Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.war von einer außerordentlichen Dienstfertigkeit, über die Wir saßen einst vor einer Höhle, welche die Fremden, war von einer außerordentlichen Dienſtfertigkeit, uͤber die Wir ſaßen einſt vor einer Hoͤhle, welche die Fremden, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0093" n="305"/> war von einer außerordentlichen Dienſtfertigkeit, uͤber die<lb/> Maßen gewandt und geſchickt, der wahre Inbegriff eines<lb/> Kammerdieners fuͤr einen reichen Mann, aber er wich<lb/> nicht von meiner Seite, und fuͤhrte unaufhoͤrlich das Wort<lb/> gegen mich, ſtets die groͤßte Zuverſicht an den Tag legend,<lb/> daß ich endlich, ſei es auch nur, um ihn los zu werden,<lb/> den Handel mit dem Schatten abſchließen wuͤrde. — Er<lb/> war mir eben ſo laͤſtig als verhaßt. Ich konnte mich<lb/> ordentlich vor ihm fuͤrchten. Ich hatte mich von ihm<lb/> abhaͤngig gemacht. Er hielt mich, nachdem er mich in<lb/> die Herrlichkeit der Welt, die ich floh, zuruͤckgefuͤhrt hatte.<lb/> Ich mußte ſeine Beredſamkeit uͤber mich ergehen laſſen,<lb/> und fuͤhlte ſchier, er habe Recht. Ein Reicher muß in<lb/> der Welt einen Schatten haben, und ſobald ich den Stand<lb/> behaupten wollte, den er mich wieder geltend zu machen<lb/> verleitet hatte, war nur ein Ausgang zu erſehen. Dieſes<lb/> aber ſtand bei mir feſt, nachdem ich meine Liebe hinge-<lb/> opfert, nachdem mir das Leben verblaßt war, wollt’ ich<lb/> meine Seele nicht, ſei es um alle Schatten der Welt, dieſer<lb/> Kreatur verſchreiben. Ich wußte nicht, wie es enden ſollte.</p><lb/> <p>Wir ſaßen einſt vor einer Hoͤhle, welche die Fremden,<lb/> die das Gebirg bereiſen, zu beſuchen pflegen. Man hoͤrt<lb/> dort das Gebrauſe unterirdiſcher Stroͤme aus ungemeſſener<lb/> Tiefe heraufſchallen, und kein Grund ſcheint den Stein,<lb/> den man hineinwirft, in ſeinem hallenden Fall aufzuhalten.<lb/> Er malte mir, wie er oͤfters that, mit verſchwenderiſcher<lb/> Einbildungskraft und im ſchimmernden Reize der glaͤnzend-<lb/> ſten Farben, ſorgfaͤltig ausgefuͤhrte Bilder von dem, was<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [305/0093]
war von einer außerordentlichen Dienſtfertigkeit, uͤber die
Maßen gewandt und geſchickt, der wahre Inbegriff eines
Kammerdieners fuͤr einen reichen Mann, aber er wich
nicht von meiner Seite, und fuͤhrte unaufhoͤrlich das Wort
gegen mich, ſtets die groͤßte Zuverſicht an den Tag legend,
daß ich endlich, ſei es auch nur, um ihn los zu werden,
den Handel mit dem Schatten abſchließen wuͤrde. — Er
war mir eben ſo laͤſtig als verhaßt. Ich konnte mich
ordentlich vor ihm fuͤrchten. Ich hatte mich von ihm
abhaͤngig gemacht. Er hielt mich, nachdem er mich in
die Herrlichkeit der Welt, die ich floh, zuruͤckgefuͤhrt hatte.
Ich mußte ſeine Beredſamkeit uͤber mich ergehen laſſen,
und fuͤhlte ſchier, er habe Recht. Ein Reicher muß in
der Welt einen Schatten haben, und ſobald ich den Stand
behaupten wollte, den er mich wieder geltend zu machen
verleitet hatte, war nur ein Ausgang zu erſehen. Dieſes
aber ſtand bei mir feſt, nachdem ich meine Liebe hinge-
opfert, nachdem mir das Leben verblaßt war, wollt’ ich
meine Seele nicht, ſei es um alle Schatten der Welt, dieſer
Kreatur verſchreiben. Ich wußte nicht, wie es enden ſollte.
Wir ſaßen einſt vor einer Hoͤhle, welche die Fremden,
die das Gebirg bereiſen, zu beſuchen pflegen. Man hoͤrt
dort das Gebrauſe unterirdiſcher Stroͤme aus ungemeſſener
Tiefe heraufſchallen, und kein Grund ſcheint den Stein,
den man hineinwirft, in ſeinem hallenden Fall aufzuhalten.
Er malte mir, wie er oͤfters that, mit verſchwenderiſcher
Einbildungskraft und im ſchimmernden Reize der glaͤnzend-
ſten Farben, ſorgfaͤltig ausgefuͤhrte Bilder von dem, was
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