[Spaltenumbruch]
nen sonderlich den Leib zu erweichen/ in Cly- stieren und Pflastern.
Gebrauch.
Entzünde- tes Haupt/ Hertz und Leber/ Hitz der Fieber/ trockner Husten. Grosse hitz Leibs-ver- stopffung/ Gichter/ Durst/ Seitenste- chen jun- ger kinder.
Das destillierte Violen - wasser stärcket und kühlet das entzündete Haupt/ Hertz und Leber/ löschet die Hitz der Fieber/ ist gut für den trocknen Husten/ so man davon nach belieben 4. oder 5. loth trincket.
Die Conserva Violarum, oder der Veiel- zucker/ wird den jungen Kindern sicher ein- geben/ wenn sie grosse Hitz befinden/ diesel- bige lindert er/ hält ihnen auch den Leib of- fen/ stärcket das Hertz/ und bewahret sie vor den Gichten/ leget den Durst und das Seitenstechen.
Der berühmte Veiel- syrup wird also ge- macht. Man nimt der gereinigten und von den knöpffen abgezupfften Violen- blätter ein pfund oder 32. loth/ gießt darüber vier quartal sauberes heisses Wassers/ das fast schon hat wollen auffwallen/ dieses läßt man über Nacht stehen: hernach drucket man es zwischen einer zinnenen Preß/ oder zween stöcken in einem sauberen leinenen Tuch wol auß/ von diesem außgedruckten blawen Safft nimt man ein pfund/ und rein ge- stossenen Zucker 2. pfund/ thut es zusammen in ein zinnen oder wol gelöscht erden Ge- schirr/ das oben kan zugemacht werden/ (bes- ser aber sind die zinnenen Flaschen/ so man sie haben kan/) darauff setzt man solches in einen Kessel mit Wasser/ und läßt es auff dem Fewr so lang stehen/ (jedoch daß man underweilen mit einem höltzenen Koch-löffel den Zucker in dem Safft wol auf-und umb- rühre) biß das Wasser einmal oder zwey auffgesotten seye: auff diese weiß wird der Zucker gäntzlich zerlassen/ und der Safft in rechter dicke seyn/ welchen man also heiß durch ein sauberes leinen Tuch in ein erden Geschirr schütte/ und so er erkaltet/ in einem anderen trocknen und sauberen Geschirr zu dem Gebrauch auffbehalte.
Grossehitz/ durst und verstopf- fung bey jungen kindern/ seitenste- chen/ rauhe der kehlen/ und husten Hitziges hauptweh.
Der Veiel-syrup wird nutzlich den jun- gen Kindern gebraucht/ wenn sie grosse Hitz haben/ Durst leiden/ und verstopfft sind: Er dienet auch wider das Seitenste- chen/ Rauhe der Kehlen und den Husten/ davon nach belieben ein Löffel voll genom- men.
Das Veiel-öl an die Schläff und Stirn gestrichen/ stillet das hitzige Hauptweh/ in- sonderheit so man auch Rosen-öl darzu thut. Wird gemacht wie das Rosen-öl.
Schrunden der händen füssen/ aff- ter/ ge- burts glie- der und der wärtzlein an den fra- wen brüsten Hitzige ge- schwulst/ seitenstich/ entzündete Leber und Nieren.
Ein Sälblein von Veiel-und Rosen-öl mit weissem Wachs bereitet/ heilet die Schrunden der Händen/ Füssen/ Affter/ Geburts- glieder und der Wärtzlein an den Frawen- brüsten.
Die hitzige Geschwulsten mit Veiel - öl angesalbet/ zertheilt sie/ linderet den Schmer- tzen des Seitenstichs/ kühlet die entzündete Leber und Nieren/ so man den ort damit an- schmieret.
Den Nabel mit Violen-öl warmlicht ge- rieben ist nutzlich wider das Harn-brennen.
Harn- brennen.
Auß dem zerstossenen samen mit Pfer- singkernen vermischt/ macht man mit zu- giessung Pappelen-und Erdbeere-wassers ein Milchlein/ welches den Leib und die Nie- [Spaltenumbruch]
ren von ihrem schleim wol reiniget. Man muß ein loth Violen-samen/ und ein halb loth Pfersing-kernen hiezu nehmen für eine erwachsene Persohn.
Auß den frischen Violen wird die purpur- blaue Farb sich in das zugegossene heisse Brunnwasser gern ziehen/ und also die Vio- len-tinctur abgeben/ welche lieblich under dem Wein/ oder allein zu trincken ist/ und sehr wol abkühlet/ auch die Leber stärcket/ und allen Durst löschet.
