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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch]

Pfersingbaum und Bauren G'walt/
Wächset schnell/ vergehet bald.

Herr Walter Schultzens in dem 3. Buch
seiner Ost-indischen Reise-beschreibung im
16. Cap. beschreibet die Jndianischen Pfer-
sing also. Die Frucht/ von den Niderlände-
ren und Jndianeren Mangos genennt/ wach-
set an Bäumen/ so dem Baum Jaka nicht
unähnlich sind. Diese Mangos scheinen so
groß wie ein Pfersich/ sind aber länger/ und
im Anfang grün/ hernach werden sie gelb-
lichter: wenn man ihnen die dünne Schale
nimt/ findet man in derselben ein safftiges
Marck/ so säurlich und etwas zähe im schnei-
den befunden wird: inwendig sitzet ein Stein/
so dem Pfersich-stein nicht ungleich ist. Die-
se Frucht wird von den Ost-indischen Völ-
ckeren häuffig über zückeret/ auch wol einge-
saltzen/ und hernach an-stat des Areks auffge-
stellet/ ist in dem übrigen ein gutes Mittel
wider das hitzige Fieber. Zu Ormutz sollen
die allerbesten/ und zwar so begierlich und
reissend verkaufft werden/ daß da sonst der
Marckt mit allerhand köstlichen Jndiani-
schen Früchten angehäuffet/ dennoch fast
alles für dieser Frucht verschmächet werde/
wie solches Garcias ab horto lib. 2. plant. hi-
stor. cap.
9. berichtet/ und darneben vermel-
det/ es seye nach dem Unterscheid der Lände-
ren auch die Frucht von verschiedener Gü-
te: derjenigen/ die in Ormutz befindlich/
schreibt er den ersten und besten Preis zu; den
anderen derselben/ die in Guseratte wachset;
den dritten dieser/ die Balagate zeuget. Er
erinneret sich/ zwey Stücke dieser Obs-
frucht gesehen zuhaben/ welche vier Pfund
und ein halbs gewogen. Auf seinem Landgut
in Bombami hatte er einen Baum/ so dieser
Früchte zweyerley Arten getragen/ und im
Maymonat solche/ die zwar den übrigen
mit Geschmack und Geruch weit vorgangen/
gegen dem Außgang des Herbst aber andere/
welche noch Köstlicher gewesen. Darneben
wachsen sie auch lieblich in den fürnemsten
Städten des Königs Nizamoxa/ als in
Chacanna/ Quindor/ Madanager und
Dultabado: man findet sie ferners gut in der
Landschafft/ Malabar/ Goa/ Bengala/ Pe-
gu und Moluca. Die Frucht hat ein grün-
röthlichte Farb/ und gibt einen annemlichen
Geruch von sich. Man isset sie/ wie in
Teutschland die Pfersich/ auß Wein: sind
auch kalter und feuchter Natur wie die Pfer-
sing. Sie werden in Jndien mit Zucker/ und
bißweilen zerschnitten mit Eßig/ Oel und
Saltz eingemacht. Die frischen Kernen ge-
nossen tödten die Würm im Leib wegen ih-
rer Bitterkeit/ gleich wie bey uns die Pfer-
sichkernen. Die Sinesische Flora R. P. Mi-
chaelis Boym S. I.
berichtet/ daß diese Frucht
bey den Sineseren Manko genennet werde/
und sehr überflüßig in den Südlichen Land-
schafften herfürkomme; sie seye bey den Jn-
dianeren mancherley Gattung/ wäge/ wenn
sie groß/ zwey auch zu zeiten drey Pfund/ son-
derlich so sie entspriesset auß dem Zweige ei-
nes Baums/ der dem Cederen-baum einge-
propffet/ von dessen Frucht sie den Geruch
und Runtzelichte Haut nicht unzierlich ent-
lehnet. Bey welcher Gelegenheit er zugleich
andeutet/ daß die Jmpffung und Propffung
[Spaltenumbruch] auff andere Bäume in Sina nicht auff solche
Weiß geschehe/ wie bey uns in Europa: an-
gemerckt die Sineser nur einen Zweig von
der Manga abschneiden/ solchen an den
Zweig oder Ast eines anderen Baums
schlecht anbinden/ und mit Mist oder Leim be-
decken/ worauff die Zweige mit der Zeit sich
ehlich vergatten/ zusammen in einen Leib ver-
wachsen/ und Früchte herfür bringen/ deren
etliche/ wenn sie reiff/ grün/ andere gelb oder
roth sind/ auch inwendig ein süsses/ gelbes
oder purpurfarbiges Marck haben: das in-
wendige Kernlein seye so bitter wie Bellota/
und tödte die Würm im Leib.

