Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch]

2. Das zweite Geschlecht/ Ageratum fo-
liis serratis, flore albo, C. B.
hat auch ein har-
te/ holtzichte wurtzel/ die theilet sich von ih-
rem Haupt in drey oder vier theil/ mit we-
nig Zaseln oder neben-wurtzeln. Die sten-
gel und blätter vergleichen sich dem ersten
in allen dingen/ außgenommen daß die blät-
ter etwas breiter und kürtzer/ und die blu-
men weiß sind. Dieses wird wie das erste
bey uns allein in den Gärten gezielet/ aber
in der Provintz/ Franckreich und Langue-
dock wächßt er nach Theodori Tabernaemon-
tani
bericht von sich selbst überflüßig/ allda
auch das erste Geschlecht gefunden wird.

Es gibt sonsten noch ein Geschlecht mit
ungekerfften blättern/ Ageratum foliis non
serratis, C. B.
Wie auch ein Africanischer Le-
berbalsam mit eingeschnittenen blättern/
Ageratum Africanum foliis laciniatis inodo-
rum, Raj.

Eigenschafft.

Der Leberbalsam ist warm im ersten/
und trocken im andern grad; führet ein al-
kalisch-bitterlicht-balsamisches Saltz/ und
hat also die eigenschafft zu eröffnen/ zu er-
dünnern/ zu säuberen/ zu heilen/ Würm zu
töden und außzutreiben.

Gebrauch.
Bauch-
würm der
Kindern.

Die obersten schößlein samt den blumen
und dem kraut/ über nacht in weissen Wein
gebeitzet/ und den K[i]ndern morgens nüch-
tern/ drey stund vor der mahlzeit/ ein klein
Pfenning-gläßlein voll darvon zu trincken
geben/ tödet und vertreibet die Bauchwürm/
wird also in Jtalien viel gebraucht. Der
samen von diesem kraut den jungen Kindern
eingeben/ wie man den Wurmsamen einzu-
geben pflegt/ hat gleiche würckung die
Würm zu töden und außzutreiben.

Leberbalsam-kraut ein halbe handvoll/
Zahnweh
von kalten
Flüssen.
mit ein wenig Roßmarin und Bertram-
wurtzel/ in einem quartal weissen Weins ge-
sotten/ und mit der durchgesiegenen brühen
den Mund gespühlet/ dienet wider das Zahn-
weh/ so von kalten Flüssen herkomt.

Verstopf-
fung der
Leber/
langwieri-
ge Fieber/
anfahende
Gelb-und
Wasser-
sucht/ mut-
ter grim-
men.

Das destillierte Leberbalsam-wasser ist
ein köstliche Artzney wider die Verstopf-
fung der Leber/ langwierige Fieber/ anfan-
gende Gelb-und Wassersucht/ morgens und
abends/ drey oder vier loth darvon getrun-
cken. Also gebraucht/ treibet es den Harn/
stillet das Mutter-grimmen/ und tödet die
Würm bey jungen und alten Menschen/ den
jungen mittelmäßigen Menschen gibt man
vier loth/ den Kindern von zehen biß auff
fünff Jahr/ drey loth/ den vierjährigen und
die darunder sind/ anderthalb loth/ und den
gar jungen Kindern/ ein loth.

Das Leberbalsam-kraut und Natterzüng-
lein oder Gottsgnaden-kraut/ mit einander
verstossen/ hernach in gutem Baumöl gesot-
ten/ durch ein tuch getruckt/ und ein wenig
Wachs/ Pech/ und Terbenthin darunder
zerlassen/ gibt ein trefflich Wund pflaster
Wunden
und Schä-
den.
ab/ Wunden und Schäden damit außzu-
heilen. Man kan Silberglette auch darun-
der mischen.



CAPUT XXX.
Fünfffinger-kraut. Quinquefolium.
[Spaltenumbruch]
Namen.

Fünfffingerkraut oder Fünffblat heißt
Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/
Quinquefolium, Pentaphyllon. Jtaliä-
nisch/ Cinquefoglio. Frantzösisch/ Quinte-
feullie, Cinquefeullie.
Spanisch/ Cinco en
rama.
Englisch/ Einquefoile/ Floefinger-
grasse. Dänisch/ Feinfinger-urt. Niderlän-
disch/ Vyfvingerkruyd/ Vyfbladerkruyd.

