyten anſtoß/ ſetze aber noch fuͤnff gran Wein- ſtein-ſaltzes darzu: Jm dritten mahl ſolſtu 40. gran dieſes ſaltzes nehmen/ und dabey bleiben ohne weitere vermehrung/ ob du wol dieſe Artzney noch mehr braucheſt; ſo wird das Fieber gantz gewiß bald weichen/ ſon- derlich wenn der Patient zuvor mit einem Brech-mittel wol purgiert worden. Das deſtillierte Chamillen-waſſer ſtaͤrcket die kalte Mutter/ treibet fort die verſtande- ne Reinigung der Weiber/ und den Harn/ wehret dem kalten Grimmen/ ſo man under- weilen davon ein paar loͤffel voll nimmet. kalte mut- ter/ verſtã- dene reini- gung der weibern/ harn/ kal- tes grim- men. Grind des haupts. Grim̃en/ Leibweh. Chamillen-oͤl heilet den Grind auff dem Haupt/ damit geſalbet/ iſt ein unſchaͤdliche artzney vor die jungen Kinder. Wider das Grimmen oder Leibweh: nim Chamillen-Dillen- und weiß Lilgen-oͤl/ je- des ein halb loth/ mache es warm/ und ſal- be den Bauch darmit. Vor das grimmen und reiſſen im Leib der jungen Kindern/ iſt das Chamillen-oͤl ein herꝛliche Artzney/ ſo man ihnen das Baͤuchlein darmit warm offt anſchmieret. Grimmen und reiſſen im leib bey jungen kin- dern. Chamillen-oͤl mit Fiſchmuͤntz- und Wer- muth-oͤl vermiſcht/ und den underen Leib warmlicht damit offt geſalbet/ vertreibt das Mutterweh ſo von kaͤlte verurſacht worden. Mutter- wehe von kaͤlte. Chamillen-oͤl warm umb die Nieren/ Harngaͤng und Blaſen geſalbet/ treibet den verſtandenen Harn fort. verſtande- ner harn. Das gemeine Chamillen-oͤl wird nur durch die Infuſion gemacht/ wenn man uͤber die friſchen Chamillen-blumen ſchoͤn Baum- oͤl gießt/ und denn eine zeitlang an die Son- ne ſtellet. Sonſten wird auch durch das deſtillieren ein oͤl auß der Chamillen gezogen/ welches ſehr herꝛlich iſt in und aͤuſſerlich zu gebrau- chen/ allerhand ſchmertzen/ Leib- und Mut- terwehe zu ſtillen/ wind und blaͤſt zu vertrei- ben/ den verſtandenen harn/ wie auch die monatliche reinigung der Weibs-perſohnen zu befoͤrdern. Jnnerlich gibt man deſſen 10. biß 20. tropfen auffs mahl ein/ aͤuſſerlich a- ber vermiſcht man es mit andern oͤlen/ oder auch mit guten digeſtiv-ſalben in heilung der wunden und geſchwaͤren. Dieſes oͤl be- komt man auff verſchiedene weiß/ denn etli- che deſtillieren es auß den ledigen Chamil- len-bluͤmlein auff gemeine weiß mit waſſer; andere aber miſchen Terbenthin damit/ und bekommen in dem deſtillieren alſo ein zier- lich ſchoͤn blaues und kraͤfftig penetrieren- des oͤl. Etliche deſtillieren es mit fettem Fich- tenholtz/ und bekommen dadurch ein trefflich balſamiſches Wund-oͤl/ welches ſie in hei- lung der wunden und ſchaͤden fuͤr ein ge- heimnuß halten. Deſtilliert Chamil- len-oͤl. Jn den Nachwehen der Kindbetterinnen iſt kein beſſeres mittel/ als ein gute handvoll Chamillen-bluſt in halb wein halb waſſer ge- ſotten/ und offt davon ein trunck gethan. Nachwehe der Kind- betteriñen Hat der menſch ein ſtarck Magenwehe/ Trucken und Angſt uͤber das hertz/ ſo berei- te auß rothen Roſen/ Dillenkraut/ Fiſch- muͤntz/ Wermuth und Chamillen-bluſt un- der einander rein zerhackt/ ein ſaͤcklein/ ko- che es in weiſſem wein/ oder Chamillen-waſ- ſer/ trucke es auß/ und ſchlags alſo warm uͤ- ber den Magen und Hertz-gruͤblein. Schlaͤgt man es uͤber den undern Bauch/ ſo vertreibt es die Mutterwehe und ſchmertzen der Ge- burts-glieder nach der geburt. Magen- wehe. Geburts- glieder ſchmertzen. Stabwurtz.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/528>, abgerufen am 22.11.2024.