Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] es auff den Oesterreichischen Alp-gebürgen/
insonderheit auff dem Schneeberg gefunden.

6. Der glatte Berg-Sesel/ Seseli monta-
num cicutae folio glabrum, C. B. Alpinum sive
montanum primum Clusio, folio splendente,
flosculis albis, J. B. it. Ligusticum alterum Bel-
gicum follis fere Absinthii, semine rotundo, Ej.

hat einen runden hohlkehligen und knöpffich-
ten stengel/ der ist mehr als zwo elen hoch/
und in neben-ästlein zertheilt: die blätter
sind wie der wilden Pasteney-blätter zer-
schnitten: die Dolden oder Kron bestehet
auß kleinen weissen Blumen/ denen ein klei-
ner gewürtzter samen nachfolget. Das gan-
tze Kraut vergleicht sich an dem geruch der
Pasteney/ und wächßt auff den nassen wie-
sen zu Michelfelden.

7. Der Matten-Sesel/ Siler pratense, Dod.
Seseli pratense, C. B. Silaum quibusdam flore
luteolo, J. B.
ist dem Berg-Sesel gleich/ wäch-
set zweyer elen hoch. Die blätter sind breit/
schwartz und in viel stück zertheilt. Die dol-
de vergleicht sich mit des Berg-peterleins
kron/ aber der Samen ist kleiner/ ein wenig
scharff und geringen geruchs. Die wurtzel
scheinet aussen schwartz/ und inwendig weiß.
Man findet es in Franckreich auff den mat-
ten und feuchten orten. Jn Holland wird
es in den Gärten gepflantzet. Allhier kommet
es auff den Wiesen des Muttentzer-Bergs
herfür.



CAPUT IV.
[Abbildung] Panax und andere Gummi.
Heraclischer Panax.
Panax
Heracleum.

Namen.

PAnax heisset Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], [fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 3 Wörter fehlen], [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Panax, Pa-
nax Heracleum, Panax Herculeum;

Jtaliänisch/ Panace heracleo.

[Spaltenumbruch]

Das Gummi oder Safft/ welcher auß
der wurtzel und dem stengel dieses Krauts
gesamlet wird/ heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt].
Lateinisch/ Opopanax, Gummi Panacis, La-
cryma vel Succus Panacis.
Jtaliänisch/ Opo-
panaco.
Frantzösisch/ Opopanac. Spanisch/
Opopanaque.

Gestalt.

Der allhier abgebildete Heraclische Pa-
nax/ Panax Sphondylii folio, sive Heracleum,
C. B. Sphondylium majus sive Panax Hera-
cleum quibusdam, J. B.
hat eine weisse dicke
wurtzel/ die sich gleich von ihrem haupt in
6. oder 7. wurtzeln eines kleinen Fingers dick
abtheilet/ sind eines zimlichen starcken ge-
ruchs/ und räsen/ scharffen/ bitterlichten
geschmacks/ haben wenig Neben-würtzlein.
Die blätter sind mit fünf schnitten zertheilt/
und gerings herumb zerkerfft/ vergleichen
sich etlicher massen den blättern des Feigen-
baums/ sind an der farb graß-grün/ rauch
und scharff/ ligen auff der Erden außgebrei-
tet. Die stengel sind lang und hoch/ fast wie
die stengel des Ferul-krauts/ mit weissen
härlein/ als wenn sie mit weisser Wollen
umbgeben wären/ daran stehen auch ge-
rings umbher blätter/ die sind aber viel klei-
ner als die untersten. Oben am Gipffel
trägt er schöne Kronen/ wie ein Schatt-
hütlein/ mit weissen oder gelben Blumen/ die
bringen einen wolriechenden/ breiten am ge-
schmack scharffen und hitzigen samen. Die-
ses Kraut wächßt bey Cyrenen in dem Land
Lybia und Macedonia/ wie auch in Beo-
tia und Phocide/ der Landschafft Arcadia.
Heutiges Tages findet man es auch in A-
pulien/ auff dem Apenninischen Gebürg/
und Engelsberg Gargano in grosser men-
ge/ wird auch hin und wider in unserem
Ober- und Nider-teutschland in den Lust-
gärten gepflantzet.