[Abbildung] Gemein Fünfffingerkraut. Quin-
quefolium vulgare.

Geschlecht und Gestalt.

1. Das gemeine Fünfffingerkraut/ Quin-
quefolium vulgare, Ger. majus repens, C. B.
Pentaphyllum sive Quinquefolium vulgare,
repens, J. B.
überkomt ein lange dunckel-
braune wurtzel/ sie ist nicht fast dick/ fladeret
hin und wider mit ihren neben-würtzelein/
und gibt ein herben geschmack von sich. Die
blätter ligen auff dem boden/ spreiten sich
weit auß/ und hengen sich mit ihren langen
fäden an den grund. Jm end des Mäyens
trägt es gelbe Blumen/ welche beyderseits
an dünnen stielen/ zwischen den blätteren
herfür schiessen/ und sich des Genserich-
krauts-blumen vergleichen/ so hernach ver-
schwinden/ und kein Frucht noch Samen
bringen/ denn es sich selbs von den fäden er-
jüngeret. Man findet es an grasichten rei-
nen/ hinder den zäunen und ungebawenen
orten/ die wurtzel soll gegraben werden/ wenn
die Sonn im Widder ist.

2. Das Fünfffingerkraut mit silberfar-
ben blättern/ Quinquefolium erectum folio
argenteo, C. B. Pentaphyllum erectum, foliis
profunde sectis, subtus argenteis, flore luteo,
J. B.
überkomt ein lange schwartze holtzichte
wurtzel/ so ein rauchen geschmack wie die
Tormentill-wurtzel von sich gibet. Seine
blätter werden silberfarb/ und auff beyden
seiten mit wollichten härlein überzogen/ sie

sind
Q q q q q 2
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]

2. Das zweite Geſchlecht/ Ageratum fo-
liis ſerratis, flore albo, C. B.
hat auch ein har-
te/ holtzichte wurtzel/ die theilet ſich von ih-
rem Haupt in drey oder vier theil/ mit we-
nig Zaſeln oder neben-wurtzeln. Die ſten-
gel und blaͤtter vergleichen ſich dem erſten
in allen dingen/ außgenommen daß die blaͤt-
ter etwas breiter und kuͤrtzer/ und die blu-
men weiß ſind. Dieſes wird wie das erſte
bey uns allein in den Gaͤrten gezielet/ aber
in der Provintz/ Franckreich und Langue-
dock waͤchßt er nach Theodori Tabernæmon-
tani
bericht von ſich ſelbſt uͤberfluͤßig/ allda
auch das erſte Geſchlecht gefunden wird.

Es gibt ſonſten noch ein Geſchlecht mit
ungekerfften blaͤttern/ Ageratum foliis non
ſerratis, C. B.
Wie auch ein Africaniſcher Le-
berbalſam mit eingeſchnittenen blaͤttern/
Ageratum Africanum foliis laciniatis inodo-
rum, Raj.

Eigenſchafft.

Der Leberbalſam iſt warm im erſten/
und trocken im andern grad; fuͤhret ein al-
kaliſch-bitterlicht-balſamiſches Saltz/ und
hat alſo die eigenſchafft zu eroͤffnen/ zu er-
duͤnnern/ zu ſaͤuberen/ zu heilen/ Wuͤrm zu
toͤden und außzutreiben.

Gebrauch.
Bauch-
wuͤrm der
Kindern.

Die oberſten ſchoͤßlein ſamt den blumen
und dem kraut/ uͤber nacht in weiſſen Wein
gebeitzet/ und den K[i]ndern morgens nuͤch-
tern/ drey ſtund vor der mahlzeit/ ein klein
Pfenning-glaͤßlein voll darvon zu trincken
geben/ toͤdet und vertreibet die Bauchwuͤrm/
wird alſo in Jtalien viel gebraucht. Der
ſamen von dieſem kraut den jungen Kindern
eingeben/ wie man den Wurmſamen einzu-
geben pflegt/ hat gleiche wuͤrckung die
Wuͤrm zu toͤden und außzutreiben.

