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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Fünffte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Rother Nachtschatten. Solanum
halicacabum vulgare.

Schlutten/ Judenkirschen/ Judenhüttlein
und Judendöcklein.

Gestalt.

Jm Aprillen stossen die jungen Dolden
der rothen Nachtschatten herfür/ darauß
werden stengel Arms-lang/ und neigen sich
zu der Erden. Die blätter sind der gemei-
nen Nachtschatten etwas gleich/ doch brei-
ter und steiffer. Er bringt auch weisse Blu-
men/ aber grössere/ darauß wachsen hole/
grüne und gantz verschlossene säcklein oder
blasen/ in der grösse einer welschen Nuß/
und zu zeiten grösser/ mit acht striemen oder
holkeelen nach der länge durchzogen/ diese
Blasen werden zuletzt bleichroth/ darinn
ligt unden am boden angehefft ein rund ro-
thes beer/ als ein rothe Kirschen anzusehen/
doch glätter und schöner/ am Geschmack
bitter/ mit kleinem und weissem samen ge-
füllt. Die wurtzel ist weiß/ und verkriecht
sich ins Erdreich hin und her mit ihren zin-
cken. Wächßt gemeiniglich in den Wein-
gärten/ darauß er nicht leichtlich kan ver-
trieben werden/ wo er einmal einwurtzelt. Er
blüht den gantzen Sommer/ aber die frucht
erzeigt sich im Augst- und Herbstmonat.
Wächßt allhier inner der Statt-mauren bey
dem Closter St. Alban/ wie auch in den
hecken umb Brüglingen/ und in den Wein-
gärten des Muttentzer-bergs.

Eigenschafft.

Der rothe Nachtschatten ist kalt und tro-
cken im andern grad. Die beere führen ein
subtiles durchtringendes saltz/ und haben ein
außtreibende krafft/ sollen zu ende des
Augsts- oder im Herbstmonat gesamlet wer-
den/ wenn sie hübsch roth sind; führen son-
derlich den Schleim und Sand von den
Nieren ab.

[Spaltenumbruch]
Gebrauch.

Auß den Judenkirschen werden Zeltlein
in den Apothecken gemacht/ welche man
Trochisci alkekengi, oder de Halicacabo nennet.
Wenn man sie zu einem reinen pulver stos-Schwä-
rung der
Nieren
und Bla-
sen/ eyter
harnen.
Hitz und
schärffe des
harns.

set/ und ein quintlein schwer darvon in
Geißmilch einnimmet/ ist denen gut/ wel-
chen die Nieren oder Blasen schwären/ und
eyter harnen/ benimt auch die hitz und schärf-
fe des Harns. So man wil/ kan man eben
wider solche Zustände auß einem quintlein
des Pulvers 60. Pilulein machen/ und alle
Morgen 10. darvon einnehmen.

Man pflegt auch zur Herbstzeit auß den
Judenkirschen ein guten Wein zu machen.
Man nimt dieser rothen Beer 20. loth/ legt
sie in ein Ohmen oder 30. maß süsses weis-
ses Mosts/ und läßt alles wol verjähren.Sand/
Grieß/
Stein in
den nieren
und bla-
sen.

Alßdenn trincket man Morgens nüchtern
ein gläßlein voll: dieser Wein treibt den
Harn/ und mit demselben Sand/ Grieß
und Stein auß den Nieren und Blasen.

Von den Judenkirschen wird ein nutzli-Schleim/
sand/ grieß
und stein
in den nie-
ren/ harn-
gäng|und
blasen/ ge-
schwär an
den nieren
eyterichter
blutiger
harn.

ches Wasser destilliert: desselbigen Mor-
gens und Abends jedes mal auff drey oder
vier loth getruncken/ jungen Kindern aber
auff ein loth eingeben/ reinigt die Nieren/
Harngäng und Blasen/ von allem schleim/
Sand/ Grieß und Stein/ ist auch denen
gut/ welchen die Nieren schwären/ Eyter
und Blut harnen.

[Abbildung] Jndianische grüne Judendöcklein
oder Schlutten.
Solanum
vesicarium Indicum.

Gestalt.

Dieses frembde Gewächs hat blätter wie
die Boborellen/ jedoch ein wenig zerkerft/ der
stengel ist eines fingers dick/ offt dreyer elen
hoch/ eckicht und knospicht mit vielen zweig-
lein/ die Blume vergleicht sich auch mit den

Juden-

Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Rother Nachtſchatten. Solanum
halicacabum vulgare.

Schlutten/ Judenkirſchen/ Judenhuͤttlein
und Judendoͤcklein.

Geſtalt.