Der Safft Opopanax, oder Heilwurtz-
gummi/ wird von den Jnwohnern selbiger
Orten auff folgende weiß gesamblet. Wenn
die stengel herfür stossen/ und noch zart sind/
so umbgrabet man sie/ und verwundet die
wurtzel/ darauß fliesset ein hartzichtiger safft/
den empfanget man auff des Krauts blätter/
welche man zuvor in die gemeldten Gruben
undergestrewet hat/ wenn er getröcknet ist/
gewinnet er außwendig eine gelbe Saffran-
farb/ den hält man alßdenn auff. Desselbi-
gen gleichen verwundet man auch die sten-
gel/ in dem Sommer zur zeit der Ernd/ den
safft welcher darauß fliesset/ samlet man
wie vorgemeldt. Die besten Wurtzeln sind
dick/ völlig/ weiß/ trocken/ nicht runtzlicht
und wurmstichig/ am Geschmack scharff
und hitzig/ und mit einem Würtz- oder Spe-
cerey-geruch begabet. Der Same ist der be-
ste/ welcher von dem mittelsten stengel ge-
samlet wird/ der aber von den neben-zwei-
gen/ ist schwächer und unkräfftiger.

Der beste Opopanax ist bitter am Ge-
schmack/ außwendig gelb und Saffranfarb/
inwendig weiß oder bleich-gelb/ glatt/ fett/
und der leichtlich zertrieben oder zerlassen
wird/ so man Wasser oder Essig darüber
giesset/ und der einen harten Geruch von
sich giebet/ der schwartze und weiche ist nicht

gut.

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] es auff den Oeſterꝛeichiſchen Alp-gebuͤrgen/
inſonderheit auff dem Schneeberg gefunden.

6. Der glatte Berg-Seſel/ Seſeli monta-
num cicutæ folio glabrum, C. B. Alpinum ſive
montanum primum Cluſio, folio ſplendente,
floſculis albis, J. B. it. Liguſticum alterum Bel-
gicum follis ferè Abſinthii, ſemine rotundo, Ej.

hat einen runden hohlkehligen und knoͤpffich-
ten ſtengel/ der iſt mehr als zwo elen hoch/
und in neben-aͤſtlein zertheilt: die blaͤtter
ſind wie der wilden Paſteney-blaͤtter zer-
ſchnitten: die Dolden oder Kron beſtehet
auß kleinen weiſſen Blumen/ denen ein klei-
ner gewuͤrtzter ſamen nachfolget. Das gan-
tze Kraut vergleicht ſich an dem geruch der
Paſteney/ und wächßt auff den naſſen wie-
ſen zu Michelfelden.

7. Der Matten-Seſel/ Siler pratenſe, Dod.
Seſeli pratenſe, C. B. Silaum quibuſdam flore
luteolo, J. B.
iſt dem Berg-Seſel gleich/ waͤch-
ſet zweyer elen hoch. Die blaͤtter ſind breit/
ſchwartz und in viel ſtuͤck zertheilt. Die dol-
de vergleicht ſich mit des Berg-peterleins
kron/ aber der Samen iſt kleiner/ ein wenig
ſcharff und geringen geruchs. Die wurtzel
ſcheinet auſſen ſchwartz/ und inwendig weiß.
Man findet es in Franckreich auff den mat-
ten und feuchten orten. Jn Holland wird
es in den Gaͤrten gepflantzet. Allhier kom̃et
es auff den Wieſen des Muttentzer-Bergs
herfuͤr.



CAPUT IV.
[Abbildung] Panax und andere Gummi.
Heracliſcher Panax.
Panax
Heracleum.

Namen.

PAnax heiſſet Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], [fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 3 Wörter fehlen], [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Panax, Pa-
nax Heracleum, Panax Herculeum;

Jtaliaͤniſch/ Panace heracleo.