Leberbalſam-kraut ein halbe handvoll/
Zahnweh
von kalten
Fluͤſſen.
mit ein wenig Roßmarin und Bertram-
wurtzel/ in einem quartal weiſſen Weins ge-
ſotten/ und mit der durchgeſiegenen bruͤhen
den Mund geſpuͤhlet/ dienet wider das Zahn-
weh/ ſo von kalten Fluͤſſen herkomt.

Verſtopf-
fung der
Leber/
langwieri-
ge Fieber/
anfahende
Gelb-und
Waſſer-
ſucht/ mut-
ter grim-
men.

Das deſtillierte Leberbalſam-waſſer iſt
ein koͤſtliche Artzney wider die Verſtopf-
fung der Leber/ langwierige Fieber/ anfan-
gende Gelb-und Waſſerſucht/ morgens und
abends/ drey oder vier loth darvon getrun-
cken. Alſo gebraucht/ treibet es den Harn/
ſtillet das Mutter-grimmen/ und toͤdet die
Wuͤrm bey jungen und alten Menſchen/ den
jungen mittelmaͤßigen Menſchen gibt man
vier loth/ den Kindern von zehen biß auff
fuͤnff Jahr/ drey loth/ den vierjaͤhrigen und
die darunder ſind/ anderthalb loth/ und den
gar jungen Kindern/ ein loth.

Das Leberbalſam-kraut und Natterzuͤng-
lein oder Gottsgnaden-kraut/ mit einander
verſtoſſen/ hernach in gutem Baumoͤl geſot-
ten/ durch ein tuch getruckt/ und ein wenig
Wachs/ Pech/ und Terbenthin darunder
zerlaſſen/ gibt ein trefflich Wund pflaſter
Wunden
und Schaͤ-
den.
ab/ Wunden und Schaͤden damit außzu-
heilen. Man kan Silberglette auch darun-
der miſchen.



CAPUT XXX.
Fuͤnfffinger-kraut. Quinquefolium.
[Spaltenumbruch]
Namen.

Fünfffingerkraut oder Fuͤnffblat heißt
Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/
Quinquefolium, Pentaphyllon. Jtaliaͤ-
niſch/ Cinquefoglio. Frantzoͤſiſch/ Quinte-
feullie, Cinquefeullie.
Spaniſch/ Cinco en
rama.
Engliſch/ Einquefoile/ Floefinger-
graſſe. Daͤniſch/ Feinfinger-urt. Niderlaͤn-
diſch/ Vyfvingerkruyd/ Vyfbladerkruyd.

[Abbildung] Gemein Fuͤnfffingerkraut. Quin-
quefolium vulgare.

Geſchlecht und Geſtalt.

1. Das gemeine Fuͤnfffingerkraut/ Quin-
quefolium vulgare, Ger. majus repens, C. B.
Pentaphyllum ſive Quinquefolium vulgare,
repens, J. B.
uͤberkomt ein lange dunckel-
braune wurtzel/ ſie iſt nicht faſt dick/ fladeret
hin und wider mit ihren neben-wuͤrtzelein/
und gibt ein herben geſchmack von ſich. Die
blaͤtter ligen auff dem boden/ ſpreiten ſich
weit auß/ und hengen ſich mit ihren langen
faͤden an den grund. Jm end des Maͤyens
traͤgt es gelbe Blumen/ welche beyderſeits
an duͤnnen ſtielen/ zwiſchen den blaͤtteren
herfuͤr ſchieſſen/ und ſich des Genſerich-
krauts-blumen vergleichen/ ſo hernach ver-
ſchwinden/ und kein Frucht noch Samen
bringen/ denn es ſich ſelbs von den faͤden er-
juͤngeret. Man findet es an graſichten rei-
nen/ hinder den zaͤunen und ungebawenen
orten/ die wurtzel ſoll gegraben werden/ wenn
die Sonn im Widder iſt.

