1. Der gemeine Nachtschatten/ Solanum bacciferum I. sive Officinarum, C. B. hortense seu vulgare, J. B. ist ein staud mit vielen ne- ben-ästlein und zincken/ etwan elen-hoch. Die blätter sind schwartzgrün/ lind/ weich/ voller safft. Die blümlein erscheinen gestirnt und bleichweiß/ stehen drauschlicht bey ein- ander/ ein jedes blümlein ist anzusehen wie die Blumen des Je länger je liebers/ haben inwendig ein gelbes zäpfflein. Wenn diesel- ben abfallen/ kommen die runden Beer her- nach in der grösse wie Weckholder/ darinn steckt kleiner samen. Die farb an diesen bee- ren ist nicht einerley/ denn etliche sind grün- licht/ oder braunroth/ andere schwartz/ und etliche gelb. Die wurtzel ist weiß/ schlecht und fasicht. Man findet den Nachtschatten hin- ter den zäunen/ neben den mauren/ an schat- tichten orten und in den Gärten. Blühet den Sommer über/ und wird seine Frucht in dem Herbst zeitig. Jst ein recht Sommer- kraut/ denn so bald ein kalte frost darüber geht/ muß es verderben/ daher es alle Jahr von newem wächßt/ und nicht von der wur- tzel außschlägt. Allhier zu Basel in sandich- ten orten bey Michelfelden/ kommet er kaum ein spannen hoch herfür.
2. Der baumichte Nachtschatten/ Sola- num fruticosum bacciferum, C. B. Strychnoden- dros, J. B. ist eine zwey/ biß drey elen hohe staude/ die wurtzel wird holtzicht/ ablang und weiß. Er hat viel sattgrüne äste/ an welchen viel schmale und am umbkreiß ein wenig gleichsam zernagte und spitzige blät- ter sich erzeigen/ zwischen denen weisse blu- men an ihren eigenen stielen hangen/ wel- chen rothe beere wie Corallen oder Kirschen nachfolgen/ so in ihrem safft glatten/ weissen samen in sich halten. Also komt er im Fürst- lichen Eystettischen Lustgarten herfür. Er wird auch in anderen Europäischen Gärten angetroffen.
Eigenschafft.
Der gemeine Nachtschatten ist kalt im 2. grad/ in dem trocknen und feuchten mittel- mässig/ hat ein zusammenziehende und zu- ruck treibende Natur: führet ein flüchtiges/ scharfflichtes/ mit etwas grobem schwefelich- tem vermischtes saltz/ dadurch er die Lebens- geister in ihrem lauff hemmet/ schmertzen stillet/ entzündungen zertheilet/ und aller- hand gifftige Schäden reiniget und heilet.
Gebrauch.
Der gemeine Nachtschatten wird nicht sicher in Leib gebraucht.
Hitz an heimlichen orten.
So jemand an heimlichen orten ein gros- se hitze spüret/ der soll zarte Tüchlein in destilliertem Nachtschatten-wasser netzen/ Grosses Harnbren- nen.und solche warmlicht überlegen.
Das destillierte Nachtschatten- wasser/ so es ein drey Jahr alt ist/ wird gelobet wider das grosse Harnbrennen/ darvon Morgens [Spaltenumbruch]
und Abends ein paar loth getruncken.
Umb sich fressende Krebs- schäden.
Der außgepreßte Safft von der Nacht- schatten soll äusserlich zu den umb sich fres- senden Krebsschäden gebraucht werden.
Herr Nicolaus Agerius in dem 1. theil der Teutschen Apotheck im 112. Cap. berichtet/ daß auß dem Nachtschatten- safft ein sehrHitziges jucken oder hefftiges beissen in den Bein- brüchen/ böse Hitz und En- tzündung in den Schäden/ sonderlich an heimli- chen orten. nutzliches Sälblein auff nachfolgende weiß bereitet werde/ welches das hitzige jucken und hefftig beissen in allen Beinbrüchen stillet/ und alle böse hitz oder Entzündung in einem jeden Schaden/ sonderlich aber an heimli- chen Orten/ löschet. Nim des saffts von der gemeinen Nachtschatten/ und Wegrichsafft jedes anderthalb loth/ Granatäpffel-safft ein loth/ grün Baum- und Rosen-öl jedes vier loth/ frische Populeon- und Rosen-salb jedes zwey loth/ Gold- und Silberglett je- des vier loth/ bereitete Tutia drey quintlein/ Bleyweiß und abgewaschenen Kalck jedes anderthalb loth. Diese stück läßt man von einem Apothecker nach der Kunst durch ein- ander mischen/ welcher zuletzt ein halb quint- lein gepülverten Campffer darzu thun solle.