[Spaltenumbruch]

Das Gummi oder Safft/ welcher auß
der wurtzel und dem ſtengel dieſes Krauts
geſamlet wird/ heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt].
Lateiniſch/ Opopanax, Gummi Panacis, La-
cryma vel Succus Panacis.
Jtaliaͤniſch/ Opo-
panaco.
Frantzoͤſiſch/ Opopanac. Spaniſch/
Opopanaque.

Geſtalt.

Der allhier abgebildete Heracliſche Pa-
nax/ Panax Sphondylii folio, ſive Heracleum,
C. B. Sphondylium majus ſive Panax Hera-
cleum quibusdam, J. B.
hat eine weiſſe dicke
wurtzel/ die ſich gleich von ihrem haupt in
6. oder 7. wurtzeln eines kleinen Fingers dick
abtheilet/ ſind eines zimlichen ſtarcken ge-
ruchs/ und raͤſen/ ſcharffen/ bitterlichten
geſchmacks/ haben wenig Neben-wuͤrtzlein.
Die blaͤtter ſind mit fuͤnf ſchnitten zertheilt/
und gerings herumb zerkerfft/ vergleichen
ſich etlicher maſſen den blaͤttern des Feigen-
baums/ ſind an der farb graß-gruͤn/ rauch
und ſcharff/ ligen auff der Erden außgebrei-
tet. Die ſtengel ſind lang und hoch/ faſt wie
die ſtengel des Ferul-krauts/ mit weiſſen
haͤrlein/ als wenn ſie mit weiſſer Wollen
umbgeben waͤren/ daran ſtehen auch ge-
rings umbher blaͤtter/ die ſind aber viel klei-
ner als die unterſten. Oben am Gipffel
traͤgt er ſchoͤne Kronen/ wie ein Schatt-
huͤtlein/ mit weiſſen oder gelben Blumen/ die
bringen einen wolriechenden/ breiten am ge-
ſchmack ſcharffen und hitzigen ſamen. Die-
ſes Kraut waͤchßt bey Cyrenen in dem Land
Lybia und Macedonia/ wie auch in Beo-
tia und Phocide/ der Landſchafft Arcadia.
Heutiges Tages findet man es auch in A-
pulien/ auff dem Apenniniſchen Gebuͤrg/
und Engelsberg Gargano in groſſer men-
ge/ wird auch hin und wider in unſerem
Ober- und Nider-teutſchland in den Luſt-
gaͤrten gepflantzet.

Der Safft Opopanax, oder Heilwurtz-
gummi/ wird von den Jnwohnern ſelbiger
Orten auff folgende weiß geſamblet. Wenn
die ſtengel herfuͤr ſtoſſen/ und noch zart ſind/
ſo umbgrabet man ſie/ und verwundet die
wurtzel/ darauß flieſſet ein hartzichtiger ſafft/
den empfanget man auff des Krauts blaͤtter/
welche man zuvor in die gemeldten Gruben
undergeſtrewet hat/ wenn er getroͤcknet iſt/
gewinnet er außwendig eine gelbe Saffran-
farb/ den haͤlt man alßdenn auff. Deſſelbi-
gen gleichen verwundet man auch die ſten-
gel/ in dem Sommer zur zeit der Ernd/ den
ſafft welcher darauß flieſſet/ ſamlet man
wie vorgemeldt. Die beſten Wurtzeln ſind
dick/ voͤllig/ weiß/ trocken/ nicht runtzlicht
und wurmſtichig/ am Geſchmack ſcharff
und hitzig/ und mit einem Wuͤrtz- oder Spe-
cerey-geruch begabet. Der Same iſt der be-
ſte/ welcher von dem mittelſten ſtengel ge-
ſamlet wird/ der aber von den neben-zwei-
gen/ iſt ſchwaͤcher und unkraͤfftiger.

