4. Der breite Meer-Wegtritt/ Polygonum maritimum latifolium, C. B. marinum, J. B. ligt auff dem boden/ ist gantz weiß/ aber dicker und kürtzer/ alß der erste. Er hat ein schwartze/ dicke/ holtzichte/ verwirrte und spannen-lan- ge wurtzel/ auß welcher röthlichte gertlein herfür kommen/ so mit gläichen underschie- den/ und mit dünnen weissen schüpplein be- gabet. Seine blätter sind dick und grün/ welchen weisse/ glatte und gläntzende blät- lein bey den gläichen angesetzt werden. Die blümlein erscheinen röthlicht/ auch bißweilen weiß und vierblättig/ denen ein schwartzer dreyeckichter same nachfolget/ so in weissen hülßlein liget. Er wächßt am gestad des A- driatischen Meers. Ein viel grössere und schönere art hat D. Casparus Bauhinus an dem gantzen bezirck des Mittelländischen Meers in dem Narbonesischen Franckreich angetroffen.
5. Der Polnische Wegtritt/ Polygonum Polonicum cocciferum, J. B. cocciferum & Cam. ep. C. B. hat ein kleinere wurtzel als die vo- rige/ auß welcher auch kürtzere reißlein und gläichichte stengelein herfür kommen/ welche dünne und spitzige blättlein umbgeben. O- ben auf den stengelein erscheinen weisse blüm- lein zwischen grünlichten schüpplein. Bey der wurtzel bringet er seine beere/ darauß die Polacken ein schöne rothe farb zu ihrem grossen nutzen bereiten. Er wächßt in Polen an sandichten orten.
6. Des Wegtritts/ so in Westrich Kna- wel genennet wird/ Polygonum angustissimo gramineo folio, C. B. tertium Dodonaei, sive te- nuifolium, J. B. findet man in den feuchten Jahren auff den äckeren vom Lentzen an biß in Herbst/ fürnemlich aber in den Rübenfel- deren. Er ist ein drauschlicht und 3. quer hand hohes stäudelein/ dessen ästlein und zin- cken von gewerblein angefüllet sind. Seine kleinste aschenfarbe blättlein werden spitzig. Er bringet viel grünfarbe gestirnte blümlein und samen/ als Hirsenkörnlein/ so einen star- cken geruch von sich geben. Die wurtzel ist von zaseln haaricht/ und nicht fingers-lang/ er gibt dem Rindvieh ein gutes futter.
7. Der Spanische Wegtritt/ Polygonum minus candicans, C. B. Paronychia Hispanica Clusii, s. Anthyllis nivea, J. B.
8. Der kleine weißlichte Wegtritt/ Poly- gonum littoreum minus flosculis spadiceo al- bicantibus, C. B.
9. Der kleine Wegtritt/ oder das Harn- oder Bruchkraut/ Polygonum minus, sive Millegrana major, C. B. Herniaria, Dod. Tab. Jst ein klein glatt oder haarig gewächs/ so sich auff der Erden weit außbreitet. Er hat ein geringes und in der Erden steckendes würtze- lein/ auß welchen schwancke und schmale/ mit vielen gläichen und zarten Linsen-blätt- lein besetzte reißlein herfürkommen/ an wel- chen der kleine zusammen gedrungene samen häuffig wächßt/ daher er auch Millegrana, Tausendkörner/ genennet wird. Man fin- det ihne an trockenen und sandichten/ etwan auch an feuchten orten bey den wasserbä- chen. Vor zeiten nennete man ihne zu Pa- riß Herba Holleriana, wie Antonius Valesius in Exercit. ad lib. 1. de Intern. Morb. cap. 62. berichtet/ denn es hatte der berühmte Pari- [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Kleiner Wegtritt/ oder Harnkraut. Polygonum minus, vel Herniaria. sische Artzet/ D. Jacobus Hollerius, dieses Kräutlein wider die Brüche mit grossem nu- tzen sehr viel gebrauchet/ derowegen es auch den namen Herniaria, Bruch-kraut erlanget.