2. Das Fuͤnfffingerkraut mit ſilberfar-
ben blaͤttern/ Quinquefolium erectum folio
argenteo, C. B. Pentaphyllum erectum, foliis
profundè ſectis, ſubtus argenteis, flore luteo,
J. B.
uͤberkomt ein lange ſchwartze holtzichte
wurtzel/ ſo ein rauchen geſchmack wie die
Tormentill-wurtzel von ſich gibet. Seine
blaͤtter werden ſilberfarb/ und auff beyden
ſeiten mit wollichten haͤrlein uͤberzogen/ ſie

ſind
Q q q q q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0875" n="859"/>
            <fw place="top" type="header">Von den Kra&#x0364;uteren.</fw><lb/>
            <cb/>
            <p>2. Das zweite Ge&#x017F;chlecht/ <hi rendition="#aq">Ageratum fo-<lb/>
liis &#x017F;erratis, flore albo, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> hat auch ein har-<lb/>
te/ holtzichte wurtzel/ die theilet &#x017F;ich von ih-<lb/>
rem Haupt in drey oder vier theil/ mit we-<lb/>
nig Za&#x017F;eln oder neben-wurtzeln. Die &#x017F;ten-<lb/>
gel und bla&#x0364;tter vergleichen &#x017F;ich dem er&#x017F;ten<lb/>
in allen dingen/ außgenommen daß die bla&#x0364;t-<lb/>
ter etwas breiter und ku&#x0364;rtzer/ und die blu-<lb/>
men weiß &#x017F;ind. Die&#x017F;es wird wie das er&#x017F;te<lb/>
bey uns allein in den Ga&#x0364;rten gezielet/ aber<lb/>
in der Provintz/ Franckreich und Langue-<lb/>
dock wa&#x0364;chßt er nach <hi rendition="#aq">Theodori Tabernæmon-<lb/>
tani</hi> bericht von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t u&#x0364;berflu&#x0364;ßig/ allda<lb/>
auch das er&#x017F;te Ge&#x017F;chlecht gefunden wird.</p><lb/>
            <p>Es gibt &#x017F;on&#x017F;ten noch ein Ge&#x017F;chlecht mit<lb/>
ungekerfften bla&#x0364;ttern/ <hi rendition="#aq">Ageratum foliis non<lb/>
&#x017F;erratis, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> Wie auch ein Africani&#x017F;cher Le-<lb/>
berbal&#x017F;am mit einge&#x017F;chnittenen bla&#x0364;ttern/<lb/><hi rendition="#aq">Ageratum Africanum foliis laciniatis inodo-<lb/>
rum, <hi rendition="#i">Raj.</hi></hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Leberbal&#x017F;am i&#x017F;t warm im er&#x017F;ten/<lb/>
und trocken im andern grad; fu&#x0364;hret ein al-<lb/>
kali&#x017F;ch-bitterlicht-bal&#x017F;ami&#x017F;ches Saltz/ und<lb/>
hat al&#x017F;o die eigen&#x017F;chafft zu ero&#x0364;ffnen/ zu er-<lb/>
du&#x0364;nnern/ zu &#x017F;a&#x0364;uberen/ zu heilen/ Wu&#x0364;rm zu<lb/>
to&#x0364;den und außzutreiben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <note place="left">Bauch-<lb/>
wu&#x0364;rm der<lb/>
Kindern.</note>
            <p>Die ober&#x017F;ten &#x017F;cho&#x0364;ßlein &#x017F;amt den blumen<lb/>
und dem kraut/ u&#x0364;ber nacht in wei&#x017F;&#x017F;en Wein<lb/>
gebeitzet/ und den K<supplied>i</supplied>ndern morgens nu&#x0364;ch-<lb/>
tern/ drey &#x017F;tund vor der mahlzeit/ ein klein<lb/>
Pfenning-gla&#x0364;ßlein voll darvon zu trincken<lb/>
geben/ to&#x0364;det und vertreibet die Bauchwu&#x0364;rm/<lb/>
wird al&#x017F;o in Jtalien viel gebraucht. Der<lb/>
&#x017F;amen von die&#x017F;em kraut den jungen Kindern<lb/>
eingeben/ wie man den Wurm&#x017F;amen einzu-<lb/>
geben pflegt/ hat gleiche wu&#x0364;rckung die<lb/>
Wu&#x0364;rm zu to&#x0364;den und außzutreiben.</p><lb/>
            <p>Leberbal&#x017F;am-kraut ein halbe handvoll/<lb/><note place="left">Zahnweh<lb/>
von kalten<lb/>
Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</note>mit ein wenig Roßmarin und Bertram-<lb/>
wurtzel/ in einem quartal wei&#x017F;&#x017F;en Weins ge-<lb/>
&#x017F;otten/ und mit der durchge&#x017F;iegenen bru&#x0364;hen<lb/>
den Mund ge&#x017F;pu&#x0364;hlet/ dienet wider das Zahn-<lb/>
weh/ &#x017F;o von kalten Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en herkomt.</p><lb/>
            <note place="left">Ver&#x017F;topf-<lb/>
fung der<lb/>
Leber/<lb/>
langwieri-<lb/>
ge Fieber/<lb/>
anfahende<lb/>
Gelb-und<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;ucht/ mut-<lb/>
ter grim-<lb/>
men.</note>
            <p>Das de&#x017F;tillierte Leberbal&#x017F;am-wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t<lb/>
ein ko&#x0364;&#x017F;tliche Artzney wider die Ver&#x017F;topf-<lb/>
fung der Leber/ langwierige Fieber/ anfan-<lb/>
gende Gelb-und Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht/ morgens und<lb/>
abends/ drey oder vier loth darvon getrun-<lb/>
cken. Al&#x017F;o gebraucht/ treibet es den Harn/<lb/>
&#x017F;tillet das Mutter-grimmen/ und to&#x0364;det die<lb/>
Wu&#x0364;rm bey jungen und alten Men&#x017F;chen/ den<lb/>
jungen mittelma&#x0364;ßigen Men&#x017F;chen gibt man<lb/>
vier loth/ den Kindern von zehen biß auff<lb/>
fu&#x0364;nff Jahr/ drey loth/ den vierja&#x0364;hrigen und<lb/>
die darunder &#x017F;ind/ anderthalb loth/ und den<lb/>
gar jungen Kindern/ ein loth.</p><lb/>
            <p>Das Leberbal&#x017F;am-kraut und Natterzu&#x0364;ng-<lb/>
lein oder Gottsgnaden-kraut/ mit einander<lb/>
ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ hernach in gutem Baumo&#x0364;l ge&#x017F;ot-<lb/>
ten/ durch ein tuch getruckt/ und ein wenig<lb/>
Wachs/ Pech/ und Terbenthin darunder<lb/>
zerla&#x017F;&#x017F;en/ gibt ein trefflich Wund pfla&#x017F;ter<lb/><note place="left">Wunden<lb/>
und Scha&#x0364;-<lb/>
den.</note>ab/ Wunden und Scha&#x0364;den damit außzu-<lb/>
heilen. Man kan Silberglette auch darun-<lb/>
der mi&#x017F;chen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT XXX</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfffinger-kraut.</hi> <hi rendition="#aq">Quinquefolium.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">F</hi>ünfffingerkraut oder Fu&#x0364;nffblat heißt<lb/>
Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Quinquefolium, Pentaphyllon.</hi> Jtalia&#x0364;-<lb/>
ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Cinquefoglio.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Quinte-<lb/>
feullie, Cinquefeullie.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Cinco en<lb/>
rama.</hi> Engli&#x017F;ch/ Einquefoile/ Floefinger-<lb/>
gra&#x017F;&#x017F;e. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Feinfinger-urt. Niderla&#x0364;n-<lb/>
di&#x017F;ch/ Vyfvingerkruyd/ Vyfbladerkruyd.</p><lb/>
            <figure>
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Gemein Fu&#x0364;nfffingerkraut.</hi> <hi rendition="#aq">Quin-<lb/>
quefolium vulgare.</hi> </hi> </head><lb/>
            </figure>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>1. Das gemeine Fu&#x0364;nfffingerkraut/ <hi rendition="#aq">Quin-<lb/>
quefolium vulgare, <hi rendition="#i">Ger.</hi> majus repens, <hi rendition="#i">C. B.</hi><lb/>
Pentaphyllum &#x017F;ive Quinquefolium vulgare,<lb/>