Under die frembden Pfersichbäum wird
auch der Jambosbaum gezehlet/ welchen
Bernhardus Paludanus in notis ad Linscotti
part. 4. cap.
9. und Christophorus a Costa in
libro aromat. cap.
48. also beschreibet. Die
Jndianer halten diesen Baum hoch/ und
ward erstlich auß Molucca zu ihnen ge-
bracht. Er ist so groß wie die grösten Spa-
nischen Pomerantze-bäume/ breitet sich mit
neben Aesten weit herum/ und gibt ein gros-
sen Schatten/ derohalben er fast schön anzu-
sehen ist. Der Stamm und die Aeste haben
ein aschenfarbe Rinden. Die Blätter sind
schön und lind/ länger als die Breite einer
Hand/ mit einem dicken Faden in der Länge/
und vielen durchlauffenden Aederlein/ auß-
wendig gar grün/ inwendig etwas bleicher/
mit Blümlein/ die sich aus dem rothen auf
die Purpurfarbe ziehen/ und vielen Fädem-
lein in der Mitte/ die auch lieblich anzusehen
sind/ sie haben ein Geschmack wie die Zinck-
lein an den Weinräben. Die Frucht ist in
der Grösse einer Birn/ oder nach etlicher
Meinung eines grossen Spanischen Gall-
äpffels: dieser Früchte sind zweyerley Art/
eine ist dunckelroth/ sihet als ob sie schwartz
wäre/ hat gemeiniglch keinen Kernen/ ist
geschmackter denn die andere/ welche blauroth/
oder auß dem roten purpurfärbig/ mit einem
lieblichen Rosengeruch/ hat in sich ein weis-
ses und hartes Steinlein oder Kern/ nicht
gar rund/ in der Grösse eines Pfersichkerns/
weiß und mit einem rauchen Häutlein über-
zogen. Diese/ ob sie wol nicht so groß wie die
vorige/ ist doch angenehmer den leckermäuli-
gen Leuten. Sie riechen alle beyde wie liebli-
che Rosen/ sind kalt und feucht/ gantz sanfft
und lind/ mit einem dünnen Häutlein umb-
geben/ das man mit keinem Messer kan ab-
schälen. Dieser Baum wurtzlet sehr tieff und
wird in vier Jahren fruchtbar/ tragt auch
durch das gantze Jahr/ und wird nimmer oh-
ne Frucht oder Blüth gesehen: Denn er ge-
meiniglich entweder voller Blüth/ oder voll
zeitiger und unzeitiger Früchten stehet. Ja
wenn die Blümlein abfallen (von welchen
das Erdreich anzusehen ist/ als wäre es mit
roter Farb angestrichen) so wachsen wide-
rumb frische: dahero etliche Früchte erst an-
fangen zu wachsen/ andere zu zeitigen/ etliche
aber schon zeitig sind/ und gelesen oder ab-
gebrochen werden. Wenn man den Baum
schüttelt/ fallen die zeitigen alsobald ab/ so
man aber die Aeste untersich zeucht/ reissen
sie leichtlich. Man isset diese Frucht über dem
Tisch vor anderen Speisen/ und sonsten auch
den gantzen Tag über. Die Blüth und

Frucht
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]

Pferſingbaum und Bauren G’walt/
Waͤchſet ſchnell/ vergehet bald.