Eigenschafft.
Es führet der Wegtritt viel irrdische/ gro- be/ alkalisch-saltzichte theilgen bey sich/ und hat deßwegen die Eigenschafft zu stopffen/ anzuhalten/ zusammen zu ziehen/ Wunden und Schäden zu reinigen/ und zur heilung zu befürderen.
Gebrauch.
Der Wegtritt hat ein gute krafft/ aller-Bauchfluß- rothe ruhr/ Weiber- fluß/ blut- speyen/ na- senbluten. ley Flüß des Leibs zu stillen und zu stopffen/ als da sind Bauchflüß/ rothe Ruhr/ Weiberfluß/ Blutspeyen/ Nasenbluten/ so man ein handvoll dieses Krauts in einer maß weissen Weins siedet/ und davon dem kran- cken zu trincken gibet. So man zu diesem Tranck ein wenig Honig thut/ soll es einSehrig- keit/ Schä- digung und verletzung an heimli- chen orten bey Mann und Weib. über die massen heilsame und bewehrte Artz- ney seyn/ für die Sehrigkeit/ Schädigung und Verletzung an heimlichen orten/ bey Mann und Weib/ denn es solcher orten die äussersten Schäden heilet/ wie solches Nicolaus Agerius berichtet.
Das destillierte Wegtritt-wasser hat einJnner-und äusserliche Hitz der le- ber/ magen/ Mutter/ haupt/ nie- ren und an- dern Glie- deren/ bauch- flüß/ rothe und weisse ruhr/ drey- und viertä- gig Fieber/ grosses Lob überkommen/ wider alle inner- und äusserliche Hitz/ wo dieselbige nur zu spühren ist/ es seye an der Leber/ Magen/ Mutter/ Haupt/ Nieren/ oder anderen Gliedmassen/ stopfft alle Bauchflüß/ ro- the und weisse Ruhr/ so man 4. oder 5. loth davon trincket/ widerstehet auch also dem drey- und vier-tägigen Fieber/ wenn man es vor dem Paroxysmo oder Anstoß des Fie- bers einnimt. So jemand ein gar starcke Purgation eingenommen hat/ solle er von
diesem
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]
4. Der breite Meer-Wegtritt/ Polygonum maritimum latifolium, C. B. marinum, J. B. ligt auff dem boden/ iſt gantz weiß/ aber dicker und kuͤrtzer/ alß der erſte. Er hat ein ſchwartze/ dicke/ holtzichte/ verwirꝛte und ſpannen-lan- ge wurtzel/ auß welcher roͤthlichte gertlein herfuͤr kommen/ ſo mit glaͤichen underſchie- den/ und mit duͤnnen weiſſen ſchuͤpplein be- gabet. Seine blaͤtter ſind dick und gruͤn/ welchen weiſſe/ glatte und glaͤntzende blaͤt- lein bey den glaͤichen angeſetzt werden. Die bluͤmlein erſcheinen roͤthlicht/ auch bißweilen weiß und vierblaͤttig/ denen ein ſchwartzer dreyeckichter ſame nachfolget/ ſo in weiſſen huͤlßlein liget. Er waͤchßt am geſtad des A- driatiſchen Meers. Ein viel groͤſſere und ſchoͤnere art hat D. Caſparus Bauhinus an dem gantzen bezirck des Mittellaͤndiſchen Meers in dem Narboneſiſchen Franckreich angetroffen.
5. Der Polniſche Wegtritt/ Polygonum Polonicum cocciferum, J. B. cocciferum & Cam. ep. C. B. hat ein kleinere wurtzel als die vo- rige/ auß welcher auch kuͤrtzere reißlein und glaͤichichte ſtengelein herfuͤr kommen/ welche duͤnne und ſpitzige blaͤttlein umbgeben. O- ben auf den ſtengelein erſcheinen weiſſe bluͤm- lein zwiſchen gruͤnlichten ſchuͤpplein. Bey der wurtzel bringet er ſeine beere/ darauß die Polacken ein ſchoͤne rothe farb zu ihrem groſſen nutzen bereiten. Er waͤchßt in Polen an ſandichten orten.