Wenn man aber die Violen in grosser menge zusammen thut/ und under sich joh- ren oder fermentiren läßt/ hernach destilliert/ so bekomt man einen sehr trefflichen Violen- geist über/ welcher dem Rosen-geist an Lieb- lichkeit und kräfften nichts nachläßt.
FReysamkraut heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Viola jacea, Her- ba Trinitatis, Viola tricolor, Viola flam- mea. Jtalianisch/ Jacea, Herba de la Trinita. Frantzösisch/ Pensees, Menues pensees. En- glisch/ Penses/ Hearts case. Dänisch/ Floe- jels blomster/ Fiols blomster/ Trefoldi- gheds blomster/ Stiffmoder. Niderländisch/ Penseen. Jn Teutscher Sprach nennet man es auch Dreyfaltigkeits-blumen und Jesus- blümlein.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das auffrecht wachsende Freysam- kraut/ Viola tricolor erecta, an Jovis flos Theo- phrasti 6. Hist. 6. C. B. item, Viola Martia arbo- rescens purpurea, Ejusd. Jacea tricolor surrectis caulibus, quibusdam arborea dicta, J. B. hat
gerade/
Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch]
nen ſonderlich den Leib zu erweichen/ in Cly- ſtieren und Pflaſtern.
Gebrauch.
Entzuͤnde- tes Haupt/ Hertz und Leber/ Hitz der Fieber/ trockner Huſten. Groſſe hitz Leibs-ver- ſtopffung/ Gichter/ Durſt/ Seitenſte- chen jun- ger kinder.
Das deſtillierte Violen - waſſer ſtaͤrcket und kuͤhlet das entzuͤndete Haupt/ Hertz und Leber/ loͤſchet die Hitz der Fieber/ iſt gut fuͤr den trocknen Huſten/ ſo man davon nach belieben 4. oder 5. loth trincket.
Die Conſerva Violarum, oder der Veiel- zucker/ wird den jungen Kindern ſicher ein- geben/ wenn ſie groſſe Hitz befinden/ dieſel- bige lindert er/ haͤlt ihnen auch den Leib of- fen/ ſtaͤrcket das Hertz/ und bewahret ſie vor den Gichten/ leget den Durſt und das Seitenſtechen.
Der beruͤhmte Veiel- ſyrup wird alſo ge- macht. Man nimt der gereinigten und von den knoͤpffen abgezupfften Violen- blaͤtter ein pfund oder 32. loth/ gießt daruͤber vier quartal ſauberes heiſſes Waſſers/ das faſt ſchon hat wollen auffwallen/ dieſes laͤßt man uͤber Nacht ſtehen: hernach drucket man es zwiſchen einer zinnenen Preß/ oder zween ſtoͤcken in einem ſauberen leinenen Tuch wol auß/ von dieſem außgedruckten blawen Safft nimt man ein pfund/ und rein ge- ſtoſſenen Zucker 2. pfund/ thut es zuſam̃en in ein zinnen oder wol geloͤſcht erden Ge- ſchirꝛ/ das oben kan zugemacht werden/ (beſ- ſer aber ſind die zinnenen Flaſchen/ ſo man ſie haben kan/) darauff ſetzt man ſolches in einen Keſſel mit Waſſer/ und laͤßt es auff dem Fewr ſo lang ſtehen/ (jedoch daß man underweilen mit einem hoͤltzenen Koch-loͤffel den Zucker in dem Safft wol auf-und umb- ruͤhre) biß das Waſſer einmal oder zwey auffgeſotten ſeye: auff dieſe weiß wird der Zucker gaͤntzlich zerlaſſen/ und der Safft in rechter dicke ſeyn/ welchen man alſo heiß durch ein ſauberes leinen Tuch in ein erden Geſchirꝛ ſchuͤtte/ und ſo er erkaltet/ in einem anderen trocknen und ſauberen Geſchirꝛ zu dem Gebrauch auffbehalte.
Groſſehitz/ durſt und verſtopf- fung bey jungen kindern/ ſeitenſte- chen/ rauhe der kehlen/ und huſten Hitziges hauptweh.
Der Veiel-ſyrup wird nutzlich den jun- gen Kindern gebraucht/ wenn ſie groſſe Hitz haben/ Durſt leiden/ und verſtopfft ſind: Er dienet auch wider das Seitenſte- chen/ Rauhe der Kehlen und den Huſten/ davon nach belieben ein Loͤffel voll genom- men.
Das Veiel-oͤl an die Schlaͤff und Stirn geſtrichen/ ſtillet das hitzige Hauptweh/ in- ſonderheit ſo man auch Roſen-oͤl darzu thut. Wird gemacht wie das Roſen-oͤl.