repens, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> u&#x0364;berkomt ein lange dunckel-<lb/>
braune wurtzel/ &#x017F;ie i&#x017F;t nicht fa&#x017F;t dick/ fladeret<lb/>
hin und wider mit ihren neben-wu&#x0364;rtzelein/<lb/>
und gibt ein herben ge&#x017F;chmack von &#x017F;ich. Die<lb/>
bla&#x0364;tter ligen auff dem boden/ &#x017F;preiten &#x017F;ich<lb/>
weit auß/ und hengen &#x017F;ich mit ihren langen<lb/>
fa&#x0364;den an den grund. Jm end des Ma&#x0364;yens<lb/>
tra&#x0364;gt es gelbe Blumen/ welche beyder&#x017F;eits<lb/>
an du&#x0364;nnen &#x017F;tielen/ zwi&#x017F;chen den bla&#x0364;tteren<lb/>
herfu&#x0364;r &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;ich des Gen&#x017F;erich-<lb/>
krauts-blumen vergleichen/ &#x017F;o hernach ver-<lb/>
&#x017F;chwinden/ und kein Frucht noch Samen<lb/>
bringen/ denn es &#x017F;ich &#x017F;elbs von den fa&#x0364;den er-<lb/>
ju&#x0364;ngeret. Man findet es an gra&#x017F;ichten rei-<lb/>
nen/ hinder den za&#x0364;unen und ungebawenen<lb/>
orten/ die wurtzel &#x017F;oll gegraben werden/ wenn<lb/>
die Sonn im Widder i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>2. Das Fu&#x0364;nfffingerkraut mit &#x017F;ilberfar-<lb/>
ben bla&#x0364;ttern/ <hi rendition="#aq">Quinquefolium erectum folio<lb/>
argenteo, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Pentaphyllum erectum, foliis<lb/>
profundè &#x017F;ectis, &#x017F;ubtus argenteis, flore luteo,<lb/><hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> u&#x0364;berkomt ein lange &#x017F;chwartze holtzichte<lb/>
wurtzel/ &#x017F;o ein rauchen ge&#x017F;chmack wie die<lb/>
Tormentill-wurtzel von &#x017F;ich gibet. Seine<lb/>
bla&#x0364;tter werden &#x017F;ilberfarb/ und auff beyden<lb/>
&#x017F;eiten mit wollichten ha&#x0364;rlein u&#x0364;berzogen/ &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q q q q q 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ind</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[859/0875] Von den Kraͤuteren. 2. Das zweite Geſchlecht/ Ageratum fo- liis ſerratis, flore albo, C. B. hat auch ein har- te/ holtzichte wurtzel/ die theilet ſich von ih- rem Haupt in drey oder vier theil/ mit we- nig Zaſeln oder neben-wurtzeln. Die ſten- gel und blaͤtter vergleichen ſich dem erſten in allen dingen/ außgenommen daß die blaͤt- ter etwas breiter und kuͤrtzer/ und die blu- men weiß ſind. Dieſes wird wie das erſte bey uns allein in den Gaͤrten gezielet/ aber in der Provintz/ Franckreich und Langue- dock waͤchßt er nach Theodori Tabernæmon- tani bericht von ſich ſelbſt uͤberfluͤßig/ allda auch das erſte Geſchlecht gefunden wird. Es gibt ſonſten noch ein Geſchlecht mit ungekerfften blaͤttern/ Ageratum foliis non ſerratis, C. B. Wie auch ein Africaniſcher Le- berbalſam mit eingeſchnittenen blaͤttern/ Ageratum Africanum foliis laciniatis inodo- rum, Raj. Eigenſchafft. Der Leberbalſam iſt warm im erſten/ und trocken im andern grad; fuͤhret ein al- kaliſch-bitterlicht-balſamiſches Saltz/ und hat alſo die eigenſchafft zu eroͤffnen/ zu er- duͤnnern/ zu ſaͤuberen/ zu heilen/ Wuͤrm zu toͤden und außzutreiben. Gebrauch. Die oberſten ſchoͤßlein ſamt den blumen und dem kraut/ uͤber nacht in weiſſen Wein gebeitzet/ und den Kindern morgens nuͤch- tern/ drey ſtund vor der mahlzeit/ ein klein Pfenning-glaͤßlein voll darvon zu trincken geben/ toͤdet und