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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch]
Namen.

POley oder kleiner Balsam heißt Grie-
chisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Lateinisch/
Pulegium. Jtaliänisch/ Pulegio. Fran-
tzösisch/ Puliot. Spanisch/ Polejo. Englisch/
Peny royal/ Pudding grosse. Dänisch/
Polley/ Lappeurt. Niderländisch/ Paleye/
Poleykruyd.

Gestalt.

Der gemeine Poley/ Pulegium, J. B. lati-
folium, C. B.
ist ein Kraut/ das hin und her
auff der Erden kriecht/ wie Quendel/ denn
es nicht in die höhe wächßt/ es wolle denn
blühen/ doch nicht über ein spannen hoch.
Die wurtzel ist dünn und zasicht. Der sten-
gel ist spannen-lang/ viereckicht/ etwas haa-
rig und knodicht/ auff welchem die blumen
rings umb stehen biß oben auß/ gemeinig-
lich weiß-leibfarb/ zu zeiten roth-leibfarb/
bißweilen gantz weiß. Jn dem Sommer/
wenn die Kräuter der hitz halben verdorren/
fängt er an zu blühen/ ob er schon auff dür-
rer Heide stehet. Er wächßt so gern/ daß er
auch auff die Kräntze gebunden/ noch fer-
ners zunimt. Die blätter vergleichen sich
dem Majoran/ sind doch etwas grösser/ und
haben einen scharffen/ doch nicht unliebli-
chen geruch/ und einen brennenden geschmack.
Man findet ihn gern an feuchten auen/ wie-
sen und wäldern. Kein gewächs ist/ das lie-
ber bleibt als der Poley/ denn wo er einmal
hinkomt da bleibt er hangen/ fladert hin und
wider/ und überzieht bißweilen ein gantzes
Feld.

Jn Candien und bey Montpelier in
Franckreich findet man noch ein schön Ge-
schlecht des Poleys/ allda es viel wächßt/
aber gar selten in andern orten gefunden
wird/ man nennet es Pulegium cervinum,
sive angustifolium,
Hirschen-Poley/ oder
schmalblättige Poley/ er hat kleine zarte
blätter/ wie die Saturey. Die blüth ist
braunfarb. Die wurtzel kriecht oben her-
umb/ wie an dem wilden Aurin. Der ge-
ruch ist lieblicher als an dem gemeinen Po-
ley/ und weilen er auch kräfftiger/ brauchen
solchen die Apothecker allda/ an statt des an-
dern. Wenn es bey uns in die Gärten ge-
pflantzet wird/ mehret es sich bald/ und
kriecht weit umb sich.

Eigenschafft.

Poley ist warm und trocken im dritten
grad: hat viel ölicht-flüchtiges/ scharffes
Saltz/ und daher die eigenschafft zu erdün-
neren/ zu eröffnen/ zu zertheilen/ den Harn
und Schweiß zu treiben/ die monatliche
Reinigung zu befördern/ Wind und Blä-
hungen der Därmen und Mutter zu vertrei-
ben/ das Hertz und Haupt zu stärcken/ den
Schleim der Brust zu verzehren: und
Schmertzen zu stillen. Man gebraucht al-
lein die blätter und oberste schößlein/ und
samlet sie im Brachmonat.

Gebrauch.
Zuruckblei-
bende mo-
natliche
reinigung
der Weiber
Frucht/
Nachge-
burt/

Ein handvoll Poley mit ein wenig Saf-
fran/ in einem quartal weissen Weins ge-
sotten/ und in zweymal getruncken/ befür-
dert die monatliche Reinigung der Weiber/
die Frucht und Nachgeburt/ soll aber nicht
[Spaltenumbruch] gebraucht werden/ biß die Weiber ihrer blö-weisser fluß
der Weiber

digkeit wartend sind/ und sie nicht von statt
gehet/ oder sonsten mit dem weissen Fluß be-
laden wären/ daher schwangere Weiber sichStein/
Gelb- und
Wasser-
sucht/
Grimmen.

vor Poley hüten sollen. Solcher Tranck
treibet auch den Harn und Stein/ wehret
der Gelbsucht/ Wassersucht und dem Grim-
men.