6. Des Wegtritts/ ſo in Weſtrich Kna- wel genennet wird/ Polygonum anguſtiſsimo gramineo folio, C. B. tertium Dodonæi, ſive te- nuifolium, J. B. findet man in den feuchten Jahren auff den aͤckeren vom Lentzen an biß in Herbſt/ fuͤrnemlich aber in den Ruͤbenfel- deren. Er iſt ein drauſchlicht und 3. quer hand hohes ſtaͤudelein/ deſſen aͤſtlein und zin- cken von gewerblein angefuͤllet ſind. Seine kleinſte aſchenfarbe blaͤttlein werden ſpitzig. Er bringet viel gruͤnfarbe geſtirnte bluͤmlein und ſamen/ als Hirſenkoͤrnlein/ ſo einen ſtar- cken geruch von ſich geben. Die wurtzel iſt von zaſeln haaricht/ und nicht fingers-lang/ er gibt dem Rindvieh ein gutes futter.
7. Der Spaniſche Wegtritt/ Polygonum minus candicans, C. B. Paronychia Hiſpanica Cluſii, ſ. Anthyllis nivea, J. B.
8. Der kleine weißlichte Wegtritt/ Poly- gonum littoreum minus floſculis ſpadiceo al- bicantibus, C. B.
9. Der kleine Wegtritt/ oder das Harn- oder Bruchkraut/ Polygonum minus, ſive Millegrana major, C. B. Herniaria, Dod. Tab. Jſt ein klein glatt oder haarig gewaͤchs/ ſo ſich auff der Erden weit außbreitet. Er hat ein geringes und in der Erden ſteckendes wuͤrtze- lein/ auß welchen ſchwancke und ſchmale/ mit vielen glaͤichen und zarten Linſen-blaͤtt- lein beſetzte reißlein herfuͤrkommen/ an wel- chen der kleine zuſammen gedrungene ſamen haͤuffig waͤchßt/ daher er auch Millegrana, Tauſendkoͤrner/ genennet wird. Man fin- det ihne an trockenen und ſandichten/ etwan auch an feuchten orten bey den waſſerbaͤ- chen. Vor zeiten nennete man ihne zu Pa- riß Herba Holleriana, wie Antonius Valeſius in Exercit. ad lib. 1. de Intern. Morb. cap. 62. berichtet/ denn es hatte der beruͤhmte Pari- [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Kleiner Wegtritt/ oder Harnkraut. Polygonum minus, vel Herniaria. ſiſche Artzet/ D. Jacobus Hollerius, dieſes Kraͤutlein wider die Bruͤche mit groſſem nu- tzen ſehr viel gebrauchet/ derowegen es auch den namen Herniaria, Bruch-kraut erlanget.
Eigenſchafft.
Es fuͤhret der Wegtritt viel irꝛdiſche/ gro- be/ alkaliſch-ſaltzichte theilgen bey ſich/ und hat deßwegen die Eigenſchafft zu ſtopffen/ anzuhalten/ zuſammen zu ziehen/ Wunden und Schaͤden zu reinigen/ und zur heilung zu befuͤrderen.
Gebrauch.