Herꝛ Walter Schultzens in dem 3. Buch
ſeiner Oſt-indiſchen Reiſe-beſchreibung im
16. Cap. beſchreibet die Jndianiſchen Pfer-
ſing alſo. Die Frucht/ von den Niderlaͤnde-
ren und Jndianeren Mangos genennt/ wach-
ſet an Baͤumen/ ſo dem Baum Jaka nicht
unaͤhnlich ſind. Dieſe Mangos ſcheinen ſo
groß wie ein Pferſich/ ſind aber laͤnger/ und
im Anfang gruͤn/ hernach werden ſie gelb-
lichter: wenn man ihnen die duͤnne Schale
nimt/ findet man in derſelben ein ſafftiges
Marck/ ſo ſaͤurlich und etwas zaͤhe im ſchnei-
den befunden wird: inwendig ſitzet ein Stein/
ſo dem Pferſich-ſtein nicht ungleich iſt. Die-
ſe Frucht wird von den Oſt-indiſchen Voͤl-
ckeren haͤuffig uͤber zuͤckeret/ auch wol einge-
ſaltzen/ und hernach an-ſtat des Areks auffge-
ſtellet/ iſt in dem uͤbrigen ein gutes Mittel
wider das hitzige Fieber. Zu Ormutz ſollen
die allerbeſten/ und zwar ſo begierlich und
reiſſend verkaufft werden/ daß da ſonſt der
Marckt mit allerhand koͤſtlichen Jndiani-
ſchen Fruͤchten angehaͤuffet/ dennoch faſt
alles fuͤr dieſer Frucht verſchmaͤchet werde/
wie ſolches Garcias ab horto lib. 2. plant. hi-
ſtor. cap.
9. berichtet/ und darneben vermel-
det/ es ſeye nach dem Unterſcheid der Laͤnde-
ren auch die Frucht von verſchiedener Guͤ-
te: derjenigen/ die in Ormutz befindlich/
ſchreibt er den erſten und beſten Preis zu; den
anderen derſelben/ die in Guſeratte wachſet;
den dritten dieſer/ die Balagate zeuget. Er
erinneret ſich/ zwey Stuͤcke dieſer Obs-
frucht geſehen zuhaben/ welche vier Pfund
und ein halbs gewogen. Auf ſeinem Landgut
in Bombami hatte er einen Baum/ ſo dieſer
Fruͤchte zweyerley Arten getragen/ und im
Maymonat ſolche/ die zwar den uͤbrigen
mit Geſchmack und Geruch weit vorgangen/
gegen dem Außgang des Herbſt aber andere/
welche noch Koͤſtlicher geweſen. Darneben
wachſen ſie auch lieblich in den fuͤrnemſten
Staͤdten des Koͤnigs Nizamoxa/ als in
Chacanna/ Quindor/ Madanager und
Dultabado: man findet ſie ferners gut in der
Landſchafft/ Malabar/ Goa/ Bengala/ Pe-
gu und Moluca. Die Frucht hat ein gruͤn-
roͤthlichte Farb/ und gibt einen annemlichen
Geruch von ſich. Man iſſet ſie/ wie in
Teutſchland die Pferſich/ auß Wein: ſind
auch kalter und feuchter Natur wie die Pfer-
ſing. Sie werden in Jndien mit Zucker/ und
bißweilen zerſchnitten mit Eßig/ Oel und
Saltz eingemacht. Die friſchen Kernen ge-
noſſen toͤdten die Wuͤrm im Leib wegen ih-
rer Bitterkeit/ gleich wie bey uns die Pfer-
ſichkernen. Die Sineſiſche Flora R. P. Mi-
chaelis Boym S. I.
berichtet/ daß dieſe Frucht
bey den Sineſeren Manko genennet werde/
und ſehr uͤberfluͤßig in den Suͤdlichen Land-
ſchafften herfuͤrkomme; ſie ſeye bey den Jn-
dianeren mancherley Gattung/ waͤge/ wenn
ſie groß/ zwey auch zu zeiten drey Pfund/ ſon-
derlich ſo ſie entſprieſſet auß dem Zweige ei-
nes Baums/ der dem Cederen-baum einge-
propffet/ von deſſen Frucht ſie den Geruch
und Runtzelichte Haut nicht unzierlich ent-
lehnet. Bey welcher Gelegenheit er zugleich
andeutet/ daß die Jmpffung und Propffung
[Spaltenumbruch] auff andere Baͤume in Sina nicht auff ſolche
Weiß geſchehe/ wie bey uns in Europa: an-
gemerckt die Sineſer nur einen Zweig von
der Manga abſchneiden/ ſolchen an den
Zweig oder Aſt eines anderen Baums
ſchlecht anbinden/ und mit Miſt oder Leim be-
decken/ worauff die Zweige mit der Zeit ſich
ehlich vergatten/ zuſam̃en in einen Leib ver-
wachſen/ und Fruͤchte herfuͤr bringen/ deren
etliche/ wenn ſie reiff/ gruͤn/ andere gelb oder
roth ſind/ auch inwendig ein ſuͤſſes/ gelbes
oder purpurfarbiges Marck haben: das in-
wendige Kernlein ſeye ſo bitter wie Bellota/
und toͤdte die Wuͤrm im Leib.