vertreibet die Bauchwuͤrm/ wird alſo in Jtalien viel gebraucht. Der ſamen von dieſem kraut den jungen Kindern eingeben/ wie man den Wurmſamen einzu- geben pflegt/ hat gleiche wuͤrckung die Wuͤrm zu toͤden und außzutreiben. Leberbalſam-kraut ein halbe handvoll/ mit ein wenig Roßmarin und Bertram- wurtzel/ in einem quartal weiſſen Weins ge- ſotten/ und mit der durchgeſiegenen bruͤhen den Mund geſpuͤhlet/ dienet wider das Zahn- weh/ ſo von kalten Fluͤſſen herkomt. Zahnweh von kalten Fluͤſſen. Das deſtillierte Leberbalſam-waſſer iſt ein koͤſtliche Artzney wider die Verſtopf- fung der Leber/ langwierige Fieber/ anfan- gende Gelb-und Waſſerſucht/ morgens und abends/ drey oder vier loth darvon getrun- cken. Alſo gebraucht/ treibet es den Harn/ ſtillet das Mutter-grimmen/ und toͤdet die Wuͤrm bey jungen und alten Menſchen/ den jungen mittelmaͤßigen Menſchen gibt man vier loth/ den Kindern von zehen biß auff fuͤnff Jahr/ drey loth/ den vierjaͤhrigen und die darunder ſind/ anderthalb loth/ und den gar jungen Kindern/ ein loth. Das Leberbalſam-kraut und Natterzuͤng- lein oder Gottsgnaden-kraut/ mit einander verſtoſſen/ hernach in gutem Baumoͤl geſot- ten/ durch ein tuch getruckt/ und ein wenig Wachs/ Pech/ und Terbenthin darunder zerlaſſen/ gibt ein trefflich Wund pflaſter ab/ Wunden und Schaͤden damit außzu- heilen. Man kan Silberglette auch darun- der miſchen. Wunden und Schaͤ- den. CAPUT XXX. Fuͤnfffinger-kraut. Quinquefolium. Namen. Fünfffingerkraut oder Fuͤnffblat heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Quinquefolium, Pentaphyllon. Jtaliaͤ- niſch/ Cinquefoglio. Frantzoͤſiſch/ Quinte- feullie, Cinquefeullie. Spaniſch/ Cinco en rama. Engliſch/ Einquefoile/ Floefinger- graſſe. Daͤniſch/ Feinfinger-urt. Niderlaͤn- diſch/ Vyfvingerkruyd/ Vyfbladerkruyd. [Abbildung Gemein Fuͤnfffingerkraut. Quin- quefolium vulgare. ] Geſchlecht und Geſtalt. 1. Das gemeine Fuͤnfffingerkraut/ Quin- quefolium vulgare, Ger. majus repens, C. B. Pentaphyllum ſive Quinquefolium vulgare, repens, J. B. uͤberkomt ein lange dunckel- braune wurtzel/ ſie iſt nicht faſt dick/ fladeret hin und wider mit ihren neben-wuͤrtzelein/ und gibt ein herben geſchmack von ſich. Die blaͤtter ligen auff dem boden/ ſpreiten ſich weit auß/ und hengen ſich mit ihren langen faͤden an den grund. Jm end des Maͤyens traͤgt es gelbe Blumen/ welche beyderſeits an duͤnnen ſtielen/ zwiſchen den blaͤtteren herfuͤr ſchieſſen/ und ſich des Genſerich- krauts-blumen vergleichen/ ſo hernach ver- ſchwinden/ und kein Frucht noch Samen bringen/ denn es ſich ſelbs von den faͤden er- juͤngeret. Man findet es an graſichten rei- nen/ hinder den zaͤunen und ungebawenen orten/ die wurtzel ſoll gegraben werden/ wenn die Sonn im Widder iſt. 2. Das Fuͤnfffingerkraut mit ſilberfar- ben blaͤttern/ Quinquefolium erectum folio argenteo, C. B. Pentaphyllum erectum, foliis profundè ſectis, ſubtus argenteis, flore luteo, J. B. uͤberkomt ein lange ſchwartze holtzichte wurtzel/ ſo ein rauchen geſchmack wie die Tormentill-wurtzel von ſich gibet. Seine blaͤtter werden ſilberfarb/ und auff beyden ſeiten mit wollichten haͤrlein uͤberzogen/ ſie ſind Q q q q q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/875
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 859. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/875>, abgerufen am 22.11.2024.