Der beſte Opopanax iſt bitter am Ge-
ſchmack/ außwendig gelb und Saffranfarb/
inwendig weiß oder bleich-gelb/ glatt/ fett/
und der leichtlich zertrieben oder zerlaſſen
wird/ ſo man Waſſer oder Eſſig daruͤber
gieſſet/ und der einen harten Geruch von
ſich giebet/ der ſchwartze und weiche iſt nicht

gut.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0710" n="694"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Vierte Buch/</hi></fw><lb/><cb/>
es auff den Oe&#x017F;ter&#xA75B;eichi&#x017F;chen Alp-gebu&#x0364;rgen/<lb/>
in&#x017F;onderheit auff dem Schneeberg gefunden.</p><lb/>
            <p>6. Der glatte Berg-Se&#x017F;el/ <hi rendition="#aq">Se&#x017F;eli monta-<lb/>
num cicutæ folio glabrum, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Alpinum &#x017F;ive<lb/>
montanum primum Clu&#x017F;io, folio &#x017F;plendente,<lb/>
flo&#x017F;culis albis, <hi rendition="#i">J. B.</hi> it. Ligu&#x017F;ticum alterum Bel-<lb/>
gicum follis ferè Ab&#x017F;inthii, &#x017F;emine rotundo, <hi rendition="#i">Ej.</hi></hi><lb/>
hat einen runden hohlkehligen und kno&#x0364;pffich-<lb/>
ten &#x017F;tengel/ der i&#x017F;t mehr als zwo elen hoch/<lb/>
und in neben-a&#x0364;&#x017F;tlein zertheilt: die bla&#x0364;tter<lb/>
&#x017F;ind wie der wilden Pa&#x017F;teney-bla&#x0364;tter zer-<lb/>
&#x017F;chnitten: die Dolden oder Kron be&#x017F;tehet<lb/>
auß kleinen wei&#x017F;&#x017F;en Blumen/ denen ein klei-<lb/>
ner gewu&#x0364;rtzter &#x017F;amen nachfolget. Das gan-<lb/>
tze Kraut vergleicht &#x017F;ich an dem geruch der<lb/>
Pa&#x017F;teney/ und wächßt auff den na&#x017F;&#x017F;en wie-<lb/>
&#x017F;en zu Michelfelden.</p><lb/>
            <p>7. Der Matten-Se&#x017F;el/ <hi rendition="#aq">Siler praten&#x017F;e, <hi rendition="#i">Dod.</hi><lb/>
Se&#x017F;eli praten&#x017F;e, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Silaum quibu&#x017F;dam flore<lb/>
luteolo, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> i&#x017F;t dem Berg-Se&#x017F;el gleich/ wa&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;et zweyer elen hoch. Die bla&#x0364;tter &#x017F;ind breit/<lb/>
&#x017F;chwartz und in viel &#x017F;tu&#x0364;ck zertheilt. Die dol-<lb/>
de vergleicht &#x017F;ich mit des Berg-peterleins<lb/>
kron/ aber der Samen i&#x017F;t kleiner/ ein wenig<lb/>
&#x017F;charff und geringen geruchs. Die wurtzel<lb/>
&#x017F;cheinet au&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chwartz/ und inwendig weiß.<lb/>
Man findet es in Franckreich auff den mat-<lb/>
ten und feuchten orten. Jn Holland wird<lb/>
es in den Ga&#x0364;rten gepflantzet. Allhier kom&#x0303;et<lb/>
es auff den Wie&#x017F;en des Muttentzer-Bergs<lb/>
herfu&#x0364;r.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT IV</hi>.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Panax und andere Gummi.<lb/>
Heracli&#x017F;cher Panax.</hi> <hi rendition="#aq">Panax<lb/>
Heracleum.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">P</hi>Anax hei&#x017F;&#x017F;et Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>, <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="2"/></foreign>-<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="3"/></foreign>, <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Panax, Pa-<lb/>