Egyptischer Nachtschatten. Solanum AEgyptiacum.
Nach dem bericht Herrn Dappers/ in sei- ner Beschreibung von Africa/ wird in E- gypten ein sonderbare Art der Nachtschat- ten gefunden. Dieses gewächs hat eine lan- ge/ dicke und röthlichte wurtzel/ welche sehr starck riecht. Der stiel/ so einfach/ breit und rund ist/ und vier oder fünff elenbogen hoch auffschießt/ wird in unterschiedliche Zacken vertheilt: daran dunckel-braune blätter han- gen/ die auff beyden seiten tieff eingeschlitzt sind. Die Blume/ die einen lieblichen Ge- ruch hat/ ist schön/ unten schmal und oben breit/ von aussen und von innen weiß/ da- rauß wird eine rundhafftige Frucht/ welche mit einer dornichten schale/ wiewol sie auch bißweilen keine schale hat/ umbgeben ist/ und viel gelbe samenkörnlein in sich hält/ die end- lich bleich werden.
Wer diesen samen isset/ wird dumm/ sinn- loß und truncken; wiewol er endlich wieder zu sich selbst kommet. Eben dieselbe Krafft schreibet man auch den Blumen zu. Die Spanischen Aertzte vertreiben diese Sinn- losigkeit sonderlich mit Erbrech-tränckern/ und starcken Abspielern oder Clystieren.
CAPUT LII. Rother Nachtschatten.Solanum halicacabum vulgare.
Namen.
DEr rothe Nachtschatten heist Grie- chisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen], [fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen]- [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen]. Lateinisch/ Solanum halicaca- bum, Vesicaria, Solanum vesicarium. Jtaliä- nisch/ Halicacabo. Frantzösisch/ Culebol, Coqueret, Alquaquenge, Baguenaude, Cerise d'outre mer. Spanisch/ Acarreodor de suen- no, Bexiga de perro, Alquecangi, Arquilexios. Englisch/ Alkakingie/ Wintercherry. Nider- ländisch/ Kriecken ouer zee. Jn Teutscher Sprach wird er auch genent Boborellen/
1. Der gemeine Nachtſchatten/ Solanum bacciferum I. ſive Officinarum, C. B. hortenſe ſeu vulgare, J. B. iſt ein ſtaud mit vielen ne- ben-aͤſtlein und zincken/ etwan elen-hoch. Die blaͤtter ſind ſchwartzgruͤn/ lind/ weich/ voller ſafft. Die bluͤmlein erſcheinen geſtirnt und bleichweiß/ ſtehen drauſchlicht bey ein- ander/ ein jedes bluͤmlein iſt anzuſehen wie die Blumen des Je laͤnger je liebers/ haben inwendig ein gelbes zaͤpfflein. Wenn dieſel- ben abfallen/ kommen die runden Beer her- nach in der groͤſſe wie Weckholder/ darinn ſteckt kleiner ſamen. Die farb an dieſen bee- ren iſt nicht einerley/ denn etliche ſind gruͤn- licht/ oder braunroth/ andere ſchwartz/ und etliche gelb. Die wurtzel iſt weiß/ ſchlecht und faſicht. Man findet den Nachtſchatten hin- ter den zaͤunen/ neben den mauren/ an ſchat- tichten orten und in den Gaͤrten. Bluͤhet den Sommer uͤber/ und wird ſeine Frucht in dem Herbſt zeitig. Jſt ein recht Sommer- kraut/ denn ſo bald ein kalte froſt daruͤber geht/ muß es verderben/ daher es alle Jahr von newem waͤchßt/ und nicht von der wur- tzel außſchlaͤgt. Allhier zu Baſel in ſandich- ten orten bey Michelfelden/ kom̃et er kaum ein ſpannen hoch herfuͤr.
2. Der baumichte Nachtſchatten/ Sola- num fruticoſum bacciferum, C. B. Strychnoden- dros, J. B. iſt eine zwey/ biß drey elen hohe ſtaude/ die wurtzel wird holtzicht/ ablang und weiß. Er hat viel ſattgruͤne aͤſte/ an welchen viel ſchmale und am umbkreiß ein wenig gleichſam zernagte und ſpitzige blaͤt- ter ſich erzeigen/ zwiſchen denen weiſſe blu- men an ihren eigenen ſtielen hangen/ wel- chen rothe beere wie Corallen oder Kirſchen nachfolgen/ ſo in ihrem ſafft glatten/ weiſſen ſamen in ſich halten. Alſo komt er im Fuͤrſt- lichen Eyſtettiſchen Luſtgarten herfuͤr. Er wird auch in anderen Europaͤiſchen Gaͤrten angetroffen.