Under die frembden Pferſichbaͤum wird
auch der Jambosbaum gezehlet/ welchen
Bernhardus Paludanus in notis ad Linſcotti
part. 4. cap.
9. und Chriſtophorus à Coſta in
libro aromat. cap.
48. alſo beſchreibet. Die
Jndianer halten dieſen Baum hoch/ und
ward erſtlich auß Molucca zu ihnen ge-
bracht. Er iſt ſo groß wie die groͤſten Spa-
niſchen Pomerantze-baͤume/ breitet ſich mit
neben Aeſten weit herum/ und gibt ein groſ-
ſen Schatten/ derohalben er faſt ſchoͤn anzu-
ſehen iſt. Der Stamm und die Aeſte haben
ein aſchenfarbe Rinden. Die Blaͤtter ſind
ſchoͤn und lind/ laͤnger als die Breite einer
Hand/ mit einem dicken Faden in der Laͤnge/
und vielen durchlauffenden Aederlein/ auß-
wendig gar gruͤn/ inwendig etwas bleicher/
mit Bluͤmlein/ die ſich aus dem rothen auf
die Purpurfarbe ziehen/ und vielen Faͤdem-
lein in der Mitte/ die auch lieblich anzuſehen
ſind/ ſie haben ein Geſchmack wie die Zinck-
lein an den Weinraͤben. Die Frucht iſt in
der Groͤſſe einer Birn/ oder nach etlicher
Meinung eines groſſen Spaniſchen Gall-
aͤpffels: dieſer Fruͤchte ſind zweyerley Art/
eine iſt dunckelroth/ ſihet als ob ſie ſchwartz
waͤre/ hat gemeiniglch keinen Kernen/ iſt
geſchmackter deñ die andere/ welche blauroth/
oder auß dem roten purpurfaͤrbig/ mit einem
lieblichen Roſengeruch/ hat in ſich ein weiſ-
ſes und hartes Steinlein oder Kern/ nicht
gar rund/ in der Groͤſſe eines Pferſichkerns/
weiß und mit einem rauchen Haͤutlein uͤber-
zogen. Dieſe/ ob ſie wol nicht ſo groß wie die
vorige/ iſt doch angenehmer den leckermaͤuli-
gen Leuten. Sie riechen alle beyde wie liebli-
che Roſen/ ſind kalt und feucht/ gantz ſanfft
und lind/ mit einem duͤnnen Haͤutlein umb-
geben/ das man mit keinem Meſſer kan ab-
ſchaͤlen. Dieſer Baum wurtzlet ſehr tieff und
wird in vier Jahren fruchtbar/ tragt auch
durch das gantze Jahr/ und wird nimmer oh-
ne Frucht oder Bluͤth geſehen: Denn er ge-
meiniglich entweder voller Bluͤth/ oder voll
zeitiger und unzeitiger Fruͤchten ſtehet. Ja
wenn die Bluͤmlein abfallen (von welchen
das Erdreich anzuſehen iſt/ als waͤre es mit
roter Farb angeſtrichen) ſo wachſen wide-
rumb friſche: dahero etliche Fruͤchte erſt an-
fangen zu wachſen/ andere zu zeitigen/ etliche
aber ſchon zeitig ſind/ und geleſen oder ab-
gebrochen werden. Wenn man den Baum
ſchuͤttelt/ fallen die zeitigen alſobald ab/ ſo
man aber die Aeſte unterſich zeucht/ reiſſen
ſie leichtlich. Man iſſet dieſe Frucht uͤber dem
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den gantzen Tag uͤber. Die Bluͤth und

Frucht