Der Wegtritt hat ein gute krafft/ aller-Bauchfluß- rothe ruhr/ Weiber- fluß/ blut- ſpeyen/ na- ſenbluten. ley Fluͤß des Leibs zu ſtillen und zu ſtopffen/ als da ſind Bauchfluͤß/ rothe Ruhr/ Weiberfluß/ Blutſpeyen/ Naſenbluten/ ſo man ein handvoll dieſes Krauts in einer maß weiſſen Weins ſiedet/ und davon dem kran- cken zu trincken gibet. So man zu dieſem Tranck ein wenig Honig thut/ ſoll es einSehrig- keit/ Schaͤ- digung uñ verletzung an heimli- chen orten bey Mann und Weib. uͤber die maſſen heilſame und bewehrte Artz- ney ſeyn/ fuͤr die Sehrigkeit/ Schaͤdigung und Verletzung an heimlichen orten/ bey Mann und Weib/ denn es ſolcher orten die aͤuſſerſten Schaͤden heilet/ wie ſolches Nicolaus Agerius berichtet.
Das deſtillierte Wegtritt-waſſer hat einJnner-uñ aͤuſſerliche Hitz der le- ber/ magẽ/ Mutter/ haupt/ nie- ren uñ an- dern Glie- derẽ/ bauch- fluͤß/ rothe und weiſſe ruhr/ drey- uñ viertaͤ- gig Fieber/ groſſes Lob uͤberkommen/ wider alle inner- und aͤuſſerliche Hitz/ wo dieſelbige nur zu ſpuͤhren iſt/ es ſeye an der Leber/ Magen/ Mutter/ Haupt/ Nieren/ oder anderen Gliedmaſſen/ ſtopfft alle Bauchfluͤß/ ro- the und weiſſe Ruhr/ ſo man 4. oder 5. loth davon trincket/ widerſtehet auch alſo dem drey- und vier-taͤgigen Fieber/ wenn man es vor dem Paroxyſmo oder Anſtoß des Fie- bers einnimt. So jemand ein gar ſtarcke Purgation eingenommen hat/ ſolle er von
dieſem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0823"n="807"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von den Kraͤuteren.</hi></fw><lb/><cb/><p>4. Der breite Meer-Wegtritt/ <hirendition="#aq">Polygonum<lb/>
maritimum latifolium, <hirendition="#i">C. B.</hi> marinum, <hirendition="#i">J. B.</hi></hi> ligt<lb/>
auff dem boden/ iſt gantz weiß/ aber dicker und<lb/>
kuͤrtzer/ alß der erſte. Er hat ein ſchwartze/<lb/>
dicke/ holtzichte/ verwirꝛte und ſpannen-lan-<lb/>
ge wurtzel/ auß welcher roͤthlichte gertlein<lb/>
herfuͤr kommen/ ſo mit glaͤichen underſchie-<lb/>
den/ und mit duͤnnen weiſſen ſchuͤpplein be-<lb/>
gabet. Seine blaͤtter ſind dick und gruͤn/<lb/>
welchen weiſſe/ glatte und glaͤntzende blaͤt-<lb/>
lein bey den glaͤichen angeſetzt werden. Die<lb/>
bluͤmlein erſcheinen roͤthlicht/ auch bißweilen<lb/>
weiß und vierblaͤttig/ denen ein ſchwartzer<lb/>
dreyeckichter ſame nachfolget/ ſo in weiſſen<lb/>
huͤlßlein liget. Er waͤchßt am geſtad des A-<lb/>
driatiſchen Meers. Ein viel groͤſſere und<lb/>ſchoͤnere art hat <hirendition="#aq">D. Caſparus Bauhinus</hi> an<lb/>
dem gantzen bezirck des Mittellaͤndiſchen<lb/>
Meers in dem Narboneſiſchen Franckreich<lb/>
angetroffen.</p><lb/><p>5. Der Polniſche Wegtritt/ <hirendition="#aq">Polygonum<lb/>
Polonicum cocciferum, <hirendition="#i">J. B.</hi> cocciferum & Cam.<lb/>