Eigenſchafft.
Der gemeine Nachtſchatten iſt kalt im 2. grad/ in dem trocknen und feuchten mittel- maͤſſig/ hat ein zuſammenziehende und zu- ruck treibende Natur: fuͤhret ein fluͤchtiges/ ſcharfflichtes/ mit etwas grobem ſchwefelich- tem vermiſchtes ſaltz/ dadurch er die Lebens- geiſter in ihrem lauff hemmet/ ſchmertzen ſtillet/ entzuͤndungen zertheilet/ und aller- hand gifftige Schaͤden reiniget und heilet.
Gebrauch.
Der gemeine Nachtſchatten wird nicht ſicher in Leib gebraucht.
Hitz an heimlichen orten.
So jemand an heimlichen orten ein groſ- ſe hitze ſpuͤret/ der ſoll zarte Tuͤchlein in deſtilliertem Nachtſchatten-waſſer netzen/ Groſſes Harnbꝛen- nen.und ſolche warmlicht uͤberlegen.
Das deſtillierte Nachtſchatten- waſſer/ ſo es ein drey Jahr alt iſt/ wird gelobet wider das groſſe Harnbrennen/ darvon Morgens [Spaltenumbruch]
und Abends ein paar loth getruncken.
Umb ſich freſſende Krebs- ſchaͤden.
Der außgepreßte Safft von der Nacht- ſchatten ſoll aͤuſſerlich zu den umb ſich freſ- ſenden Krebsſchaͤden gebraucht werden.
Herꝛ Nicolaus Agerius in dem 1. theil der Teutſchen Apotheck im 112. Cap. berichtet/ daß auß dem Nachtſchatten- ſafft ein ſehrHitziges jucken odeꝛ hefftiges beiſſen in den Bein- bruͤchen/ boͤſe Hitz und En- tzuͤndung in den Schaͤden/ ſonderlich an heimli- chen orten. nutzliches Saͤlblein auff nachfolgende weiß bereitet werde/ welches das hitzige jucken und hefftig beiſſen in allen Beinbruͤchen ſtillet/ und alle boͤſe hitz oder Entzuͤndung in einem jeden Schaden/ ſonderlich aber an heimli- chen Orten/ loͤſchet. Nim des ſaffts von der gemeinen Nachtſchatten/ und Wegrichſafft jedes anderthalb loth/ Granataͤpffel-ſafft ein loth/ gruͤn Baum- und Roſen-oͤl jedes vier loth/ friſche Populeon- und Roſen-ſalb jedes zwey loth/ Gold- und Silberglett je- des vier loth/ bereitete Tutia drey quintlein/ Bleyweiß und abgewaſchenen Kalck jedes anderthalb loth. Dieſe ſtuͤck laͤßt man von einem Apothecker nach der Kunſt durch ein- ander miſchen/ welcher zuletzt ein halb quint- lein gepuͤlverten Campffer darzu thun ſolle.
Egyptiſcher Nachtſchatten. Solanum Ægyptiacum.
Nach dem bericht Herꝛn Dappers/ in ſei- ner Beſchreibung von Africa/ wird in E- gypten ein ſonderbare Art der Nachtſchat- ten gefunden. Dieſes gewaͤchs hat eine lan- ge/ dicke und roͤthlichte wurtzel/ welche ſehr ſtarck riecht. Der ſtiel/ ſo einfach/ breit und rund iſt/ und vier oder fuͤnff elenbogen hoch auffſchießt/ wird in unterſchiedliche Zacken vertheilt: daran dunckel-braune blaͤtter han- gen/ die auff beyden ſeiten tieff eingeſchlitzt ſind. Die Blume/ die einen lieblichen Ge- ruch hat/ iſt ſchoͤn/ unten ſchmal und oben breit/ von auſſen und von innen weiß/ da- rauß wird eine rundhafftige Frucht/ welche mit einer dornichten ſchale/ wiewol ſie auch bißweilen keine ſchale hat/ umbgeben iſt/ und viel gelbe ſamenkoͤrnlein in ſich haͤlt/ die end- lich bleich werden.