Welcher ungesund Wasser trincken muß/Ungesun-
des trinck-
wasser.

der lege Poley darein/ so kan er es ohne scha-
den gebrauchen.

Wenn die Schaaff von dem blühenden
Poley essen/ so fangen sie an zu blärren/
daher er den Griechischen Namen [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]
hat: den Lateinischen Namen Pulegium soll
er darumb haben/ dieweil er die pulices oder
Flöhe verjage/ wenn er grün mit den blu-
men angezündet und damit geräuchert wird.

So man Poley mit ein wenig BibergeilSchlaff-
sucht/ Ohn-
macht/
Mutter-
schmertzen.

und Eßig zerstosset/ in ein tüchlein bindet/
und für die Nasen hält/ erwecket es die
Schlaffsüchtigen/ wehret den Ohnmachten
und Mutter-schmertzen.

Das destillierte Poley-wasser ist insonder-Zuruckblei-
bende mo-
natliche
reinigung/
Geburt/
Nach- oder
Affter-ge-
burt/ todte
Frucht/
weisser
Weiberfluß

heit ein köstliches Mutter-wasser/ befürderet
die monatliche Reinigung/ Geburt/ Nach-
oder Affter-geburt/ und die todte Frucht/
daher die schwangeren Weiber dieses Wasser
nicht brauchen sollen: es erwärmet auch den
Magen/ treibet den Harn/ und ist dienlich
wider den weissen Weiber-fluß/ morgens
nüchtern davon vier oder fünff loth getrun-
cken.

Auß dem frischen/ safftigen/ gestossenen
Poley läßt sich der Safft außpressen/ wel-
cher geläutert/ mit gleichem gewicht Zucker
vermischt/ und also ohne kochung zu einem
Syrup gemacht/ fürtreflich gut ist zu Auff-
lösung des auff der Brust bey Alten undSchleim
der Brust/
Husten/
schwacher
Magen/
Flüß/ ver-
lohrner
Eßlust/
Verstopf-
fungen.

Jungen etwan sitzenden Schleims/ Stil-
lung des dadurch verursachten sehr zähen
und langwierigen Hustens/ Stärckung des
schwachen Magens/ Erweckung des Appe-
tits/ Vertheilung aller zähen Feuchtigkei-
ten/ Tröcknung der Flüssen/ und Eröff-
nung aller von Schleim verstopfften inner-
lichen Gliederen.

So kan man auch auß den obersten Schöß-
lein einen Zucker zubereiten/ welcher in al-
len oberzehlten Zuständen ersprießlich ist.

Wenn das bereits in den Samen schies-
sende Kraut destilliert wird/ so bekomt man
neben dem geistreichen Wasser auch das da-
rüber schwimmende destillierte köstliche Oel/Bauch-
grimmen/
Mutter-
wehe/
Haupt-
schmertzen/
Schlag-
flüß/ Husten
Schwindel
Zahn-
schmertzen.

welches tropffen-weiß inwendig mit Zucker
und andern sachen eingegeben/ außbündige
Krafft hat wider alles Grimmen/ Mutter-
wehe/ Haupt- und Glieder-schmertzen/
Schlaffsuchten/ Schlagflüß/ Husten/
Schwindel und Zahn-schmertzen. Außwen-
dig aber dienet es ebenmäßig zu den Schmer-
tzen-stillenden und vertheilenden Salben.

Man kan auch dieß Kraut zu allen Mut-
ter-Magen-und Haupt-stärckenden Elixie-
ren/ wie auch zu den destillierten Mutter-
wasseren gebrauchen. Sonderlich aber kan
man sich der Essentz davon/ mit Brannten-
wein gemacht/ in oberzehlten
Kranckheiten nutzlich
bedienen.

CAP.
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]
Namen.

POley oder kleiner Balſam heißt Grie-
chiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Lateiniſch/
Pulegium. Jtaliaͤniſch/ Pulegio. Fran-
tzoͤſiſch/ Puliot. Spaniſch/ Polejo. Engliſch/
Peny royal/ Pudding groſſe. Daͤniſch/
Polley/ Lappeurt. Niderlaͤndiſch/ Paleye/
Poleykruyd.

Geſtalt.