ep. <hirendition="#i">C. B.</hi></hi> hat ein kleinere wurtzel als die vo-<lb/>
rige/ auß welcher auch kuͤrtzere reißlein und<lb/>
glaͤichichte ſtengelein herfuͤr kommen/ welche<lb/>
duͤnne und ſpitzige blaͤttlein umbgeben. O-<lb/>
ben auf den ſtengelein erſcheinen weiſſe bluͤm-<lb/>
lein zwiſchen gruͤnlichten ſchuͤpplein. Bey<lb/>
der wurtzel bringet er ſeine beere/ darauß die<lb/>
Polacken ein ſchoͤne rothe farb zu ihrem<lb/>
groſſen nutzen bereiten. Er waͤchßt in Polen<lb/>
an ſandichten orten.</p><lb/><p>6. Des Wegtritts/ ſo in Weſtrich Kna-<lb/>
wel genennet wird/ <hirendition="#aq">Polygonum anguſtiſsimo<lb/>
gramineo folio, <hirendition="#i">C. B.</hi> tertium Dodonæi, ſive te-<lb/>
nuifolium, <hirendition="#i">J. B.</hi></hi> findet man in den feuchten<lb/>
Jahren auff den aͤckeren vom Lentzen an biß<lb/>
in Herbſt/ fuͤrnemlich aber in den Ruͤbenfel-<lb/>
deren. Er iſt ein drauſchlicht und 3. quer<lb/>
hand hohes ſtaͤudelein/ deſſen aͤſtlein und zin-<lb/>
cken von gewerblein angefuͤllet ſind. Seine<lb/>
kleinſte aſchenfarbe blaͤttlein werden ſpitzig.<lb/>
Er bringet viel gruͤnfarbe geſtirnte bluͤmlein<lb/>
und ſamen/ als Hirſenkoͤrnlein/ ſo einen ſtar-<lb/>
cken geruch von ſich geben. Die wurtzel iſt<lb/>
von zaſeln haaricht/ und nicht fingers-lang/<lb/>
er gibt dem Rindvieh ein gutes futter.</p><lb/><p>7. Der Spaniſche Wegtritt/ <hirendition="#aq">Polygonum<lb/>
minus candicans, <hirendition="#i">C. B.</hi> Paronychia Hiſpanica<lb/>
Cluſii, ſ. Anthyllis nivea, <hirendition="#i">J. B.</hi></hi></p><lb/><p>8. Der kleine weißlichte Wegtritt/ <hirendition="#aq">Poly-<lb/>
gonum littoreum minus floſculis ſpadiceo al-<lb/>
bicantibus, <hirendition="#i">C. B.</hi></hi></p><lb/><p>9. Der kleine Wegtritt/ oder das Harn-<lb/>
oder Bruchkraut/ <hirendition="#aq">Polygonum minus, ſive<lb/>
Millegrana major, <hirendition="#i">C. B.</hi> Herniaria, <hirendition="#i">Dod. Tab.</hi></hi> Jſt<lb/>
ein klein glatt oder haarig gewaͤchs/ ſo ſich<lb/>
auff der Erden weit außbreitet. Er hat ein<lb/>
geringes und in der Erden ſteckendes wuͤrtze-<lb/>
lein/ auß welchen ſchwancke und ſchmale/<lb/>
mit vielen glaͤichen und zarten Linſen-blaͤtt-<lb/>
lein beſetzte reißlein herfuͤrkommen/ an wel-<lb/>
chen der kleine zuſammen gedrungene ſamen<lb/>
haͤuffig waͤchßt/ daher er auch <hirendition="#aq">Millegrana,</hi><lb/>
Tauſendkoͤrner/ genennet wird. Man fin-<lb/>
det ihne an trockenen und ſandichten/ etwan<lb/>
auch an feuchten orten bey den waſſerbaͤ-<lb/>
chen. Vor zeiten nennete man ihne zu Pa-<lb/>
riß <hirendition="#aq">Herba Holleriana,</hi> wie <hirendition="#aq">Antonius Valeſius<lb/>
in Exercit. ad lib. 1. de Intern. Morb. cap.</hi> 62.<lb/>
