Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835."Bin ein schwaches, thörichtes Mädchen, «Bin ein ſchwaches, thörichtes Mädchen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0076" n="66"/> <p>«Bin ein ſchwaches, thörichtes Mädchen,<lb/> könnte mir einbilden, daß mein Geliebter, weil<lb/> ich ihn innig, innig liebe, dem armen Mädchen<lb/> nicht weh thun möchte. — Ach, Du biſt ſo gut,<lb/> ſo unausſprechlich gut; aber mißdeute mich nicht.<lb/> Du ſollſt mir nichts opfern, mir nichts opfern<lb/> wollen; o Gott! ich könnte mich haſſen, wenn<lb/> Du das thäteſt. Nein — Du haſt mich unend-<lb/> lich glücklich gemacht, Du haſt mich Dich lieben<lb/> gelehrt. Zeuch hin! — Weiß doch mein Schick-<lb/> ſal, <hi rendition="#g">Graf Peter</hi> gehört nicht mir, gehört der<lb/> Welt an. Will ſtolz ſein, wenn ich höre: das iſt<lb/> er geweſen, und das war er wieder, und das hat<lb/> er vollbracht; da haben ſie ihn angebetet, und da<lb/> haben ſie ihn vergöttert. Siehe, wenn ich das<lb/> denke, zürne ich Dir, daß Du bei einem einfältigen<lb/> Kinde Deiner hohen Schickſale vergeſſen kannſt. —<lb/> Zeuch hin, ſonſt macht der Gedanke mich noch un-<lb/> glücklich, die ich, ach! durch Dich ſo glücklich, ſo<lb/> ſelig bin. — Hab’ ich nicht auch einen Oelzweig<lb/> und eine Roſenknospe in Dein Leben geflochten,<lb/> wie in den Kranz, den ich Dir überreichen durfte?<lb/> Habe Dich im Herzen, mein Geliebter, fürchte<lb/> nicht, von mir zu gehen — werde ſterben, ach!<lb/> ſo ſelig, ſo unausſprechlich ſelig durch Dich.» —</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [66/0076]
«Bin ein ſchwaches, thörichtes Mädchen,
könnte mir einbilden, daß mein Geliebter, weil
ich ihn innig, innig liebe, dem armen Mädchen
nicht weh thun möchte. — Ach, Du biſt ſo gut,
ſo unausſprechlich gut; aber mißdeute mich nicht.
Du ſollſt mir nichts opfern, mir nichts opfern
wollen; o Gott! ich könnte mich haſſen, wenn
Du das thäteſt. Nein — Du haſt mich unend-
lich glücklich gemacht, Du haſt mich Dich lieben
gelehrt. Zeuch hin! — Weiß doch mein Schick-
ſal, Graf Peter gehört nicht mir, gehört der
Welt an. Will ſtolz ſein, wenn ich höre: das iſt
er geweſen, und das war er wieder, und das hat
er vollbracht; da haben ſie ihn angebetet, und da
haben ſie ihn vergöttert. Siehe, wenn ich das
denke, zürne ich Dir, daß Du bei einem einfältigen
Kinde Deiner hohen Schickſale vergeſſen kannſt. —
Zeuch hin, ſonſt macht der Gedanke mich noch un-
glücklich, die ich, ach! durch Dich ſo glücklich, ſo
ſelig bin. — Hab’ ich nicht auch einen Oelzweig
und eine Roſenknospe in Dein Leben geflochten,
wie in den Kranz, den ich Dir überreichen durfte?
Habe Dich im Herzen, mein Geliebter, fürchte
nicht, von mir zu gehen — werde ſterben, ach!
ſo ſelig, ſo unausſprechlich ſelig durch Dich.» —
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |