Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holfeld, Johann: HOMO SPIRITUALITER Phthisicus. Polnisch Lissa, 1650.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Abdanckung.
alles Gewölcke der Trübseeligkeit dringe/ dasselbe zer-
treibe/ und endlich gar verjage: Daß es alsdenn heisset/
wie das Sprichwort lautet/ Post nubila Phoebus:

Nach trübem Wetter scheint die Sonne:

Auff Trawrigkeit folgt Frewd' und Wonne.
So es aber geschiehet/ daß diese Hauß-Sonne gar unter-
gehet/ und durch den Todt Ihren Abschied nimpt/ Ach
da bricht die finstere unnd trawrige Nacht herein! O da
scheinet es/ als solte alles im Hause zugleich mit unterge-
hen! Sonderlich gehet unter des Mannes Trewe: Es
gehet unter seine Frewde: Es gehet unter sein Trost. Er
siehet nichts als lauter Verlust; Verlust im Hause/ ver-
lust im Hertzen. Ach sein Hauß fänget an zu zittern
und sich zuerschüttern/ in dem die eine Säule nicht ohne
grosse Bewegung desselben darnieder fället. Ach sein
Hertz wird Ihm von einander gespalten/ in dem die ab-
gerissene Helffte in die tieffe Erde verscharret wird/ die
andere Helffte aber verwundet/ und gleichsam blutrün-
stig in Ihm hangen bleibet. Solte nu das nicht Schmer-
tzen bringen? Solte es nicht kläglich unnd erbärmlich
seyn?

Ein so trawriger Aspect hat sich nun auch den ab-
gewichenen 12. Martij an dem Hauß-Himmel des an-
wesenden vielbetrübten Herrn Wittibers ereygnet und
begeben: Ein so schmertzlicher Trawr- und Todes-Fall
hat sich mit der Erbaren/ Viel-Ehr- und Tugendsamen
Frawen Liebischin zugetragen. Was dieselbe für ei-
ne Sonne Ihres Hauses/
was für eine Zierde Ih-

res
G iij

Chriſtliche Abdanckung.
alles Gewoͤlcke der Truͤbſeeligkeit dringe/ daſſelbe zer-
treibe/ und endlich gar verjage: Daß es alsdenn heiſſet/
wie das Sprichwort lautet/ Poſt nubila Phœbus:

Nach truͤbem Wetter ſcheint die Sonne:

Auff Trawrigkeit folgt Frewd’ und Wonne.
So es aber geſchiehet/ daß dieſe Hauß-Sonne gar unter-
gehet/ und durch den Todt Ihren Abſchied nimpt/ Ach
da bricht die finſtere unnd trawrige Nacht herein! O da
ſcheinet es/ als ſolte alles im Hauſe zugleich mit unterge-
hen! Sonderlich gehet unter des Mannes Trewe: Es
gehet unter ſeine Frewde: Es gehet unter ſein Troſt. Er
ſiehet nichts als lauter Verluſt; Verluſt im Hauſe/ ver-
luſt im Hertzen. Ach ſein Hauß faͤnget an zu zittern
und ſich zuerſchuͤttern/ in dem die eine Saͤule nicht ohne
groſſe Bewegung deſſelben darnieder faͤllet. Ach ſein
Hertz wird Ihm von einander geſpalten/ in dem die ab-
geriſſene Helffte in die tieffe Erde verſcharret wird/ die
andere Helffte aber verwundet/ und gleichſam blutruͤn-
ſtig in Ihm hangen bleibet. Solte nu das nicht Schmer-
tzen bringen? Solte es nicht klaͤglich unnd erbaͤrmlich
ſeyn?

Ein ſo trawriger Aſpect hat ſich nun auch den ab-
gewichenen 12. Martij an dem Hauß-Himmel des an-
weſenden vielbetruͤbten Herrn Wittibers ereygnet und
begeben: Ein ſo ſchmertzlicher Trawr- und Todes-Fall
hat ſich mit der Erbaren/ Viel-Ehr- und Tugendſamen
Frawen Liebiſchin zugetragen. Was dieſelbe fuͤr ei-
ne Sonne Ihres Hauſes/
was fuͤr eine Zierde Ih-