Wer dieſen ſamen iſſet/ wird dumm/ ſinn- loß und truncken; wiewol er endlich wieder zu ſich ſelbſt kommet. Eben dieſelbe Krafft ſchreibet man auch den Blumen zu. Die Spaniſchen Aertzte vertreiben dieſe Sinn- loſigkeit ſonderlich mit Erbrech-traͤnckern/ und ſtarcken Abſpielern oder Clyſtieren.
CAPUT LII. Rother Nachtſchatten.Solanum halicacabum vulgare.
Namen.
DEr rothe Nachtſchatten heiſt Grie- chiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen], [fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen]- [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen]. Lateiniſch/ Solanum halicaca- bum, Veſicaria, Solanum veſicarium. Jtaliaͤ- niſch/ Halicacabo. Frantzoͤſiſch/ Culebol, Coqueret, Alquaquenge, Baguenaude, Ceriſe d’outre mer. Spaniſch/ Acarreodor de ſuen- no, Bexiga de perro, Alquecangi, Arquilexios. Engliſch/ Alkakingie/ Wintercherry. Nider- laͤndiſch/ Kriecken ouer zee. Jn Teutſcher Sprach wird er auch genent Boborellen/
Schlut-
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[889/0905]
Von den Kraͤuteren.
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Spaniſch/ Yerva mora. Engliſch/ Nights-
hade/ Morell. Daͤniſch/ Natteskade/ Saco-
baͤr/ Suineurt/ Hundeurt. Niderlaͤndiſch/
Nachtſchaed.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Der gemeine Nachtſchatten/ Solanum
bacciferum I. ſive Officinarum, C. B. hortenſe
ſeu vulgare, J. B. iſt ein ſtaud mit vielen ne-
ben-aͤſtlein und zincken/ etwan elen-hoch.
Die blaͤtter ſind ſchwartzgruͤn/ lind/ weich/
voller ſafft. Die bluͤmlein erſcheinen geſtirnt
und bleichweiß/ ſtehen drauſchlicht bey ein-
ander/ ein jedes bluͤmlein iſt anzuſehen wie
die Blumen des Je laͤnger je liebers/ haben
inwendig ein gelbes zaͤpfflein. Wenn dieſel-
ben abfallen/ kommen die runden Beer her-
nach in der groͤſſe wie Weckholder/ darinn
ſteckt kleiner ſamen. Die farb an dieſen bee-
ren iſt nicht einerley/ denn etliche ſind gruͤn-
licht/ oder braunroth/ andere ſchwartz/ und
etliche gelb. Die wurtzel iſt weiß/ ſchlecht und
faſicht. Man findet den Nachtſchatten hin-
ter den zaͤunen/ neben den mauren/ an ſchat-
tichten orten und in den Gaͤrten. Bluͤhet
den Sommer uͤber/ und wird ſeine Frucht
in dem Herbſt zeitig. Jſt ein recht Sommer-
kraut/ denn ſo bald ein kalte froſt daruͤber
geht/ muß es verderben/ daher es alle Jahr
von newem waͤchßt/ und nicht von der wur-
tzel außſchlaͤgt. Allhier zu Baſel in ſandich-
ten orten bey Michelfelden/ kom̃et er kaum
ein ſpannen hoch herfuͤr.
2. Der baumichte Nachtſchatten/ Sola-
num fruticoſum bacciferum, C. B. Strychnoden-
dros, J. B. iſt eine zwey/ biß drey elen hohe
ſtaude/ die wurtzel wird holtzicht/ ablang
und weiß. Er hat viel ſattgruͤne aͤſte/ an
welchen viel ſchmale und am umbkreiß ein
wenig gleichſam zernagte und ſpitzige blaͤt-
ter ſich erzeigen/ zwiſchen denen weiſſe blu-
men an ihren eigenen ſtielen hangen/ wel-
chen rothe beere wie Corallen oder Kirſchen
nachfolgen/ ſo in ihrem ſafft glatten/ weiſſen
ſamen in ſich halten. Alſo komt er im Fuͤrſt-
lichen Eyſtettiſchen Luſtgarten herfuͤr. Er
wird auch in anderen Europaͤiſchen Gaͤrten
angetroffen.
Eigenſchafft.
Der gemeine Nachtſchatten iſt kalt im 2.
grad/ in dem trocknen und feuchten mittel-
maͤſſig/ hat ein zuſammenziehende und zu-
ruck treibende Natur: fuͤhret ein fluͤchtiges/
ſcharfflichtes/ mit etwas grobem ſchwefelich-
tem vermiſchtes ſaltz/ dadurch er die Lebens-
geiſter in ihrem lauff hemmet/ ſchmertzen
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Der gemeine Nachtſchatten wird nicht
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deſtilliertem Nachtſchatten-waſſer netzen/
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Groſſes
Harnbꝛen-
nen.