Schrundẽ deꝛ haͤnden fuͤſſen/ aff- ter/ ge- burts glie- der und deꝛ waͤrtzlein an den fra- wen bruͤſtẽ Hitzige ge- ſchwulſt/ ſeitenſtich/ entzuͤndete Leber und Nieren.
Ein Saͤlblein von Veiel-und Roſen-oͤl mit weiſſem Wachs bereitet/ heilet die Schrunden der Haͤnden/ Fuͤſſen/ Affter/ Geburts- glieder und der Waͤrtzlein an den Frawen- bruͤſten.
Die hitzige Geſchwulſten mit Veiel - oͤl angeſalbet/ zertheilt ſie/ linderet den Schmer- tzen des Seitenſtichs/ kuͤhlet die entzuͤndete Leber und Nieren/ ſo man den ort damit an- ſchmieret.
Den Nabel mit Violen-oͤl warmlicht ge- rieben iſt nutzlich wider das Harn-brennen.
Harn- brennen.
Auß dem zerſtoſſenen ſamen mit Pfer- ſingkernen vermiſcht/ macht man mit zu- gieſſung Pappelen-und Erdbeere-waſſers ein Milchlein/ welches den Leib und die Nie- [Spaltenumbruch]
ren von ihrem ſchleim wol reiniget. Man muß ein loth Violen-ſamen/ und ein halb loth Pferſing-kernen hiezu nehmen fuͤr eine erwachſene Perſohn.
Auß den friſchen Violen wird die purpur- blaue Farb ſich in das zugegoſſene heiſſe Brunnwaſſer gern ziehen/ und alſo die Vio- len-tinctur abgeben/ welche lieblich under dem Wein/ oder allein zu trincken iſt/ und ſehr wol abkuͤhlet/ auch die Leber ſtaͤrcket/ und allen Durſt loͤſchet.
Wenn man aber die Violen in groſſer menge zuſammen thut/ und under ſich joh- ren oder fermentiren laͤßt/ hernach deſtilliert/ ſo bekomt man einen ſehr trefflichen Violen- geiſt uͤber/ welcher dem Roſen-geiſt an Lieb- lichkeit und kraͤfften nichts nachlaͤßt.
FReyſamkraut heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Viola jacea, Her- ba Trinitatis, Viola tricolor, Viola flam- mea. Jtalianiſch/ Jacea, Herba de la Trinita. Frantzoͤſiſch/ Penſees, Menues penſees. En- gliſch/ Penſes/ Hearts caſe. Daͤniſch/ Floe- jels blomſter/ Fiols blomſter/ Trefoldi- gheds blomſter/ Stiffmoder. Niderlaͤndiſch/ Penſeen. Jn Teutſcher Sprach nennet man es auch Dreyfaltigkeits-blumen und Jeſus- bluͤmlein.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Das auffrecht wachſende Freyſam- kraut/ Viola tricolor erecta, an Jovis flos Theo- phraſti 6. Hiſt. 6. C. B. item, Viola Martia arbo- reſcens purpurea, Ejusd. Jacea tricolor ſurrectis caulibus, quibusdam arborea dicta, J. B. hat
gerade/
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[950/0966]
Das Fuͤnffte Buch/
nen ſonderlich den Leib zu erweichen/ in Cly-
ſtieren und Pflaſtern.
Gebrauch.
Das deſtillierte Violen - waſſer ſtaͤrcket
und kuͤhlet das entzuͤndete Haupt/ Hertz und
Leber/ loͤſchet die Hitz der Fieber/ iſt gut fuͤr
den trocknen Huſten/ ſo man davon nach
belieben 4. oder 5. loth trincket.
Die Conſerva Violarum, oder der Veiel-
zucker/ wird den jungen Kindern ſicher ein-
geben/ wenn ſie groſſe Hitz befinden/ dieſel-
bige lindert er/ haͤlt ihnen auch den Leib of-
fen/ ſtaͤrcket das Hertz/ und bewahret ſie
vor den Gichten/ leget den Durſt und das
Seitenſtechen.