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[40/0056] Das Erſte Buch/ Pferſingbaum und Bauren G’walt/ Waͤchſet ſchnell/ vergehet bald. Herꝛ Walter Schultzens in dem 3. Buch ſeiner Oſt-indiſchen Reiſe-beſchreibung im 16. Cap. beſchreibet die Jndianiſchen Pfer- ſing alſo. Die Frucht/ von den Niderlaͤnde- ren und Jndianeren Mangos genennt/ wach- ſet an Baͤumen/ ſo dem Baum Jaka nicht unaͤhnlich ſind. Dieſe Mangos ſcheinen ſo groß wie ein Pferſich/ ſind aber laͤnger/ und im Anfang gruͤn/ hernach werden ſie gelb- lichter: wenn man ihnen die duͤnne Schale nimt/ findet man in derſelben ein ſafftiges Marck/ ſo ſaͤurlich und etwas zaͤhe im ſchnei- den befunden wird: inwendig ſitzet ein Stein/ ſo dem Pferſich-ſtein nicht ungleich iſt. Die- ſe Frucht wird von den Oſt-indiſchen Voͤl- ckeren haͤuffig uͤber zuͤckeret/ auch wol einge- ſaltzen/ und hernach an-ſtat des Areks auffge- ſtellet/ iſt in dem uͤbrigen ein gutes Mittel wider das hitzige Fieber. Zu Ormutz ſollen die allerbeſten/ und zwar ſo begierlich und reiſſend verkaufft werden/ daß da ſonſt der Marckt mit allerhand koͤſtlichen Jndiani- ſchen Fruͤchten angehaͤuffet/ dennoch faſt alles fuͤr dieſer Frucht verſchmaͤchet werde/ wie ſolches Garcias ab horto lib. 2. plant. hi- ſtor. cap. 9. berichtet/ und darneben vermel- det/ es ſeye nach dem Unterſcheid der Laͤnde- ren auch die Frucht von verſchiedener Guͤ- te: derjenigen/ die in Ormutz befindlich/ ſchreibt er den erſten und beſten Preis zu; den anderen derſelben/ die in Guſeratte wachſet; den dritten dieſer/ die Balagate zeuget. Er erinneret ſich/ zwey Stuͤcke dieſer Obs- frucht geſehen zuhaben/ welche vier Pfund und ein halbs gewogen. Auf ſeinem Landgut in Bombami hatte er einen Baum/ ſo dieſer Fruͤchte zweyerley Arten getragen/ und im Maymonat ſolche/ die zwar den uͤbrigen mit Geſchmack und Geruch weit vorgangen/ gegen dem Außgang des Herbſt aber andere/ welche noch Koͤſtlicher geweſen. Darneben wachſen ſie auch lieblich in den fuͤrnemſten Staͤdten des Koͤnigs Nizamoxa/ als in Chacanna/ Quindor/ Madanager und Dultabado: man findet ſie ferners gut in der Landſchafft/ Malabar/ Goa/ Bengala/ Pe- gu und Moluca. Die Frucht hat ein gruͤn- roͤthlichte Farb/ und gibt einen annemlichen Geruch von ſich. Man iſſet ſie/ wie in Teutſchland die Pferſich/ auß Wein: ſind auch kalter und feuchter Natur wie die Pfer- ſing. Sie werden in Jndien mit Zucker/ und bißweilen zerſchnitten mit Eßig/ Oel und Saltz eingemacht. Die friſchen Kernen ge- noſſen toͤdten die Wuͤrm im Leib wegen ih- rer Bitterkeit/ gleich wie bey uns die Pfer- ſichkernen. Die Sineſiſche Flora R. P. Mi- chaelis Boym S. I. berichtet/ daß dieſe Frucht bey den Sineſeren Manko genennet werde/ und ſehr uͤberfluͤßig in den Suͤdlichen Land- ſchafften herfuͤrkomme; ſie ſeye bey den Jn- dianeren mancherley Gattung/ waͤge/ wenn ſie groß/ zwey auch zu zeiten drey Pfund/ ſon- derlich ſo ſie entſprieſſet auß dem Zweige ei- nes Baums/ der dem Cederen-baum einge- propffet/ von deſſen Frucht ſie den Geruch und Runtzelichte Haut nicht unzierlich ent- lehnet. Bey welcher Gelegenheit er zugleich andeutet/ daß die Jmpffung und Propffung auff andere Baͤume in Sina nicht auff ſolche Weiß geſchehe/ wie bey uns in Europa: an- gemerckt die Sineſer nur einen Zweig von der Manga abſchneiden/ ſolchen an den Zweig oder Aſt eines anderen Baums ſchlecht anbinden/ und mit Miſt oder