nax Heracleum, Panax Herculeum;</hi><lb/>
Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Panace heracleo.</hi></p><lb/>
            <cb/>
            <p>Das Gummi oder Safft/ welcher auß<lb/>
der wurtzel und dem &#x017F;tengel die&#x017F;es Krauts<lb/>
ge&#x017F;amlet wird/ heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>.<lb/>
Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Opopanax, Gummi Panacis, La-<lb/>
cryma vel Succus Panacis.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Opo-<lb/>
panaco.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Opopanac.</hi> Spani&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Opopanaque.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Der allhier abgebildete Heracli&#x017F;che Pa-<lb/>
nax/ <hi rendition="#aq">Panax Sphondylii folio, &#x017F;ive Heracleum,<lb/><hi rendition="#i">C. B.</hi> Sphondylium majus &#x017F;ive Panax Hera-<lb/>
cleum quibusdam, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> hat eine wei&#x017F;&#x017F;e dicke<lb/>
wurtzel/ die &#x017F;ich gleich von ihrem haupt in<lb/>
6. oder 7. wurtzeln eines kleinen Fingers dick<lb/>
abtheilet/ &#x017F;ind eines zimlichen &#x017F;tarcken ge-<lb/>
ruchs/ und ra&#x0364;&#x017F;en/ &#x017F;charffen/ bitterlichten<lb/>
ge&#x017F;chmacks/ haben wenig Neben-wu&#x0364;rtzlein.<lb/>
Die bla&#x0364;tter &#x017F;ind mit fu&#x0364;nf &#x017F;chnitten zertheilt/<lb/>
und gerings herumb zerkerfft/ vergleichen<lb/>
&#x017F;ich etlicher ma&#x017F;&#x017F;en den bla&#x0364;ttern des Feigen-<lb/>
baums/ &#x017F;ind an der farb graß-gru&#x0364;n/ rauch<lb/>
und &#x017F;charff/ ligen auff der Erden außgebrei-<lb/>
tet. Die &#x017F;tengel &#x017F;ind lang und hoch/ fa&#x017F;t wie<lb/>
die &#x017F;tengel des Ferul-krauts/ mit wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ha&#x0364;rlein/ als wenn &#x017F;ie mit wei&#x017F;&#x017F;er Wollen<lb/>
umbgeben wa&#x0364;ren/ daran &#x017F;tehen auch ge-<lb/>
rings umbher bla&#x0364;tter/ die &#x017F;ind aber viel klei-<lb/>
ner als die unter&#x017F;ten. Oben am Gipffel<lb/>
tra&#x0364;gt er &#x017F;cho&#x0364;ne Kronen/ wie ein Schatt-<lb/>
hu&#x0364;tlein/ mit wei&#x017F;&#x017F;en oder gelben Blumen/ die<lb/>
bringen einen wolriechenden/ breiten am ge-<lb/>
&#x017F;chmack &#x017F;charffen und hitzigen &#x017F;amen. Die-<lb/>
&#x017F;es Kraut wa&#x0364;chßt bey Cyrenen in dem Land<lb/>
Lybia und Macedonia/ wie auch in Beo-<lb/>
tia und Phocide/ der Land&#x017F;chafft Arcadia.<lb/>
Heutiges Tages findet man es auch in A-<lb/>
pulien/ auff dem Apennini&#x017F;chen Gebu&#x0364;rg/<lb/>
und Engelsberg Gargano in gro&#x017F;&#x017F;er men-<lb/>
ge/ wird auch hin und wider in un&#x017F;erem<lb/>
Ober- und Nider-teut&#x017F;chland in den Lu&#x017F;t-<lb/>
ga&#x0364;rten gepflantzet.</p><lb/>
            <p>Der Safft <hi rendition="#aq">Opopanax,</hi> oder Heilwurtz-<lb/>
gummi/ wird von den Jnwohnern &#x017F;elbiger<lb/>
Orten auff folgende weiß ge&#x017F;amblet. Wenn<lb/>
die &#x017F;tengel herfu&#x0364;r &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und noch zart &#x017F;ind/<lb/>