Der beruͤhmte Veiel- ſyrup wird alſo ge-
macht. Man nimt der gereinigten und von
den knoͤpffen abgezupfften Violen- blaͤtter
ein pfund oder 32. loth/ gießt daruͤber vier
quartal ſauberes heiſſes Waſſers/ das faſt
ſchon hat wollen auffwallen/ dieſes laͤßt man
uͤber Nacht ſtehen: hernach drucket man es
zwiſchen einer zinnenen Preß/ oder zween
ſtoͤcken in einem ſauberen leinenen Tuch
wol auß/ von dieſem außgedruckten blawen
Safft nimt man ein pfund/ und rein ge-
ſtoſſenen Zucker 2. pfund/ thut es zuſam̃en
in ein zinnen oder wol geloͤſcht erden Ge-
ſchirꝛ/ das oben kan zugemacht werden/ (beſ-
ſer aber ſind die zinnenen Flaſchen/ ſo man
ſie haben kan/) darauff ſetzt man ſolches in
einen Keſſel mit Waſſer/ und laͤßt es auff
dem Fewr ſo lang ſtehen/ (jedoch daß man
underweilen mit einem hoͤltzenen Koch-loͤffel
den Zucker in dem Safft wol auf-und umb-
ruͤhre) biß das Waſſer einmal oder zwey
auffgeſotten ſeye: auff dieſe weiß wird der
Zucker gaͤntzlich zerlaſſen/ und der Safft in
rechter dicke ſeyn/ welchen man alſo heiß
durch ein ſauberes leinen Tuch in ein erden
Geſchirꝛ ſchuͤtte/ und ſo er erkaltet/ in einem
anderen trocknen und ſauberen Geſchirꝛ zu
dem Gebrauch auffbehalte.
Der Veiel-ſyrup wird nutzlich den jun-
gen Kindern gebraucht/ wenn ſie groſſe
Hitz haben/ Durſt leiden/ und verſtopfft
ſind: Er dienet auch wider das Seitenſte-
chen/ Rauhe der Kehlen und den Huſten/
davon nach belieben ein Loͤffel voll genom-
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Das Veiel-oͤl an die Schlaͤff und Stirn
geſtrichen/ ſtillet das hitzige Hauptweh/ in-
ſonderheit ſo man auch Roſen-oͤl darzu thut.
Wird gemacht wie das Roſen-oͤl.
Ein Saͤlblein von Veiel-und Roſen-oͤl
mit weiſſem Wachs bereitet/ heilet die
Schrunden der Haͤnden/ Fuͤſſen/ Affter/
Geburts- glieder und der Waͤrtzlein an den
Frawen- bruͤſten.
Die hitzige Geſchwulſten mit Veiel - oͤl
angeſalbet/ zertheilt ſie/ linderet den Schmer-
tzen des Seitenſtichs/ kuͤhlet die entzuͤndete
Leber und Nieren/ ſo man den ort damit an-
ſchmieret.
Den Nabel mit Violen-oͤl warmlicht ge-
rieben iſt nutzlich wider das Harn-brennen.
Auß dem zerſtoſſenen ſamen mit Pfer-
ſingkernen vermiſcht/ macht man mit zu-
gieſſung Pappelen-und Erdbeere-waſſers
ein Milchlein/ welches den Leib und die Nie-
ren von ihrem ſchleim wol reiniget. Man
muß ein loth Violen-ſamen/ und ein halb
loth Pferſing-kernen hiezu nehmen fuͤr eine
erwachſene Perſohn.
Auß den friſchen Violen wird die purpur-
blaue Farb ſich in das zugegoſſene heiſſe
Brunnwaſſer gern ziehen/ und alſo die Vio-
len-tinctur abgeben/ welche lieblich under
dem Wein/ oder allein zu trincken iſt/ und
ſehr wol abkuͤhlet/ auch die Leber ſtaͤrcket/
und allen Durſt loͤſchet.
Wenn man aber die Violen in groſſer
menge zuſammen thut/ und under ſich joh-
ren oder fermentiren laͤßt/ hernach deſtilliert/
ſo bekomt man einen ſehr trefflichen Violen-
geiſt uͤber/ welcher dem Roſen-geiſt an Lieb-
lichkeit und kraͤfften nichts nachlaͤßt.
CAPUT C.
[Abbildung Auffrecht wachſendes Freyſamkraut.
Viola erecta.
]
Namen.
FReyſamkraut heißt Griechiſch/ _
_. Lateiniſch/ Viola jacea, Her-
ba Trinitatis, Viola tricolor, Viola flam-
mea. Jtalianiſch/ Jacea, Herba de la Trinita.
Frantzoͤſiſch/ Penſees, Menues penſees. En-
gliſch/ Penſes/ Hearts caſe. Daͤniſch/ Floe-
jels blomſter/ Fiols blomſter/ Trefoldi-
gheds blomſter/ Stiffmoder. Niderlaͤndiſch/
Penſeen. Jn Teutſcher Sprach nennet man
es auch Dreyfaltigkeits-blumen und Jeſus-
bluͤmlein.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Das auffrecht wachſende Freyſam-
kraut/ Viola tricolor erecta, an Jovis flos Theo-
phraſti 6. Hiſt. 6. C. B. item, Viola Martia arbo-
reſcens purpurea, Ejusd. Jacea tricolor ſurrectis
caulibus, quibusdam arborea dicta, J. B. hat
gerade/
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 950. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/966>, abgerufen am 22.11.2024.
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