Der gemeine Poley/ Pulegium, J. B. lati-
folium, C. B.
iſt ein Kraut/ das hin und her
auff der Erden kriecht/ wie Quendel/ denn
es nicht in die hoͤhe waͤchßt/ es wolle denn
bluͤhen/ doch nicht uͤber ein ſpannen hoch.
Die wurtzel iſt duͤnn und zaſicht. Der ſten-
gel iſt ſpannen-lang/ viereckicht/ etwas haa-
rig und knodicht/ auff welchem die blumen
rings umb ſtehen biß oben auß/ gemeinig-
lich weiß-leibfarb/ zu zeiten roth-leibfarb/
bißweilen gantz weiß. Jn dem Sommer/
wenn die Kraͤuter der hitz halben verdorꝛen/
faͤngt er an zu bluͤhen/ ob er ſchon auff duͤr-
rer Heide ſtehet. Er waͤchßt ſo gern/ daß er
auch auff die Kraͤntze gebunden/ noch fer-
ners zunimt. Die blaͤtter vergleichen ſich
dem Majoran/ ſind doch etwas groͤſſer/ und
haben einen ſcharffen/ doch nicht unliebli-
chen geruch/ und einen breñenden geſchmack.
Man findet ihn gern an feuchten auen/ wie-
ſen und waͤldern. Kein gewaͤchs iſt/ das lie-
ber bleibt als der Poley/ denn wo er einmal
hinkomt da bleibt er hangen/ fladert hin und
wider/ und uͤberzieht bißweilen ein gantzes
Feld.

Jn Candien und bey Montpelier in
Franckreich findet man noch ein ſchoͤn Ge-
ſchlecht des Poleys/ allda es viel waͤchßt/
aber gar ſelten in andern orten gefunden
wird/ man nennet es Pulegium cervinum,
ſive anguſtifolium,
Hirſchen-Poley/ oder
ſchmalblaͤttige Poley/ er hat kleine zarte
blaͤtter/ wie die Saturey. Die bluͤth iſt
braunfarb. Die wurtzel kriecht oben her-
umb/ wie an dem wilden Aurin. Der ge-
ruch iſt lieblicher als an dem gemeinen Po-
ley/ und weilen er auch kraͤfftiger/ brauchen
ſolchen die Apothecker allda/ an ſtatt des an-
dern. Wenn es bey uns in die Gaͤrten ge-
pflantzet wird/ mehret es ſich bald/ und
kriecht weit umb ſich.

Eigenſchafft.

Poley iſt warm und trocken im dritten
grad: hat viel oͤlicht-fluͤchtiges/ ſcharffes
Saltz/ und daher die eigenſchafft zu erduͤn-
neren/ zu eroͤffnen/ zu zertheilen/ den Harn
und Schweiß zu treiben/ die monatliche
Reinigung zu befoͤrdern/ Wind und Blaͤ-
hungen der Daͤrmen und Mutter zu vertrei-
ben/ das Hertz und Haupt zu ſtaͤrcken/ den
Schleim der Bruſt zu verzehren: und
Schmertzen zu ſtillen. Man gebraucht al-
lein die blaͤtter und oberſte ſchoͤßlein/ und
ſamlet ſie im Brachmonat.

Gebrauch.
Zuꝛuckblei-
bende mo-
natliche
reinigung
der Weiber
Frucht/
Nachge-
burt/

Ein handvoll Poley mit ein wenig Saf-
fran/ in einem quartal weiſſen Weins ge-
ſotten/ und in zweymal getruncken/ befuͤr-
dert die monatliche Reinigung der Weiber/
die Frucht und Nachgeburt/ ſoll aber nicht
[Spaltenumbruch] gebraucht werden/ biß die Weiber ihrer bloͤ-weiſſer fluß
der Weiber

digkeit wartend ſind/ und ſie nicht von ſtatt
gehet/ oder ſonſten mit dem weiſſen Fluß be-
laden waͤren/ daher ſchwangere Weiber ſichStein/
Gelb- und
Waſſer-
ſucht/
Grimmen.

vor Poley huͤten ſollen. Solcher Tranck
treibet auch den Harn und Stein/ wehret
der Gelbſucht/ Waſſerſucht und dem Grim-
men.

Welcher ungeſund Waſſer trincken muß/Ungeſun-
des trinck-
waſſer.

der lege Poley darein/ ſo kan er es ohne ſcha-
den gebrauchen.