&#x017F;o umbgrabet man &#x017F;ie/ und verwundet die<lb/>
wurtzel/ darauß flie&#x017F;&#x017F;et ein hartzichtiger &#x017F;afft/<lb/>
den empfanget man auff des Krauts bla&#x0364;tter/<lb/>
welche man zuvor in die gemeldten Gruben<lb/>
underge&#x017F;trewet hat/ wenn er getro&#x0364;cknet i&#x017F;t/<lb/>
gewinnet er außwendig eine gelbe Saffran-<lb/>
farb/ den ha&#x0364;lt man alßdenn auff. De&#x017F;&#x017F;elbi-<lb/>
gen gleichen verwundet man auch die &#x017F;ten-<lb/>
gel/ in dem Sommer zur zeit der Ernd/ den<lb/>
&#x017F;afft welcher darauß flie&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;amlet man<lb/>
wie vorgemeldt. Die be&#x017F;ten Wurtzeln &#x017F;ind<lb/>
dick/ vo&#x0364;llig/ weiß/ trocken/ nicht runtzlicht<lb/>
und wurm&#x017F;tichig/ am Ge&#x017F;chmack &#x017F;charff<lb/>
und hitzig/ und mit einem Wu&#x0364;rtz- oder Spe-<lb/>
cerey-geruch begabet. Der Same i&#x017F;t der be-<lb/>
&#x017F;te/ welcher von dem mittel&#x017F;ten &#x017F;tengel ge-<lb/>
&#x017F;amlet wird/ der aber von den neben-zwei-<lb/>
gen/ i&#x017F;t &#x017F;chwa&#x0364;cher und unkra&#x0364;fftiger.</p><lb/>
            <p>Der be&#x017F;te <hi rendition="#aq">Opopanax</hi> i&#x017F;t bitter am Ge-<lb/>
&#x017F;chmack/ außwendig gelb und Saffranfarb/<lb/>
inwendig weiß oder bleich-gelb/ glatt/ fett/<lb/>
und der leichtlich zertrieben oder zerla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wird/ &#x017F;o man Wa&#x017F;&#x017F;er oder E&#x017F;&#x017F;ig daru&#x0364;ber<lb/>
gie&#x017F;&#x017F;et/ und der einen harten Geruch von<lb/>
&#x017F;ich giebet/ der &#x017F;chwartze und weiche i&#x017F;t nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gut.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[694/0710] Das Vierte Buch/ es auff den Oeſterꝛeichiſchen Alp-gebuͤrgen/ inſonderheit auff dem Schneeberg gefunden. 6. Der glatte Berg-Seſel/ Seſeli monta- num cicutæ folio glabrum, C. B. Alpinum ſive montanum primum Cluſio, folio ſplendente, floſculis albis, J. B. it. Liguſticum alterum Bel- gicum follis ferè Abſinthii, ſemine rotundo, Ej. hat einen runden hohlkehligen und knoͤpffich- ten ſtengel/ der iſt mehr als zwo elen hoch/ und in neben-aͤſtlein zertheilt: die blaͤtter ſind wie der wilden Paſteney-blaͤtter zer- ſchnitten: die Dolden oder Kron beſtehet auß kleinen weiſſen Blumen/ denen ein klei- ner gewuͤrtzter ſamen nachfolget. Das gan- tze Kraut vergleicht ſich an dem geruch der Paſteney/ und wächßt auff den naſſen wie- ſen zu Michelfelden. 7. Der Matten-Seſel/ Siler pratenſe, Dod. Seſeli pratenſe, C. B. Silaum quibuſdam flore luteolo, J. B. iſt dem Berg-Seſel gleich/ waͤch- ſet zweyer elen hoch. Die blaͤtter ſind breit/ ſchwartz und in viel ſtuͤck zertheilt. Die dol- de vergleicht ſich mit des Berg-peterleins kron/ aber der Samen iſt kleiner/ ein wenig ſcharff und geringen geruchs. Die wurtzel ſcheinet auſſen ſchwartz/ und inwendig weiß. Man findet es in Franckreich auff den mat- ten und feuchten orten. Jn Holland wird es in den Gaͤrten gepflantzet. Allhier kom̃et es auff den Wieſen des Muttentzer-Bergs herfuͤr. CAPUT IV. [Abbildung Panax und andere Gummi. Heracliſcher Panax. Panax Heracleum. ] Namen. PAnax