Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.richtigsten Pfad hinab. Ich kam ungesehen an einigen Ich trat in den Garten, alle Schauer der Erwartung richtigſten Pfad hinab. Ich kam ungeſehen an einigen Ich trat in den Garten, alle Schauer der Erwartung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0078" n="290"/> richtigſten Pfad hinab. Ich kam ungeſehen an einigen<lb/> Bauern vorbei, die aus der Stadt kamen. Sie ſprachen<lb/> von mir, <hi rendition="#g">Rascal’n</hi> und dem Foͤrſter; ich wollte nichts<lb/> anhoͤren, ich eilte voruͤber.</p><lb/> <p>Ich trat in den Garten, alle Schauer der Erwartung<lb/> in der Bruſt — mir ſchallte es wie ein Lachen entgegen,<lb/> mich ſchauderte, ich warf einen ſchnellen Blick um mich<lb/> her; ich konnte Niemanden entdecken. Ich ſchritt weiter<lb/> vor, mir war’s, als vernaͤhme ich neben mir ein Geraͤuſch<lb/> wie von Menſchentritten; es war aber nichts zu ſehen:<lb/> ich dachte mich von meinem Ohre getaͤuſcht. Es war<lb/> noch fruͤh, Niemand in <hi rendition="#g">Graf Peter’s</hi> Laube, noch leer<lb/> der Garten; ich durchſchweifte die bekannten Gaͤnge, ich<lb/> drang bis nach dem Wohnhauſe vor. Daſſelbe Geraͤuſch<lb/> verfolgte mich vernehmlicher. Ich ſetzte mich mit angſtvol-<lb/> lem Herzen auf eine Bank, die im ſonnigen Raume der<lb/> Hausthuͤr gegenuͤber ſtand. Es ward mir, als hoͤrte ich<lb/> den ungeſehenen Kobold ſich hohnlachend neben mich ſetzen.<lb/> Der Schluͤſſel ward in der Thuͤr gedreht, ſie ging auf,<lb/> der Forſtmeiſter trat heraus, mit Papieren in der Hand.<lb/> Ich fuͤhlte mir wie Nebel uͤber den Kopf zieh’n, ich ſah<lb/> mich um, und — Entſetzen! — der Mann im grauen<lb/> Rock ſaß neben mir, mit ſataniſchem Laͤcheln auf mich<lb/> blickend. — Er hatte mir ſeine Tarnkappe mit uͤber den<lb/> Kopf gezogen, zu ſeinen Fuͤßen lagen ſein und mein Schat-<lb/> ten friedlich neben einander; er ſpielte nachlaͤſſig mit dem<lb/> bekannten Pergament, das er in der Hand hielt, und,<lb/> indem der Forſtmeiſter mit den Papieren beſchaͤftigt im<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [290/0078]
richtigſten Pfad hinab. Ich kam ungeſehen an einigen
Bauern vorbei, die aus der Stadt kamen. Sie ſprachen
von mir, Rascal’n und dem Foͤrſter; ich wollte nichts
anhoͤren, ich eilte voruͤber.
Ich trat in den Garten, alle Schauer der Erwartung
in der Bruſt — mir ſchallte es wie ein Lachen entgegen,
mich ſchauderte, ich warf einen ſchnellen Blick um mich
her; ich konnte Niemanden entdecken. Ich ſchritt weiter
vor, mir war’s, als vernaͤhme ich neben mir ein Geraͤuſch
wie von Menſchentritten; es war aber nichts zu ſehen:
ich dachte mich von meinem Ohre getaͤuſcht. Es war
noch fruͤh, Niemand in Graf Peter’s Laube, noch leer
der Garten; ich durchſchweifte die bekannten Gaͤnge, ich
drang bis nach dem Wohnhauſe vor. Daſſelbe Geraͤuſch
verfolgte mich vernehmlicher. Ich ſetzte mich mit angſtvol-
lem Herzen auf eine Bank, die im ſonnigen Raume der
Hausthuͤr gegenuͤber ſtand. Es ward mir, als hoͤrte ich
den ungeſehenen Kobold ſich hohnlachend neben mich ſetzen.
Der Schluͤſſel ward in der Thuͤr gedreht, ſie ging auf,
der Forſtmeiſter trat heraus, mit Papieren in der Hand.
Ich fuͤhlte mir wie Nebel uͤber den Kopf zieh’n, ich ſah
mich um, und — Entſetzen! — der Mann im grauen
Rock ſaß neben mir, mit ſataniſchem Laͤcheln auf mich
blickend. — Er hatte mir ſeine Tarnkappe mit uͤber den
Kopf gezogen, zu ſeinen Fuͤßen lagen ſein und mein Schat-
ten friedlich neben einander; er ſpielte nachlaͤſſig mit dem
bekannten Pergament, das er in der Hand hielt, und,
indem der Forſtmeiſter mit den Papieren beſchaͤftigt im
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