Jm Aprillen ſtoſſen die jungen Dolden
der rothen Nachtſchatten herfuͤr/ darauß
werden ſtengel Arms-lang/ und neigen ſich
zu der Erden. Die blaͤtter ſind der gemei-
nen Nachtſchatten etwas gleich/ doch brei-
ter und ſteiffer. Er bringt auch weiſſe Blu-
men/ aber groͤſſere/ darauß wachſen hole/
gruͤne und gantz verſchloſſene ſaͤcklein oder
blaſen/ in der groͤſſe einer welſchen Nuß/
und zu zeiten groͤſſer/ mit acht ſtriemen oder
holkeelen nach der laͤnge durchzogen/ dieſe
Blaſen werden zuletzt bleichroth/ darinn
ligt unden am boden angehefft ein rund ro-
thes beer/ als ein rothe Kirſchen anzuſehen/
doch glaͤtter und ſchoͤner/ am Geſchmack
bitter/ mit kleinem und weiſſem ſamen ge-
fuͤllt. Die wurtzel iſt weiß/ und verkriecht
ſich ins Erdreich hin und her mit ihren zin-
cken. Waͤchßt gemeiniglich in den Wein-
gaͤrten/ darauß er nicht leichtlich kan ver-
trieben werden/ wo er einmal einwurtzelt. Er
bluͤht den gantzen Sommer/ aber die frucht
erzeigt ſich im Augſt- und Herbſtmonat.
Waͤchßt allhier inner der Statt-mauren bey
dem Cloſter St. Alban/ wie auch in den
hecken umb Bruͤglingen/ und in den Wein-
gaͤrten des Muttentzer-bergs.

Eigenſchafft.

Der rothe Nachtſchatten iſt kalt und tro-
cken im andern grad. Die beere fuͤhren ein
ſubtiles durchtringendes ſaltz/ und haben ein
außtreibende krafft/ ſollen zu ende des
Augſts- oder im Herbſtmonat geſamlet wer-
den/ wenn ſie huͤbſch roth ſind; fuͤhren ſon-
derlich den Schleim und Sand von den
Nieren ab.

[Spaltenumbruch]
Gebrauch.

Auß den Judenkirſchen werden Zeltlein
in den Apothecken gemacht/ welche man
Trochiſci alkekengi, oder de Halicacabo nennet.
Wenn man ſie zu einem reinen pulver ſtoſ-Schwaͤ-
rung der
Nieren
und Bla-
ſen/ eyter
harnen.
Hitz und
ſchaͤrffe des
harns.

ſet/ und ein quintlein ſchwer darvon in
Geißmilch einnimmet/ iſt denen gut/ wel-
chen die Nieren oder Blaſen ſchwaͤren/ und
eyter harnen/ benimt auch die hitz uñ ſchaͤrf-
fe des Harns. So man wil/ kan man eben
wider ſolche Zuſtaͤnde auß einem quintlein
des Pulvers 60. Pilulein machen/ und alle
Morgen 10. darvon einnehmen.

Man pflegt auch zur Herbſtzeit auß den
Judenkirſchen ein guten Wein zu machen.
Man nimt dieſer rothen Beer 20. loth/ legt
ſie in ein Ohmen oder 30. maß ſuͤſſes weiſ-
ſes Moſts/ und laͤßt alles wol verjaͤhren.Sand/
Grieß/
Stein in
den nieren
und bla-
ſen.

Alßdenn trincket man Morgens nuͤchtern
ein glaͤßlein voll: dieſer Wein treibt den
Harn/ und mit demſelben Sand/ Grieß
und Stein auß den Nieren und Blaſen.

Von den Judenkirſchen wird ein nutzli-Schleim/
ſand/ grieß
und ſtein
in den nie-
ren/ harn-
gaͤng|und
blaſen/ ge-
ſchwaͤr an
den nieren
eyterichter
blutiger
harn.

ches Waſſer deſtilliert: deſſelbigen Mor-
gens und Abends jedes mal auff drey oder
vier loth getruncken/ jungen Kindern aber
auff ein loth eingeben/ reinigt die Nieren/
Harngaͤng und Blaſen/ von allem ſchleim/
Sand/ Grieß und Stein/ iſt auch denen
gut/ welchen die Nieren ſchwaͤren/ Eyter
und Blut harnen.

[Abbildung] Jndianiſche gruͤne Judendoͤcklein
oder Schlutten.
Solanum
veſicarium Indicum.

Geſtalt.