Leim be- decken/ worauff die Zweige mit der Zeit ſich ehlich vergatten/ zuſam̃en in einen Leib ver- wachſen/ und Fruͤchte herfuͤr bringen/ deren etliche/ wenn ſie reiff/ gruͤn/ andere gelb oder roth ſind/ auch inwendig ein ſuͤſſes/ gelbes oder purpurfarbiges Marck haben: das in- wendige Kernlein ſeye ſo bitter wie Bellota/ und toͤdte die Wuͤrm im Leib. Under die frembden Pferſichbaͤum wird auch der Jambosbaum gezehlet/ welchen Bernhardus Paludanus in notis ad Linſcotti part. 4. cap. 9. und Chriſtophorus à Coſta in libro aromat. cap. 48. alſo beſchreibet. Die Jndianer halten dieſen Baum hoch/ und ward erſtlich auß Molucca zu ihnen ge- bracht. Er iſt ſo groß wie die groͤſten Spa- niſchen Pomerantze-baͤume/ breitet ſich mit neben Aeſten weit herum/ und gibt ein groſ- ſen Schatten/ derohalben er faſt ſchoͤn anzu- ſehen iſt. Der Stamm und die Aeſte haben ein aſchenfarbe Rinden. Die Blaͤtter ſind ſchoͤn und lind/ laͤnger als die Breite einer Hand/ mit einem dicken Faden in der Laͤnge/ und vielen durchlauffenden Aederlein/ auß- wendig gar gruͤn/ inwendig etwas bleicher/ mit Bluͤmlein/ die ſich aus dem rothen auf die Purpurfarbe ziehen/ und vielen Faͤdem- lein in der Mitte/ die auch lieblich anzuſehen ſind/ ſie haben ein Geſchmack wie die Zinck- lein an den Weinraͤben. Die Frucht iſt in der Groͤſſe einer Birn/ oder nach etlicher Meinung eines groſſen Spaniſchen Gall- aͤpffels: dieſer Fruͤchte ſind zweyerley Art/ eine iſt dunckelroth/ ſihet als ob ſie ſchwartz waͤre/ hat gemeiniglch keinen Kernen/ iſt geſchmackter deñ die andere/ welche blauroth/ oder auß dem roten purpurfaͤrbig/ mit einem lieblichen Roſengeruch/ hat in ſich ein weiſ- ſes und hartes Steinlein oder Kern/ nicht gar rund/ in der Groͤſſe eines Pferſichkerns/ weiß und mit einem rauchen Haͤutlein uͤber- zogen. Dieſe/ ob ſie wol nicht ſo groß wie die vorige/ iſt doch angenehmer den leckermaͤuli- gen Leuten. Sie riechen alle beyde wie liebli- che Roſen/ ſind kalt und feucht/ gantz ſanfft und lind/ mit einem duͤnnen Haͤutlein umb- geben/ das man mit keinem Meſſer kan ab- ſchaͤlen. Dieſer Baum wurtzlet ſehr tieff und wird in vier Jahren fruchtbar/ tragt auch durch das gantze Jahr/ und wird nimmer oh- ne Frucht oder Bluͤth geſehen: Denn er ge- meiniglich entweder voller Bluͤth/ oder voll zeitiger und unzeitiger Fruͤchten ſtehet. Ja wenn die Bluͤmlein abfallen (von welchen das Erdreich anzuſehen iſt/ als waͤre es mit roter Farb angeſtrichen) ſo wachſen wide- rumb friſche: dahero etliche Fruͤchte erſt an- fangen zu wachſen/ andere zu zeitigen/ etliche aber ſchon zeitig ſind/ und geleſen oder ab- gebrochen werden. Wenn man den Baum ſchuͤttelt/ fallen die zeitigen alſobald ab/ ſo man aber die Aeſte unterſich zeucht/ reiſſen ſie leichtlich. Man iſſet dieſe Frucht uͤber dem Tiſch vor anderen Speiſen/ und ſonſten auch den gantzen Tag uͤber. Die Bluͤth und Frucht

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/56>, abgerufen am 24.11.2024.