berichtet/ denn es hatte der beruͤhmte Pari-<lb/><cb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#fr">Kleiner Wegtritt/ oder Harnkraut.</hi><lb/><hirendition="#aq">Polygonum minus, vel<lb/>
Herniaria.</hi></hi></head><lb/></figure>ſiſche Artzet/ <hirendition="#aq">D. Jacobus Hollerius,</hi> dieſes<lb/>
Kraͤutlein wider die Bruͤche mit groſſem nu-<lb/>
tzen ſehr viel gebrauchet/ derowegen es auch<lb/>
den namen <hirendition="#aq">Herniaria,</hi> Bruch-kraut erlanget.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Eigenſchafft.</hi></head><lb/><p>Es fuͤhret der Wegtritt viel irꝛdiſche/ gro-<lb/>
be/ alkaliſch-ſaltzichte theilgen bey ſich/ und<lb/>
hat deßwegen die Eigenſchafft zu ſtopffen/<lb/>
anzuhalten/ zuſammen zu ziehen/ Wunden<lb/>
und Schaͤden zu reinigen/ und zur heilung<lb/>
zu befuͤrderen.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Gebrauch.</hi></head><lb/><p>Der Wegtritt hat ein gute krafft/ aller-<noteplace="right">Bauchfluß-<lb/>
rothe ruhr/<lb/>
Weiber-<lb/>
fluß/ blut-<lb/>ſpeyen/ na-<lb/>ſenbluten.</note><lb/>
ley Fluͤß des Leibs zu ſtillen und zu ſtopffen/<lb/>
als da ſind Bauchfluͤß/ rothe Ruhr/<lb/>
Weiberfluß/ Blutſpeyen/ Naſenbluten/ ſo<lb/>
man ein handvoll dieſes Krauts in einer maß<lb/>
weiſſen Weins ſiedet/ und davon dem kran-<lb/>
cken zu trincken gibet. So man zu dieſem<lb/>
Tranck ein wenig Honig thut/ ſoll es ein<noteplace="right">Sehrig-<lb/>
keit/ Schaͤ-<lb/>
digung uñ<lb/>
verletzung<lb/>
an heimli-<lb/>
chen orten<lb/>
bey Mann<lb/>
und Weib.</note><lb/>
uͤber die maſſen heilſame und bewehrte Artz-<lb/>
ney ſeyn/ fuͤr die Sehrigkeit/ Schaͤdigung<lb/>
und Verletzung an heimlichen orten/ bey<lb/>
Mann und Weib/ denn es ſolcher orten<lb/>
die aͤuſſerſten Schaͤden heilet/ wie ſolches<lb/><hirendition="#aq">Nicolaus Agerius</hi> berichtet.</p><lb/><p>Das deſtillierte Wegtritt-waſſer hat ein<noteplace="right">Jnner-uñ<lb/>
aͤuſſerliche<lb/>
Hitz der le-<lb/>
ber/ magẽ/<lb/>
Mutter/<lb/>
haupt/ nie-<lb/>
ren uñ an-<lb/>
dern Glie-<lb/>
derẽ/ bauch-<lb/>
fluͤß/ rothe<lb/>
und weiſſe<lb/>
ruhr/ drey-<lb/>
uñ viertaͤ-<lb/>
gig Fieber/</note><lb/>
groſſes Lob uͤberkommen/ wider alle inner-<lb/>
und aͤuſſerliche Hitz/ wo dieſelbige nur zu<lb/>ſpuͤhren iſt/ es ſeye an der Leber/ Magen/<lb/>
Mutter/ Haupt/ Nieren/ oder anderen<lb/>
Gliedmaſſen/ ſtopfft alle Bauchfluͤß/ ro-<lb/>
the und weiſſe Ruhr/ ſo man 4. oder 5. loth<lb/>
davon trincket/ widerſtehet auch alſo dem<lb/>
drey- und vier-taͤgigen Fieber/ wenn man<lb/>
es vor dem <hirendition="#aq">Paroxyſmo</hi> oder Anſtoß des Fie-<lb/>
bers einnimt. So jemand ein gar ſtarcke<lb/>
Purgation eingenommen hat/ ſolle er von<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dieſem</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[807/0823]
Von den Kraͤuteren.