res
G iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0053"/><fw type="header" place="top">Chri&#x017F;tliche Abdanckung.</fw><lb/>
alles Gewo&#x0364;lcke der Tru&#x0364;b&#x017F;eeligkeit dringe/ da&#x017F;&#x017F;elbe zer-<lb/>
treibe/ und endlich gar verjage: Daß es alsdenn hei&#x017F;&#x017F;et/<lb/>
wie das Sprichwort lautet/ <hi rendition="#aq">Po&#x017F;t nubila Ph&#x0153;bus:</hi></p><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">Nach tru&#x0364;bem Wetter &#x017F;cheint die Sonne:</hi> </p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Auff Trawrigkeit folgt Frewd&#x2019; und Wonne.</hi><lb/>
So es aber ge&#x017F;chiehet/ daß die&#x017F;e Hauß-Sonne gar unter-<lb/>
gehet/ und durch den <hi rendition="#fr">Todt</hi> Ihren Ab&#x017F;chied nimpt/ Ach<lb/>
da bricht die fin&#x017F;tere unnd trawrige Nacht herein<hi rendition="#i">!</hi> O da<lb/>
&#x017F;cheinet es/ als &#x017F;olte alles im Hau&#x017F;e zugleich mit unterge-<lb/>
hen<hi rendition="#i">!</hi> Sonderlich gehet unter des Mannes Trewe: Es<lb/>
gehet unter &#x017F;eine Frewde: Es gehet unter &#x017F;ein Tro&#x017F;t. Er<lb/>
&#x017F;iehet nichts als lauter Verlu&#x017F;t; Verlu&#x017F;t im Hau&#x017F;e/ ver-<lb/>
lu&#x017F;t im Hertzen. Ach &#x017F;ein Hauß fa&#x0364;nget an zu zittern<lb/>
und &#x017F;ich zuer&#x017F;chu&#x0364;ttern/ in dem die eine Sa&#x0364;ule nicht ohne<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Bewegung de&#x017F;&#x017F;elben darnieder fa&#x0364;llet. Ach &#x017F;ein<lb/>
Hertz wird Ihm von einander ge&#x017F;palten/ in dem die ab-<lb/>
geri&#x017F;&#x017F;ene Helffte in die tieffe Erde ver&#x017F;charret wird/ die<lb/>
andere Helffte aber verwundet/ und gleich&#x017F;am blutru&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;tig in Ihm hangen bleibet. Solte nu das nicht Schmer-<lb/>
tzen bringen? Solte es nicht kla&#x0364;glich unnd erba&#x0364;rmlich<lb/>
&#x017F;eyn?</p><lb/>
        <p>Ein &#x017F;o trawriger <hi rendition="#aq">A&#x017F;pect</hi> hat &#x017F;ich nun auch den ab-<lb/>
gewichenen 12. Martij an dem Hauß-Himmel des an-<lb/>
we&#x017F;enden vielbetru&#x0364;bten Herrn Wittibers ereygnet und<lb/>
begeben: Ein &#x017F;o &#x017F;chmertzlicher Trawr- und Todes-Fall<lb/>
hat &#x017F;ich mit der Erbaren/ Viel-Ehr- und Tugend&#x017F;amen<lb/><hi rendition="#fr">Frawen <persName>Liebi&#x017F;chin</persName></hi> zugetragen. Was die&#x017F;elbe fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">ei-<lb/>
ne Sonne Ihres Hau&#x017F;es/</hi> was fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">eine Zierde Ih-</hi><lb/>
<fw type="sig" place="bottom">G iij</fw><fw type="catch" place="bottom"><hi rendition="#fr">res</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0053] Chriſtliche Abdanckung. alles Gewoͤlcke der Truͤbſeeligkeit dringe/ daſſelbe zer- treibe/ und endlich gar verjage: Daß es alsdenn heiſſet/ wie das Sprichwort lautet/ Poſt nubila Phœbus: Nach truͤbem Wetter ſcheint die Sonne: Auff Trawrigkeit folgt Frewd’ und Wonne. So es aber geſchiehet/ daß dieſe Hauß-Sonne gar unter- gehet/ und durch den Todt Ihren Abſchied nimpt/ Ach da bricht die finſtere unnd trawrige Nacht herein! O da ſcheinet es/ als ſolte alles im Hauſe zugleich mit unterge- hen! Sonderlich gehet unter des Mannes Trewe: Es gehet unter ſeine Frewde: Es gehet unter ſein Troſt. Er ſiehet nichts als lauter Verluſt; Verluſt im Hauſe/ ver- luſt im Hertzen. Ach ſein Hauß faͤnget an zu zittern und ſich zuerſchuͤttern/ in dem die eine Saͤule nicht ohne groſſe Bewegung deſſelben darnieder faͤllet. Ach ſein Hertz wird Ihm von einander geſpalten/ in dem die ab- geriſſene Helffte in die tieffe Erde verſcharret wird/ die andere Helffte aber verwundet/ und gleichſam blutruͤn- ſtig in Ihm hangen bleibet. Solte nu das nicht Schmer- tzen bringen? Solte es nicht klaͤglich unnd erbaͤrmlich ſeyn? Ein ſo trawriger Aſpect hat ſich nun auch den ab- gewichenen 12. Martij an dem Hauß-Himmel des an- weſenden vielbetruͤbten Herrn Wittibers ereygnet und begeben: Ein ſo ſchmertzlicher Trawr- und Todes-Fall hat ſich mit der Erbaren/ Viel-Ehr- und Tugendſamen Frawen Liebiſchin zugetragen. Was dieſelbe fuͤr ei- ne Sonne Ihres Hauſes/ was fuͤr eine Zierde Ih- res G iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/347551
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/347551/53
Zitationshilfe: Holfeld, Johann: HOMO SPIRITUALITER Phthisicus. Polnisch Lissa, 1650, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/347551/53>, abgerufen am 23.11.2024.