Dieſes frembde Gewaͤchs hat blaͤtter wie
die Boborellen/ jedoch ein wenig zerkerft/ der
ſtengel iſt eines fingers dick/ offt dreyer elen
hoch/ eckicht und knoſpicht mit vielen zweig-
lein/ die Blume vergleicht ſich auch mit den

Juden-
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[860[890]/0906] Das Fuͤnffte Buch/ [Abbildung Rother Nachtſchatten. Solanum halicacabum vulgare. ] Schlutten/ Judenkirſchen/ Judenhuͤttlein und Judendoͤcklein. Geſtalt. Jm Aprillen ſtoſſen die jungen Dolden der rothen Nachtſchatten herfuͤr/ darauß werden ſtengel Arms-lang/ und neigen ſich zu der Erden. Die blaͤtter ſind der gemei- nen Nachtſchatten etwas gleich/ doch brei- ter und ſteiffer. Er bringt auch weiſſe Blu- men/ aber groͤſſere/ darauß wachſen hole/ gruͤne und gantz verſchloſſene ſaͤcklein oder blaſen/ in der groͤſſe einer welſchen Nuß/ und zu zeiten groͤſſer/ mit acht ſtriemen oder holkeelen nach der laͤnge durchzogen/ dieſe Blaſen werden zuletzt bleichroth/ darinn ligt unden am boden angehefft ein rund ro- thes beer/ als ein rothe Kirſchen anzuſehen/ doch glaͤtter und ſchoͤner/ am Geſchmack bitter/ mit kleinem und weiſſem ſamen ge- fuͤllt. Die wurtzel iſt weiß/ und verkriecht ſich ins Erdreich hin und her mit ihren zin- cken. Waͤchßt gemeiniglich in den Wein- gaͤrten/ darauß er nicht leichtlich kan ver- trieben werden/ wo er einmal einwurtzelt. Er bluͤht den gantzen Sommer/ aber die frucht erzeigt ſich im Augſt- und Herbſtmonat. Waͤchßt allhier inner der Statt-mauren bey dem Cloſter St. Alban/ wie auch in den hecken umb Bruͤglingen/ und in den Wein- gaͤrten des Muttentzer-bergs. Eigenſchafft. Der rothe Nachtſchatten iſt kalt und tro- cken im andern grad. Die beere fuͤhren ein ſubtiles durchtringendes ſaltz/ und haben ein außtreibende krafft/ ſollen zu ende des Augſts- oder im Herbſtmonat geſamlet wer- den/ wenn ſie huͤbſch roth ſind; fuͤhren ſon- derlich den Schleim und Sand von den Nieren ab. Gebrauch. Auß den Judenkirſchen werden Zeltlein in den Apothecken gemacht/ welche man Trochiſci alkekengi, oder de Halicacabo nennet. Wenn man ſie zu einem reinen pulver ſtoſ- ſet/ und ein quintlein ſchwer darvon in Geißmilch einnimmet/ iſt denen gut/ wel- chen die Nieren oder Blaſen ſchwaͤren/ und eyter harnen/ benimt auch die hitz uñ ſchaͤrf- fe des Harns. So man wil/ kan man eben wider ſolche Zuſtaͤnde auß einem quintlein des Pulvers 60. Pilulein machen/ und alle Morgen 10. darvon einnehmen. Schwaͤ- rung der Nieren und Bla- ſen/ eyter harnen. Hitz und ſchaͤrffe des harns. Man pflegt auch zur Herbſtzeit auß den Judenkirſchen ein guten Wein zu machen. Man nimt dieſer rothen Beer 20. loth/ legt ſie in ein Ohmen oder 30. maß ſuͤſſes weiſ- ſes Moſts/ und laͤßt alles wol verjaͤhren. Alßdenn trincket man Morgens nuͤchtern ein glaͤßlein voll: dieſer Wein treibt den Harn/ und mit demſelben Sand/ Grieß und Stein auß den Nieren und Blaſen. Sand/ Grieß/ Stein in den nieren und bla- ſen. Von den Judenkirſchen wird ein nutzli- ches Waſſer deſtilliert: deſſelbigen Mor- gens und Abends jedes mal auff drey oder vier loth getruncken/ jungen Kindern aber auff ein loth eingeben/ reinigt die Nieren/ Harngaͤng und Blaſen/ von allem ſchleim/ Sand/ Grieß und Stein/ iſt auch denen gut/ welchen die Nieren ſchwaͤren/ Eyter und Blut harnen. Schleim/ ſand/ grieß und ſtein in den nie- ren/ harn- gaͤng|und blaſen/ ge- ſchwaͤr an den nieren eyterichter blutiger harn. [Abbildung Jndianiſche gruͤne Judendoͤcklein oder Schlutten. Solanum veſicarium Indicum. ] Geſtalt. Dieſes frembde Gewaͤchs hat blaͤtter wie die Boborellen/ jedoch ein wenig zerkerft/ der ſtengel iſt eines fingers dick/ offt dreyer elen hoch/ eckicht und knoſpicht mit vielen zweig- lein/ die Blume vergleicht ſich auch mit den Juden-

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 860[890]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/906>, abgerufen am 22.11.2024.