4. Der breite Meer-Wegtritt/ Polygonum
maritimum latifolium, C. B. marinum, J. B. ligt
auff dem boden/ iſt gantz weiß/ aber dicker und
kuͤrtzer/ alß der erſte. Er hat ein ſchwartze/
dicke/ holtzichte/ verwirꝛte und ſpannen-lan-
ge wurtzel/ auß welcher roͤthlichte gertlein
herfuͤr kommen/ ſo mit glaͤichen underſchie-
den/ und mit duͤnnen weiſſen ſchuͤpplein be-
gabet. Seine blaͤtter ſind dick und gruͤn/
welchen weiſſe/ glatte und glaͤntzende blaͤt-
lein bey den glaͤichen angeſetzt werden. Die
bluͤmlein erſcheinen roͤthlicht/ auch bißweilen
weiß und vierblaͤttig/ denen ein ſchwartzer
dreyeckichter ſame nachfolget/ ſo in weiſſen
huͤlßlein liget. Er waͤchßt am geſtad des A-
driatiſchen Meers. Ein viel groͤſſere und
ſchoͤnere art hat D. Caſparus Bauhinus an
dem gantzen bezirck des Mittellaͤndiſchen
Meers in dem Narboneſiſchen Franckreich
angetroffen.
5. Der Polniſche Wegtritt/ Polygonum
Polonicum cocciferum, J. B. cocciferum & Cam.
ep. C. B. hat ein kleinere wurtzel als die vo-
rige/ auß welcher auch kuͤrtzere reißlein und
glaͤichichte ſtengelein herfuͤr kommen/ welche
duͤnne und ſpitzige blaͤttlein umbgeben. O-
ben auf den ſtengelein erſcheinen weiſſe bluͤm-
lein zwiſchen gruͤnlichten ſchuͤpplein. Bey
der wurtzel bringet er ſeine beere/ darauß die
Polacken ein ſchoͤne rothe farb zu ihrem
groſſen nutzen bereiten. Er waͤchßt in Polen
an ſandichten orten.
6. Des Wegtritts/ ſo in Weſtrich Kna-
wel genennet wird/ Polygonum anguſtiſsimo
gramineo folio, C. B. tertium Dodonæi, ſive te-
nuifolium, J. B. findet man in den feuchten
Jahren auff den aͤckeren vom Lentzen an biß
in Herbſt/ fuͤrnemlich aber in den Ruͤbenfel-
deren. Er iſt ein drauſchlicht und 3. quer
hand hohes ſtaͤudelein/ deſſen aͤſtlein und zin-
cken von gewerblein angefuͤllet ſind. Seine
kleinſte aſchenfarbe blaͤttlein werden ſpitzig.
Er bringet viel gruͤnfarbe geſtirnte bluͤmlein
und ſamen/ als Hirſenkoͤrnlein/ ſo einen ſtar-
cken geruch von ſich geben. Die wurtzel iſt
von zaſeln haaricht/ und nicht fingers-lang/
er gibt dem Rindvieh ein gutes futter.
7. Der Spaniſche Wegtritt/ Polygonum
minus candicans, C. B. Paronychia Hiſpanica
Cluſii, ſ. Anthyllis nivea, J. B.
8. Der kleine weißlichte Wegtritt/ Poly-
gonum littoreum minus floſculis ſpadiceo al-
bicantibus, C. B.