Wenn die Schaaff von dem bluͤhenden
Poley eſſen/ ſo fangen ſie an zu blaͤrꝛen/
daher er den Griechiſchen Namen [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]
hat: den Lateiniſchen Namen Pulegium ſoll
er darumb haben/ dieweil er die pulices oder
Floͤhe verjage/ wenn er gruͤn mit den blu-
men angezuͤndet und damit geraͤuchert wird.

So man Poley mit ein wenig BibergeilSchlaff-
ſucht/ Ohn-
macht/
Mutter-
ſchmertzen.

und Eßig zerſtoſſet/ in ein tuͤchlein bindet/
und fuͤr die Naſen haͤlt/ erwecket es die
Schlaffſuͤchtigen/ wehret den Ohnmachten
und Mutter-ſchmertzen.

Das deſtillierte Poley-waſſer iſt inſonder-Zuruckblei-
bende mo-
natliche
reinigung/
Geburt/
Nach- oder
Affter-ge-
burt/ todte
Frucht/
weiſſer
Weibeꝛfluß

heit ein koͤſtliches Mutter-waſſer/ befuͤrderet
die monatliche Reinigung/ Geburt/ Nach-
oder Affter-geburt/ und die todte Frucht/
daher die ſchwangeren Weiber dieſes Waſſer
nicht brauchen ſollen: es erwaͤrmet auch den
Magen/ treibet den Harn/ und iſt dienlich
wider den weiſſen Weiber-fluß/ morgens
nuͤchtern davon vier oder fuͤnff loth getrun-
cken.

Auß dem friſchen/ ſafftigen/ geſtoſſenen
Poley laͤßt ſich der Safft außpreſſen/ wel-
cher gelaͤutert/ mit gleichem gewicht Zucker
vermiſcht/ und alſo ohne kochung zu einem
Syrup gemacht/ fuͤrtreflich gut iſt zu Auff-
loͤſung des auff der Bruſt bey Alten undSchleim
der Bruſt/
Huſten/
ſchwacher
Magen/
Fluͤß/ ver-
lohrner
Eßluſt/
Verſtopf-
fungen.

Jungen etwan ſitzenden Schleims/ Stil-
lung des dadurch verurſachten ſehr zaͤhen
und langwierigen Huſtens/ Staͤrckung des
ſchwachen Magens/ Erweckung des Appe-
tits/ Vertheilung aller zaͤhen Feuchtigkei-
ten/ Troͤcknung der Fluͤſſen/ und Eroͤff-
nung aller von Schleim verſtopfften inner-
lichen Gliederen.

So kan man auch auß den oberſten Schoͤß-
lein einen Zucker zubereiten/ welcher in al-
len oberzehlten Zuſtaͤnden erſprießlich iſt.

Wenn das bereits in den Samen ſchieſ-
ſende Kraut deſtilliert wird/ ſo bekomt man
neben dem geiſtreichen Waſſer auch das da-
ruͤber ſchwimmende deſtillierte koͤſtliche Oel/Bauch-
grimmen/
Mutter-
wehe/
Haupt-
ſchmertzen/
Schlag-
fluͤß/ Huſtẽ
Schwindel
Zahn-
ſchmertzen.

welches tropffen-weiß inwendig mit Zucker
und andern ſachen eingegeben/ außbuͤndige
Krafft hat wider alles Grimmen/ Mutter-
wehe/ Haupt- und Glieder-ſchmertzen/
Schlaffſuchten/ Schlagfluͤß/ Huſten/
Schwindel und Zahn-ſchmertzen. Außwen-
dig aber dienet es ebenmaͤßig zu den Schmer-
tzen-ſtillenden und vertheilenden Salben.

Man kan auch dieß Kraut zu allen Mut-
ter-Magen-und Haupt-ſtaͤrckenden Elixie-
ren/ wie auch zu den deſtillierten Mutter-
waſſeren gebrauchen. Sonderlich aber kan
man ſich der Eſſentz davon/ mit Brannten-
wein gemacht/ in oberzehlten
Kranckheiten nutzlich
bedienen.