Das deſtillierte Nachtſchatten- waſſer/ ſo
es ein drey Jahr alt iſt/ wird gelobet wider
das groſſe Harnbrennen/ darvon Morgens
und Abends ein paar loth getruncken.
Der außgepreßte Safft von der Nacht-
ſchatten ſoll aͤuſſerlich zu den umb ſich freſ-
ſenden Krebsſchaͤden gebraucht werden.
Herꝛ Nicolaus Agerius in dem 1. theil der
Teutſchen Apotheck im 112. Cap. berichtet/
daß auß dem Nachtſchatten- ſafft ein ſehr
nutzliches Saͤlblein auff nachfolgende weiß
bereitet werde/ welches das hitzige jucken und
hefftig beiſſen in allen Beinbruͤchen ſtillet/
und alle boͤſe hitz oder Entzuͤndung in einem
jeden Schaden/ ſonderlich aber an heimli-
chen Orten/ loͤſchet. Nim des ſaffts von der
gemeinen Nachtſchatten/ und Wegrichſafft
jedes anderthalb loth/ Granataͤpffel-ſafft
ein loth/ gruͤn Baum- und Roſen-oͤl jedes
vier loth/ friſche Populeon- und Roſen-ſalb
jedes zwey loth/ Gold- und Silberglett je-
des vier loth/ bereitete Tutia drey quintlein/
Bleyweiß und abgewaſchenen Kalck jedes
anderthalb loth. Dieſe ſtuͤck laͤßt man von
einem Apothecker nach der Kunſt durch ein-
ander miſchen/ welcher zuletzt ein halb quint-
lein gepuͤlverten Campffer darzu thun ſolle.
Hitziges
jucken odeꝛ
hefftiges
beiſſen in
den Bein-
bruͤchen/
boͤſe Hitz
und En-
tzuͤndung
in den
Schaͤden/
ſonderlich
an heimli-
chen orten.
Egyptiſcher Nachtſchatten.
Solanum Ægyptiacum.
Nach dem bericht Herꝛn Dappers/ in ſei-
ner Beſchreibung von Africa/ wird in E-
gypten ein ſonderbare Art der Nachtſchat-
ten gefunden. Dieſes gewaͤchs hat eine lan-
ge/ dicke und roͤthlichte wurtzel/ welche ſehr
ſtarck riecht. Der ſtiel/ ſo einfach/ breit und
rund iſt/ und vier oder fuͤnff elenbogen hoch
auffſchießt/ wird in unterſchiedliche Zacken
vertheilt: daran dunckel-braune blaͤtter han-
gen/ die auff beyden ſeiten tieff eingeſchlitzt
ſind. Die Blume/ die einen lieblichen Ge-
ruch hat/ iſt ſchoͤn/ unten ſchmal und oben
breit/ von auſſen und von innen weiß/ da-
rauß wird eine rundhafftige Frucht/ welche
mit einer dornichten ſchale/ wiewol ſie auch
bißweilen keine ſchale hat/ umbgeben iſt/ und
viel gelbe ſamenkoͤrnlein in ſich haͤlt/ die end-
lich bleich werden.
Wer dieſen ſamen iſſet/ wird dumm/ ſinn-
loß und truncken; wiewol er endlich wieder
zu ſich ſelbſt kommet. Eben dieſelbe Krafft
ſchreibet man auch den Blumen zu. Die
Spaniſchen Aertzte vertreiben dieſe Sinn-
loſigkeit ſonderlich mit Erbrech-traͤnckern/
und ſtarcken Abſpielern oder Clyſtieren.
CAPUT LII.
Rother Nachtſchatten. Solanum
halicacabum vulgare.
Namen.
DEr rothe Nachtſchatten heiſt Grie-
chiſch/ __, __-
_____. Lateiniſch/ Solanum halicaca-
bum, Veſicaria, Solanum veſicarium. Jtaliaͤ-
niſch/ Halicacabo. Frantzoͤſiſch/ Culebol,
Coqueret, Alquaquenge, Baguenaude, Ceriſe
d’outre mer. Spaniſch/ Acarreodor de ſuen-
no, Bexiga de perro, Alquecangi, Arquilexios.
Engliſch/ Alkakingie/ Wintercherry. Nider-
laͤndiſch/ Kriecken ouer zee. Jn Teutſcher
Sprach wird er auch genent Boborellen/
Schlut-
V v v v v
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 889. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/905>, abgerufen am 22.11.2024.
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