9. Der kleine Wegtritt/ oder das Harn-
oder Bruchkraut/ Polygonum minus, ſive
Millegrana major, C. B. Herniaria, Dod. Tab. Jſt
ein klein glatt oder haarig gewaͤchs/ ſo ſich
auff der Erden weit außbreitet. Er hat ein
geringes und in der Erden ſteckendes wuͤrtze-
lein/ auß welchen ſchwancke und ſchmale/
mit vielen glaͤichen und zarten Linſen-blaͤtt-
lein beſetzte reißlein herfuͤrkommen/ an wel-
chen der kleine zuſammen gedrungene ſamen
haͤuffig waͤchßt/ daher er auch Millegrana,
Tauſendkoͤrner/ genennet wird. Man fin-
det ihne an trockenen und ſandichten/ etwan
auch an feuchten orten bey den waſſerbaͤ-
chen. Vor zeiten nennete man ihne zu Pa-
riß Herba Holleriana, wie Antonius Valeſius
in Exercit. ad lib. 1. de Intern. Morb. cap. 62.
berichtet/ denn es hatte der beruͤhmte Pari-
[Abbildung Kleiner Wegtritt/ oder Harnkraut.
Polygonum minus, vel
Herniaria.
]
ſiſche Artzet/ D. Jacobus Hollerius, dieſes
Kraͤutlein wider die Bruͤche mit groſſem nu-
tzen ſehr viel gebrauchet/ derowegen es auch
den namen Herniaria, Bruch-kraut erlanget.
Eigenſchafft.
Es fuͤhret der Wegtritt viel irꝛdiſche/ gro-
be/ alkaliſch-ſaltzichte theilgen bey ſich/ und
hat deßwegen die Eigenſchafft zu ſtopffen/
anzuhalten/ zuſammen zu ziehen/ Wunden
und Schaͤden zu reinigen/ und zur heilung
zu befuͤrderen.
Gebrauch.
Der Wegtritt hat ein gute krafft/ aller-
ley Fluͤß des Leibs zu ſtillen und zu ſtopffen/
als da ſind Bauchfluͤß/ rothe Ruhr/
Weiberfluß/ Blutſpeyen/ Naſenbluten/ ſo
man ein handvoll dieſes Krauts in einer maß
weiſſen Weins ſiedet/ und davon dem kran-
cken zu trincken gibet. So man zu dieſem
Tranck ein wenig Honig thut/ ſoll es ein
uͤber die maſſen heilſame und bewehrte Artz-
ney ſeyn/ fuͤr die Sehrigkeit/ Schaͤdigung
und Verletzung an heimlichen orten/ bey
Mann und Weib/ denn es ſolcher orten
die aͤuſſerſten Schaͤden heilet/ wie ſolches
Nicolaus Agerius berichtet.
Bauchfluß-
rothe ruhr/
Weiber-
fluß/ blut-
ſpeyen/ na-
ſenbluten.
Sehrig-
keit/ Schaͤ-
digung uñ
verletzung
an heimli-
chen orten
bey Mann
und Weib.
Das deſtillierte Wegtritt-waſſer hat ein
groſſes Lob uͤberkommen/ wider alle inner-
und aͤuſſerliche Hitz/ wo dieſelbige nur zu
ſpuͤhren iſt/ es ſeye an der Leber/ Magen/
Mutter/ Haupt/ Nieren/ oder anderen
Gliedmaſſen/ ſtopfft alle Bauchfluͤß/ ro-
the und weiſſe Ruhr/ ſo man 4. oder 5. loth
davon trincket/ widerſtehet auch alſo dem
drey- und vier-taͤgigen Fieber/ wenn man
es vor dem Paroxyſmo oder Anſtoß des Fie-
bers einnimt. So jemand ein gar ſtarcke
Purgation eingenommen hat/ ſolle er von
dieſem
Jnner-uñ
aͤuſſerliche
Hitz der le-
ber/ magẽ/
Mutter/
haupt/ nie-
ren uñ an-
dern Glie-
derẽ/ bauch-
fluͤß/ rothe
und weiſſe
ruhr/ drey-
uñ viertaͤ-
gig Fieber/
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 807. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/823>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.