CAP.
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[671/0687] Von den Kraͤuteren. Namen. POley oder kleiner Balſam heißt Grie- chiſch/ __. Lateiniſch/ Pulegium. Jtaliaͤniſch/ Pulegio. Fran- tzoͤſiſch/ Puliot. Spaniſch/ Polejo. Engliſch/ Peny royal/ Pudding groſſe. Daͤniſch/ Polley/ Lappeurt. Niderlaͤndiſch/ Paleye/ Poleykruyd. Geſtalt. Der gemeine Poley/ Pulegium, J. B. lati- folium, C. B. iſt ein Kraut/ das hin und her auff der Erden kriecht/ wie Quendel/ denn es nicht in die hoͤhe waͤchßt/ es wolle denn bluͤhen/ doch nicht uͤber ein ſpannen hoch. Die wurtzel iſt duͤnn und zaſicht. Der ſten- gel iſt ſpannen-lang/ viereckicht/ etwas haa- rig und knodicht/ auff welchem die blumen rings umb ſtehen biß oben auß/ gemeinig- lich weiß-leibfarb/ zu zeiten roth-leibfarb/ bißweilen gantz weiß. Jn dem Sommer/ wenn die Kraͤuter der hitz halben verdorꝛen/ faͤngt er an zu bluͤhen/ ob er ſchon auff duͤr- rer Heide ſtehet. Er waͤchßt ſo gern/ daß er auch auff die Kraͤntze gebunden/ noch fer- ners zunimt. Die blaͤtter vergleichen ſich dem Majoran/ ſind doch etwas groͤſſer/ und haben einen ſcharffen/ doch nicht unliebli- chen geruch/ und einen breñenden geſchmack. Man findet ihn gern an feuchten auen/ wie- ſen und waͤldern. Kein gewaͤchs iſt/ das lie- ber bleibt als der Poley/ denn wo er einmal hinkomt da bleibt er hangen/ fladert hin und wider/ und uͤberzieht bißweilen ein gantzes Feld. Jn Candien und bey Montpelier in Franckreich findet man noch ein ſchoͤn Ge- ſchlecht des Poleys/ allda es viel waͤchßt/ aber gar ſelten in andern orten gefunden wird/ man nennet es Pulegium cervinum, ſive anguſtifolium, Hirſchen-Poley/ oder ſchmalblaͤttige Poley/ er hat kleine zarte blaͤtter/ wie die Saturey. Die bluͤth iſt braunfarb. Die wurtzel kriecht oben her- umb/ wie an dem wilden Aurin. Der ge- ruch iſt lieblicher als an dem gemeinen Po- ley/ und weilen er auch kraͤfftiger/ brauchen ſolchen die Apothecker allda/ an ſtatt des an- dern. Wenn es bey uns in die Gaͤrten ge- pflantzet wird/ mehret es ſich bald/ und kriecht weit umb ſich. Eigenſchafft. Poley iſt warm und trocken im dritten grad: hat viel oͤlicht-fluͤchtiges/ ſcharffes Saltz/ und daher die eigenſchafft zu erduͤn- neren/ zu eroͤffnen/ zu zertheilen/ den Harn und Schweiß zu treiben/ die monatliche Reinigung zu befoͤrdern/ Wind und Blaͤ- hungen der Daͤrmen und Mutter zu vertrei- ben/ das Hertz und Haupt zu ſtaͤrcken/ den Schleim der Bruſt zu verzehren: und Schmertzen zu ſtillen. Man gebraucht al- lein die blaͤtter und oberſte ſchoͤßlein/ und ſamlet ſie im Brachmonat. Gebrauch. Ein handvoll Poley mit ein wenig Saf- fran/ in einem quartal weiſſen Weins ge- ſotten/ und in zweymal getruncken/ befuͤr- dert die monatliche Reinigung der Weiber/ die Frucht und Nachgeburt/ ſoll aber nicht gebraucht werden/ biß die Weiber ihrer bloͤ- digkeit wartend ſind/ und ſie nicht von ſtatt gehet/ oder ſonſten mit dem weiſſen Fluß be- laden waͤren/ daher ſchwangere Weiber ſich vor Poley huͤten ſollen. Solcher Tranck treibet auch den Harn und Stein/ wehret der Gelbſucht/ Waſſerſucht und dem Grim- men. weiſſer fluß der Weiber Stein/ Gelb- und Waſſer- ſucht/ Grimmen. Welcher ungeſund Waſſer trincken muß/ der lege Poley darein/ ſo kan er es ohne ſcha- den gebrauchen. Ungeſun- des trinck- waſſer. Wenn die Schaaff von dem bluͤhenden Poley eſſen/ ſo fangen ſie an zu blaͤrꝛen/ daher er den Griechiſchen Namen _ hat: den Lateiniſchen Namen Pulegium ſoll er darumb haben/ dieweil er die pulices oder Floͤhe verjage/ wenn er gruͤn mit den blu- men angezuͤndet und damit geraͤuchert wird. So man Poley mit ein wenig Bibergeil und Eßig zerſtoſſet/ in ein tuͤchlein bindet/ und fuͤr die Naſen haͤlt/ erwecket es die Schlaffſuͤchtigen/ wehret den Ohnmachten und Mutter-ſchmertzen. Schlaff- ſucht/ Ohn- macht/ Mutter- ſchmertzen. Das deſtillierte Poley-waſſer iſt inſonder- heit ein koͤſtliches Mutter-waſſer/ befuͤrderet die monatliche Reinigung/ Geburt/ Nach- oder Affter-geburt/ und die todte Frucht/ daher die ſchwangeren Weiber dieſes Waſſer nicht brauchen ſollen: es erwaͤrmet auch den Magen/ treibet den Harn/ und iſt dienlich wider den weiſſen Weiber-fluß/ morgens nuͤchtern davon vier oder fuͤnff loth getrun- cken. Zuruckblei- bende mo- natliche reinigung/ Geburt/ Nach- oder Affter-ge- burt/ todte Frucht/ weiſſer Weibeꝛfluß Auß dem friſchen/ ſafftigen/ geſtoſſenen Poley laͤßt ſich der Safft außpreſſen/ wel- cher gelaͤutert/ mit gleichem gewicht Zucker vermiſcht/ und alſo ohne kochung zu einem Syrup gemacht/ fuͤrtreflich gut iſt zu Auff- loͤſung des auff der Bruſt bey Alten und Jungen etwan ſitzenden Schleims/ Stil- lung des dadurch verurſachten ſehr zaͤhen und langwierigen Huſtens/ Staͤrckung des ſchwachen Magens/ Erweckung des Appe- tits/ Vertheilung aller zaͤhen Feuchtigkei- ten/ Troͤcknung der Fluͤſſen/ und Eroͤff- nung aller von Schleim verſtopfften inner- lichen Gliederen. Schleim der Bruſt/ Huſten/ ſchwacher Magen/ Fluͤß/ ver- lohrner Eßluſt/ Verſtopf- fungen. So kan man auch auß den oberſten Schoͤß- lein einen Zucker zubereiten/ welcher in al- len oberzehlten Zuſtaͤnden erſprießlich iſt. Wenn das bereits in den Samen ſchieſ- ſende Kraut deſtilliert wird/ ſo bekomt man neben dem geiſtreichen Waſſer auch das da- ruͤber ſchwimmende deſtillierte koͤſtliche Oel/ welches tropffen-weiß inwendig mit Zucker und andern ſachen eingegeben/ außbuͤndige Krafft hat wider alles Grimmen/ Mutter- wehe/ Haupt- und Glieder-ſchmertzen/ Schlaffſuchten/ Schlagfluͤß/ Huſten/ Schwindel und Zahn-ſchmertzen. Außwen- dig aber dienet es ebenmaͤßig zu den Schmer- tzen-ſtillenden und vertheilenden Salben. Bauch- grimmen/ Mutter- wehe/ Haupt- ſchmertzen/ Schlag- fluͤß/ Huſtẽ Schwindel Zahn- ſchmertzen. Man kan auch dieß Kraut zu allen Mut- ter-Magen-und Haupt-ſtaͤrckenden Elixie- ren/ wie auch zu den deſtillierten Mutter- waſſeren gebrauchen. Sonderlich aber kan man ſich der Eſſentz davon/ mit Brannten- wein gemacht/ in oberzehlten Kranckheiten nutzlich bedienen. CAP.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 671. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/687>, abgerufen am 22.11.2024.