heiſſet Griechiſch/ _, __- ___, _. Lateiniſch/ Panax, Pa- nax Heracleum, Panax Herculeum; Jtaliaͤniſch/ Panace heracleo. Das Gummi oder Safft/ welcher auß der wurtzel und dem ſtengel dieſes Krauts geſamlet wird/ heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Opopanax, Gummi Panacis, La- cryma vel Succus Panacis. Jtaliaͤniſch/ Opo- panaco. Frantzoͤſiſch/ Opopanac. Spaniſch/ Opopanaque. Geſtalt. Der allhier abgebildete Heracliſche Pa- nax/ Panax Sphondylii folio, ſive Heracleum, C. B. Sphondylium majus ſive Panax Hera- cleum quibusdam, J. B. hat eine weiſſe dicke wurtzel/ die ſich gleich von ihrem haupt in 6. oder 7. wurtzeln eines kleinen Fingers dick abtheilet/ ſind eines zimlichen ſtarcken ge- ruchs/ und raͤſen/ ſcharffen/ bitterlichten geſchmacks/ haben wenig Neben-wuͤrtzlein. Die blaͤtter ſind mit fuͤnf ſchnitten zertheilt/ und gerings herumb zerkerfft/ vergleichen ſich etlicher maſſen den blaͤttern des Feigen- baums/ ſind an der farb graß-gruͤn/ rauch und ſcharff/ ligen auff der Erden außgebrei- tet. Die ſtengel ſind lang und hoch/ faſt wie die ſtengel des Ferul-krauts/ mit weiſſen haͤrlein/ als wenn ſie mit weiſſer Wollen umbgeben waͤren/ daran ſtehen auch ge- rings umbher blaͤtter/ die ſind aber viel klei- ner als die unterſten. Oben am Gipffel traͤgt er ſchoͤne Kronen/ wie ein Schatt- huͤtlein/ mit weiſſen oder gelben Blumen/ die bringen einen wolriechenden/ breiten am ge- ſchmack ſcharffen und hitzigen ſamen. Die- ſes Kraut waͤchßt bey Cyrenen in dem Land Lybia und Macedonia/ wie auch in Beo- tia und Phocide/ der Landſchafft Arcadia. Heutiges Tages findet man es auch in A- pulien/ auff dem Apenniniſchen Gebuͤrg/ und Engelsberg Gargano in groſſer men- ge/ wird auch hin und wider in unſerem Ober- und Nider-teutſchland in den Luſt- gaͤrten gepflantzet. Der Safft Opopanax, oder Heilwurtz- gummi/ wird von den Jnwohnern ſelbiger Orten auff folgende weiß geſamblet. Wenn die ſtengel herfuͤr ſtoſſen/ und noch zart ſind/ ſo umbgrabet man ſie/ und verwundet die wurtzel/ darauß flieſſet ein hartzichtiger ſafft/ den empfanget man auff des Krauts blaͤtter/ welche man zuvor in die gemeldten Gruben undergeſtrewet hat/ wenn er getroͤcknet iſt/ gewinnet er außwendig eine gelbe Saffran- farb/ den haͤlt man alßdenn auff. Deſſelbi- gen gleichen verwundet man auch die ſten- gel/ in dem Sommer zur zeit der Ernd/ den ſafft welcher darauß flieſſet/ ſamlet man wie vorgemeldt. Die beſten Wurtzeln ſind dick/ voͤllig/ weiß/ trocken/ nicht runtzlicht und wurmſtichig/ am Geſchmack ſcharff und hitzig/ und mit einem Wuͤrtz- oder Spe- cerey-geruch begabet. Der Same iſt der be- ſte/ welcher von dem mittelſten ſtengel ge- ſamlet wird/ der aber von den neben-zwei- gen/ iſt ſchwaͤcher und unkraͤfftiger. Der beſte Opopanax iſt bitter am Ge- ſchmack/ außwendig gelb und Saffranfarb/ inwendig weiß oder bleich-gelb/ glatt/ fett/ und der leichtlich zertrieben oder zerlaſſen wird/ ſo man Waſſer oder Eſſig daruͤber gieſſet/ und der einen harten Geruch von ſich giebet/ der ſchwartze und weiche iſt nicht gut.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/710
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/710>, abgerufen am 22.11.2024.